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Ausgabe vom 20. Juli 2016


  • Microsoft überrascht die Wall Street 

  • Zitat der Woche




Microsoft überrascht die Wall Street 




von Martina Bisdorf

Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow


Liebe Leserinnen, liebe Leser,

auch wenn in Istanbul die Menge tobt und in einem trügerischen Siegesrausch den gescheiterten Putschversuch auf den Straßen feiert, als hätte sie ein WM-Finale gewonnen - was die Bilder schaurig beängstigend wirken lässt - wir machen heute weiter mit positiven Nachrichten von der Börse. Denn auch wenn die Nachrichten aus der Türkei, wo sich Präsident Erdogan fast wie ein Märtyrer hochleben lässt, uns von nun an lange begleiten werden, die Börse zeigt sich – zum Glück und zum Trotz – relativ unbeeindruckt vom geopolitischen Krisenmodus. 

Börsen trotzen einer immer schauriger werdenden Welt

Und das ist auch gut so. Was die einen als abgestumpft bezeichnen mögen, werten wir hier in der Redaktion als gesunde Reaktion auf die augenblicklichen Geschehnisse. Wir können eigentlich froh darüber sein, dass die internationalen Börsen diesen beängstigenden Entwicklungen die kalte Schulter zeigen und sich eher auf fundamentale Fakten konzentrieren als auf Anschläge, Aufstände und wahnwitzige Vergeltungsakte.

Dass in dieser Hinsicht die USA weit von Europa entfernt sind, macht sich besonders bemerkbar. In Übersee kann man sich zudem vor allem auf den eigenen Binnenmarkt verlassen. Von einer starken Wall Street kommen während der laufenden Berichtssaison etliche positive Überraschungen, gestützt von guten Konjunkturdaten. Beschäftigen wir uns heute mit einer solchen:


Microsoft toppt Analystenerwartungen

Der US-Softwarekonzern hat heute seine Zahlen zum vierten Fiskalquartal 2016 präsentiert und damit die Markterwartungen der Wall Street übertreffen können. Insbesondere im Cloud-Geschäft konnte Microsoft punkten und extrem stark wachsen. Ein genauer Blick auf die Zahlen zeigt, wie stark sich der Windows-Hersteller in den verschiedenen Bereichen entwickelt hat:

Für das vergangene vierte Fiskalquartal 2016 meldet Microsoft einen Umsatzanstieg um 2% auf 22,6 Mrd. Dollar. Der Nettogewinn zog auf 3,1 Mrd. Dollar oder 39 Cent je Aktie an, nachdem das Unternehmen im Jahr vorher noch einen Verlust von 3,2 Mrd. Dollar oder 40 Cent je Aktie ausweisen musste. Im Vorjahr schrieb der IT-Konzern noch 7,5 Mrd. Dollar auf die übernommene Mobilfunksparte von Nokia ab, was zu einem hohen Verlustausweis geführt hat.

Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen konnte Microsoft einen bereinigten Nettogewinn von 5,5 Mrd. Dollar bzw. 69 Cent je Aktie ausweisen und damit die Gewinnerwartungen der Analysten deutlich übertreffen, die zuvor nur mit einem Nettogewinn von 58 Cent je Aktie gerechnet hatten.


Boomendes Cloud-Geschäft sorgt für positive Überraschung

Der Umsatz im Cloud-Geschäft rund um Microsoft Azure und Server-Software stieg auf 6,7 Mrd. Dollar. Zur Erklärung: Azure richtet sich als Teil der „Intelligent Cloud“ an Unternehmen, Organisationen oder Verwaltungen, die weltweit ihre alten Datencenter einmotten und die bestehenden Outsourcing-Verträge kündigen. Der operative Gewinn der Sparte fiel hingegen um 17% auf 2,19 Mrd. Dollar. Der Umsatz im Zusammenhang mit der Cloud-Plattform Azure allein zog um 102% an. Die Cloud ist auf Jahressicht laut Microsoft nun ein 12,1 Mrd. Dollar schweres Geschäft, nachdem man im Vorjahr in diesem Bereich 8,0 Mrd. Dollar umsetzte.

Das Geschäft mit Microsoft Office und Cloud-Services zog um 19% an, während die Zahl der Office 365 Abonnenten auf 23,1 Mio. Kunden kletterte. Insgesamt zogen die Umsätze im Bereich Productivity und Business Processes um 5% auf 7,0 Mrd. Dollar an. Im Geschäftsbereich Personal Computing rund um Windows-Lizenzen und dem Surface-Tablet schrumpften die Umsätze 4% auf 8,9 Mrd. Dollar. Der Windows-Umsatz kletterte aber dank Windows 10 wiederum um 27%. Der Surface-Umsatz kletterte um 9%, nachdem der Surface Pro 4 und das Surface Book gut bei den Kunden ankamen.

Für das somit abgeschlossene Fiskaljahr 2016 meldet Microsoft einen Umsatzrückgang auf 92 Mrd. Dollar sowie einen Nettogewinn von 22,3 Mrd. Dollar bzw. 2,79 Dollar je Aktie. Im Vormonat hatte Microsoft die bis dato größte Übernahme angekündigt - das Unternehmen will das US-Karrierenetzwerk LinkedIn für 26,2 Mrd. Dollar kaufen.


Nadellas Sprung ins Ungewisse wird belohnt

Man könnte also mit Fug und Recht behaupten, Firmenlenker Satya Nadella habe es geschafft: Microsoft befindet sich auf dem Weg in eine neue Zukunft. Das Cloud-Geschäft für Unternehmenskunden hat sich immerhin verdoppelt. Noch einmal: Die magische Zahl, auf die die Wall Street mit Spannung gewartet hatte lautet 6,7 Mrd. Dollar: Das ist der Umsatz, den Microsoft im abgelaufenen Quartal in der Sparte namens „Intelligent Cloud“ erwirtschaftet hat, ein Plus von 7% zum Vorjahr.

Damit ist eine weitere wichtige Weiche für die Zukunft gestellt: Das darin enthaltene Geschäft mit Cloud-Diensten für Unternehmen wächst ebenfalls stark: „Mit einer annualisierten Runrate von 12 Mrd. Dollar“, so der Konzernchef, „sind wir auf dem Weg, unser Ziel von 20 Mrd. Dollar Cloud-Umsatz im Finanzjahr 2018 zu erreichen.“ Die Börse feierte die Aussichten mit einem nachbörslichen Kurssprung von bis zu 4,5%!


„Cloud first, Mobile first“ - Operation Wolke gelungen

Damals war es im Grunde nicht weniger als eine Wette auf alles oder nichts, als der gebürtige Inder Satya Nadella 2013 das Ruder von Steve Ballmer übernahm. Microsoft stellte sich zu dieser Zeit als ein Unternehmen mit gewaltiger Vergangenheit, profitabler Gegenwart und relativ perspektivloser Zukunft dar. Doch statt sich an den immer noch gewaltigen Nettoerträgen zu berauschen, im abgelaufenen Quartal über 3 Mrd. Dollar, die noch für ein paar Jahre die Vorherrschaft Microsofts im weltweiten IT-Business garantiert hätten, steuerte er das Unternehmen mit seiner Strategie: „Cloud first, Mobile first“ in eine zunächst ungewisse Zukunft – aber eine mit Potenzial.

Es folgten dramatische Veränderungen. Und die Frischzellenkur schlug schneller an als erwartet. Bereits 2015 fand Microsoft seine Dynamik und Coolness wieder. Die Zahlen des abgelaufenen Quartals zeigen, dass sich auch nun auch die entsprechenden Ergebnisse einstellen. Die wieder steigenden Gewinne verschaffen dem US-Software-Urgestein einen deutlichen Vorsprung vor dem Konkurrenten IBM, der am Montag das 17. Quartal in Folge mit Umsatzrückgängen vorgelegt hatte und trotz eines Wachstums von 30% im Cloud-Geschäft einen Rückgang des bereinigten Gewinns um 23% verkraften musste.

Ausführlich unter die Lupe nimmt mein Kollege Marcus Neugebauer heute die Microsoft-Aktie, die sich auf der Empfehlungsliste seines
TURNAROUND-BRIEFs befindet. Lesen Sie in der heutigen Ausgabe seines Börsenbriefs, wie er die neuen Zahlen sieht und welche Handlungsweise er Ihnen dazu empfiehlt. Lesen Sie nach unter der Rubrik: „Zahlen der Woche“.

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Ich grüße Sie herzlich und kritisch zur Wochenmitte, verbunden mit dem Wunsch nach mehr positiven Nachrichten.

Ihre

Martina Bisdorf

PS: Ein weiterer amerikanischer IT-Gigant steht vor der Veröffentlichung seiner Zahlen: Der Mac-Hersteller Apple wird am kommenden Dienstag, den 26. Juli, nach Börsenschluss seine Zahlen für das vergangene Juniquartal vorlegen - Analysten erwarten einen deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgang im Vergleich zum Vorjahr. Im Schnitt wird von Analystenseite mit einem Umsatz von 42 Mrd. Dollar gerechnet, das wäre ein Rückgang um 15% gegenüber dem Vorjahr. Der Nettogewinn wird mit 1,38 Dollar je Aktie deutlich niedriger erwartet als im Vorjahr . Wir halten Sie auf dem Laufenden.






Zitat der Woche



“Our industry does not respect tradition – it only respects innovation.”

„Unsere Branche respektiert nicht die Tradition, sondern nur die Innovation.“



Satya Nadella, CEO Microsoft





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