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Ausgabe vom 17. Januar 2013
- Fashion Week in Berlin, Motor Show in Detroit:
Zwei Branchen, zwei Gesichter
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Fashion Week in Berlin, Motor Show in Detroit:
Zwei Branchen, zwei Gesichter
von Cindy Bach
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL |
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Fashion Week in Berlin, Motor Show in Detroit – pünktlich zum Start ins neue Jahr zeigen die großen Branchen, was in 2013 Mode ist, auf dem Laufsteg und auf den Straßen. Doch während in Berlin Glam und Gloria gefeiert wird, kann die Automobilbranche auch mit protzigen Kisten und schnellen Flitzern im Blitzlichtgewitter der wichtigsten Autoshow der Welt nicht darüber hinweg täuschen, dass es vielen Herstellern miserabel geht.
Der zweitgrößte französische Autobauer Renault beispielsweise kündigte parallel zur Detroiter Messe in Paris an, wegen der Absatzkrise bis Ende 2016 rund 7.500 Stellen in Frankreich abzubauen. Auch die kriselnden Europa-Töchter von Ford und General Motors fürchten die Aussichten für den Markt, wollen sich aber mit neuen Modellen zumindest auf Vorjahresniveau behaupten. „Wir erwarten für 2013 einen Marktrückgang - für die gesamte Industrie - in Europa von etwa 4%“, sagte Opel-Interims-Chef Thomas Sedran der dpa in Detroit. Ford erwartet nach früheren Schätzungen für 2012 in Europa einen Verlust von 1,2 Mrd. Euro, Opel sogar 1,4 Mrd. Euro. Um bis Mitte des Jahrzehnts wieder in die Gewinnzone zu fahren, schließen die beiden Konkurrenten Werke - drei sind es bei Ford, eines bei Opel. Auch hier sollen Tausende Stellen wegfallen.
Milliardenverluste, Werksschließungen und Massenentlassungen trüben die Stimmung in Detroit
Fiat-Chef Sergio Marchionne hingegen will den italienischen Autohersteller ohne weitere Werksschließung durch die europäische Absatzkrise steuern. Wenn die überschüssige Kapazität in Europa für die Produktion anderer Marken des Fiat-Chrysler-Konzerns genutzt werde, müsse keine Fabrik dicht gemacht werden, sagte Marchionne in Detroit. Die dazu notwendigen Umstellungen würden aber „sehr schmerzhaft“.
Einhellig berichten auch die deutschen Autobosse in Detroit, dass das dicke Ende für die Branche wohl erst noch kommt. Europa ist das Sorgenkind dieser Tage. Im Gesamtjahr 2012 sanken die Autoverkäufe in der EU um 8,2% auf 12 Mio. Wagen. Damit war es das schlechteste Jahr seit 1995. Marktforscher erwarten, dass sich die Talfahrt im laufenden Jahr fortsetzen wird, wenn auch mit geringerem Tempo. Die Schätzungen gehen von einem weiteren Rückgang der Pkw-Nachfrage in Westeuropa um 3% aus.
Der Heimatmarkt sorgt selbst beim hochprofitablen Sportwagenbauer Porsche für Sorgenfalten. „Ob wir jemals wieder die Zahlen von 2007 erreichen - ich glaube, da muss man in absehbarer Zeit skeptisch sein. Also in den nächsten ein, zwei, drei Jahren kommen wir in die Regionen, glaube ich, nicht mehr“, lautet das Fazit von Porsche-Chef Matthias Müller. Etwas mehr Zuversicht verbreitet Daimler-Chef Dieter Zetsche. Er sprach in Detroit von 2013 als zweitem „Übergangsjahr“ nacheinander. Premium-Rivale Audi traute sich nach Rekordverkäufen im vergangenen Jahr noch keine Prognose zu. Auch die Konzernmutter Volkswagen wollte noch keine neuen Bestmarken ankündigen. Einzig BMW rechnet schon jetzt mit einem Absatzwachstum im einstelligen Prozentbereich.
Volkswagen: Gesunde Skepsis mit dem Willen zum Rekord
Selbst für den als Heilsbringer gefeierten US-Automarkt ist aktuell gesunde Skepsis angezeigt: Volkswagens Nordamerika-Chef Jonathan Browning warnte dieser Tage im Rahmen der Detroit Motor Show trotz eines US-Rekordabsatzes (+34,2%) seines Unternehmens in 2012 vor überzogenen Erwartungen an das US-Autogeschäft. Im vergangenen Jahr waren die gesamten US-Autoverkäufe um 13% auf 14,5 Mio. Stück gestiegen. Browning rechnet für dieses Jahr mit einem moderaten Anstieg auf 15 Mio. „Wir planen vorsichtig“, sagte er.
Auch Gesamt-Konzernchef Martin Winterkorn warnt vor einem harten Jahr 2013. Dennoch erwartet er für Volkswagen (konservatives Musterdepot, aktuelle Performance: +207,75%) nach dem Rekordjahr 2012 auch für 2013 wieder neue Bestmarken. Der Volkswagen-Boss ist zuversichtlich, dass das visionäre Ziel, bis 2018 zum weltgrößten Autobauer aufzusteigen, erreicht werden kann. Er erklärte am Rande der Automesse von Detroit, dass VW schon in diesem Jahr an General Motors vorbei ziehen und zum zweitgrößten Hersteller der Welt aufsteigen könne. Ein „Imperium auf dem Vormarsch“ titelt aktuell die WirtschaftsWoche. Und die Redaktion von Der Aktionär hat für die Vorzüge der Wolfsburger den Angriff auf die 200-Euro-Marke ausgerufen.
Auch wir sind fest davon überzeugt, dass Volkswagen zu den großen Gewinnern der Zukunft im Automobilsektor gehören wird, weshalb wir den DAX-Wert am Montag auch als unsere BÖRSEN-SPIEGEL-Top-Empfehlung der Woche präsentiert haben.
Ihnen allen einen schönen Tag.
Ihre
Cindy Bach
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