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Ausgabe vom 24. Januar 2013
- Ikea: Die Rekordmaschine abseits der Börse
- Mit Spannung erwartet: Nokia präsentiert gemischtes Zahlenwerk
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Ikea: Die Rekordmaschine abseits der Börse
von Cindy Bach
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL |
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ich war noch nie in Schweden. Nicht, dass mich das nordeuropäische Land nicht anziehen würde. Nein, so ist es nicht. Eine Reise nach Skandinavien hat sich bis dato einfach noch nicht ergeben. Und doch ist Schweden quasi ein permanenten, wenn nicht sogar täglicher Bestandteil unseres Familienlebens. Seit 2007 verbringen wir jedes Jahr eine Woche Urlaub in einem „Schwedenhaus“ am brandenburgischen Scharmützelsee.
In unserer Wohnung haben Hemnes, Besta, Benno und Expedit einen festen Platz – eigentlich in jedem Zimmer findet sich mindestens ein Einrichtungsgegenstand aus dem Hause Ikea. Und unser Sohn ist süchtig nach Gifflar, dieses herrlich gefüllte schwedische Gebäck, welches man u.a. auch in Ikea´s Schwedenshops bekommen kann. Das ist meiner Ansicht nach das Beeindruckende an der Internationalisierung. Etwas nimmt in unserem Leben wesentlichen Raum ein und bleibt da, ohne dass wir einen direkten Bezug dazu haben.
Ikea hat Schweden mit seiner Möbelstrategie auf der ganzen Welt bekannt gemacht. Und weltweit kommen immer mehr Liebhaber des schwedischen Wohnvergnügens hinzu. Ikea bietet Möbel für ziemlich jeden Geldbeutel. Selbst wer günstig kauft, muss nicht auf modernes Design verzichten. Kein Wunder also, dass das schwedische Einrichtungsunternehmen von Jahr zu Jahr neue Umsatz- und Gewinnrekorde präsentiert. So konnten die Schweden heute für 2012 erneut Spitzenleistungen vermelden.
Der Möbelgigant wächst in Riesenschritten
Mit Möbeln und Haushaltswaren im Schweden-Design konnte Ikea seinen weltweiten Umsatz 2012 um fast 10% auf die Rekordmarke von 27,6 Mrd. Euro verbessern. Der Gewinn stieg global im Geschäftsjahr 2012 (bis 31. August) um 8% auf 3,2 Mrd. Euro. Einen Großteil davon steckt Ikea wieder in die Expansion. Der Stromgroßverbraucher will bis 2015 auch weitere 1,5 Mrd. Euro in alternative Energieproduktion investieren.
Auch in Deutschland, dem wichtigsten Einzelmarkt, gab es mit 3,88 Mrd. Euro einen Rekordumsatz. Doch der Konzern fühlt sich hier in seiner ehrgeizigen Expansion ausgebremst. „Wir haben in Deutschland eine gute Entwicklung“, sagte der internationale Ikea-Chef Mikael Ohlsson am schwedischen Firmensitz in Helsingborg der dpa. Er listete auf, dass Ikea im vergangenen Geschäftsjahr elf Filialen eröffnet habe, unter anderem in Spanien, Japan und Australien - doch keine in Deutschland. Ende 2013 soll ein Haus in Lübeck, im Sommer 2014 dann das erste Ikea-Innenstadthaus in Hamburg-Altona die Pforten öffnen. „Wir würden gern in den nächsten 10 Jahren 10 bis 15 neue Läden eröffnen.“
Ikea und andere Möbelhändler in Deutschland haben 2012 von der Finanz- und Staatsschuldenkrise profitiert. Nach Einschätzung des Möbelhandelverbandes BVDM stecken verunsicherte Verbraucher ihr Geld in die eigene Wohnung. Die Branche steigerte den Umsatz um gut 2% auf mehr als 31 Mrd. Euro. Von diesem Kuchen hat sich Ikea etwa 12% gesichert. Doch nach den Plänen der Führung ist das nicht genug: Umsatz und Marktanteil sollen sich verdoppeln.
Ikeas Deutschland-Chef Peter Betzel hat neue Standorte im Auge. „Wir wollen in Ballungsgebieten wie Hamburg, Berlin, Köln oder München noch dichter an die Kunden herankommen“, sagte er am deutschen Firmensitz Hofheim-Wallau bei Frankfurt. Auch Städte wie Ingolstadt, Kaiserslautern, Bremerhaven oder Darmstadt nimmt er ins Visier.
690 Mio. Kunden in 26 Ländern
Im letzten Geschäftsjahr besuchten 690 Mio. Kunden die 298 Einrichtungshäuser in 26 Ländern. Mittlerweile gibt es 300 Häuser. In Indien hat Ikea wichtige Hürden zur Gründung einer eigenständigen Tochter genommen. Zunächst drei, dann zehn Möbelhäuser hofft der CEO Mikael Ohlsson auf dem aufstrebenden Markt zu bauen.
Rund um den Globus beschäftigte der Konzern 139.000 Mitarbeiter, in Deutschland waren es in 2012 insgesamt 15.290. In den 46 deutschen Ikea-Filialen wurden 101 Mio. Kunden gezählt. Bei einem durchschnittlichen Einkauf ließen sie 80 Euro an der Kasse. Und ich kann Ihnen gestehen, mit 80 Euro bin ich bei einem Ikea-Einkauf bis jetzt noch nicht einmal davon gekommen.
Ikea ist eine der eindrucksvollen Erfolgsgeschichten abseits der Börse. Mit einem Jahresumsatz von mehr als 25 Mrd. Euro wäre Ikea sicher eines der europäischen Schwergewichte auf dem Börsenparkett. Doch Ikea-Gründer Ingvar Kamprad, der nach wie vor als Lenker im Hintergrund aktiv ist, schließt einen Börsengang der weltweit größten Möbelkette für immer aus. In einem Interview mit dem Züricher Wirtschaftsmagazin Bilanz erklärte der 86-jährige Schwede im vergangenen Jahr: „Das Unternehmen geht nie an die Börse. Wir wollen uns strikt selbst finanzieren.“
Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Börsentag.
Ihre
Cindy Bach
Mit Spannung erwartet: Nokia präsentiert gemischtes Zahlenwerk
Die Zahlen von Nokia (spekulatives BÖRSEN-SPIEGEL-Depot, aktuelle Performance: +48,2%) wurden heute Mittag mit Spannung erwartet. Wir haben für Sie uns in Geduld geübt, um Ihnen wenigstens eine erste Tendenz des Zahlenwerks geben zu können. Und zusammenfassend lässt sich vor allem eines sagen: Nokia beendet ein schwaches Jahr halbwegs versöhnlich und ist auf dem richtigen Weg. Zwar ist der angeschlagene finnische Handy-Hersteller noch nicht über den Berg. Doch der Anfang für eine Trendwende scheint gemacht.
Nokia ist im vierten Quartal mit einem Gewinn von 202 Mio. Euro nicht nur in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Man hat damit die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen. Diese hatten im Schnitt nämlich mit einem Verlust von 248 Mio. Euro gerechnet. Der Umsatz schrumpfte allerdings um 22% auf 8,04 Mrd. Dollar und lag damit knapp unter den Markterwartungen. Für das gesamte Jahr 2012 steht ein Verlust von 3,1 Mrd. Euro in der Bilanz.
Um die „strategische Flexibilität“ des Unternehmens zu sichern, strich Nokia die Dividende. Wie das Unternehmen der Presse mitteilte, werde für das vergangene Jahr kein Geld an die Aktionäre ausgeschüttet. Der Barmittelbestand habe sich von Ende September bis Ende Dezember aber von 3,6 Mrd. auf 4,4 Mrd. Euro verbessert.
Das gemischte Zahlenwerk sorgte heute eher für Ernüchterung auf dem Börsenparkett. Die Aktie verliert knapp 6% auf 3,32 Euro. Wir werden am kommenden Montag in unserer BÖRSEN-SPIEGEL-Wochenausgabe eine entsprechende Handlungsempfehlung zu unserem Musterdepotwert aussprechen.
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