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Ausgabe vom 28. Juni 2017



  • IPO-Welle ist angelaufen –
    Von genussreichen und riskanten Börsengängen




IPO-Welle ist angelaufen –
Von genussreichen und riskanten Börsengängen






von Martina Bisdorf
 (Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)

Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow



Liebe Leserinnen, liebe Leser,

lange Zeit fragte man sich, was eigentlich die Neuemissionen dieses Jahr machen. Bis jetzt herrschte bei den IPOs Flaute. Mit IBU-tec und Aumann waren es erst zwei Unternehmen, die den Gang an die Börse gewagt haben. Doch passend zur Sommerhitze scheint das Eis nun gebrochen. Spätestens seit Montag haben wir einen der vielleicht vielversprechendsten deutschen Börsengänge des Jahres miterlebt: Vapiano macht Appetit auf mehr.

Vapiano macht Appetit auf mehr

Die deutsche Restaurantkette bietet seit 2002 italienisches Essen nach dem Fast-Casual-Prinzip an. Das bedeutet nichts anderes als mediterranen Genuss in „Echtzeit“ zu erleben. Ich selbst habe das zwar noch nicht ausprobiert, da mir die italienische Küche „heilig“ ist und ich Fastfood gegenüber sowieso skeptisch bin. Nichtsdestotrotz scheint der Systemgastronomiebetreiber mit seinen Franchisepartner voll auf Siegeszug zu sein. Mit mittlerweile 180 Standorten in 31 Ländern der Erde (darunter Australien, China, Saudi-Arabien und die USA!) haben die Bonner nun den Sprung auf´s Parkett gewagt.

Und die Vapiano-Aktien haben bei ihrem Börsendebüt gleich leicht zugelegt. Der erste Kurs wurde am Dienstag an der Frankfurter Börse mit 23,95 Euro festgestellt. Das Unternehmen hatte die Aktien zu 23 Euro ausgegeben und damit 184 Mio. Euro eingesammelt. Die Pizza- und Pasta-Kette ist damit aktuell 553 Mio. Euro wert. Die Sprungweite kann sich also durchaus sehen lassen. Wir werden für Sie beobachten, wie sich das Prinzip des „schnellen Genusses“ weiter am Markt durchsetzt.


Frischer Börsen-Wind weht aus allen Richtungen

Mit dem Essenslieferanten Delivery Hero, dessen Erstnotiz am Freitag geplant ist, und Vapiano ist die Lebensmittel/Gastronomie-Branche gut vertreten bei den IPOs. Der Weg scheint nun auch frei für andere Branchen. So steht der Eschborner Wohnimmobilieninvestor Noratis in den Startlöchern, der mit einer attraktiven Dividendenpolitik punkten will. Vom heutigen Mittwoch bis nächsten Montag kann hier für den Immobiliensektor gezeichnet werden.

Die Liste der anstehenden Börsennotierungen lässt sich fortsetzen: Noch in diesem Sommer stehen die IPOs des Nutzfahrzeugzulieferers Jost-Werke und des Industrieentsorgers Befesa an. Auch der Glücksspieltechnologiekonzern Novomatic, der Vermögensverwalter Deutsche Asset Management und die Siemens-Medizintechniktochter Healthineers haben konkrete Börsenpläne. Außerdem dürfen wir damit rechnen, dass sich noch die eine oder andere Gesellschaft kurzfristig aus der Deckung wagen wird. Experten rechnen sogar mit einer regelrechten Welle von Neuemissionen. Das könnte für frischen Wind auf dem Parkett sorgen.

Mehr als Pizza und Pasta – Größter Börsengang aller Zeiten in Vorbereitung

Was aber seit rund einem halben Jahr in gut klimatisierten Räumen im saudischen Dhahran sowie in Londoner und New Yorker Hinterzimmern vor sich geht, das könnte bald alles toppen. Aus gut informierten Kreisen verlautet, dass dort die Berater u.a. von HSBC, JP Morgan und Morgan Stanley zusammenkommen, um den größten Börsengang aller Zeiten vorzubereiten.

Sie ahnen es schon. Hier geht es um mehr als um Pizza und Pasta: Saudi Aramco, der staatliche Ölriese Saudi-Arabiens, soll im kommenden Jahr an die Börse gehen. Nur mit einem Anteil von 5% zwar - aber schon das lässt die Märkte heißlaufen. Saudi Aramco, das heißt: eine Quelle sprudelnden Öls, eines überall begehrten Rohstoffs. Das verspricht vordergründig, eine Gelddruckmaschine zu werden. Bis zu 2.000 Mrd. Dollar sei der gesamte Konzern wert, hatte das saudische Königshaus verkündet. Mehr als Apple, Microsoft und die Google-Mutter Alphabet zusammen. Aber stimmt das überhaupt?


Lesen Sie einen Auszug aus dem Finanzmagazin Capital (Juni-Ausgabe 2017) zu Saudi Aramco:

„Noch während die internationalen Berater rechnen, sind bereits erhebliche Zweifel laut geworden. Branchenexperten geben deutlich niedrigere Bewertungen ab. Auch das Bankenteam selbst kommt Medienberichten zufolge beim besten Willen nicht auf den ursprünglich angestrebten Preis. Zum einen weiß niemand, ob die Ölvorräte der Saudis tatsächlich so groß sind wie offiziell angegeben. Das ist ein altes Problem, schwerer wiegt jedoch ein neuer Zweifel: Investoren fürchten, dass die Reserven in den kommenden Jahren massiv an Wert verlieren. Wie wir jüngst erfahren haben, reagiert der Ölmarkt derzeit besonders sensibel auf äußere Einflüsse. Ohnehin haben sich die Spielregeln verändert, seit vor allem in den USA per Fracking unkonventionelle Reserven gefördert werden. Das Schieferöl ist dabei, die komplette Marktlogik zu verändern. Bisher konnte Saudi-Arabien als größter Produzent bei fallenden Ölpreisen eingreifen, indem es in Absprache mit der Opec einfach die Fördermenge kürzte. Beim jüngsten Preisverfall aber ist dieser Effekt einfach verpufft. Die Förderanlagen für Schieferöl in den USA lassen sich schnell stilllegen, aber auch rasch wieder in Betrieb nehmen. Kaum hatten sich die Preise auf dem Erdölmarkt erholt, wurde an den US-Bohrstätten wieder gepumpt, was wiederum Druck auf den Preis brachte. Um einen weiteren Preisverfall zu verhindern, so warnen Experten, müssten die Opec-Staaten die Förderung noch stärker einschränken. Hinzu kommt die sinkende Nachfrage aus den Industrieländern, wo effizientere Motoren eingesetzt werden. Und die große Furcht vor dem Umbruch in China.“

Wir werden sämtliche Börsengänge, ob klein oder groß, für Sie im Auge behalten, sodass Sie keine wichtige Chance zum Einstieg verpassen.

Herzliche Grüße

Ihre
Martina Bisdorf
(Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)


PS: Lesen Sie morgen hier an dieser Stelle, was die Wirtschafts- und Finanzpresse zum Thema Ölpreis und zur Entwicklung an den Rohstoffmärkten zu sagen hat.





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