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Ausgabe vom 06. Juli 2017



  • Modehändler müssen sich warm anziehen:

    Amazon bringt Fashion-Szene mit Wahnsinns-Angebot ins Schwitzen 


Modehändler müssen sich warm anziehen:

Amazon bringt Fashion-Szene mit Wahnsinns-Angebot ins Schwitzen



von Martina Bisdorf
 (Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)

Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow



Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in den USA hat der Onlinehandels-Gigant Amazon.com seine modebegeisterten Kunden gerade mit einem neuen Service „bekleidet“: Der Spezialdienst „Prime Wardrobe", mit dem man die Kleidung nach Hause geliefert und bei Nichtgefallen wieder abgeholt bekommt, hat seine Schranktüren geöffnet – „all for free“, versteht sich.

Klar, dass da die Modewelt ins Zucken gerät. Schuh- und Modelieferanten wie Zalando überlegen, wie gefährlich dieser neue Service für sie werden könnte. Denn das ist schon ein Ding: Man kann sich einfach 20 Oberteile, 15 Paar Schuhe oder 10 Hosen bestellen, probiert dann alles in Ruhe, vielleicht im Kreise seiner persönlichen Berater, an und behält einfach nur das, was einem wirklich steht. Mit diesem Gedanken könnte ich mich sofort anfreunden, das wäre mir sogar eine Prime-Mitgliedschaft wert, über die ich bisher nur zögerlich nachgedacht hatte.


Die Kleiderbox, die das Shoppen leichter macht

Kleidung bestellen war mir und auch vielen meiner Bekannten bei Amazon bisher einfach zu nervig. Manches Teil bekam man einzeln vom jeweiligen Händler zugesandt und musste es dann bei Nichtgefallen umständlich an diesen zurücksenden. Das will der Handelsriese jetzt ändern und testet – zunächst nur in den USA – die Kleiderbox für Prime-Kunden. „Prime Wardrobe“ ist eine Box, die alle ausgewählten Kleidungsstücke enthält. Ab drei Artikeln ist der Einkaufsspaß sogar kostenlos und bezahlt wird nur das, was behalten wird. Beim Kauf mehrerer Stücke lockt Amazon obendrein noch mit Rabatten. Das nenne ich schon ein Novum.

Erst vor Kurzem sorgte Amazon noch mit der Übernahme der Bio-Lebensmittelkette Whole Foods Market für einen kräftigen Paukenschlag in der Lebensmittelbranche (wir berichteten). Und jetzt wühlt der weltgrößte Online-Händler offenbar den Textil-Markt auf. Zwar wird „Prime Wardrobe“ derzeit erst als Beta-Version in Übersee getestet und es ist noch fraglich, ob der Service auch zu uns kommt. Aber man fragt sich unweigerlich, was passiert, wenn es weltweit so käme.


Amazon will´s wissen – erst Lebensmittel, dann Mode

Als Amazon seinen Frischedienst Amazon Fresh zuerst in den USA testete, war Experten und Branchenkennern ebenfalls schnell klar: Ein Markteintritt in Deutschland kann nicht mehr in weiter Ferne liegen. Das bewahrheitete sich schnell, betrat der Lebensmittel-Lieferdienst für gesunde Frische zuerst britisches Terrain, um dann bald seine Lager in Berlin aufzuschlagen.

„Amazon Prime Wardrobe startet in den USA zunächst als Beta-Version und wird noch weiterentwickelt. Amazon nennt sowas gerne immer ‚Testphase oder Lernphase‘. Erst das Endprodukt wird dann auf andere Märkte ausgerollt. Entsprechend ist mit der Etablierung auf dem deutschen Markt nicht vor 2018 zu rechnen“, schätzt etwa Jörg Walbaum, Senior Rating Analyst von Euler Hermes Rating. Amazon Wardrobe sei aus seiner Sicht aber erst der Anfang und Teil eines „Strategie Puzzles“. Dazu gehöre auch Amazon Echo Look, eine Kamera, die Kunden Stil-Tipps geben soll. „Ich glaube, die Endversion ist ein datengetriebener Curated Shopping Ansatz, der künstliche Intelligenz nutzt und auch Daten von Alexa integriert, um Kunden die perfekten Modeprodukte zu empfehlen“, so die Einschätzung Walbaums.


Sprachassistent Alexa wird bei Entwicklern immer beliebter

Wenn man sich die Strategie von Amazon anschaut, Feld für Feld zu erobern, dann klingt das gar nicht so weit hergeholt. Die Puzzleteile scheinen sich nämlich Stück für Stück zum Großen und Ganzen zusammenzufügen. So meldet der auf Hightech-Unternehmen spezialisierte Informationsdienst IT News, dass der virtuelle Sprachassistent des Onlinehändlers, Alexa, nicht nur in Privathaushalten, sondern vor allem bei Entwicklern immer beliebter wird, die immer mehr Skills bzw. Funktionen für die Amazon-Plattform bereitstellen.

Inzwischen gibt es laut der Analysefirma Voicebot für Alexa mehr als 15.000 Skills, die auf Geräten wie dem Echo Lautsprecher, dem Echo Dot und dem neuen Echo Show laufen. Allein im Juni stieg die Einführung neuer Skills um 23%. Damit stehen nunmehr doppelt so viele Skills für Amazon Alexa bereit, als noch zu Jahresbeginn.


Zalando & Co. dürfen sich warm anziehen

Sollte Amazon sich also zu einem echten Fashion-Berater entwickeln, dann können sich Online-Anbieter wie Zalando oder Otto zumindest warm anziehen. „Amazon zählt ja bereits heute zu den wichtigsten Fashion-Anbietern im Internet. Während Mode bei Amazon zunächst den gleichen Stellenwert wie alle anderen Produkte hatte und auch so verkauft wurde, setzt der Onlineriese mittlerweile auf individuellere Ansätze und arbeitet beispielsweise mit großen Marken und Bloggern zusammen. Wardrobe ist vor diesem Hintergrund die konsequente Weiterführung und ein weiterer Angriff auf den Fashion-Markt“, schätzt Kai Hudetz, Geschäftsführer des IFH Köln die Lage ein.

Auch andere Brancheninsider sind sich sicher, dass namhafte Anbieter Amazon längst als starken Mitbewerber, der den Fashionbereich zuletzt deutlich weiterentwickelte, auf dem Schirm haben – und das nicht erst seit „Prime Wardrobe“. Denn Amazon ist bereits seit 2002 im Modebereich aktiv und hat seitdem die Aktivitäten und Sortimente sukzessive ausgebaut. Das langfristige Ziel läuft aber ganz klar auf die Marktführerschaft hinaus, wie in allen anderen Segmenten auch, in denen Amazon aktiv ist.


Hinter jedem Schritt steckt strategisches Kalkül

Schließlich greift Amazon nach immer mehr Segmenten. Offenbar startet Jeff Bezos jetzt richtig durch und entwickelt seinen Online-Versand zum Vollsortimenter. Auch das Geld, das er dafür bereit ist, in die Hand zu nehmen, deutet auf einen Großangriff hin. Immerhin hat er sich die Übernahme von Whole Foods satte 13,7 Mrd. Dollar kosten lassen.

Man kann schon davon ausgehen, dass die Bemühungen im Onlineversand weitergehen werden – zumindest in den Metropolen. Hierbei dürfte allerdings zunächst die Verknüpfung mit Amazon Prime im Vordergrund stehen. Damit dürfte der Online-Gigant seine Wachstumsstory konsequent fortsetzen. Denn vom einstigen Beginn als Buchhändler sind die Amerikaner bereits meilenweit entfernt.

Wir werden die weitere Entwicklung des Trend- und Zukunftswerts Amazon.com, der sich in den Musterdepots unserer Börsendienste
Smart Money Investor und Das 100% DEPOT befindet, für Sie genau im Auge behalten.

Damit wünsche ich Ihnen einen schönen Tag und erfolgreiche Einkäufe.


Herzliche Grüße

Ihre
Martina Bisdorf
(Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)


PS: Auch der Sportartikelhersteller Nr. 1, Nike, scheint von Amazons Erfolgsstory überzeugt zu sein. Wird er doch künftig mit einem eigenen Online-Shop auf Amazon.com vertreten sein. Mit der entsprechenden Meldung bestätigten sich die Gerüchte, dass die beiden Branchen-Giganten schon länger an einem Deal arbeiten. Nike-Chef Mark Parker bestätigte im Conference Call mit Analysten, dass die beiden Firmen derzeit eine Partnerschaft testen.






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