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Ausgabe vom 14. Juli 2017
- Erstes Halbjahr im Rückblick – Berichtssaison im Ausblick
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Erstes Halbjahr im Rückblick – Berichtssaison im Ausblick
von Martina Bisdorf
(Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
da waren sie, die lange mit Spannung erwarteten Äußerungen von US-Notenbankchefin Janet Yellen: Gestern bekundete sie vor dem Kongress und dem Bankenausschuss, angesichts der soliden US-Konjunktur ihren Kurs einer moderaten Zinserhöhung fortzusetzen. Dass es aber wirklich nur „behutsam“ weitergeht, darauf deuten die erleichterten Reaktionen der Börsianer hin:
So meinte der Analyst Naeem Aslam vom Broker Think Markets UK – stellvertretend für die Mehrheit seiner Zunft – Yellens Rede habe nach einer weiterhin lockeren Geldpolitik geklungen, was die Märkte heute sichtbar stütze. Sie habe keine Hinweise auf aggressive Zinserhöhungen oder einen festen Plan zum Abbau der im Zuge der Finanzkrise aufgeblähten Notenbank-Bilanz enthalten. Das kräftige die Märkte weltweit.
Yellens Rede stützt die Märkte
Der deutsche Leitindex liegt heute immer noch deutlich über der Marke von 12.600 Punkten. Der DAX hatte am gestrigen Donnerstag stabil mit plus 0,1% bei 12.641 Punkten geschlossen. Zu Redaktionsschluss notiert das Marktbarometer mit 12.634 Punkten auf einem ähnlichen Niveau wie zum Vortagesschluss. An der Wall Street schloss der Dow Jones 0,1% höher auf 21.553 Zählern. Der Nasdaq und der breiter gefasste S&P-500 stiegen jeweils um 0,2%. In Tokio zog der Nikkei-Index am Freitag um 0,2% auf 20.135 Zähler an. Der chinesische Shanghai Composite fiel hingegen um 0,2% auf 3.213 Punkte.
Dazu muss man bedenken, dass sich die Anleger traditionell vor dem Beginn der Berichtssaison eher zurückhalten. Zum Wochenausklang können DAX-Anleger auf Impulse aus den USA hoffen. Dort legen die drei Banken Wells Fargo, Citi und JPMorgan ihre Zahlen zum zweiten Quartal vor und geben damit den Startschuss für die US-Bilanzsaison, was für gewöhnlich der Aluminium-Riese Alcoa tut. Dessen Zahlen erwarten wir dieses Mal erst am nächsten Mittwoch.
Anleger warten auf Durchstarten der Berichtssaison
So startet die Berichtssaison dann auch nächste Woche erst richtig durch. Am Dienstag kommen erste relevante Bilanzen aus Europa, beginnend mit dem Schweizer Pharmakonzern Novartis und dem deutschen Online-Kaufhaus Zalando. Spannend wird es dann auch mit den Q2-Zahlen der US-Großbanken Bank of America und Goldman Sachs sowie von Big Blue IBM.
Weitere erste Highlights der Berichtssaison sind dann am kommenden Mittwoch und Donnerstag American Express und Qualcomm sowie aus Deutschland SAP, Hella, Zooplus u.v.a. Auch von Seiten der Konjunktur werden Anleger einiges zu verdauen haben. Unter anderem kommen aktuelle Daten zu den Verbraucherpreisen und der Industrieproduktion in den USA, zudem legt die Uni Michigan ihren Bericht zum Verbrauchervertrauen vor. Börsianer werden – wie gewohnt – alle Daten auf Hinweise abklopfen, wie es um die US-Wirtschaft bestellt ist und wie es mit der Zinspolitik in den USA tatsächlich weitergeht. Für die Berichtssaison erwarten die Experten übrigens überwiegend positive Meldungen aus Übersee.
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Das erste Börsenhalbjahr kann sich auch in Europa sehen lassen
Allen Unkenrufen zum Trotz: Im Rückblick kann man mit Fug und Recht behaupten, dass sowohl überzeugende Konjunkturdaten, ein beachtliches Gewinnwachstum der europäischen Blue Chips als auch eine spürbare Entspannung auf politischer Ebene für eine ansehnliche Performance in den ersten sechs Monaten gesorgt haben. Bleiben wir zunächst in Europa: Hier liegt die griechische Börse mit einer Performance von 28% im weltweiten Ranking auf Platz 4, Österreich und Polen landen kaum beachtet mit Kursgewinnen von annähernd 20% in den Top Ten. Zweistellige Aufschläge verbuchen sogar die langsam wieder aufblühenden Märkte auf der iberischen Halbinsel, Spanien und Portugal.
Während die schweizerische Börse mit einem Plus von mehr als 8% ein respektables Ergebnis vorlegt, blickt der DAX auf einen Zugewinn von gut 7% und konnte in der ersten Jahreshälfte ein neues Allzeit-Hoch markieren. Das dürfte vor allem bei den ausländischen Adressen für Jubel gesorgt haben, denn noch immer sind die deutschen Blue Chips im DAX fest in ausländischer Hand! 54%, und damit mehr als die Hälfte der DAX-Aktien, lagen zuletzt in den Depots ausländischer Investoren, einzelne Unternehmen wie Infineon, Dt. Börse, Adidas und Bayer kommen gar auf eine Quote von mehr als 70%. Die deutschen Privatanleger sind weiterhin auffallend zurückhaltend, ihnen gehört lediglich ein Anteil von gut 16% an den 30 wichtigsten deutschen Börsentiteln.
Die Deutschen haben Nachholbedarf - Rücksetzer zum Einstieg nutzen
Angesichts des wohl noch lange anhaltenden Niedrigzinsumfelds bleiben allerdings Aktien das Mittel der Wahl für die Kapitalanlage. Vielleicht kommt das jetzt auch endlich einmal bei unseren Landsleuten an, die sich weiterhin in „Aktienscheu“ üben. Denn die anstehende Konsolidierung (wir berichteten gestern ausführlich im Pressespiegel) wird vor allem für eines sorgen: für gute Kaufgelegenheiten.
Damit wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende und viel Freude beim Start in die neue Quartalsberichtssaison, die wir hier natürlich entsprechend begleiten werden. Am Montag erhalten Sie dazu – wir gewohnt – alle wichtigen Termine der Woche, damit Sie immer auf dem Laufenden sind.
Herzliche Grüße
Ihre
Martina Bisdorf
(Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)
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