Börse, Wirtschaft, Lifestyle - Was Anleger & Börsenprofis bewegt

Ausgabe vom 12. Oktober 2016



  • Neue Berichtssaison startet mit einem „Hauch von Luxus“

  • Kleines Börsen-Einmaleins zum Auftakt des Zahlenreigens




Neue Berichtssaison startet mit einem „Hauch von Luxus“






von Martina Bisdorf

Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow


Liebe Leserinnen, liebe Leser,

sie ist angelaufen, die neue Berichtssaison. Traditionell wurde der große Zahlenreigen gestern Abend durch den amerikanischen Aluminium-Riesen Alcoa eröffnet. Leider war es ein enttäuschender Start in den USA, der an der Wall Street für Verluste sorgte, denn Alcoa musste einen deutlichen Umsatzrückgang eingestehen.

Auch hierzulande wartet der Markt darauf, wie sich die Unternehmen im vergangenen Quartal geschlagen haben. Stark zeigte sich am gestrigen Dienstag hier bereits der Luxusgütersektor, was am Markt mit den guten Geschäftszahlen des Branchen-Schwergewichts LVMH begründet wurde. Die Papiere der Franzosen rückten in Paris wegen überraschend guter Umsätze im dritten Quartal um 5,48% auf 165,65 Euro vor und waren damit der Spitzenreiter im EuroStoxx.


Ein bisschen Luxus geht immer…

Schauen wir uns den „Hauch von Luxus“ und seine Erfolgsformel also einmal genauer an. Denn eines hat sich in der Vergangenheit immer wieder bewiesen: Wenn nichts mehr geht, ein bisschen Luxus geht immer. Und wie das auch in schwierigen Zeiten gelingen soll, darüber haben sich die Luxusgüter-Experten längst Gedanken gemacht. Denn die Branche muss sich schon die Frage stellen, was zu tun ist, wenn Luxus-Shopper den Champs-Elysées aus Angst vor Attentaten fern bleiben oder wenn die kauffreudige Klientel aus den Schwellenländern neuerdings den Gürtel enger schnallt. 

Bernard Arnault, Chef der Luxusholding LVMH, hat natürlich ein Rezept parat. Er sucht einfach neue Kunden in der Mittelschicht. Was sich vor wenigen Wochen mit dem Wiedereinstieg in den lukrativen Markt hochpreisiger Parfüms andeutete (nach 70 Jahren Abstinenz), manifestiert sich nun mit der geplanten Übernahme des Kölner Kofferherstellers Rimowa.


… und das nicht nur bei den Superreichen

Die Franzosen übernehmen 80% an dem auf Hartschalenkoffer spezialisierten Unternehmen. Die Besonderheit: Der Enkel des Firmengründers macht dabei sein Erbe zu Geld: Dieter Morszeck verkauft die Mehrheit an Rimova an die Franzosen, behält aber einen Anteil und nimmt auch seine Führungsfunktionen weiter wahr. Das Ganze hat sogar noch einen sozialen Aspekt, denn Morszeck gründet nach eigenen Angaben mit einem großen Teil des Verkaufserlöses eine Stiftung, mit der er Forschungs-, Gesundheits-, Bildungs- und Hilfsprojekte unterstützen will.

Die Investition von 640 Mio. Euro ist strategisch wichtig für das französische Vorzeigeunternehmen der Luxusbranche, hat es zwar im ersten Halbjahr 2016 erneut Rekordumsätze verbucht, blieb aber mit lediglich 3% Umsatzwachstum hinter den eigenen Erwartungen zurück. Vor allem die Leder- und Modemarke Louis Vuitton leidet unter der Kaufzurückhaltung der Kunden. Arnault ist zwar darauf bedacht, die Luxusaura seiner Produkte nicht zu verwässern. Doch ein Parfüm für 200 Euro oder einen Koffer für 400 bis 1.000 Euro leisten sich bisweilen auch Käufer, die nicht achselzuckend 5.000 Euro für eine Lederhandtasche ausgeben. Die Duftlinie soll Louis Vuitton im ersten Jahr 80 Mio. Euro einbringen. Von Rimowa erhofft man sich in Paris, dass mit den erwarteten 400 Mio. Euro Umsatz 2016 das Limit noch lange nicht erreicht ist.




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Ihr Cliff Michel
Vertriebsleiter JS Capital GmbH







Kleines Börsen-Einmaleins zum Auftakt des Zahlenreigens


Nun weg vom Luxus, hin zum trockenen Zahlenwerk, mit dem Sie in den kommenden Wochen wieder überflutet werden. Deshalb habe ich Ihnen zum Beginn der neuen Berichtssaison einmal kurz die wichtigsten Begriffe zusammengestellt und erläutert, mit denen Sie in den anstehenden Analysen konfrontiert werden:

EBT = Ergebnis vor Steuern

EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern

EBIT-Marge = Verhältnis von EBIT zu Umsatz (EBIT geteilt durch Umsatz), die EBIT-Marge dient oft zur Erreichung von Rentabilitätszielen.

EBITA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände

EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen

EBITDA-Marge = Verhältnis von EBITDA zu Umsatz (EBITDA-Marge geteilt durch Umsatz); zur Erreichung von Rentabilitätszielen ist diese Marge weniger geeignet, hier ist die EBIT-Marge aussagekräftiger.

Ergebnis = Gewinn oder Verlust

Operativer Gewinn = EBIT (siehe dort)

Solvabilitätsquote = Verhältnis zwischen den Eigenmitteln und dem nach Anlagerisiko gewichteten Wert der Kapitalanlagen

Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) = Schäden + Verwaltungsausgaben + Abschluss der Versicherungsbeiträge dividiert durch die Prämieneinnahmen. Je tiefer diese Quote unter 100% liegt, umso profitabler ist das Versicherungsgeschäft. Bei Quoten oberhalb von 100% entsteht im Versicherungsgeschäft ein Verlust.

Überschuss = Gewinn

Damit wünsche ich uns allen eine nicht nur verständliche, sondern auch positive Berichtssaison. Und mit erfreulichen Überraschungen dürfen wir tatsächlich rechnen, da die Erwartungen im Vorfeld weit heruntergeschraubt wurden.

Ich grüße Sie herzlich und kritisch zur Wochenmitte.

Ihre
Martina Bisdorf

PS: Neben LVHM gab es auch schon die nächste positive Überraschung. Sie kam gestern mit den vorläufigen Zahlen von BASF: Der Chemie-Riese erfreut die Anleger trotz eines Gewinnrückgangs im dritten Quartal, denn dieser ist nicht so stark ausgefallen wie von Analysten erwartet. Und im Agrarchemiegeschäft legten die Ludwigshafener sogar deutlich zu. Auf die Bekräftigung der Gewinnprognose hin steigt die Aktie heute kräftig. Die endgültigen Zahlen bringt BASF am 27. Oktober.
Wir werden berichten.





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