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Ausgabe vom 23. August 2016


  • David gegen Goliath:
    Machtspiele der Autozulieferer





David gegen Goliath:
Machtspiele der Autozulieferer




von Martina Bisdorf

Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow


Liebe Leserinnen, liebe Leser,

dieser Tage gibt es ein Thema, das alle Fronten gleichermaßen beschäftigt: Der Kampf von Europas größtem Autohersteller Volkswagen mit seinen Zulieferern. Und hier gilt nicht „Der Stärkere gewinnt“, sondern hier werden ganz klar Machtspielchen gespielt, die nichts mit der Größe eines Unternehmens zu tun haben. Hier wird der Vorteil von Alleinstellungsmerkmalen ausgespielt. Denn Volkswagen hat sich allein durch das ganz spezielle Herstellungsverfahren für ein winziges, aber unersetzbares Getriebeteil von einem kleinen Zulieferbetrieb abhängig gemacht.

Zulieferer-Streit trifft nicht nur VW-Konzern hart…

Und der Konflikt mit den Zulieferern könnte VW teuer zu stehen kommen. Die beiden kleinen Automobilzulieferer ECar Trim und ES Automobilguss, die beide zur Prevent-Gruppe gehören,  haben ihre Lieferungen an VW komplett eingestellt – einfach so. Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge fordern Car Trim und ES Automobil Guss insgesamt 58 Mio. Euro. Auslöser des Streits war angeblich eine von VW und Porsche gekündigte Entwicklungskooperation mit Car Trim. Die Einstellung der Lieferungen hat VW am Samstag zum Stopp der Produktion bei seinem wichtigsten Modell, dem Golf, gezwungen und ca. 20.000 Mitarbeiter in Kurzzeitarbeit zu schicken.

Dass dieser Umstand nicht nur die Konzernzahlen betrifft, sondern in allererster Linie die Arbeiter, ist ein schwerwiegender Aspekt des Machtpokers. So hat das Vorgehen des Wolfsburger Autobauers bei Politikern von Regierung und Opposition für Verärgerung gesorgt. Union und Grüne kritisierten, dass der Konzern die eigenen Folgekosten durch das Abrufen von Kurzarbeitergeld begrenzen wolle und damit die Allgemeinheit belaste. Einem Bericht zufolge könnte die Zahlung an die Kurzarbeiter die Beitragszahler bis zu 10 Mio. Euro pro Woche kosten.


… auch die Allgemeinheit wird stark belastet

Die Tatsache, dass ein vermeintlich zwei Parteien betreffender Schlagabtausch rasant schnell große Kreise ziehen kann und auch uns Steuerzahler und Anleger mit hineinzieht, hat mich heute dazu veranlasst, einmal die Zulieferfirmen und deren Machtstellung etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Diese dürfen allerdings nicht den Zeitgeist verschlafen und sich mit Getriebeteilen und Sitzbezügen aufhalten. Auf diesem Sektor sind inzwischen ganz andere Qualitäten gefragt.

So schreibt die EURO am Sonntag: „Elektrisch angetriebenen Roboterautos gehört die Zukunft - das haben auch Technologiekonzerne wie Apple und Alphabet erkannt. Den Zulieferern der deutschen Autoindustrie stehen stürmische Zeiten ins Haus.“ Ein fahrerloses Elektroauto auf der Autobahn und im Stadtverkehr - was nach Science-Fiction klingt, soll nach dem Willen von BMW-Chef Harald Krüger schon in fünf Jahren Realität werden. Auch Ford-Boss Mark Fields kündigte jüngst für das Jahr 2021 selbstfahrende Autos ohne Lenkrad und Pedale an.


Zukunft der Autozulieferer bedeutet mehr als Getriebeteile und Sitzbezüge

Denn Teil- und vollautonome Fahrzeuge sind neben alternativen Antrieben der Megatrend in der Automobilbranche. „2025 werden weltweit knapp 600.000 vollautonom fahrende Autos verkauft“, prognostiziert etwa Egil Juliussen, Autoanalyst beim US-Marktforscher IHS. Im Jahr 2035 sollen es bereits 21 Mio. Fahrzeuge sein. Zugleich befindet sich der Elektroantrieb auf dem Vormarsch. „Nach 2020 wird die Nachfrage nach Verbrennungsmotoren kontinuierlich kleiner. Unternehmen, die sehr einseitig am Verbrennungsmotor hängen, müssen dann schauen, wie ihr Geschäftsmodell aussieht. Steuern die Unternehmen zu spät um, gibt es ein großes Problem", ist der renommierte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer überzeugt.

Die deutschen Autobauer pumpen deshalb Milliarden in die Entwicklung, um sich in den Zukunftsmärkten zu positionieren und neuen Konkurrenten wie Tesla, Alphabet (Google), Apple oder den Chiphersteller Nvidia auf Abstand zu halten. Allein BMW, Daimler und Volkswagen investierten im vergangenen Jahr 22 Mrd. Euro in Zukunftsprojekte. Kleinere Firmen aus der Zulieferbranche haben es allerdings weitaus schwerer, da mitzuhalten. Auf eine harte Bewährungsprobe muss sich etwa ElringKlinger, der Weltmarktführer für Zylinderkopfdichtungen, einstellen.




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BNP Paribas präsentierte:
„Rendezvous mit Harry“

Ein kleiner Knick auf dem Weg nach oben. Für Trader Harald Weygand hält der positive Trend beim DAX an. Gleiches sieht er beim Bund Future, den er seit Langem mal wieder analysiert hat. Aus dem DAX kam diesmal Adidas und nach schwacher Woche auch Fresenius Medical Care auf den Chart-Schirm in der Sendung „Rendezvous mit Harry“. Auf Nachfrage dann auch der Energieversorger RWE.

In den USA gefallen Harry, der sich als Trend-Trader bestätigt, die Aktien aus dem Biotech-Sektor. Darunter Aktien wie Celgene, Gilead Siences und auch Biogen. Auch die dänische Pharmafirma Novo Nordisk, beliebt bei vielen Tradern, kam unter die Chart-Lupe. Gleiches positives Bild derzeit bei den Semiconductors. Die Aktie von Apple wurden im Vorfeld der iPhone 7-Präsentation am 6. September näher betrachtet, Ziele genannt und auch Stopp-Kurse. Schnell war die wieder von
Volker Meinel moderierte Stunde vorbei. Doch nach der Sendung ist vor der Sendung: Am kommenden Montag, 29. August, heißt es natürlich wieder, wie gewohnt um 19 Uhr, „Rendezvous mit Harry“.




Kleinere Firmen aus der Zulieferbranche werden es schwer haben

So gehen die Autoexperten davon aus, dass in den nächsten 20 bis 25 Jahre mit dem Verbrennungsmotor noch gute Geschäfte gemacht werden können. Dem Wandel können sich die Zulieferer, die ohnehin mit hohen Kosten zu kämpfen haben, aber nicht entziehen, sonst gehen sie unter. Im Frühjahr kündigte ElringKlinger-Chef Stefan Wolf an, das Geschäft mit E-Auto-Batterien stärken zu wollen. 10 Mio. Euro will der schwäbische SDAX-Konzern anfangs investieren. Derzeit ist man auch auf der Suche nach einem Zellhersteller im asiatischen Raum. Denn eine eigene Fertigung von Batteriezellen der nächsten Generation in Deutschland wäre für den Betrieb eine Nummer zu groß.

Für den Kabelspezialisten Leoni ist die zunehmende Elektrifizierung des Autos indes ein Glücksfall. In einem Elektroauto sind die zu übertragenden elektrischen Leistungen wesentlich höher als im Bordnetz herkömmlicher Autos, mit dem etwa Radio und Beleuchtung mit Strom versorgt werden. Elektroautos benötigen ein zweites leistungsstärkeres Bordnetz, um die Batterie mit dem Elektromotor zu verbinden. Für Leoni sind die verwendeten Kabeltypen wirtschaftlich lohnender als die herkömmlichen Kabelnetze.


Wer genug Power hat, wird von den neuen Trends profitieren

Von einem weiteren Glücksfall kann man sicher bei Continental sprechen, das längst über das Image des Reifenherstellers hinausgewachsen ist. Dank seiner immensen Finanzkraft kann der im DAX notierte Autozulieferer nämlich ohne Probleme auf den Wandel in der Automobilbranche reagieren. Allein in den ersten sechs Monaten investiert Conti-Chef Elmar Degenhart 1,4 Mrd. Euro in Forschung und Entwicklung. Das sind 13% mehr als noch im Vorjahr. Im Bereich Elektromobilität bietet der Konzern bereits eine breite Palette an Produkten an.

Hier schließt sich also offenbar der Kreis. Denn bei „David gegen Goliath“ handelt es sich nicht nur um den augenblicklichen Machtkampf zwischen VW und den relativ kleinen Zulieferern, sondern es zeichnet sich auch ab, dass die Kleinen bei dem bevorstehenden Wandel das Nachsehen haben werden. Nur wer über genügend Reserven verfügt, der kann rechtzeitig auf den entsprechenden Zug aufspringen. Kein Wunder, dass sich da so mancher an die Wand gedrückt fühlt und um sich schlägt…


Stellen Sie Ihr Depot zukunftsgerecht auf

Die Nischen von Spezialanfertigungen wird es immer geben. Man muss sich nur rechtzeitig erkennen und nutzen. Das gilt für alle Branchen und Lebenslagen, nicht zuletzt auch für die Kapitalanlage. Auch hier gilt es derzeit äußerst wachsam zu sein und auf die richtigen Züge aufzuspringen, damit die Richtung stimmt.

Gerade bei den anstehenden Notenbankentscheidungen, die die Börsianer derzeit mit angezogener Handbremse agieren lassen, muss man auf der Hut sein. Deshalb darf man auch als privater Anleger keine Trends verpassen. Das könnte schnell ins Auge gehen. Lassen Sie sich von erfahrenen Experten begleiten, die im Börsendschungel und bei der beängstigenden Entwicklung der Geldpolitik den Überblick behalten.

Wir begleiten Sie gerne mit unseren Börsenbriefen. Schauen Sie sich in aller Ruhe auf unserer Homepage
www.boersenspiegel.com um und zögern Sie nicht, uns zu fragen, welcher Börsenbrief am besten zu Ihrer persönlichen Anlagesituation passen könnte. Wir sind gerne für Sie da unter: (0661) 480 499 0.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und erfolgreiche Investments.

Herzliche Grüße

Ihre
Martina Bisdorf

PS: Soeben läuft über die Ticker, dass der Machtkampf zwischen VW und den beiden Zulieferern vorbei ist. So meldet das Handelsblatt, VW habe sich mit der Prevent-Gruppe auf eine Lösung des Streits geeinigt. „Die Lieferanten nehmen die Belieferung von Volkswagen kurzfristig wieder auf. Die betroffenen Standorte bereiten demgemäß schrittweise die Wiederaufnahme der Produktion vor“, teilte der Autobauer mit. Über die Inhalte der Einigung wurde bislang Stillschweigen vereinbart. Wir halten Sie auf dem Laufenden.





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