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Ausgabe vom 12. April 2017


  • Geniale Stille:
    Die Bedeutung der Auszeit – nicht nur für unser Gehirn


  • Zitat der Woche



Geniale Stille:
Die Bedeutung der Auszeit – nicht nur für unser Gehirn








von Martina Bisdorf

Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow


Liebe Leserinnen, liebe Leser,

„wer radikal neu denken will, braucht absolute Ruhe. Das bringt nicht nur neue Ideen - sondern lässt sogar unsere Gehirnzellen wachsen.“ Diese Überschrift in der WirtschaftsWoche hat mich spontan angesprochen und dazu inspiriert, etwas über die Sinnhaftigkeit der Stille zu schreiben, die nicht nur notwendig ist, damit wir zu uns kommen, sondern auch für unser effektives Arbeiten.

Sicher haben Sie das auch schon an sich selbst erfahren: Wenn scheinbar nichts mehr geht, hilft nur eines: Abschalten und aus dem Alltag Abtauchen. Nur so können wir neue Kraft schöpfen, um den täglichen Anforderungen des Lebens gerecht zu werden, gerade wenn alles zusammen kommt und der Berg schier unbezwingbar erscheint. Nur durch Stille kann neue Kreativität entstehen, die wiederum zu angemessenen Ideen führt.


Auszeit – lebenswichtig für Kinder und Erwachsene

Nicht zuletzt deshalb warnen schon seit Jahren Kinderärzte- und psychologen davor, Kinder permanenter Reizüberflutung auszusetzen. Wirkliche Entwicklung kann nur stattfinden, wenn es auch Phasen des Müßiggangs gibt. Dass aber gerade auch wir Erwachsene in unserem Hamsterrad uns nach dieser Ruhe sehnen, zeigen die vielen Talkshows und Medienberichte, die sich mit dem Thema „Auszeit“ befassen.

Da wünscht sich doch ein Bestseller-Autor in einem Radiointerview, das ich am Sonntag auf Bayern 1 verfolgt habe, auf die Frage der Moderatorin nach seinem größten Wunsch - einfach Langeweile! Das hat mich schon beeindruckt. Denn, obwohl ich wahrlich keine Bestseller-Autorin bin, kann ich diesen Wunsch absolut nachvollziehen. Und ich bin mir sicher, die meisten von Ihnen auch. Was ist also dran, an der Sehnsucht nach Stille, die uns früher oder später alle einholt? Gehen wir der Sache einmal wissenschaftlich auf den Grund.


Sehnsucht nach Stille ist ein grundlegendes Bedürfnis des Menschen

Cal Newport von der amerikanischen Georgetown-Universität plädiert in seinem kürzlich erschienenen Buch mit dem Titel „Konzentriert arbeiten" für „Deep Work". Darunter versteht Newport einen Zustand völlig fokussierter Tätigkeit. Erst dadurch schaffe man neue Werte, verbessere die eigenen Fähigkeiten und sei schwer zu kopieren. „Sich ganz auf eine Sache konzentrieren zu können", sagt Newport, „wird zu einer raren, aber wertvollen und entscheidenden Fähigkeit im Arbeitsalltag."

Der Computerwissenschaftler behauptet: „Wenn Sie genügend Zeit mit Oberflächlichkeit verbringen, verringern Sie dauerhaft Ihre Fähigkeit, konzentriert zu arbeiten.“ Heißt im Umkehrschluss: „Einkehr steigert Ihre Leistungsfähigkeit.“ Newport ist der Meinung, dass künftig jene gefragt seien, die schnell komplizierte Dinge durchschauen. Mittelmaß werde bestraft, Spitzenleistung umso mehr belohnt.



„Um Erfolg zu haben, müssen Sie das absolut Beste bieten, das Sie zu bieten in der Lage sind", so Newport. Das wiederum sei eine Aufgabe, die hohe Konzentration erfordere. Ohne punktgenaue Konzentration auf’s Wesentliche kann es keine Spitzenleistung geben. Eines seiner Lieblingsbeispiele ist der Schweizer Psychiater und Begründer der Analytischen Psychologie Carl Gustav Jung. Der zog sich gerne gerne ins Dorf Bollingen am nördlichen Ufer des Zürichsees zurück, um zu arbeiten. Um sieben Uhr morgens stand er auf, frühstückte in Ruhe und schrieb dann zwei Stunden ohne Ablenkung. Nachmittags meditierte er oder spazierte durch die Gegend, gegen 22 Uhr schlief er ein.


„Deep Work“ ist das neue (alte) Zauberwort

Dieses so genannte „Deep Work“, das absolut konzentrierte Arbeiten in voller Präsenz, ist allerdings im Laufe der Zeit immer schwieriger geworden. Mittlerweile leben wir in einer Welt, die voll ist von Ablenkungen und allgegenwärtiger Berieselung durch die Medien, denen man sich kaum entziehen kann. Wer nicht ständig auf sein Smartphone schaut, läuft vermeintlich schnell Gefahr, nicht mehr dazu zu gehören.

Wir leben in einer Mischung aus Technikhörigkeit einerseits und Missverständnissen andererseits. Müßiggang, Stille und Introspektion genießen aktuell (noch) keinen guten Ruf. Obwohl ich an dieser Stelle betonen möchte, dass Nachdenken auch Arbeit ist. Wenn man das heute überhaupt noch so sagen darf… Aber lange Arbeitszeiten, wenig Freizeit und viele Termine im Kalender sind in der modernen Arbeitswelt regelrecht zum Statussymbol geworden.  


Zeit ist eines unserer kostbarsten Güter - und unwiederbringlich…

Deshalb tun die meisten lieber irgendetwas, anstatt einfach nur dazusitzen. Sie definieren das dann als „die Zeit nutzen“. Die Unternehmensberatung McKinsey fand schon im Jahr 2012 heraus, dass der durchschnittliche Wissensarbeiter mehr als 60% seiner Arbeitswoche mit elektronischer Kommunikation und Internetrecherche verbringt. Ein Drittel der Arbeitszeit geht damit drauf, E-Mails zu lesen und zu beantworten. Vor allem verführt die Technik aber dazu, Geschäftigkeit zu simulieren und sich selbst einzureden, wie unglaublich produktiv man gerade ist.

Wer hingegen bei einer kreativen Denkpause „erwischt“ wird, der hat fast ausnahmslos ein schlechtes Gewissen, weil er sich beim „Nichtstun“ ertappt fühlt. Dabei sind es laut Forschung die Pausen, die uns produktiv machen. „Wir sollten Arbeit und Ruhepausen als gleichrangig betrachten", sagt auch der Autor Alex Soojung-Kim Pang. In seinem neuen Buch „Pause" plädiert der Gastwissenschaftler der Stanford-Universität dafür, Ruhezeiten als notwendig für das Gehirn zu erachten, um Informationen zu verarbeiten, einzuordnen und neue Zusammenhänge herzustellen: „Eine richtig gestaltete Pause macht uns kreativer und produktiver - ganz ohne das Gruselkabinett des endlosen Rackerns bei stetig steigenden Erwartungen."


Die kreative Pause steht vor ihrer Wiederentdeckung

Was Forscher inzwischen sogar messen können, lässt uns jetzt vielleicht gemeinsam aufatmen: Ruhepausen füllen die notwendigen Energiereserven auf und machen neue Einsichten erst möglich. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viele kreative Pausen und noch mehr Zeit für sich selbst!

Herzliche Grüße

Ihre
Martina Bisdorf
(Chefredakteurin BÖRSEN-SPIEGELdaily)

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Zitat der Woche


„Es lohnt sich, geduldig zu beobachten, was in der Seele im Stillen geschieht, und es geschieht das Meiste und Beste, wenn es nicht von außen und oben hineinreglementiert wird.“

Carl Gustav Jung (1875 – 1961, Schweizer Psychiater und Begründer der Analytischen Psychologie)






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