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Ausgabe vom 28. September 2017



  • Pressespiegel: Deutschland hat gewählt –
    So geht´s an den Aktienmärkten weiter


Pressespiegel:
Deutschland hat gewählt – So geht´s an den Aktienmärkten weiter



von Martina Bisdorf
 (Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)

Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow



Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wohl kaum jemand hatte Zweifel daran, dass Angela Merkel am Sonntag in ihre mittlerweile vierte Amtszeit geschickt wird. Dass sie nun bei der Regierungsbildung einige Hürden zu überwinden hat, das war ebenfalls zu erwarten, denn auch kaum jemand hätte ihr im Vorfeld der Wahlen eine ordentliche Mehrheit zugetraut. Zu gespalten ist das Land, zu wenig kontrovers waren die wirklich wichtigen Themen unter den etablierten Parteien diskutiert worden.

„Jamaika“ hat durchaus Potenzial

Einer wahrscheinlich anstehenden „Jamaika-Koalition“ aus der Union mit FDP und Grünen dürften zwar zähe Verhandlungen und der eine oder andere Machtpoker seitens der kleineren „Geschwister“ vorausgehen. Doch letztendlich wird man sich wohl zusammenraufen. Schließlich darf man allen Beteiligten ein gewisses Verantwortungsgefühl und vor allem den Willen, das Land voranzubringen, unterstellen. Gerade bei den großen Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Elektromobilität, Energiewende etc. müssen neue Wege beschritten werden. Da können verschiedene Denkansätze durchaus fruchtbar sein. Im Kern gibt es bei diesen Zukunftsthemen ja eine gewisse Einigkeit. Insofern birgt eine solche Koalition durchaus großes Potenzial für die deutsche Wirtschaft.

Die Börse liebt nichts mehr als Stabilität

Dass die Börse, bis auf ein leichtes Zucken kurz nach der Wahl, die Bundestagswahl eher als ein „Non-Event“ betrachtet, verwundert daher nicht. Wir alle wissen, dass die Aktienmärkte nichts mehr lieben als Stabilität und Kontinuität. Dafür steht die alte und neue Bundeskanzlerin. Schauen wir uns einmal an, wie die Experten aus folgenden drei renommierten Börsendiensten den Ausgang der Wahl und das möglicherweise anstehende „Jamaika-Szenario“, das immerhin auf Bundesebene ein Novum wäre, bewerten. Besonders interessant dabei auch der Beitrag der Schweizer Kollegen vom Zürcher Trend.

Das meinen die Experten:

Der Parseval
Vom 27. September 2017


Anknüpfungspunkte für zusätzliche Gewinne
„Praktisch ist nur noch eine Jamaika-Koalition aus den Unions-Parteien, der FDP und den Grünen möglich. Wie reagieren die Marktteilnehmer auf diese überraschende Wende? Die RWE-Aktie sackte am Börsentag 1 nach der Wahl über 4% ab. Nordex dagegen legte sprunghaft über 5% zu. Der DAX gewann erneut geringfügig hinzu und bestätigte damit seinen Aufwärtstrend. Was sagt uns diese Momentaufnahme? Die Wahl wird auf den Gesamtmarkt keine messbaren Auswirkungen haben und die Entwicklung des DAX kaum beeinflussen. Im Detail freilich ergeben sich für uns reizvolle Angriffspunkte, um von der neuen politischen Konstellation zu profitieren. So werden die Grünen dafür sorgen, dass das Thema alternative Energien nochmals betont wird. Genau deshalb zog die Aktie des Windanlagenherstellers Nordex nach der Wahl mächtig an. RWE dagegen geriet unter die Räder, nachdem die politische Schutzmacht der Versorger (SPD) nicht mehr zur Verfügung steht. Die FDP wird das Thema Digitalisierung in die neue Regierung einbringen. Man fordert unter anderem den Ausbau schneller Glasfasernetze. Die Revolution ist erwartungsgemäß ausgeblieben. Im Detail freilich bietet uns der Regierungswechsel interessante Anknüpfungspunkte, um punktuell zusätzliche Gewinne zu erzielen.“

Der Aktionärsbrief
Vom 27. September 2017


Deutschland hat gewählt und leckt seine Wunden
„Wir hatten bereits letzte Woche über 13% der Stimmen für die AfD vermutet. Schon problematischer ist die kategorische Ablehnung der SPD, in einer großen Koalition weiter mitmachen zu wollen. Schließlich ist die Stabilität einer sog. Jamaika-Koalition stets zu hinterfragen. Somit stellt sich die Frage: Wie wird das ausländische Kapital reagieren? Die Märkte warten nun zunächst ab. Letztlich hängt viel an den jeweiligen Köpfen in den Ministerien. Mit einem Finanzminister Wolfgang Schäuble und einem Wirtschaftsminister Christian Lindner könnte man sicherlich leben. Der europafreundliche Kurs sollte weitgehend beibehalten werden, wenn auch etwas Störfeuer aus den Reihen der FDP zu erwarten ist. Das Wahlergebnis liefert zunächst mehr Fragen als Antworten. Die positive Tendenz der Börsen muss das nicht gänzlich in Frage stellen, aber dieses Ergebnis kann die Märkte gleichwohl unterwandern. Die nächsten Wochen werden zeigen, inwiefern die drei Parteien auf ihren Kernthesen bestehen. Die permanente Bereitschaft der Notenbanken im Fall der Fälle einzugreifen, hat das Denken der Marktteilnehmer verändert. Das drückt sich u. a. in den niedrigen Volatilitäten aus, die aus unserer Sicht nachhaltig sind, wenngleich es hier und da mal Ausschläge nach oben geben kann. Damit lässt sich auch der permanente Zufluss an ETF-Geldern in die Aktienmärkte begründen. Solange er (Anm. d. Red.: der Markt) weiß, dass die Fed handeln kann, wenn sie muss, ist das Abschmelzen der Bilanzsumme eher Kosmetik. Eine KGV-Ausweitung in den Indizes auf 20 oder mehr müssen wir deshalb auf mittlere Sicht auf der Rechnung haben. Das Wahlergebnis ist in Deutschland zunächst zu verdauen. Der Aktienmarkt hat damit bislang kein Problem. Wichtig ist nun eine tragfähige Regierungsbildung.“


Zürcher Trend
Vom 26. September 2017


Kontinuität gesichert
„Das System Merkel hat sich bisher als erfolgreichstes politisches in Deutschland bewährt. Wie es nun fortgesetzt wird, dürfte in den nächsten Wochen zu entscheiden sein. Mindestens im Prinzip bleibt es das System Merkel. Die Bundeskanzlerin steht seit nunmehr 12 Jahren bezüglich ihrer Entscheidungen für sorgfältige Analyse der Fachfragen und der daraus resultierenden Konsequenzen. Das Merkel-System beruht auf rationalen Überlegungen und machbaren Schritten, die sowohl finanztechnisch zu bewältigen sind als auch gesellschaftlich vertretbar erscheinen. Damit blieb Deutschland 12 Jahre ein sozial ruhiges Land. Das Land ist mit 83 Mio. Einwohnern die stärkste Wirtschaftsmacht in Europa, liegt in der Mitte des europäischen Kontinents und so gut wie alle Länder sind direkte oder indirekte Nachbarn. Deutschlands Stellung ist insofern einmalig und nur Österreich und die Niederlande sind strukturell vergleichbar. Alle anderen Europäer folgen völlig anderen historischen Entwicklungen mit deutlicher anderen sozialen Systemen, die für lange Zeit nicht wandelbar sind. Darin liegt der Grund für weniger Gemeinsamkeit als erhofft und mehr auseinanderstrebenden Interessen als gewünscht. Das Ausscheiden Englands aus dem Europa-Rahmen wird als politisch brisant beschrieben, doch es folgt lediglich der geopolitischen Vernunft. Das geopolitische Interesse der Deutschen ist klar vorgegeben. Jeder Bundeskanzler, gleich welcher Art, muss dafür Sorge tragen, die Interessen des Ostens (Russland) mit denen des Westens (USA) im Großformat zu überbrücken oder auszutarieren. Im Kleinformat ist der Gegensatz zwischen Norden und Süden das zentrale Problem, insbesondere im Rahmen der Eurozone. Vier weitere Jahre System Merkel sichern zumindest Kontinuität in den politischen Ansichten und der politischen Praxis.“

Mit diesen ersten Einschätzungen zum Wahlausgang im Hinblick auf die Aktienmärkte wünsche ich Ihnen einen schönen Tag.


Herzliche Grüße

Ihre
Martina Bisdorf

(Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)

PS: Allgemein lässt sich festhalten, dass die Auswirkungen deutscher Politik auf die Entwicklung an den Aktienmärkten relativ gering sind. Die grundsätzliche Tendenz wird mehr denn je von der Wall Street vorgegeben.





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