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Ausgabe vom 06. Juni 2018


  • Pressespiegel: Diese Faktoren bremsen die Aktienmärkte aus







Diese Faktoren bremsen die Aktienmärkte aus


von Martina Bisdorf
 (Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)

Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow



Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Aktienindizes werden momentan ziemlich ausgebremst. So könnte man ganz lapidar die aktuelle Gemengelage an den Aktienmärkten beschreiben. Der DAX kratzt ab und an der 13.000-Punkte-Marke, schafft den Sprung aber letztlich nicht nachhaltig. Auch der Dow Jones tritt in Übersee mehr oder weniger auf der Stelle. Einzig etwas Schub bekommt er durch die einschlägigen Tech-Giganten, die sich durch nichts beirren lassen. Warum ist das so?

Die aktuelle geopolitische Gemengelage bremst die Aktienmärkte aus

Nun, die Antwort liegt auf der Hand. Die geopolitischen Störfeuer lodern überall weiter. Das Thema Handelskrieg seitens der USA ist noch lange nicht vom Tisch. Voller Sorge erwartet mancher europäische Ökonom Donald Trumps nächsten Tweet, der womöglich doch über die in Kraft getretenen Strafzölle auf Stahl und Aluminium hinausgehen wird. Das würde dann die Autoindustrie hart treffen. Nicht zuletzt deshalb stehen die Autowerte aktuell massiv unter Druck.

Aber auch in Europa selbst brodelt es kräftig weiter. Schauen wir nur nach Italien. Zwar gibt es jetzt doch eine neue Regierung. Aber deren eurokritische Gesinnung scheint eher auf einen Konfrontationskurs zur EU hinzudeuten. Außerdem hat man in Rom nicht wirklich den Willen, zu sparen. All das verunsichert Anleger und Börsianer derzeit massiv. Klar, dass sich damit die Woche über alle einschlägigen Börsenmedien beschäftig haben. Lesen Sie dazu den folgenden Pressespiegel, der die Problematiken aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und machen Sie sich – wie immer – Ihr eigenes Bild.

Das meinen die Experten:

Platow-Börse
Vom 06. Juni 2018


Autobauer durch Strafzölle unter Druck
„Stellen Sie sich vor, es ist Handelskrieg und keiner kriegt‘s mit – zumindest nicht an der Börse. Nach einer schwachen zweiten Mai-Hälfte orientiert sich der DAX seit Inkrafttreten der US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium aus Europa wieder nach oben. Selbst die Kurse der betroffenen Unternehmen zeigen keine negative Reaktion: Die Aktien der Stahlkocher Thyssenkrupp und Salzgitter legen seit Anfang Juni mit 4,3 bzw. 2,9% sogar deutlich zu. Letztere halten auch an ihrem erhöhten Ausblick fest, sehen aber die Gefahr einer Stahlschwemme in Europa, die die Preise drücken könnte. Davon profitieren würden europäische Autobauer. Doch mit möglichen Strafzöllen auf Pkw schwappt schon das nächste Handelshemmnis über den Atlantik. Damit träfen Trumps Sanktionen eine Branche, die ohnehin seit einiger Zeit einen schweren Stand hat. Feier- und Brückentage verdarben den Herstellern zusätzlich den Mai: Die Zahl deutscher Neuzulassungen fiel gegenüber dem Vj. um 5,8%. Doch in den ersten fünf Monaten dieses Jahres legten sie um 2,6% zu, was die insgesamt robuste Verfassung des Pkw-Marktes unterstreicht. Strafzölle werden an den Herstellern sicherlich nicht spurlos vorbeigehen. Doch auch China erhebt sie auf europäische Autos und die Hersteller machen dort trotzdem Gewinne. Zudem sind zumindest BMW und Daimler mit großen Werken in den USA gut aufgestellt. Dort produzieren sie für den Weltmarkt, schaffen Arbeitsplätze und zahlen Steuern. Zölle auf weitere Importe schmälern zwar den Ertrag, aber eben weniger stark. VW hingegen baut nur die Marke Volkswagen vor Ort. Die beliebten Premiummarken Audi und Porsche werden importiert. Das dürfte den Gewinn der Wolfsburger belasten.“


Aktien-Magazin
Vom 04. Juni 2018


Mehr Kapitalismus für Europa?
„Europa muss sich entscheiden. Wenn wir mit den USA und China mithalten wollen, müssen wir einen radikalen Kurswechsel hin zu mehr Kapitalismus vollziehen. Bei ihrem jüngsten China-Besuch kam Angela Merkel aus dem Staunen offenbar nicht mehr heraus, berichten anwesende Journalisten. Die Führung in Peking hat letzten Sommer das Ziel ausgegeben, bis 2030 zur führenden Nation im Bereich ,Künstliche Intelligenz‘ aufzusteigen. In China dreht sich das Rad schneller. Ganze Städte samt der Infrastruktur werden in wenigen Jahren aus dem Boden gestampft. Chinesische Firmen erobern nun auch mit High-Tech-Produkten die Weltmärkte. Und Europa? Die europäische Wirtschaft hat eine schwere Sklerose entwickelt. Es ist darum ein Eingeständnis des Scheiterns, wenn Macron und Merkel nun laut fragen, warum Europa in Sachen Digitalisierung von China und den USA komplett abgehängt wurde. Die Art und Weise wie technologischer Fortschritt in die Welt kommt, ist eigentlich recht simpel: Unternehmer gründen Firmen und entwickeln neue Technologien. Je mehr Kapital für Start-ups bereitsteht und je schneller und ungehinderter von der Politik sich die Firmen entfalten können, desto größer ist die Chance, dass dabei weltverändernde Innovationen herauskommen. Für das hohe Innovationstempo sorgt der Wettbewerbsdruck. Wer am meisten Geld verdienen möchte, muss schnell sein. Diese einfachen Mechanismen erhöhen Jahr für Jahr den Wohlstand der entwickelten Nationen. Wir sollten sie stärker nutzen. Es sind niemals politische Planungen, die neue Technologien hervorbringen. Jeff Bezos hat keinen Politiker gefragt, ob der die AWS starten soll. nVidia-CEO Jen-Hsun Huang ist keinem politischen Plan gefolgt, als er sich entschlossen hat, Hard- und Software für künstliche Intelligenz zu entwickeln und sämtliche großen Autohersteller der Welt nehmen Elektromobilität erst seit dem Tag ernst, als Elon Musk mit Tesla auf der Bildfläche erschien. Die Lösung ist einfach. Ich habe eine Antwort auf die ratlos wirkenden Blicke von Merkel und Macron. Wenn in Europa weltführende Firmen rund um Künstliche Intelligenz entstehen sollen, müssen wir unser Wirtschaftssystem wieder kapitalistischer gestalten. Steuern runter, Regulierung runter, Privateigentum stärken, Risiko und Eigenverantwortung belohnen. Den Rest machen Unternehmer.“


Fuchs-Briefe
Vom 01. Juni 2018


Europa sitzt am langen Hebel
„Die EU hat im Handelsstreit mit den USA durchaus ein starkes Druckmittel. Es ist der Leistungsbilanzüberschuss der USA. Betrachtet man nur die Handelsbilanz, haben die USA zwar ein Defizit von 150 Mrd. Euro. Die EU führt Waren im wesentlich höheren Wert in die USA ein, als umgekehrt. Das ist schon seit vielen Jahr(zehnt)en so. Aber seit 2009 erreichen die USA einen Überschuss in der Leistungsbilanz. Die zählt den gesamten Dienstleistungssektor hinzu. Das trifft wichtige US-Sektoren. Zu den Dienstleistungen werden etwa Bank- und Versicherungsgeschäfte, die von den USA aus für europäische Unternehmen getätigt werden, Werbung auf Facebook und amerikanische Software on Demand gezählt. 2017 exportierte Amerika Dienstleistungen im Wert von 51 Mrd. Dollar mehr in die EU, als diese in die USA ausführte. Einen hohen Überschuss haben die USA bei den Primäreinkommen. Dazu zählen etwa Zinsen auf Anlagen oder die abgeführten Gewinne europäischer Tochtergesellschaften von US-Konzernen. Auch der Teil der Dividenden europäischer Aktiengesellschaften, der an US-Vermögensverwalter für deren Anteile an den Unternehmen fällt, lässt die Primäreinkommensbilanz mit 106 Mrd. Euro im Jahr 2017 für die USA positiv ausfallen. Die EU kann also gegenhalten. Sie kann mit neuen Steuern und Abgaben auf digitale Dienstleistungen oder den Kapitalexport die US-Wirtschaft empfindlich treffen. Fazit: Kommt es zu einer Eskalation im Handelsstreit mit den USA sitzen die Europäer an einem langen Hebel. Ob sie ihn nutzen werden, steht auf einem anderen Blatt.“

Mit diesen durchaus kontroversen Einblicken wünsche ich Ihnen einen schönen Tag.

Herzliche Grüße

Ihre
Martina Bisdorf
(Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)

PS: Erfahren Sie morgen hier an dieser Stelle, was Ihnen unser Börsen-Insider Mick Knauff zum Wochenabschluss live von der Frankfurter Börse zu berichten hat.





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