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Ausgabe vom 28. Juli 2016


  • Pressespiegel: Die Türkei im wirtschaftlichen Abseits 
     



Pressespiegel:
Die Türkei im wirtschaftlichen Abseits 



von Martina Bisdorf

Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow


Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Welt scheint sich durch die fast täglichen Schreckensmeldungen so schnell zu drehen, dass man das Gefühl hat, Dinge, über die man sich gerade erst echauffierte, seien schon eine Weile her. Nach den menschenverachtenden Anschlägen der vergangenen Tage in Bayern und in der Normandie scheint der Ausnahmezustand in der Türkei fast schon vergessen. 

Tourismus und Handelsbeziehungen stark in Mitleidenschaft gezogen

Aber dem ist keinesfalls so. Der türkische Staatschef Erdogan denkt sogar offen darüber nach, diesen gegebenenfalls zu verlängern. Und die „Maßnahmen“, die man in Istanbul ergriffen hat oder in Erwägung zieht, lassen keinesfalls darauf schließen, dass das Kapitel bald friedlich enden wird. Vor allem jedoch schadet der Vertrauensverlust in der Türkei massiv den Handelsbeziehungen mit dem Ausland und einer der wichtigsten Einnahmequellen des Landes, dem Tourismus. 

Inwieweit sich die Entwicklung am Bosporus auf die globale Wirtschafts- Handels- und Finanzwelt auswirkt, damit haben sich jüngst etliche Finanz- und Wirtschaftsmedien beschäftigt. Ich habe drei aussagekräftige Beiträge zum Thema für Sie zusammengestellt:

Das meinen die Experten: 

WirtschaftsWoche
Vom 18. Juli 2016

Erdogan spekuliert auf Geld der Auslandstürken
„Rund 5 Mio. Türken leben im Ausland, die meisten von ihnen, knapp 1,5 Mio., in Deutschland (die Zahl der Türkischstämmigen ist doppelt so hoch). An deren Nationalgefühl appelliert der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gern. Jetzt möchte er auch an ihr Geld. Dafür verspricht er reuigen Rückkehrern eine Steueramnestie. Bringen Auslandstürken ihr Vermögen bis zum Ende des Jahres zurück in die Heimat, fällt dafür nur eine einmalige Abgabe von 2% an. Der Hintergrund: Ankara fürchtet, ein niedrigeres Wachstum und höhere Zinsen in den USA könnten zum Abfluss von ausländischem Kapital führen. Die Türkei braucht das Geld. Die Wirtschaft ist importabhängig; ein Ausgleich des chronischen Leistungsbilanzdefizits ohne Kapitalzufluss undenkbar. 2015 lag das Defizit bei 4,4% des BIPs. Die Amnestie ist Teil eines größeren Reformpakets, mit dem die Regierung den Wirtschaftsstandort wieder beliebter bei ausländischen Investoren machen möchte. So kündigte Ministerpräsident Binali Yildinm an, die Stempelsteuer und andere Kosten für ausländische Investoren abzuschaffen. Wer in Immobilien investiert, soll innerhalb von fünf Jahren die türkische Staatsbürgerschaft beantragen können. Laut Schätzungen beläuft sich das Vermögen türkischer Bürger im Ausland auf 195 Mrd. Dollar. Die Regierung hofft, bis 2017 immerhin 35 Mrd. zurück ins Land holen zu können. Frühere Versuche Ankaras, an das Geld seiner Staatsbürger im Ausland zu kommen, blieben hinter den Erwartungen zurück. Seitdem die Regierung mehrere der mächtigen Gülen-Bewegung nahestehende Unternehmen konfiszierte, darunter Banken und Medienunternehmen, fürchten viele um ihr Vermögen.“

Focus Money
Vom 27. Juli 2016

Der kranke Mann am Bosporus 
„Die Malaise begann 2013. In diesem Jahr erreichte das türkische Bruttoinlandsprodukt (BIP) gut 823 Mrd. Dollar. Seitdem ging es bergab. 2016, so die Schätzung, soll das BIP 751 Mrd. Dollar erreichen und damit mehr als 8% weniger als 2013. Die Folge: Der Istanbuler Aktienindex verlor seit Mai 2013 rund 20% an Wert, und die Lira wertete sich zum Dollar mehr als 40% ab. Die Türkei befand sich, folgt man diesem Datenkranz, bereits auf dem absteigenden Ast, ehe der Putschversuch niedergeschlagen wurde. Der Putschversuch und die folgenden Entlassungs- und Verhaftungswellen gossen weiteres Öl ins Feuer. Die Börse fiel mit der Lira, die Rendite der zehnjährigen türkischen Anleihen kletterte über 10%, und die Versicherungsprämien für die Bonds, die Credit Default Swaps, werden zunehmend teurer. Das ist ein Wink mit dem Zaunpfahl: Investoren sollten wohl die Finanzmärkte eines Landes besser meiden, das man im 19. Jahrhundert als den ,kranken Mann am Bosporus‘ bezeichnete.“ 

WirtschaftsWoche
Vom 25. Juli 2016

Touristen bleiben aus – Ausländische Unternehmer sind besorgt
„Zwei seit Langem geplante Delegationsreisen deutscher Wirtschaftsvertreter in die Türkei wurden kurzfristig abgesagt. Zahlreiche Unternehmen haben ihren Mitarbeitern Reisen in das Land aus Sicherheitsgründen verboten. ,Die Wirtschaft blickt unsicheren Zeiten entgegen‘, sagt Jan Noether von der deutsch-türkischen Industrie- und Handelskammer in Istanbul. Besonders schwierig ist die angespannte politische Lage für den Tourismus der Türkei, der rund ein Zehntel zur Wirtschaftsleistung beiträgt. Die Branche schwächelt schon länger, weil russische Touristen nach den Sanktionen von Präsident Wladimir Putin gegen die Türkei das Land mieden, ihre Buchungen brachen um 92% ein. Aber auch 30% weniger deutsche Touristen kamen zuletzt. Auch bei Bosch Siemens, mit rund 30.000 Beschäftigten der größte deutsche Arbeitgeber in der Türkei, ist man nervös: ,Wir beobachten die Lage genau‘, heißt es dort. Mercedes-Benz Türk, zuständig für eine Omnibus- und Lkw-Produktionsstätte im Land, gibt sich ebenfalls ,sehr besorgt‘. Namentliche Zitate lehnten die Konzerne ab, zu groß ist die Angst, sich politisch zu äußern. Moritz Marwein gibt sich offener. Der junge Deutsche betreibt mit seiner Partnerin, einer Halbtürkin, in Istanbul einen kleinen Lieferdienst namens Jus. Die beiden verkaufen und liefern gepresste Säfte an die kosmopolitische Elite der Stadt. Sie leben und arbeiten in Cihangir, einem weltoffenen Viertel. Doch dort kommt es seit Tagen zu Krawallen zwischen Anhängern von Erdogan und dessen Gegnern. Marwein denkt nun nach, ob ein Franchise-Unternehmen in Deutschland sinnvoll sei, als ‚Ausstiegsoption, falls es noch schlimmer wird‘. So wie der deutsche Unternehmer klingen viele säkulare Türken und Ausländer. Sie fürchten, dass die zornigen Massen, die gerade auf den Straßen Istanbuls die Wiedereinführung der Todesstrafe fordern, sich vielleicht bald gegen andere Minderheiten richten - oder gegen sie selbst. Unruhe und Instabilität sind für keinen Wirtschaftsstandort gut.“

Erdogans Gebaren schadet der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes 

Aus den ausgewählten Artikeln wird deutlich: Das Vertrauen des Auslands schwindet exakt in dem Maß, in dem die türkische Regierung rabiat auf den (misslungenen) Putsch reagiert: Statt auf Versöhnung zu setzen, spaltet sie das Land weiter. Erdogan nutzt die Situation für „Säuberungen" in bislang kaum vorstellbarem Ausmaß. Rund 50.000 Menschen - Polizisten, Militärs, Richter, Lehrer - saßen bereits Mitte letzter Woche in Haft oder wurden suspendiert. Die türkische Hochschulverwaltung erteilte Akademikern pauschal ein Ausreiseverbot. 

Auch in Brüssel betrachtet man diese Entwicklung voller Sorge.„Erdogan arbeitet jetzt erst recht auf ein Ein-Mann-System hin", verlautete es von dort. Die Visafreiheit für türkische Bürger, als Teil des Flüchtlingsabkommens mit der Türkei für Oktober geplant,„ist nach ganz hinten in den Kühlraum gerutscht", verkündete ein hoher EU-Beamter. Niemand rechnet mehr damit, dass die Türkei wie gewünscht ihre Antiterrorgesetzgebung verändert. Und wird dort wirklich die Todesstrafe wieder eingeführt, sind die Verhandlungen über einen EU-Beitritt endgültig Makulatur. 

Trotz allem wünsche ich Ihnen einen schönen Tag.

Herzliche Grüße

Ihre
Martina Bisdorf

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