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Ausgabe vom 18. Dezember 2012
- Adler Modemärkte: Rückblick auf ein durchwachsenes erstes Börsenjahr
- News zu unseren Musterdepotwerten: General Electric bietet mehr als 3 Mrd. Euro für Avivo
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Adler Modemärkte: Rückblick auf ein durchwachsenes erstes Börsenjahr
von Cindy Bach
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL |
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wenn ich an Adler Modemärkte denke, dann verbinde ich damit irgendwie ein angestaubtes Image, Strickzopf-Pullover in Eierschalenfarbe und Birgit Schrowange, die mir in einer eher jämmerlichen TV-Werbung zu erzählen versucht, warum sie so gerne bei Adler einkauft. Adler betreibt fast 170 Modemärkte in Deutschland, Luxemburg und Österreich und beschäftigt knapp 4.300 Mitarbeiter. Zugegeben, ich selbst habe bislang keinen dieser Läden jemals von innen gesehen. Aber Sie kennen das sicher: Man hat von etwas ein Bild im Kopf und ist zu träge, sich selbst von dem gemachten Bild in der Realität zu überzeugen. Aber das soll hier nicht das Thema sein.
Es geht vielmehr darum, einmal zu resümieren, wie sich der Textileinzelhändler Adler (DE000A1H8MU2) nach gut eineinhalb Jahren an der Deutschen Börse geschlagen hat. Nun ja, so viel schon einmal vorab: Die 10 Euro Erstnotiz hat die Aktie seit dem ersten Handelstag im Juni 2011 nicht wieder gesehen. Aktuell notiert das Papier noch immer gut 50% darunter bei 4,97 Euro. Ein erfolgreiches erstes Börsenjahr sieht ganz sicher anders aus. Aber immerhin hat sich die charttechnische Lage etwas aufgehellt. So steht die Aktie derzeit kurz davor, die wichtige Kurshürde bei 5,00 Euro zu überspringen. Gelingt dies, dann könnte der Kurs durchaus schnell mal bis 5,50 Euro laufen, da bis dahin keine nennenswerten Widerstände mehr warten.
Grund für den jüngsten Kursanstieg dürfte vor allem das recht solide Zahlenwerk gewesen sein, das die Modekette Anfang November für die ersten neun Monate 2012 vorgelegt hatte.
Solide - aber weiter rote Zahlen
Zwar schreibt die Modekette nach wie vor rote Zahlen. In den ersten neun Monaten 2012 verbuchte das fränkische Unternehmen einen Verlust von 11,00 Mio. Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte hier unter dem Strich noch ein Minus von 6,7 Mio. Euro gestanden. Aber der Umsatz legte dank neu eröffneter Märkte um 9,1% auf 343,7 Mio. Euro zu. Und am Jahresende erwartet die Modekette einen Gewinn. Adler setzt die Erwartungen in das letzte Quartal, denn mit Wintermode macht die Branche die besten Geschäfte.
Die Börsenbrief-Experten sahen das Zahlenwerk eher mit Zurückhaltung. In der Platow-Börse war wenige Tage nach Bekanntgabe zu lesen: „Die am Montag veröffentlichten Q3-Zahlen lieferten keinen Grund für Freudensprünge. Die Franken bauten zwar ihren Umsatz dank neuer Filialen weiter aus, gleichzeitig wuchs der Nettoverlust auf -11 Mio. Euro. Jetzt ruhen die Hoffnungen auf einem starken Wintergeschäft. Schließlich hält der Modespezialist an seiner Prognose fest, wonach sich das Ertragswachstum proportional am Umsatzwachstum orientieren soll. Angesichts dieses ambitionierten Ziels sollten Sie abwarten.“
Abwarten müssen wohl auch die Konzern-Insider, die unmittelbar nach Börsengang und im ersten Halbjahr an der Börse Aktienpakete ihres Unternehmens erwarben:
Datum
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Name Insider
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Stellung
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Art
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Anzahl
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Kurs
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Volumen
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19.12.2011
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Markus Stillger
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Aufsichtsrat
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Kauf
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5.000
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4,17
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20.850
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02.12.2011
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Karsten Odemann
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Finanzvorstand
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Kauf
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15.000
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7,59
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113.871
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21.06.2011
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Jochen Strack
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Vorstand
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Kauf
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5.000
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10,00
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50.000
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21.06.2011
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Thomas Wanke
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Vorstand
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Kauf
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20.000
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10,00
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200.000
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21.06.2011
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Lothar Schäfer
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Vorstandschef
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Kauf
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50.000
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10,00
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500.000
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Bis auf Aufsichtsrat Markus Stillger, der unmittelbar nach dem ersten massiven Kurseinbruch vor etwa einem Jahr sein erstes Adler-Aktienpaket erwarb, haben alle deutlich über dem aktuellen Kursniveau gekauft – Vorstandschef Lothar Schäfer und seine Kollegen sogar zum Einstiegspreis.
Der im Dezember 2011 neu als Finanzvorstand angetretene Karsten Odemann erwarb sein erstes Aktienpaket genau einen Tag nach Amtsantritt, wohl aus Symbolgründen. Und einen weiteren Tag später stürzte der Aktienkurs in die Tiefe. Sicher dürfte Herr Odemann nicht sonderlich erfreut sein, dass aus 113.871 Euro mal eben 74.550 Euro wurden. Aber das ist ja zunächst nur auf dem Papier. Bleibt abzuwarten, ob sich die Anfang November eingeläutete Gegenbewegung als nachhaltige Trendwende entpuppt und die Kurshürde von 5,00 Euro geknackt werden kann. Aber sollten die Jahreszahlen im Januar überzeugen können, dann dürfte es weiter bergauf gehen.
Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Börsentag.
Ihre
Cindy Bach
News zu unseren Musterdepotwerten: General Electric bietet mehr als 3 Mrd. Euro für Avivo
Der US-Konzern General Electric (konservatives BÖRSEN-SPIEGEL-Depot, aktuelle Performance: +6,8%) steht gut informierten Kreisen zufolge kurz vor der Übernahme des italienischen Luftfahrt-Zulieferers Avivo. Die Amerikaner hätten ein Angebot von mehr als 3 Mrd. Euro auf den Tisch gelegt, womit sie nun die besten Aussichten auf den Zuschlag hätten, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Montagabend. Das Geschäft könnte bereits am Donnerstag bekanntgegeben werden. Eine endgültige Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.
Avivo gehört BCV Investments, an der die Beteiligungsfirma Cinven einen Mehrheitsanteil besitzt. Die Investoren hatten Avivo 2006 für etwa 2,6 Mrd. Euro übernommen. General Electric und Cinven lehnten eine Stellungnahme ab, bei Avivo war zunächst kein Kommentar zu erhalten.
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