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Ausgabe vom 05. Februar 2013
- Dell: Der Abschied von der Börse rückt näher
- News zu unseren Musterdepotwerten: Kuka kann trotz hoher Erwartungen mit Zahlen positiv überraschen
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Dell: Der Abschied von der Börse rückt näher
von Cindy Bach
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL |
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
es war kein Paukenschlag, als Michael Dell verkündete, sein einst gegründetes und zu Weltruhm gelangtes Computerunternehmen von der Börse nehmen zu wollen (wir berichteten am 15. Januar). Denn seit einigen Jahren hinkt der Goliath der Branche, während ein David nach dem anderen an ihm vorbeizog. Und selbst der einstige Firmengründer, der auf dem Erfolgszenit ausgestiegen ist und ans Steuer seines Unternehmens zurückkehrte, als er bemerkte, dass die Probleme immer größer wurden, konnte das Ruder nicht mehr herumreißen. Nun zieht er endgültig die Reißleine. Dell sagt der Börse „Bye bye“. Und sorgt zuvor noch einmal für ordentlich Medienaufmerksamkeit. Denn die einstige Nummer eins der Branche wird zu einer der größten Übernahme-Transaktionen dieser Art seit Beginn der Finanzkrise.
Es wirkt schon irgendwie absonderlich, wenn man in den Medien liest, dass ein Unternehmensgründer sein eigenes Unternehmen kauft. Doch im Fall von Dell ist es genau so: Michael Dell soll vertrauten Kreisen zufolge kurz vor dem Kauf des in der Krise steckenden Computer-Riesen stehen. Mit Hilfe eines Konsortiums, zu dem auch Microsoft gehört, soll der Coup gelingen. Das Geschäft werde rund 23 Mrd. Dollar schwer, berichtete das Wall Street Journal gestern.
Ein Deal mit starken Partnern und das Ende einer Ära
Unklar war bislang die Finanzierung. Dem Wall Street Journal zufolge dürfte Michael Dell seinen 16%-Anteil am Konzern im Wert von 3,7 Mrd. Dollar in die Übernahme einbringen. Weitere 700 Mio. Dollar kämen von einer Investmentfirma, die Dell kontrolliere. Der Software-Konzern Microsoft steuere 2 Mrd. Dollar bei (der US-Fernsehsender CNBC spricht sogar von bis zu 3 Mrd. Dollar) und der Finanzinvestor Silver Lake Partners von 1 Mrd. Dollar. Der Rest des Geldes käme von Banken in Form von Krediten.
Angeblich soll der Buyout der Dell-Aktionäre zu einem Aktienkurs zwischen 13,50 und 13,75 Dollar vollzogen werden. Laut den mit dem Vorgang vertrauten Personen gibt es noch keine endgültige Übereinkunft. Dell-Aktien gaben gestern im US-Handel 2,6% nach und schlossen bei 13,27 Dollar. Dennoch ist die Übernahme für die Aktionäre insgesamt eine erfreuliche Entwicklung. Der Aktienkurs von Dell hat wegen der Übernahmegerüchte seit Anfang des Jahres um mehr als 34% zugelegt.
Bleibt eine Frage: Warum will Michael Dell diesen radikalen Schritt gehen, der gleichzeitig das Ende einer Ära bedeutet? Die Antwort ist denkbar einfach: Dell steckt in einem radikalen Umbauprozess. Dieser wird von den Anteilseignern mit Argusaugen beobachtet. Quartal für Quartal muss man Farbe bekennen, was bereits gelungen ist. Und jede Enttäuschung drückt erneut auf den ohnehin schwächelnden Aktienkurs. Nimmt Michael Dell sein Unternehmen von der Börse, kann er die Neuausrichtung zum Anbieter von lukrativen Dienstleistungen und Computern für Unternehmenskunden ohne Rücksicht auf die Befindlichkeiten der anderen Aktionäre vorantreiben.
Das ist erst der Anfang einer großen Übernahmewelle
Einem Bericht von Norbert Kuls in der Frankfurter Allgemeine Zeitung zufolge ist der anstehende Kauf des Computerherstellers durch Finanzinvestoren erst der Auftakt einer ganzen Reihe von Übernahmen. „Für das potentielle Interesse von Beteiligungsgesellschaften gibt es mehrere Gründe. Zum einen befinden sich die Zinsen insgesamt auf einem sehr niedrigen Niveau. Das macht die Finanzierung der Übernahmen einfacher, da sie zum Großteil mit aufgenommenen Krediten gestemmt werden. Gleichzeitig hat die Verunsicherung an den Finanzmärkten ausreichend nachgelassen, um den Wagemut von Finanzinvestoren herauszufordern“, erklärt Kuls. Außerdem seien die Kassen der Gesellschaften prall gefüllt. „Nach Angaben der Analysegesellschaft Preqin verfügen die Fonds der sogenannten Private-Equity-Gesellschaften weltweit über 360 Mrd. Dollar Eigenkapital, das angelegt werden muss.“ Wir dürfen gespannt sein, wer als nächster in den Fokus von Übernahmespekulationen gerät.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.
Ihre
Cindy Bach
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News zu unseren Musterdepotwerten: Kuka kann trotz hoher Erwartungen mit Zahlen positiv überraschen
Der Roboter- und Anlagenbauer Kuka (spekulatives BÖRSEN-SPIEGEL-Depot, aktuelle Performance: +116,2%) hat 2012 überraschend kräftig zugelegt und ein neues Rekordergebnis erzielt. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sei auf auf 109,8 Mio. Euro gestiegen, das seien 51% mehr als im Jahr zuvor, wie der Konzern heute Morgen der Presse mitteilte. Der Umsatz kletterte um 21% auf 1,739 Mrd. Euro. Die Rendite (EBIT-Marge) lag bei 6,3%, nach 5,1% im Jahr zuvor. Damit übertraf Kuka die Erwartungen der Analysten.
Weltweit sei die Nachfrage nach Produktionsrobotern und automatisierten Anlagen hoch gewesen, erklärte der Konzern, welcher einen Großteil seines Geschäftes mit Autobauern macht. Kuka hatte mehrfach betont, von der tiefen Krise in der europäischen Pkw-Industrie nichts zu spüren. Das solle sich auch in Zukunft nicht ändern. Der MDAX-Konzern kann sich vorläufigen Zahlen zufolge für 2013 bereits auf ein Bestellbuch mit Aufträgen für 904 Mio. Euro stützen und erwartet auch in den nächsten Jahren eine starke Nachfrage. Einen detaillierten Ausblick für das laufende Jahr will der Vorstand Ende März zusammen mit den endgültigen Zahlen veröffentlichen.
Fazit: Die Kuka-Aktie notiert heute im frühen Handel leicht im Minus (rund 0,3%). Nach der starken Kursentwicklung der vergangenen Monate (wir berichteten gestern), könnten einige Anteilseigner frei nach dem Motto „Sell on good news“ die starken Zahlen nutzen, um Gewinne mitzunehmen. Eine detaillierte Einschätzung zu den Zahlen und eine entsprechende Handlungsempfehlung lesen Sie in unserer nächsten BÖRSEN-SPIEGEL-Wochenausgabe, die aufgrund des Karneval-Wochenendes erst am kommenden Dienstag erscheint.
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