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Ausgabe vom 05. Juli 2017



  • Fashion Week Berlin: Die Hauptstadt wird zum Laufsteg

  • Zitat der Woche 


Fashion Week Berlin:
Die Hauptstadt wird zum Laufsteg



von Martina Bisdorf
 (Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)

Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow



Liebe Leserinnen, liebe Leser,

da in dieser Woche, kurz vor Beginn der neuen Berichtssaison, an der Nachrichtenfront so richtig „Ebbe“ herrscht, können wir uns Zeit nehmen für die schönen Dinge des Lebens. Auch das darf, nein muss einmal sein. Da passt die gerade angelaufene Fashion Week Berlin prima ins Programm. Schauen wir uns also heute in der Welt der Schönen und Reichen (?) um.

Gestern ging´s los – bis zum Freitag wird das bunte Spektakel andauern. Wie das Modemagazin VOGUE berichtet, versammelt sich auf der Berliner Modewoche die deutsche und internationale Modeszene: Labels wie Dorothee Schumacher, Malaikaraiss, Marina Hoermanseder, Dawid Tomaszewski, William Fan oder Vladimir Karaleev präsentieren ihre Frühjahr/Sommer-Kollektionen 2018 und locken internationales Fachpublikum sowie zahlreiche Modebegeisterte in die deutsche Hauptstadt. Am 7. Juli findet bereits zum sechsten Mal die Gruppenausstellung deutscher Designer im Rahmen des Berliner Mode Salons im Kronprinzenpalais statt.

Doch dieses Mal gibt es besonders viele kritische Stimmen, die Spree-Metropole werde zwar in Sachen Mode langsam erwachsen, jedoch nie an Paris oder Mailand herankommen. Grund genug für mich, hinter die Kulissen des deutschen Catwalk zu schauen.

Berliner Modewoche wird im Schatten von Paris und Mailand erwachsen

Die Fashion Week Berlin konnte sich im Kräftemessen mit dem französischen und italienischen Mode-Mekka ja eigentlich nie wirklich behaupten. Jetzt ist auch noch fraglich, wie es mit Hauptsponsor Mercedes weitergeht. Trotzdem startete die Schau gestern mit neuem Selbstbewusstsein.

Die Korrespondenten des Handelsblatts berichteten von der Eröffnung: „Es sieht aus wie ein herber Rückschlag für Berlin: Es gibt am Brandenburger Tor keine weißen Zelte mehr, in denen sich die Prominenten bei den Modenschauen zeigen. Und Mercedes-Benz hat den Vertrag für die Fashion Week mit dem Messeveranstalter IMG auslaufen lassen. Diese Nachricht und das Fehlen des großen Glamours sind erst einmal ein Verlust für die deutsche Hauptstadt. Doch die ist inzwischen stark genug, um den Rückzug zu verkraften. Im Konkurrenzkampf mit den europäischen Modemetropolen Mailand, Paris und London behauptet sich Berlin auf der Fashion Week mit jungen Designern und wachsenden Messen für Premium- und Mainstreammarken. Und sie sucht nach neuen Konzepten und Plattformen, um international noch mehr zu punkten.“



Mode als wichtiger Wirtschaftsfaktor

Immerhin scheint die Politik das neue Selbstbewusstsein und die wachsende Marktstellung der Berliner Schau erkannt zu haben. Für viele wirkte es fast wie ein Ritterschlag, als Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries die „Premium“, eine der großen Modemessen, besuchte.

Ihr sei es „wichtig, zu zeigen, dass wir die deutsche Mode in der Wirtschaftspolitik wahrnehmen und würdigen und für junge Modedesigner und für die Exportchancen deutscher Marken werben“, begründete sie ihren Auftritt. Die Mode sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Immerhin erzielte die Modebranche in Deutschland zuletzt einen Jahresumsatz von 39 Mrd. Euro. Damit gehört Deutschland zu den wichtigsten Modemärkten in Europa.


Hugo Boss und Co. besinnen sich auf ihre Wurzeln

Auch wenn etliche Brancheninsider Berlin trist reden wollen, scheint sich doch ein Wandel hin zu mehr Eigenständigkeit der deutschen Mode zu vollziehen. Allmählich kehren sogar renommierte Marken wie Hugo Boss von internationalen Bühnen nach Berlin zurück. Deutschlands größter Herrenschneider zog sich vor fünf Jahren enttäuscht über den fehlenden internationalen Erfolg von Berlin zurück und konzentrierte sich auf die New York Fashion Week.

Am Donnerstagabend ist Hugo Boss erstmals wieder mit an Bord. In der zur Galerie umgebauten Agneskirche in Berlin-Kreuzberg zeigt der Konzern mit seiner „Gallery Collection“ einen Teil seiner aktuellen Frauenkollektion. Hugo Boss-Vorstand Ingo Wilts hat den Geist der Zeit erkannt: „Berlin bietet eine gute Plattform für kleinere, spezielle Labels. Sehr toll entwickelt hat sich der Berliner Modesalon“, lobt er. Seine kleine Show veranstaltet er mit den Initiatoren des Modesalons, die vor allem junge deutsche Designer fördern. Vielleicht liegt gerade hier das Geheimnis des Erfolgs.


Besser exklusive Nischen als aussichtsloses Kräftemessen

Die Fashion Week Berlin übte sich seit ihren Anfängen mit Sponsor Mercedes-Benz 2007 im Kräftemessen mit Paris, London und Mailand. Dass das ein fast aussichtsloses Unterfangen ist, zeigt die Tatsache, dass es ihr nie gelang, die großen internationalen Luxusmarken für sich zu gewinnen. Trotz der Riesenzelte vor der Kulisse des Brandenburger Tors mit Promis aus Funk und Fernsehen veranstalteten Gucci, Prada oder Giorgio Armani dort keine Modenschauen.

Vielleicht hilft hier ein Umdenken und die Besinnung auf den heimischen Markt. Wenn alle Nischen besetzt sind, muss man sich eben eine ganz besondere suchen, um zu überleben. Das gilt in der Tierwelt wie in der Wirtschaft. Wenn es in Berlin gelingt, die Aufmerksamkeit auf heimische, ideenreiche Designer zu lenken, dann ist da eine Riesenchance für den gesamten Modemarkt.


                                            

Realistischer Blick auf die Dinge – auch mit weniger Glamour zum Erfolg

Dass unbekanntere Modemarken wie Odeeh oder Talbot Runhof in Dimensionen wie Jil Sander oder Escada vorstoßen könnten, gilt als ausgeschlossen. Firmengründer und Designer Johnny Talbot und Adrian Runhof haben fast 20 Jahre dafür gearbeitet, weltweit bei den großen Adressen vertreten zu sein. Der Umsatz des Unternehmens liegt jedoch im unteren zweistelligen Millionenbereich.

Die weise Einsicht von Modemacher Runhof: „Wir werden auch nie so breit werden wie diese Marken, wir sind in der Nische und fühlen uns hier sehr wohl." Die heimischen Designer, meint Runhof, sollten ihr Heil lieber auf anderen Feldern suchen. Bei Luxus fiele den meisten Deutschen ohnehin eher etwas Technisches ein, ein Auto, eine Uhr, eine hochwertige Küche. Die Welten Technologie und Mode clever zu verbinden, dafür sei gerade Berlin mit seiner rührigen Start-up-Szene prädestiniert: „Darin steckt eine große Chance", meint der Modemacher. Die Idee etwa, Hemden zu entwickeln, die Gesundheitsdaten sammeln, kursiert immer mal wieder in der Branche.

Tipps für Ihren Fashion Week-Besuch

Wir werden beobachten, ob Berlin seine Chancen nutzt. Wenn Sie Ihre Chance nutzen wollen, auf der Fashion Week Berlin Innovatives aus der Modeszene zu entdecken, habe ich hier die interessantesten der rund ein Dutzend Messen für Sie zusammengestellt:

  • Panorama – Mainstream für alle Interessierten
    Die Schau auf dem Berliner Messegelände wächst von Jahr zu Jahr und zeigt die sogenannte Mainstream-Mode von Bugatti bis Gerry Weber.

  • Premium – hochwertiges aus Deutschland und der Welt
    Auf der Veranstaltung der Berliner „Messekönigin“ Anita Tillmann in einem ehemaligen Postgüterbahnhof am Gleisdreieck in Kreuzberg tummeln sich vor allem hochwertigere deutsche und internationale Marken.

  • Seek und Bright – Angesagtes für die Freizeit
    Auf den beiden Schauen auf dem Arena-Gelände an der Spree zeigen die Aussteller vor allem trendige Freizeitkleidung.

  • Greenshowroom und Ethical Fashion Show – Nachhaltigkeit auf dem Vormarsch
    Die beiden Messen für grüne Mode, die bislang auf einem alten Postbahnhof im Osten Berlins stattfanden, sind in ein altes Funkhaus umgezogen. Inzwischen locken die Ausstellungen für nachhaltige und faire Mode immer mehr Aussteller und Besucher an.
Mit diesen Eindrücken aus der Modewelt verabschiede ich mich für heute von Ihnen und wünsche Ihnen einen schönen Tag.

Herzliche Grüße

Ihre
Martina Bisdorf
(Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)


PS: Erfahren Sie morgen HIER an dieser Stelle, wie der Online-Gigant Amazon künftig die Fashion-Welt ins Schwitzen bringen wird.





Zitat der Woche


„In der Mode gibt es keine letzte Wahrheit. Man kann nie sagen, das ist ,in‘ und das ist ,out‘. Es wird immer eine Mischung geben aus dem, was gerade kommt, und dem, was gerade geht.“

Giorgio Armani (italienischer Modemacher und alleiniger Eigentümer des von ihm 1975 gegründeten internationalen Modeunternehmens Giorgio Armani SpA; laut Forbes auf Platz 5 der reichsten Menschen Italiens)






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