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Ausgabe vom 30. August 2016


  • Krisenmodus statt Dolce Vita - Italien mit schlechter Saison




Krisenmodus statt Dolce Vita -
Italien mit schlechter Saison


 




von Martina Bisdorf

Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow


Liebe Leserinnen, liebe Leser,

dass in Italien die Erde gebebt hat, haben Sie alle mitbekommen. Schlimm, dass so viele Opfer zu beklagen sind, und das in einer zivilisierten europäischen Gesellschaft, die eigentlich genügend Geld für die Erdbebenprophylaxe, sprich erdbebensichere Bauweise, zur Verfügung hat. Denn es ist nicht das erste Mal, dass der Apennin erschüttert wird. Die Gegend ist bekannt dafür.

Klar, dass hier zu Recht der Unmut der Bürger über die (definitiv falschen) Sparmaßnahmen wächst. Auch wenn Teile der Bevölkerung, in denen sich eine gewisse EU-Müdigkeit breit macht, das gerne auf die EU schieben würden, darf man stark bezweifeln, dass es an der Europäischen Union liegt, wenn die Gelder nicht da eingesetzt werden, wo sie wirklich benötigt werden. Und Fakt ist auch, dass Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi seine Popularität erheblich steigern muss, um seine Landsleute in der EU zu halten.

Renzi hat Mühe, seine Landsleute für die europäische Idee zu begeistern

Der Herausforderung stellt er sich bislang mit großem Engagement. So verspricht er seinen Landsleuten: „Wir lassen niemanden allein", und stellt 225 Mio. Euro als Soforthilfe bereit. Vielleicht gelingt es dem Vorsitzenden der sozialdemokratischen Partito Democrático, seine Popularitätswerte wieder zu erhöhen, denn sein Ansehen war zuletzt gesunken. Die von dem Kabarettisten Beppe Grillo gegründete Fünf-Sterne-Bewegung M5S, die sich für ein Referendum zum Verbleib in der EU stark macht, erfreut sich dagegen wachsender Zustimmung. Das bereitet nicht nur Brüssel, Berlin und Paris Sorge, das beunruhigt auch die Investoren. Deren Frage lautet: Bedeutet nach dem „Brexit“ vor dem „Quitaly?“  

Man sollte diese Gedankengänge nicht auf die leichte Schulter nehmen. Immerhin ist Italien die drittgrößte Volkswirtschaft der europäischen Währungsunion. Würde diese zur Lira zurückkehren, dürfte das erhebliche Turbulenzen auslösen. Und so ganz abwegig ist ein „Quitaly“ nicht. Bei den Kommunalwahlen im Juni hat die M5S schon die Bürgermeisterämter in Rom und Turin erobern können. Der Partei werden von Polit-Experten gute Chancen eingeräumt, auch auf nationaler Ebene stärkste Kraft zu werden.


Kommen nach dem Brexit„Quitaly“ und Co.?

Eine Verschärfung der keineswegs überwundenen Krisen in Südeuropa könnte nicht nur Francois Hollande das Amt und Angela Merkel Stimmen kosten. Die Staatschefs fürchten vielmehr einen Dominoeffekt, der den Fortbestand der EU und der Eurozone in ihrer aktuellen Zusammensetzung gefährden würde. 65% der Spanier, 66% der Franzosen, 92% der Griechen und 68% der Italiener sind laut einer Umfrage des Pew Research Center mit der EU-Wirtschafts- und Sparpolitik unzufrieden.

Die Unsicherheit über den weiteren Weg Südeuropas spiegelt sich nicht zuletzt in den Aktienindizes wider. Der spanische Ibex hat in diesem Jahr 10, der portugiesische PSI 20 mehr als 11% verloren. Griechenlands ASE gab bislang 9% ab. Die höchsten Verluste erlitten Anleger an der Börse in Mailand: Der FTSE MIB weist ein Minus von 22% auf. Jetzt könnte man meinen, derartige Rücksetzer motivieren antizyklische Investoren eigentlich zum Einstieg. Doch man lässt Vorsicht walten, denn jeder weiß, dass die erhoffte Erholung dauern kann. Ein dazu notwendiger kräftiger Aufschwung zeichnet sich derzeit noch nicht ab.


Italiener beurteilen ihre Zukunftsperspektiven als düster

Vor allem Italiens Bürger sind die ineffiziente Bürokratie, die korrupte Politik und leere Versprechungen aus Rom leid. Ihre Zukunftsaussichten beurteilt die Mehrzahl der Italiener daher laut Umfragen als düster. Die Einführung der Gemeinschaftswährung hat ihren Wohlstand nicht merklich gemehrt. Die Wirtschaftsleistung Italiens verharrt auf dem Niveau von vor 17 Jahren, als das Land der Eurozone beitrat.

Daran vermochte auch die Ankündigung des vor zwei Jahren mit großem Eifer gestarteten Matteo Renzi nichts zu ändern, die da hieß: „Pro Woche eine Reform!" Vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet ist nicht genügend passiert, sodass eine Verbesserung für die Menschen spürbar wäre.




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BNP Paribas präsentierte:
Rendezvous mit Harry"


Die Sendung Rendezvous mit Harry" bot wieder einmal viele spannende Themen. Laut Top-Trader Harald Weygand peilt der DAX ein Ziel von 11.000 Punkten an. Bei den inländischen Werten Deutsche Post und ThyssenKrupp sieht Harry ebenfalls eine positive Entwicklung. Beim Dow Jones ist ein Doppeltop möglich, wobei ein Einstieg sich erst ab einem Ausbruch über 18.645 Punkten anbietet.

Neben den „Dauergästen“ Amazon und Apple wurden auch Visa sowie die zuletzt starke Performance von Cisco besprochen. Der weitere Verlauf des Dollars steht momentan noch im Schatten der letzten Fed-Ankündigungen bezüglich einer Zinsanhebung. Der Ausblick ist jedoch positiv, auch in den beliebten Währungspaaren Euro/Dollar oder Dollar/Yen. Auch Gold hat noch Luft nach oben.
Kemal Bagci von BNP Paribas moderierte die Sendung. Die nächste Sendung Rendezvous mit Harry" gibt es am kommenden Montag, 05. September, wie gewohnt um 19 Uhr.




Zahlen belegen die Stagnation in Rom

Hier die Zahlen, die den Quasi-Stillstand belegen: 4,6 Mio. Italiener gelten mittlerweile als arm. Im Juni waren 11,6% der erwerbstätigen Bevölkerung ohne Anstellung, die Jugendarbeitslosenquote liegt bei 36,5%. Und die Beschäftigungslosigkeit droht weiter zu steigen - nicht zuletzt streichen auch etliche Geldinstitute wie beispielsweise UniCredit oder Banca Popolare Stellen.

Dabei wären die Probleme nur mir Wirtschaftswachstum zu lösen. Noch vor wenigen Monaten hatte Renzi für das laufende Jahr ein Plus von 1,2% prognostiziert. Doch im zweiten Quartal gab es nur Stagnation. Um den Zielwert zu erreichen, müsste das Bruttoinlandsprodukt in den verbleibenden Monaten um 1,3% zulegen, wie Ökonomen berechneten. Dies wäre allerdings der größte Wachstumssprung seit 16 Jahren – und damit kaum realistisch.


Die maroden Banken kommen nicht auf die Beine

Eine Belebung der Wirtschaft wäre aber auch dringend notwendig, um Italiens marode Banken, die immer noch auf ihren faulen Krediten in dreistelliger Milliardenhöhe sitzen, zu sanieren. Den jüngsten Stresstest der europäischen Bankenaufsicht haben gleich neun italienische Institute nicht bestanden. Am schlechtesten schnitt das Institut Monte dei Paschi ab. (Wir berichteten.)

Obendrein bleibt festzuhalten, dass ohne Wachstum auch die Staatsschulden nicht abgebaut werden können. Diese entsprechen mittlerweile 132% des Bruttoinlandsprodukts! Unter den Euroländern ist nur Griechenland höher verschuldet. Das sieht nach schweißtreibender Arbeit und echtem Reformwillen aus, um das Land wieder auf Vordermann zu bringen. Ob es gelingt, aus der Erschütterung wieder herauszukommen, werden wir sehen.


„Entwicklungshilfe“ mit Dolce Vita und Sinn für das Schöne

Unterstützen können wir unsere Nachbarn aus dem „Land, wo die Zitronen blüh´n“ wohl am besten, indem wir uns ein wenig Dolce Vita gönnen und unsere Urlaube dort verbringen. Für mich persönlich ist das kein „Opfer“, denn für mich ist und bleibt Italien das Urlaubsland Nummer eins. Egal ob zum Wandern in Ligurien, zum Kurztrip an den Gardasee oder zum Baden an der Adria. Dazu stehe ich – marode Banken hin, korrupte Politiker her. Das Land hat so viel Schönes zu bieten, von den kulturellen Highlights angefangen über die kulinarischen Genüsse bis zu den guten Weinen. Darin liegt doch enormes Potenzial.

Vergessen Sie nicht: Gerade in den schönen Seiten dieses Lebens liegen die größten Wachstumschancen, wie Ihnen mein ebenfalls Italien-begeisterter Kollege Jürgen Schmitt gestern an dieser Stelle schon so eindrücklich beschrieben hat. Vielleicht sollten auch die Italiener selbst nicht vergessen, in was für einem wunderbaren Land sie leben dürfen. Auch wenn damit nicht alle Probleme gelöst sind und die angestrebte Erhöhung des Staatsdefizits bei der EU noch nicht durchgewunken ist, sollte man die Chancen nutzen, die vorhanden sind.  

Mit diesem Ausflug in den Süden grüße ich Sie herzlich.

Ihre

Martina Bisdorf

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