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Ausgabe vom 13. Juni 2017
- Tech-Giganten unter Druck – Trend-Branche langfristig auf Kurs

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Tech-Giganten unter Druck –
Trend-Branche langfristig auf Kurs
von Martina Bisdorf
(Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
im späten Freitagshandel an der Wall Street kam es urplötzlich zu breit angelegten Abverkäufen im US-Technologiesektor, der am gestrigen Montag unvermindert weiter ging. Nahezu alle sogenannten Trendwerte, also Aktien wie Apple, Amazon, Alphabet, Tesla, Microsoft, Netflix etc. gaben am Ende rund 3 bis 4% ab, obwohl sie zuvor noch Allzeithöchststände erreicht hatten. Nicht wenige Analysten betrachten den Druck im Tech-Sektor als ersten Vorboten einer Sommerkonsolidierung oder gar –korrektur.
Nach dem deutlichen Kursrutsch scheinen die Anleger ihre Scheu heute wieder etwas abzulegen. Ausgelöst wurde der plötzliche Kursrutsch durch lancierte Gerüchte, wonach das neue iPhone mit einem zu langsamen Prozessor auf den Markt kommen soll. Diese Meldung wurde dann gepaart mit skeptischen Analystenmeinungen. Oft reicht eine solch brisante Mischung schon für einen Abwärtstrend. Der weitere Verlauf bleibt zunächst einmal offen.
Apple, Alphabet und Co. werden weiter die große Rolle spielen
Wir können aber getrost davon ausgehen, dass Unternehmen wie Apple und Google die Börsen trotz allem weiter dominieren werden. Manchmal bedarf es nämlich auch umgekehrt nur einer Analystenstudie - und schon rollt eine Verkaufswelle an. Zu den Banken, die die Macht haben, so etwas zu bewegen, zählt beispielsweise Goldman Sachs. Die US-Investmentbank hatte sich die „Big Five“ Apple, Amazon, Facebook, Microsoft und Google vorgenommen und vor den Risiken im Technologiesektor gewarnt.
Börsianer rechnen damit, dass die Anleger am deutschen Aktienmarkt heute nach den überdurchschnittlichen Vortagesverlusten weiter zaghaft zugreifen. Frische Impulse könnten zudem im Verlauf des Tages die ZEW-Konjunkturerwartungen aus Deutschland und die US-Erzeugerpreise am Nachmittag liefern.
Deutsche Tech-Riesen erholen sich mühsam
Börsianer treibt die Frage um, ob die Verluste lediglich ein zwischenzeitlicher Rückschlag auf hohem Niveau sind oder der Beginn einer größeren Abwärtsbewegung. Die deutschen Technologieaktien, wie auch die am Vortag gebeutelten Energiewerte, sollten jedenfalls am heutigen Dienstag zu einer moderaten Erholung ansetzen.
Die zwei größten deutschen Tech-Aktien zeigten sich vorbörslich heute allerdings noch nicht in besonderem Erholungsmodus. Die am Vortag um 3,6% gefallenen Papiere des Walldorfer IT-Riesen SAP stiegen im vorbörslichen Handel auf der Plattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schlusskurs vom Montag um gerade mal um 0,15%. Der Halbleiter-Spezialist Infineon, der gestern mit 4,8% Einbußen das DAX-Schlusslicht stellte, stieg zuletzt nur um 0,2%.
The trend is your friend
Aber wir als Anleger sollten im Auge behalten, dass es auch in dieser Situation Ausnahmen bzw. Gewinner gibt. So zeigt sich beispielsweise der führende Hersteller von IT-Hardware und Grafik-Spezialist nVidia gerade sehr stark. Das Unternehmen entwickelt und vermarktet Grafik- und Medienkommunikationsprozessoren und ähnliche Software für PCs, Workstations und digitale Entertainmentplattformen. Ebenso stellen die Amerikaner eine Vielzahl von 3D-Graphikprozessoren her wie auch Graphikprozesseinheiten (GPUs), die bei Desktop-PCs, Smartphones, Tablets und Laptops eingesetzt werden. Diese 3D-Graphikprozessoren werden für eine Reihe von Anwendungen wie Spiele, digitale Bildverarbeitung und Internet- und Industriedesign benutzt. Und dahin geht der Trend.
Experten reden bisweilen von einer „Wachablösung“, was die vorherrschenden Themen an den Märkten angeht. Betrachtet man hingegen Dauerläufer Amazon, der nun bei den Einbüßenden dabei war, wird jedem schnell klar, dass es in solchen überhitzten Höhen auch einmal zu einem Rücksetzer kommen muss. Ebenso klar ist auch, dass wir bei diesen Spitzenwerten auch bald mit einer Erholung rechnen dürfen. Denn der Trend hin zum Online-Einkauf wird ganz klar weiter ausgebaut werden. Schließlich darf man nicht vergessen, dass - wenn man hier von Einbußen spricht - das ein „Jammern auf hohem Niveau“ ist.
Über die Details zu den Tech-Werten sowie deren weitere Entwicklung halten wir Sie selbstverständlich in unseren Börsenbriefen auf dem Laufenden.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.
Herzliche Grüße
Ihre
Martina Bisdorf
(Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)
PS: Not macht offenbar erfinderisch: Um die Versorgung mit Frischmilch zu sichern, lässt ein katarischer Geschäftsmann 4.000 Kühe in das isolierte, auf Importe angewiesene Emirat einfliegen. Die „Trends“ richten sich eben ganz klar nach der Nachfrage.
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