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Ausgabe vom 05. Oktober 2017



  • Gastbeitrag: So funktioniert die Halloween-Strategie


Gastbeitrag:
So funktioniert die Halloween-Strategie



von Martina Bisdorf
 (Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)

Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow



Liebe Leserinnen, liebe Leser,

immer wieder werden wir von unseren Lesern nach der tatsächlichen Bedeutung von altbekannten Börsenweisheiten und den entsprechenden Anlagestrategien gefragt. Deshalb freue mich besonders, Ihnen heute einen Gastbeitrag des Finanzexperten und Spezialisten für Investmentstrategien Thomas Hupp präsentieren zu können.

Passend zur Jahreszeit geht es um die so genannte „Halloween-Strategie“. Er erklärt Ihnen ebenso kompetent wie verständlich, wie es sich auswirkt, wenn man im Sommer verkauft und dann zum Jahresende hin das Portfolio wieder bestückt. Lesen Sie selbst, wie die Abwandlung der berühmten Börsenweisheit „Sell in May an go away – but remember to come back in September“ aufgebaut ist.





Gastbeitrag des Spezialisten für Investmentstrategien
Thomas Hupp:



Have you sold your stocks in July,  on Halloween do not forget to buy

Sie wundern sich sicher über die abgewandelte Börsenweisheit, die normalerweise im Mai zitiert wird. Es gibt zwei Gründe für diese notwendige Korrektur: Zum einen gibt es ausreichend Forschung1 über die Ursachen dieser Börsenanomalie, die auf den Juli als optimalen Ausstiegsmonat hindeuten. Zum anderen kann die Handelsstrategie nur funktionieren, wenn an Halloween (31.10.) Aktien gekauft werden. Halloween-Strategie bedeutet: Kaufen Sie ein Aktienportfolio an Halloween, welches Sie im Juli (Mai) verkaufen. Behalten Sie diesen Jahresturnus unabhängig vom Weltgeschehen bei.

Zur Überprüfung dieser einfachen Handelsstrategie bildete der Autor aus 87 Jahren am US-Aktienmarkt den typischen Jahresverlauf mit dem Start jeweils zum 01.11. des Vorjahres ab, um den Renditeverlauf der Halloween-Strategie ab Investitionszeitpunkt aufzuzeigen. (Siehe Abb. 1)



Abbildung 1 Saisonaler Jahreschart mit Investitionsstart 01.11. US-Aktien 1927-20162


Der Median der 87 Beobachtungszeiträume liefert uns Auskunft, wie das typische Aktienjahr verläuft, da er weniger anfällig für Ausreiser ist. Es bilden sich zwei auffällige Höchstwerte aus, im Juli und im September. Das erste Jahreshoch ist im Juli erreicht. Das zweite Jahreshoch ist um nur 1,22% höher als der Kurs im Juli. Für diesen kleinen Teil der Rendite, lohnt sich das Risiko nicht. Der Mittelwert zeigt den Verlauf unter Berücksichtigung aller Werte und bestätigt den typischen Jahresverlauf des Median. Mit der Halloween-Strategie will der Investor genau dieses Risiko vermeiden. Der Mittelwert zeigt den Verlauf unter Berücksichtigung aller Werte und bestätigt den typischen Jahresverlauf des Median. Für den Anleger, der diese Handelsstrategie verfolgen will, sind die Häufigkeiten ein wichtiger Hinweis zur Abschätzung der Erfolgschancen. Der Autor und Verfasser der Studie hat die Häufigkeiten der Tiefstpunkte der Rendite ausgewertet und deren Ausprägung zusammengefasst. (S. Abbildung 2)


Abbildung 2 Tiefstpunkte einer Halloween-Strategie mit US-Aktien 1927 – 2016


Im Oktober und November liegen 62% aller Tiefpunkte. Der Verlust bis zum Tiefpunkt im Oktober liegt bei durchschnittlich 30%.

Die Halloween-Strategie nutzt diese auffällige Häufigkeit aus und verlässt rechtzeitig den Aktienmarkt, um die Verluste bis Ende Oktober zu vermeiden und um günstiger Aktien an Halloween zu kaufen.

Da diese statistische Auswertung auf dem  jahreszyklischen Anlegerverhalten beruht, das besonders am Jahresende durch abnehmende Risikofreudigkeit geprägt ist, wird dieser Jahresverlauf auch zukünftig zu erwarten sein.

Fazit: Der Haupterfolg dieser Handelsstrategie liegt in der konsequenten Anwendung der Strategie. Eine zusätzliche Risikokontrolle verhindert Überraschungen. Die Rendite zieht die Halloween-Strategie aus dem typischen Verhalten der Anleger nach Jahreszeiten und Wetter. Sie sollte in keinem Depot fehlen, weil sie eine wichtige Lücke zu den üblichen Value-basierten Anlagestrategien schließt. Da sie sehr aufwendig in der Umsetzung ist und Kenntnisse bei der Auswahl geeigneter Aktien voraussetzt, rät der Autor Privatanlegern eine Fondslösung, in der die saisonale Handelsstrategie umgesetzt wird. Halloween steht vor der Tür, ein guter Zeitpunkt, um mit dieser Handelsstrategie zu beginnen.



Thomas Hupp MBA Finanzmanagement, Master-Thesis "Handelsstrategien an ineffizienten Kapitalmärkten", erforscht in Wissenschaft und Praxis die saisonale Handelsstrategie. Außerdem gibt er gibt sein Wissen an Hochschulen und Akademien weiter. Herr Hupp beschäftigt sich seit 1996 mit Investmentstrategien und Fonds. Seit 2009 befasst er sich intensiv mit saisonalen Börseneffekten.



Quellen:
1 Doeswijk Research Rabobank 2012 The Optimsm Cycle
2 Datenquelle: Fama MBA Kentucky Data Libery, eigene Berechnungen






Mit diesen Einblicken in die Halloween-Strategie wünsche ich Ihnen einen schönen Tag.

Herzliche Grüße

Ihre
Martina Bisdorf

(Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)

PS: Ergänzend zum gestrigen Beitrag über die Automobilindustrie lief gestern die Meldung über die Ticker, dass die deutschen Autobauer mit ihren guten US-Absatzzahlen ordentlich punkten konnten. So lagen mit Volkswagen, BMW und Daimler im gestrigen Handelsverlauf gleich drei Autoaktien unter den vier größten Kursgewinnern im DAX, der ein neues Allzeithoch erklomm.





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