Sprint-Zertifikat – schneller, aber mit „Deckel“

Der Kauf eines Sprint-Zertifikats bietet sich an, wenn …

… Sie von moderat steigenden Kursen des Basiswertes ausgehen und von diesen überproportional profitieren möchten. Die Partizipationsrate ist meist etwas höher als bei Outperformance-Zertifikaten.

Ein Sprint-Zertifikat funktioniert ähnlich wie ein Outperformance-Zertifikat. Sie können damit also oberhalb eines bestimmten Basispreises überproportional, sprich: gehebelt, von der Entwicklung eines Basiswertes profitieren. Wie bei den Outperformance-Zertifikaten kann es sich bei den Basiswerten des Sprint-Zertifikats beispielsweise um Aktien, Aktienbaskets, Indizes, Rohstoffe oder Zinsinstrumente handeln.

Die beiden Zertifikatetypen unterscheiden sich in den Punkten Laufzeit, Hebelwirkung und einem zusätzlichen Höchstbetrag für Kursgewinne (Cap). Bei Sprint-Zertifikaten ist der Hebel in der Regel höher als bei Outperformance-Zertifikaten oder/und die Laufzeit ist kürzer. Auf den ersten Blick sind die Konditionen eines Sprint-Zertifikats also besser als die eines Outperformance-Zertifikats. Dafür profitieren Sie mit einem Sprint-Zertifikat aber nur bis zu einem gewissen Höchstbetrag (Cap) am steigenden Kurs des Basiswertes. Steigt der Kurs des Basiswertes über diesen Cap hinaus, so profitieren Sie nicht weiter von dieser Kursentwicklung. Die innerhalb dieser Kursspanne (also die Spanne zwischen dem Basispreis und dem Cap) gültige Partizipationsrate beträgt meist 200%, teilweise aber sogar 300% oder 400%.

Details
Mit einem Sprint-Zertifikat können Sie innerhalb eines bestimmten Kursintervalls gehebelt von Kursbewegungen eines Basiswertes profitieren. Als Basiswerte dienen z.B. Aktien, Aktienbaskets, Indizes, Rohstoffe oder Zinsinstrumente.

Dieser Zertifikate-Typ ist üblicherweise mit einer Laufzeit, einer Partizipationsrate und zwei Kursschwellen ausgestattet, nämlich dem Basispreis und dem Cap (Höchstkurs). Der Basispreis ist als „Startpreis“ zu verstehen, ab dem das Zertifikat im Vergleich zum Basiswert am Laufzeitende eine Überrendite erwirtschaften würde. Der Cap dagegen kann als eine Art Zielpreis bzw. Höchstpreis angesehen werden. Bei einer Kursbewegung des Basiswertes über den Basispreis hinaus und bis hin zum Cap, erzielen Sie, wiederum bezogen auf das Ende der Laufzeit, eine überproportionale Rendite. Wenn der Kurs des Basiswertes den Cap erreicht, wird sich die Höhe der Auszahlung bei einem Sprint-Zertifikat bei einer Bewegung über den Cap hinaus nicht mehr verändern. Die innerhalb dieser Kursspanne gültige Partizipationsrate beträgt meist 200%, teilweise sogar 300% oder 400%. Dagegen ist das Risiko mit dem einer Direktinvestition vergleichbar, wenn der Kurs des Basiswertes nur geringfügig vom Kaufpreis des Zertifikats abweicht.

Das Instrument eignet sich grundsätzlich für Investoren, die moderat steigende Kurse des Basiswertes erwarten und von diesen gehebelt profitieren möchten. Ein Direktinvestment sollte nur dann vorgezogen werden, wenn ein sehr starker Bullenmarkt erwartet wird. Denn auf Grund der Hebelwirkung dieses Wertpapiers für die jeweilige Kursspanne bedarf es einer relativ großen Kursbewegung des Basiswertes über einen rechnerischen Outperformance-Punkt, welcher regelmäßig über dem Cap liegt, hinaus, um einen Vorteil gegenüber dem Sprint-Zertifikat am Laufzeitende zu generieren.

Sie sollten darauf achten, dass beim Kauf eines Sprint-Papiers der Kurs des Basiswertes nicht bereits deutlich über dem festgelegten Basispreis liegt, da die Hebelwirkung hier natürlich in beide Richtungen wirkt und Sie damit auch, bei gleicher maximal erzielbarer Auszahlung, an Kursverlusten überproportional partizipieren. Sind beim Kauf des Zertifikats der Basispreis und der Basiskurs nahezu identisch, so ist einerseits das Kursrisiko des Produktes vergleichbar mit dem einer Direktanlage, andererseits erhöhen sich jedoch die Ertragschancen. Die Ertragschancen sind höher, solange eine Kursbewegung über den Outperformance-Punkt hinaus nicht erwartet wird. Im Gegenzug wird einerseits eine Maximalrendite festgeschrieben, andererseits müssen Sie auf mögliche Dividendenzahlungen verzichten.

Wie verhält sich das Produkt während der Laufzeit?
Die meisten Zertifikate enthalten Optionskomponenten. Auf anderem Wege wären die ungewöhnlichen Rückzahlungsprofile vieler Zertifikate nicht darstellbar. Der Wert von Optionen ergibt sich in erster Linie aus dem Kurs des Basiswertes. Daneben beeinflussen aber noch weitere Faktoren den Wert von Optionen, wie z.B. die implizite Volatilität, erwartete Dividendenzahlungen, Zinsen oder die Restlaufzeit. Der Wert des Zertifikats kann sich daher während der Laufzeit gelegentlich anders verhalten als Sie erwarten. Notiert der Basiswert z.B. unter dem Schwellenkurs, so kann der Kurs des Zertifikats zeitweise unter den Kurs des Basiswertes fallen. Dies könnte beispielsweise daran liegen, dass Sie auf die Dividendenzahlungen verzichten und in dem Fall, dass der Basispreis am Ende der Laufzeit nicht überschritten wird, keine zusätzliche Rendite erzielen.

Die Schwankungen durch die Preiseinflussfaktoren haben jedoch keine Auswirkungen auf das Rückzahlungsprofil des Sprint-Zertifikats am Laufzeitende! Der Verkauf eines Sprint-Zertifikats während der Laufzeit ist in der Regel jederzeit möglich. Sie sollten aber beim Kauf dieses Instruments grundsätzlich davon ausgehen, dass Sie das Produkt auch bis zur Fälligkeit halten werden.

Während der Laufzeit reagieren Sprint-Zertifikate in der Nähe des Cap unterproportional auf die Bewegungen des Basiswertes und ähneln dabei einem Discount-Zertifikat. So kann es durchaus sein, dass ein Sprint-Papier für weniger als seinen theoretischen Wert am Laufzeitende erworben werden kann, so dass der Investor von einer gewissen Seitwärtsrendite profitieren kann. Im umgekehrten Fall wäre die Seitwärtsrendite negativ. Es ist also darauf zu achten, dass das Zertifikat am Laufzeitende höchstens zu seinem theoretischen Wert gekauft wird.

Funktionsweise an einem Beispiel
Nehmen wir an, Sie glauben, dass bei der Aktie der Adidas AG in Zukunft mit moderat steigenden Kursen zu rechnen ist. Eine massive Rally ist für Sie jedoch wenig wahrscheinlich. Wenn Sie in einer solchen Situation Ihre Rendite-Chancen verbessern möchten, dann könnte folgendes Sprint-Zertifikat für Sie interessant sein:

Sprint-Zertifikat
Restlaufzeit:
1,5 Jahre
Basiswert:
Adidas AG
Basispreis:
41,00 Euro
Cap:
49,00 Euro
Partizipationsrate:
200%
Aktueller Kurs des Zertifikates:
41,00 Euro
Aktueller Kurs der Aktie: 41,00 Euro

Oberhalb des Basispreises von 41,00 Euro profitieren Sie bei Fälligkeit zu 200% von Kurssteigerungen der Aktie. Nehmen wir an, die Aktie würde am Stichtag bei 48,00 Euro notieren, würde dies einem Kursplus von gut 17% entsprechen. Um Ihren Rückzahlungsbetrag zu errechnen, müssen Sie die Differenz zwischen dem Aktienkurs und dem Basispreis (7,00 Euro) mit dem Faktor 200 multiplizieren und den Basispreis addieren. Sie würden also pro Zertifikat 55,00 Euro erhalten und einen Ertrag von rund 34% erzielen. Im Vergleich zu einem Direktinvestment kann damit ein Plus von X % erzielt werden.

Notiert die Aktie am Stichtag unter dem Basispreis, so partizipieren Sie eins zu eins an den Kursverlusten der Aktie.
Diese Auszahlungsbedingung kann wie folgt dargestellt werden:

Wenn:
Cap > Kurs Basiswert ≥ Basispreis : Rückzahlung am Ende der Laufzeit = Partizipationsrate x (Kurs Basiswert – Basispreis) + Basispreis

Wenn:
Cap ≤ Kurs Basiswert: Rückzahlung am Ende der Laufzeit = Partizipationsrate x (Cap – Basispreis) + Basispreis
Wenn: Kurs Basiswert < Basispreis: Rückzahlung am Ende der Laufzeit = Kurs Basiswert

Risiko
Das Risiko einer Kapitalanlage in Sprint-Zertifikate entspricht dann dem Risiko eines direkten Investments in den Basiswert, wenn der Kaufpreis des Zertifikats dem Kurs des Basiswertes entspricht. Es ist sogar deutlich höher, wenn der Kurs des Basiswertes zwischen dem Basispreis und dem Cap notiert, da in diesem Fall der Investor auch an Kursrückgängen gehebelt partizipieren würde. Diese Instrumente sind also wesentlich riskanter als andere Zertifikateklassen. Sprint-Zertifikate eignen sich daher für chancenorientierte Anleger, die damit rechnen, dass am Ende der Laufzeit der Kurs des Basiswertes moderat gestiegen ist. Jede Geldanlage in Wertpapiere ist mit Risiken behaftet. Für Sprint-Zertifikate gelten insbesondere folgende spezielle Risiken:
  • Kein Sicherheitspuffer: Sprint-Zertifikate besitzen im Gegensatz zu vielen anderen Zertifikate-Formen keinen eingebauten Sicherungsmechanismus. Bei Kursrückgängen entspricht das Risiko des Papiers mindestens dem des zugrunde liegenden Basiswertes.   
  • Hebelwirkung: Sprint-Zertifikate können aufgrund ihrer Ausgestaltung in bestimmten Konstellationen überproportional auf Kursbewegungen des Basiswertes reagieren. Durch die Hebelwirkung können in kurzer Zeit überproportionale Verluste anfallen.
  • Unterschiedliche Preisbildungsfaktoren: Veränderungen der impliziten Volatilität des Basiswertes beeinflussen den Wert von Sprint-Zertifikaten. Zusätzlich wird ihr Wert durch Veränderungen des Zinsniveaus, durch eine Änderung erwarteter Dividendenzahlungen für den Basiswert sowie durch die Abnahme der Restlaufzeit beeinflusst. Während der Laufzeit kann sich der Wert des Produktes daher zeitweise anders entwickeln als vom Anleger erwartet. Das endgültige Auszahlungsprofil von Sprint-Zertifikaten wird regelmäßig erst am Laufzeitende erreicht.
  • Keine zusätzlichen Erträge: Sprint-Zertifikate verbriefen in der Regel keinerlei Ansprüche auf Zins- oder Dividendenzahlungen während der Laufzeit, die Kursverluste abmildern können.
  • Begrenzte Laufzeit: Die Laufzeit eines Sprint-Zertifikats ist befristet. Sprint-Zertifikate können während der Laufzeit an Wert verlieren. Theoretisch ist ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals möglich, wenn der Kurs des Basiswertes auf null fällt.
  • Basiswerte in Fremdwährung: Notiert der Basiswert an seiner Heimatbörse in einer anderen Währung als dem Euro, trägt der Anleger mit nicht währungsgesicherten Zertifikaten zusätzlich ein Währungsrisiko, da sich der Wert des Produktes unmittelbar aus dem Kurs des Basiswertes ableitet.
Bei nahezu allen strukturierten Produkten handelt es sich rechtlich um Schuldverschreibungen des jeweiligen Emittenten. Bei Zahlungsschwierigkeiten oder Insolvenz des Emittenten ist das investierte Kapital nicht geschützt. Der Anleger trägt daher ein Bonitätsrisiko.

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