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Ausgabe vom 19. Juni 2018
- Daimler im Kreuzverhör – kein Stau für die Aktie
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Daimler im Kreuzverhör –
kein Stau für die Aktie
von Martina Bisdorf
(Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
seit Ende letzter Woche liegen die Zahlen und damit die Fakten für Daimler auf dem Tisch. Für Firmenlenker Dieter Zetsche dürften diese schwer zu verdauen sein. In 774.000 Autos von Mercedes-Benz soll eine unzulässige Abschalteinrichtung für die Abgasreinigung stecken. Deshalb musste der Daimler-Chef schon bei Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) vorstellig werden. Der will nun schnellstens Taten von Zetsche sehen. Die wichtige Frage, welche Ausmaße der Fall hat, ist beantwortet - aber es ist nicht die einzige. Denn einfach so hinnehmen will Daimler Scheuers Anweisung nicht.
Daimler-Chef beim Verkehrsministerium vorstellig
Wie zuvor bei Volkswagen und BMW handelt es sich aus Behörden-Sicht um eine illegale Abschalteinrichtung, die die Abgasreinigung im Normalbetrieb auf der Straße reduziert und damit für einen erhöhten Ausstoß schädlicher Stickoxide sorgt. Wie zuvor bei anderen Herstellern haben die Regulierer auch in Autos von Daimler spezielle Programmierungen entdeckt, die sie als unzulässig eingestuft haben. Ging es zunächst nur um zwei Funktionen der Motorsteuerung in knapp 5.000 Exemplaren des Kleintransporters Mercedes-Benz Vito, muss Daimler nun europaweit rund 774.000 Diesel-Autos zurückrufen, allein 238.000 davon in Deutschland. Darunter befinden sich auch beliebte Modelle wie die C-Klasse.
Zu den jüngsten Entwicklungen hielt sich die Geschäftsführung zunächst einmal bedeckt. Im Fall des Vito hatte der Autobauer allerdings nicht bestritten, dass es die kritisierten Funktionen in der Motorsteuerung gebe - wohl aber, dass diese illegal seien. „Die Funktionen sind Teil eines komplexen Abgasreinigungssystems, das eine robuste Abgasreinigung bei unterschiedlichen Fahrbedingungen und über die Nutzungsdauer eines Fahrzeugs sicherstellen soll. Für das Bestehen des maßgeblichen Test-Zyklus NEFZ sind die in Frage stehenden spezifischen Programmierungen nicht erforderlich“, hieß das offizielle Statement aus dem Hause Daimler dazu.
Die Stuttgarter halten sich bedeckt – unterschiedliche Rechtsauffassungen
Man führte seitens des Managements in Stuttgart weiter aus, die Programmierung habe nicht dazu gedient, dass die Fahrzeuge Tests bestehen, die sie ohne sie nicht bestehen würden. Daimler hatte schon im letzten Jahr Software-Updates für etwa 3 Mio. Dieselfahrzeuge angekündigt. Damals hieß es, man wolle damit das Emissionsverhalten verbessern. Dazu gehören eben auch der beliebte Firmen- und Familienbus Vito sowie die meisten anderen Diesel-Modelle, um die es jetzt geht.
Der gravierende Unterschied: Auch diese Aktion muss das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) zwar genehmigen, sie ist aber nicht von der Behörde angeordnet gewesen, sondern eine freiwillige Zusage von Daimler. Und für die allermeisten der betroffenen Autos hat die Nachbesserung auch immer noch nicht begonnen. Jetzt geht es um einen Zwangsrückruf - verbunden mit der amtlichen Feststellung, dass eine unzulässige Abschalteinrichtung verwendet worden sei. Der Autobauer hatte schon im Vito-Fall angekündigt, die unterschiedlichen Auffassungen darüber, was illegal ist und was nicht, notfalls vor Gericht klären zu lassen. Als Widerspruch zur Ankündigung, mit den Behörden zu kooperieren, sieht Daimler das allerdings nicht. Man habe unterschiedliche Rechtsauffassungen, und die wolle man klären.
Nun, bislang hielt sich auch die Daimler-Aktie „bedeckt“, sprich, das Papier hat auf die jüngsten Meldungen kaum reagiert. Experten gehen davon aus, dass derartige Vorkommnisse bereits im Kurs eingepreist sind. Hören Sie sich im folgenden Video an, wie mein Kollege, der Börsen-Insider Mick Knauff, den „Fall Daimler“ einschätzt.
Mick Knauff: Daimlers Ruf zur Werkstatt kann die Aktie nicht erschüttern
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Mit diesen Einschätzungen wünsche ich Ihnen einen schönen Tag und erfolgreiche Investments.
Herzliche Grüße
Ihre
Martina Bisdorf
(Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)
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