Börse, Wirtschaft, Lifestyle - Was Anleger & Börsenprofis bewegt
Ausgabe vom 18. November 2016
- Wie Sie auch ohne zu spekulieren vom Wissen
um Leerverkäufe profitieren können
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Wie Sie auch ohne zu spekulieren
vom Wissen um Leerverkäufe
profitieren können
von Cindy Ullmann
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
seit geraumer Zeit sind die Aktien deutscher Unternehmen verstärkt ins Visier internationaler Hedgefonds gerückt, die auf fallende Kurse wetten – vor allem aus den USA und Großbritannien. Ich will Sie heute an dieser Stelle über die aktuellen Stände und Entwicklungen bei den Leerverkaufspositionen der börsennotierten deutschen Unternehmen informieren. Deutliche Zunahmen von Leerverkaufspositionen bei einer Aktie können nämlich ein wichtiges Alarmsignal für Anleger sein. Umgekehrt kann ein verstärkter Rückzug von Hedgefonds aus ihren Shortpositionen ein Indiz dafür sein, dass sich der Kurs einer Aktie bald nachhaltig stabilisiert.
Exkurs: Leerverkäufe – Was steckt dahinter?
Doch bevor wir ans Eingemachte gehen, will ich Ihnen in einem kurzen Exkurs noch einmal erklären, was genau hinter Leerverkäufen steckt. Leerverkäufe, sogenannte „Shorts“ sind eine seit Jahrzehnten bekannte Strategie von Großanlegern wie Banken und Hedgefonds, aber auch von immer mehr Kleinanlegern, um mit erwarteten Kursrückgängen einen Gewinn zu erzielen. Deswegen dienen Leerverkäufe nicht ausschließlich der Spekulation, sondern werden auch für Absicherungszwecke genutzt. Das Besondere des Leerverkaufs besteht in der Tatsache, dass Leerverkäufer im Moment des Verkaufs eigentlich kein Eigentum an dem von ihnen verkauften Wertpapier besitzen. Sie verkaufen somit „leer“.
Ich will Ihnen gerne ein Beispiel liefern: Ein Hedgefonds sieht eine Baisse bei Pharma-Aktien voraus und will davon profitieren. Aber er besitzt solche Papiere nicht. Bei einem gedeckten Leerverkauf leiht sich der Hedgefonds vorübergehend die Aktie eines Pharma-Konzerns bei einem anderen Großanleger wie beispielsweise einer Versicherung oder einem Investmentfonds und leistet hierfür eine Gebühr an den Verleiher. Für Großanleger sind diese Verleihungen meist ein nettes Zubrot. Daraufhin verkauft der Hedgefonds die geliehenen Papiere. Fällt der Kurs der Aktien daraufhin deutlich, kann der Hedgefonds die Papiere zu niedrigeren Kursen zurückkaufen, wonach er sie an den Verleiher zurückgibt. Fällt wie erwartet der Aktienkurs, erzielt der Hedgefonds einen Gewinn. Steigt der Aktienkurs während des Leihgeschäfts allerdings, erleidet der Hedgefonds einen Verlust.
K+S: Aktueller Liebling der Leerverkäufer
Ein großer Liebling der Leerverkäufer ist aktuell K+S. Bei keinem anderen deutschen Konzern sind die Leerverkaufsstände so hoch wie bei dem Kali- und Düngemittelkonzern. Laut Bundesanzeiger spekulieren sage und schreibe 18 Hedgefonds derzeit auf weiter fallende Aktienkurse bei dem MDAX-Konzern. Insgesamt halten diese aktuell 20,25% der gesamten Aktienzahl als Leerverkaufsposition vor. Dieser hohe Bestand ist beachtlich, aber nicht ungewöhnlich, schließlich befindet sich das Kasseler Unternehmen seit Monaten im Krisenmodus.
Ende Oktober senkte Standard & Poor's das Rating von K+S auf oberen Ramschstatus. Damit ist ein Investment in K+S als „spekulativ“ einzustufen. Als Gründe nannte die Agentur die nach wie vor niedrigen Kalipreise, die Verzögerungen beim Start der kanadischen Mine sowie massive Probleme bei der Entsorgung flüssiger Kali-Abfälle und fester Rückstände an Produktionsstandorten im Grenzgebiet Hessen-Thüringen. Im Oktober wurde beispielweise bekannt, dass am Kali-Standort Hattorf Schwermetalle im Grundwasser entdeckt worden sind. Dadurch verzögert sich das laufende Genehmigungsverfahren zur Einleitung von Abwässern in die Werra weiter. Mittlerweile drohen sogar Werksschließungen, wenn nicht geklärt werden kann, wohin man soll mit dem Kalimüll, flüssig wie fest. Keine rosigen Aussichten für eine schnelle Trendwende bei der ausgebombten Aktie. K+S ist derzeit bei der Mehrzahl der Börsenbrief-Experten und Analysten entsprechend auf der Verkaufsliste zu finden.
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Freenet: Starkes Zahlenwerk -
Leerverkäufer BlackRock zieht sich langsam zurück
Bei Freenet ziehen sich die Leerverkäufer aktuell wieder zurück. Die Leerverkäufer des Hedgefonds BlackRock Investment Management haben am 11. November 2016 ihre Netto-Leerverkaufsposition von 0,82% auf 0,79% der Freenet-Aktien abgebaut. Derzeit halten Leerverkäufer der Hedgefonds nur noch 1,4% Netto-Leerverkaufspositionen in Freenet-Aktien.
Der Telekomdienstleister hat vergangene Woche sehr gute Zahlen zum abgelaufenen dritten Geschäftsquartal vorgelegt. Der Umsatz klettert um 9,8% auf 867,2 Mio. Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte um 21,4% auf 118,2 Mio. Euro zu. Hier profitierte die Gesellschaft auch von seiner Beteiligung am Schweizer Telekommunikationsanbieter Sunrise Communications.
Wie Freenet weiter betonte, konnte das Unternehmen weiterhin von einem Zuwachs im Bereich Customer-Ownership profitieren, in dem die strategisch wichtigen Kundengruppen Postpaid und No-frills zusammengefasst sind. Hier gab es zum 30. September 2016 einen Zuwachs um 263.000 auf 9,47 Mio. Kunden (Vorjahr: 9,21 Mio. Kunden). Analysten hatten mit einem weniger erfolgreichen Quartal gerechnet. Freenet bestätigte zudem seine Prognose, im laufenden Jahr weiterhin ein EBITDA von „leicht über 400 Mio. Euro“ erzielen zu wollen.
Die Aktie von Freenet konnte in den letzten Tagen leicht anziehen, notiert aber noch immer 25% unter dem Allzeithoch vom Sommer 2015, als der Kurs bei 33 Euro lag.
Nordex, Lufthansa und Dt. Bank -
Diese Aktien sind aktuell im Visier der Leerverkäufer
Nachfolgend sehen Sie in der Übersicht die neuesten Shortpositionen auf Aktien deutscher börsennotierter Unternehmen aus den vergangenen Tagen. Hier finden sich unter anderem Unternehmen wie Bilfinger, Leoni, Deutsche Bank und Cancom.
Positionsinhaber
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Emittent
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ISIN
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Position
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Datum
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Menta Capital LLC
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QSC AG
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DE0005137004
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0,44 %
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2016-11-15
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TT International
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Bilfinger SE
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DE0005909006
|
0,48 %
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2016-11-15
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BlackRock Investment
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S&T AG
|
AT0000A0E9W5
|
0,75 %
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2016-11-14
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Marshall Wace LLP
|
Deutsche Bank
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DE0005140008
|
0,77 %
|
2016-11-14
|
BlackRock Investment Management (UK) Limited
|
LEONI AG
|
DE0005408884
|
0,50 %
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2016-11-14
|
Marshall Wace LLP
|
CANCOM SE
|
DE0005419105
|
1,20 %
|
2016-11-14
|
OCH-ZIFF MANAGEMENT EUROPE LIMITED
|
CANCOM SE
|
DE0005419105
|
1,20 %
|
2016-11-14
|
Polygon Global Partners
|
CANCOM SE
|
DE0005419105
|
0,72 %
|
2016-11-14
|
Elliott Capital
|
Drägerwerk AG
|
DE0005550602
|
0,83 %
|
2016-11-14
|
BlackRock Institutional
|
Fraport AG
|
DE0005773303
|
0,69 %
|
2016-11-14
|
Coatue Management
|
Wirecard AG
|
DE0007472060
|
0,81 %
|
2016-11-14
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WorldQuant
|
ElringKlinger AG
|
DE0007856023
|
0,54 %
|
2016-11-14
|
BlackRock Investment
|
Deutsche Lufthansa
|
DE0008232125
|
1,09 %
|
2016-11-14
|
AQR Capital
|
Nordex SE
|
DE000A0D6554
|
1,10 %
|
2016-11-14
|
Marshall Wace LLP
|
Nordex SE
|
DE000A0D6554
|
0,95 %
|
2016-11-14
|
Oxford Asset Managem.
|
Nordex SE
|
DE000A0D6554
|
0,80 %
|
2016-11-14
|
WorldQuant
|
Nordex SE
|
DE000A0D6554
|
1,02 %
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2016-11-14
|
JPMorgan Asset Management
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RIB Software AG
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DE000A0Z2XN6
|
1,09 %
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2016-11-14
|
Marshall Wace LLP
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Commerzbank
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DE000CBK1001
|
0,70 %
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2016-11-14
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Ihnen allen ein erholsames und gemütliches Novemberwochenende.
Ihre
Cindy Ullmann
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