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Ausgabe vom 13. September 2017
- China pusht:
Deutsche Autobauer präsentieren ehrgeizige Elektro-Pläne
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China pusht: Deutsche Autobauer präsentieren ehrgeizige Elektro-Pläne
von Martina Bisdorf
(Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL  Like  Follow
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ich gebe zu, dass ich Ihnen gestern einen etwas ernüchternden Ausblick auf die diesjährige Internationale Automobilausstellung (IAA) gegeben habe. Doch auch wenn etliche Fahrzeughersteller sich nicht mehr an jeder konventionellen Messe beteiligen, heißt das noch lange nicht, dass es um unsere heimischen Autobauer schlecht bestellt ist, ganz im Gegenteil.
Klar, das Image ist angekratzt, aber man arbeitet hart daran. Außerdem ist deutlich ersichtlich, dass sich unsere Aushängeschilder Daimler, BMW und nicht zuletzt auch Volkswagen gut auf die Herausforderungen der Zukunft einstellen. Das betrifft sowohl den Ausbau der Elektromobilität als auch das Voranschreiten des „Connected Cars“, mit dem man mehr anstellen kann als nur von A nach B zu kommen. Schauen wir uns also an, mit was unsere Dickschiffe in Frankfurt vorfahren:
BMW stellt seinen i Vision Dynamics vor
Aus München kommt das viertürige Gran Coupé mit Namen BMW i Vision Dynamics elektrisch angefahren. Das Erstaunliche: Die Reichweite des Modells soll 600 km und die Höchstgeschwindigkeit über 200 km/h betragen – bei einer Beschleunigung von 0 auf 100km/h in nur 4 Sekunden! Das ist ein Wort, lassen sich doch viele potenzielle Interessenten immer noch von der unzulänglichen Reichweite und der vermeintlich geringen Leistungsfähigkeit von Elektroautos abschrecken. Wer will schon auf der Urlaubsfahrt an die Adria fünf bis sechs Tankstopps einlegen?
Vor rund einem Jahr hatte BMW mit „Next100 Visions“ sowie „Number One Next“ eine neue Unternehmens- und Produktstrategie vorgestellt. So sollen bis 2025 25 Fahrzeugmodelle über einen elektrifizierten Antrieb verfügen, davon sollen zwölf rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge sein. „Mit dem BMW i Vision Dynamics zeigen wir bereits heute, wie ein weiterer elektrischer BMW aussehen kann. Und Visionen wurden seit jeher bei BMW dann auch Wirklichkeit“, so Vorstand Klaus Fröhlich am Rande der Messe beim ersten Pressetag. Mit dem Konzept soll außerdem das Erlebnis für die Mitfahrer durch eine bessere Rundumsicht vor dem Hintergrund des (teil-)autonomen und vernetzten Fahrens in der Zukunft verbessert werden.
VW mit „Roadmap E“ und IT-Kooperation unterwegs in die Zukunft
In Wolfsburg hat man sich ebenfalls sportliche Ziele in Sachen Elektrifizierung gesetzt. Volkswagen hat sich mit der neuen Strategie „Roadmap E“ auf die Fahnen geschrieben, bis zum Jahr 2025 80 neue Elektrofahrzeuge auf den Markt zu bringen. Dazu sollen mehr als 20 Mrd. Euro des durch mannigfaltige Skandale und Affären gebeutelten Automobilherstellers in die Hand genommen werden. „Die Transformation in unserer Industrie ist durch nichts aufzuhalten, wir werden die Transformation in unserer Industrie anführen“, hörte man dazu von Vorstandsvorsitzendem Matthias Müller am Vorabend zur Eröffnung der IAA. Dass Volkswagen wirklich ambitioniert ist, zeigt die Aussage, bis spätestens 2030 das gesamte Modell-Portfolio elektrifiziert haben zu wollen. Nochmal im Klartext: Das bedeutet, es existiert dann für jedes Fahrzeug-Modell eine elektrifizierte Variante als Alternative. VW will´s offenbar wissen. Mit dem Slogan „Together – Strategie 2025“ hat man sich außerdem zum Ziel gesetzt, bis 2025 die weltweite Nummer eins in der Elektromobilität zu werden.
Auch in Sachen intelligentes Fahren gibt VW Gas. Erst kürzlich gaben die Wolfsburger ihre strategische Zusammenarbeit mit dem US-Technologiekonzern IBM für die digitale Vernetzung von Fahrzeugen bekannt. Die Übereinkunft zwischen den beiden Branchen-Riesen sei zunächst auf fünf Jahre ausgelegt, so die Unternehmen. Dabei soll die Hybrid Cloud von IBM das digitale Ecosystem Volkswagen WE (“We Commerce”) unterstützen. Knackpunkt ist die digitale Vernetzung von Fahrer, Fahrzeug und Umgebung. Volkswagen WE soll als integrierter und lernfähiger Service dem Fahrer persönliche Handlungsempfehlungen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort geben. IBM wird nach eigenen Angaben neben der Cloud-Plattform auch auf Künstlicher Intelligenz basierende Watson-Technologien nach Wolfsburg liefern. Neu entwickelte Dienste sollen dann über eine eigene Cloud von VW sowie über eine hybride Cloud-Umgebung von IBM betrieben werden.
Daimler will gesamte Mercedes-Flotte elektrifizieren
Auch in Stuttgart startet man durch. Daimler-Tochter Mercedes Benz hat angekündigt, ab 2022 für jedes Modell eine elektrifizierte Variante, also Hybrid- oder reine Elektrofahrzeuge, anbieten zu wollen. Demnach soll die gesamte Fahrzeugflotte ab 2022 elektrifiziert werden, wie Firmenlenker Dieter Zetsche Medienberichten zufolge bekannt gab. Daimler-Tochter Smart hatte bereits im Vorfeld angekündigt, ab 2020 nur noch reine Elektroautos herzustellen. Die Schwaben folgen damit Volvo sowie der Ford-Tochter Lincoln, die ab 2019 respektive 2022 ebenfalls nur noch elektrifizierte Fahrzeuge bzw. mindestens eine elektrifizierte Variante anbieten wollen.
Wir hier in der Redaktion machen keinen Hehl daraus, dass Daimler zu unseren Auto-Favoriten zählt. Auch die jüngsten Absatzzahlen der Autosparte sorgten in Stuttgart für Fahrtwind beim Aktienkurs. Im August wurden gut 178.000 Fahrzeuge verkauft und damit 9% mehr als im Vorjahresmonat. Starke Nachfrage gab es aus China und in Europa verzeichnete Mercedes zudem deutliches Wachstum beim neuen Luxusmodell der S-Klasse. Diese Entwicklung ist ermutigend, weil das Modell in den USA und China erst noch eingeführt wird. Der Aktienkurs von Daimler ist daraufhin angesprungen.
China bleibt Motor: Starke Nachfrage nach E-Autos vorprogrammiert
Es zeichnet sich ein ganz deutliches Bild auf dem Automarkt ab: Der Elektrovorstoß ist nicht aufzuhalten und die deutschen Flaggschiffe des Autobaus reagieren. Das müssen sie auch, denn der Motor für den Absatz ist und bleibt das Reich der Mitte. Von hier kam am Wochenende die Meldung, die chinesische Regierung habe verlauten lassen, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor ganz von den Straßen zu entfernen. Ab wann diese Regelung gelten soll, ist allerdings bislang unklar. Übrigens: Ähnliche Pläne, Diesel und Benziner bald vollständig von den Straßen verschwinden zu lassen, gibt es auch schon in Frankreich, England, Schottland und einigen skandinavischen Ländern.
An der Ernsthaftigkeit des Vorhabens kann man kaum zweifeln. Die Beweggründe der Chinesen liegen auf der Hand. Das Riesenland hat in den Metropolen mit enormer Luftverschmutzung zu kämpfen, daher sind umweltschonende Lösungen gefragter denn je. Und es liegt ebenfalls auf der Hand, dass die jüngsten Ankündigungen aus Peking die ohnehin ambitionierten Ziele unserer heimischen Autobauer noch einmal gepusht haben. Denn eines ist klar: Ohne den größten und wichtigsten Automobilmarkt der Welt nach seinen Wünschen zu bedienen, gibt es keine Zukunft für die Branche.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und allzeit gute Fahrt.
Herzliche Grüße
Ihre
Martina Bisdorf
(Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)
PS: Darauf haben alle Apple-Fans gewartet: Zehn Jahre nach dem ersten iPhone hat die iPhone-Schmiede gestern Abend bei der Keynote ihr Jubiläumsgerät, das Premiummodell iPhone X, vorgestellt. Das iPhone 8 wird durch ein neues Retina-Display aufgewertet. Es kommt mit einem True-Tone-Bildschirm und mit einem neuen A11 Bionic Chip mit einer bis zu 30% schnelleren Grafik. Apple spricht vom halben Stromverbrauch bei gleichwertiger Performance. Alle Geräte sind in Silber, Spacegrau und Gold erhältlich.
Zitat der Woche
„Wer einmal elektrisch gefahren ist, der ist für alle Zeiten für den Verbrenner verloren.“
Dr. Stefan Niemand, Leiter Produktplanung bei Audi
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