Börse, Wirtschaft, Lifestyle - Was Anleger & Börsenprofis bewegt
Ausgabe vom 23. Juni 2016
- Presseschau: Der Brexit verdrängt die EM -
Die Medien zelebrieren den „B-Day“
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Presseschau: Der Brexit verdrängt die EM - Die Medien zelebrieren den „B-Day“
von Cindy Ullmann
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
heute
schaut ganz Europa, vielleicht sogar die ganze Welt, nach
Großbritannien. Es ist „B-Day“. Das Volk des Vereinigten Königreichs
darf abstimmen, ob es in der EU bleiben möchte, oder den Exit aus der
Staatengemeinschaft wünscht. Es wurde in den letzten Wochen in den
Medien viel darüber geschrieben, auch von uns. Was kann auf Europa
zukommen, wenn die Mehrheit die EU verlassen will? Wie werden die
Finanzmärkte reagieren? Wäre ein Brexit der Anfang vom Ende der
Europäischen Union? All diese Fragen versuchten Experten,
Wirtschaftswissenschaftler und Politiker zu beantworten. Doch es bleiben
trotzdem viele Fragezeichen. Und überhaupt: Sollte es tatsächlich zu
einem Ausstieg kommen, würde sich dennoch erst in ein paar Monaten oder
sogar Jahren wirklich zeigen, was das für die EU wirklich bedeutet.
Ein wirkliches Top-Thema versinkt in Unsinnigkeit und Belanglosigkeit
Und
obwohl gestern mit dem Ende der Gruppenspiel-Phase die EM heute
Top-Thema sein müsste, tritt das runde Leder heute in den Hintergrund.
Heute ist „B-Day“ und nahezu jedes Medium macht mit dem großen Thema
„Brexit“ auf - natürlich jeder nach seiner „Fasson“. So titelt die
Bild-Zeitung: „Das ist der wichtigste Wahlzettel der EU“, im Hintergrund
ein Bild mit dem Wahlzettel. Die Welt lässt uns wissen:
„Brexit-Entscheidung: Das ist nur der Auftakt für den Kampf um Europa“.
Das manager magazin liefert auf seiner Homepage gar einen Countdown zum
Referendum, der nahezu im Minutentakt die neuesten Entwicklungen
synchronisiert, von der Eröffnung der Wahllokale, über die Reaktionen
der Aktienmärkte zum Handelsauftakt bis hin zur Entwicklung des
Britischen Pfunds im fernöstlichen Devisenhandel. Und auf der
Internetseite des Nachrichtenmagazins Der Spiegel hat Vera Kämper für
uns 10 Sätze vorbereitet, mit denen wir in der Brexit-Debatte glänzen
können. Kleiner Auszug gefällig? Von Floskeln wie „Das wird ganz schön
knapp, oder?“ und „Wenn sie einmal austreten, dann sind sie auch raus!“
bis hin zu Aussagen durch welche man echtes Hintergrundwissen vorgaukeln
kann wie „Sollte es zum Brexit kommen, dann treten die Schotten aus dem
Vereinigten Königreich aus.“ oder „Wenn sich die Briten gegen den
Brexit aussprechen, dann ist die Ukip endlich ihr Hauptthema los.“
Das ist für Sie als Anleger wirklich wichtig zu wissen
Doch
was ist für Sie als Anleger wirklich wichtig zu wissen? Wir haben
einmal quer gelesen und wollen Ihnen in unserem heutigen Pressespiegel
einen ansprechenden Querschnitt der relevanten Einschätzungen bieten:
Das meinen die Experten:
Platow-Börse:
Vom 22. Juni 2016
Brexit – Mit der Entscheidung naht auch das Ende der Anlegernervosität
„Am
Donnerstag steht Großbritannien zumindest für einen Tag dort, wo sich
manche Empire-Nostalgiker ständig sehen: im Zentrum der globalen
Aufmerksamkeit. Brexit oder Remain, heißt die Frage, die die
Weltöffentlichkeit und die Aktienmärkte seit Wochen umtreibt. Dann haben
die Wähler das Wort. Geht es nach den Meinungsumfragen, wird es ein
Kopf-an-Kopf-Rennen geben. Dass wir bezüglich dieser Prognosen skeptisch
sind, haben wir an dieser Stelle mehrfach thematisiert. Immerhin haben
sich England und Wales für die K.o.-Runde der Fußball-EM qualifiziert.
Lachen Sie nicht: Einige Kapitalmarktexperten hatten befürchtet, dass
bei einem Ausscheiden viel mehr enttäuschte Briten, womöglich auch
überproportional viele wirtschaftlich weniger Gebildete nur aus einem
momentanen Frust heraus für den Austritt Großbritanniens stimmen
könnten. Zumindest dieses Szenario ist glücklicherweise vom Tisch.
Gleichwohl war die Brexit-Debatte zuletzt in Hysterie umgeschlagen. Ein
schrecklicher ,Höhepunkt' war das mutmaßlich von einem geistesgestörten Brexit-Befürworter
durchgeführte Attentat auf die Labour-Abgeordnete Jo Cox. Einige Banken
und Broker wie BNP Paribas oder Onvista Bank sind so nervös, dass sie
ihre Kunden vorsorglich darauf hinweisen, dass bestimmte Derivate am
Freitag nur eingeschränkt, mit hohen Spreads oder gar nicht mehr
handelbar sein werden. Eines ist jedenfalls klar, wie auch immer die
Briten entscheiden werden: Die Unsicherheit über Brexit oder Remain wird
vorbei sein. Sollten sich die EU-Befürworter durchsetzen, womit wir
nach wie vor rechnen, dürfte es ferner auch keinen jahrelangen
Verhandlungsmarathon zwischen Großbritannien und der EU geben. Darauf
könnten die zuletzt sehr volatilen Aktienmärkte durchaus mit einer
Erleichterungsrally reagieren.“
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BNP Paribas präsentiert: Einladung zu „Rendezvous mit Harry“
Trotz starkem Wochenbeginn: Der DAX bleibt, laut Trader Harald Weygand, charttechnisch angeschlagen. Nach einer ausführlichen Betrachtung des Leitindex, ging es in der Sendung Rendezvous mit Harry anschließend rüber in die USA. "Eine schöne Fächerlinie nach oben" erkannte hier Harry beim Dow Jones. Er bleibt, ähnlich wie für den NASDAQ,
optimistisch. In der Sendung wurde diesmal über einige charttechnische
Feinheiten gesprochen. Der "Spider Top" wurde an mehreren Beispielen
erläutert. Auch ging es um die Bedeutung der Commitment of Traders
(COT), eine Betrachtung zur Stimmungsanalyse unter Tradern.
Nur eine Einzelaktie kam diesmal unter die Lupe: Volkswagen. Und hier waren sich zwar die Teilnehmer einig ("baerisch"), Harry indessen zurückhaltend. Am Ende der von Volker Meinel moderierten Sendung wurden die Währungspaare Euro/Dollar und Yen/Dollar analysiert. Und schließlich Gold: Für Harry weiterhin im derzeitigen Umfeld ein Kauf. Die nächste Sendung Rendezvous mit Harry gibt es wieder am kommenden Montag, 27. Juni 2016, gewohnt um 19 Uhr. Schalten Sie ein.
Auf www.rendezvousmitharry.de erhalten Sie weitere Informationen und erfahren, wie Sie sich kostenlos anmelden können.
Maydornreport:
Vom 21. Juni 2016
„Kaufe das Gerücht, verkaufe die Nachricht“
„Sie werden vermutlich die Börsenweisheit ,Kaufe das Gerücht, verkaufe die Nachricht' kennen. Dahinter verbirgt sich die an der Börse oft zutreffende
Beobachtung, dass Kurse in Erwartung einer guten Nachricht steigen. Wenn
dann aber tatsächlich die gute Nachricht kommt, fallen die Kurse
abrupt. Dahinter steckt der Kern der Börse, die Spekulation. Bekannte
Ereignisse sind nicht von Bedeutung, sondern lediglich die Spekulation
darauf. Genau ein solches Szenario erleben wir gerade beim Brexit, nur
mit umgedrehten Vorzeichen. Hier wird nicht auf eine gute, sondern auf
eine schlechte Nachricht spekuliert, nämlich auf den von vielen
befürchteten Ausstieg der Briten aus der Eurozone. Und ,spekuliert' heißt in diesem Fall, dass vor allem Aktien verkauft werden. Gekauft
werden hingegen Anleihen und Gold. Wie sinnvoll es ist, sich eine
10-jährige Bundesanleihe mit einer negativen Verzinsung zu kaufen,
bleibt jedem selbst überlassen, aber die Angst vor dem Brexit hat
zeitweise schon groteske Ausmaße erreicht. Einige Investoren scheinen
vergessen zu haben, dass es nur um ein Ausscheiden aus einem Bündnis
geht und nicht um das Ende des Vereinigten Königreiches. Ganz zu
schweigen davon, dass die Briten ohnehin nie richtig in der Eurozone
angekommen waren und noch immer ihre eigene Währung besitzen. Und dann
gibt es ja immer noch die Möglichkeit, dass es gar nicht zum Brexit
kommt. Zwar waren die Brexit-Befürworter in den jüngsten Umfragen leicht
in der Überzahl, aber in den Wettbüros liegen immer noch die
Brexit-Gegner vorne. Die Wahrscheinlichkeit eines Brexit hat dort
zuletzt zwar auch zugenommen und liegt jetzt bei 40% nach zuvor 25%,
aber die Brexit-Gegner kommen auf 60%. Und bei allen wichtigen
politischen Entscheidungen der letzten Jahre (US
-Präsidentschaftswahlen, Schottland-Votum) war die Tendenz der Wettbüros
die richtige. Wer clever ist, der nutzt jetzt die günstigen Kurse und
setzt auf ein nicht unwahrscheinliches Kursfeuerwerk nach dem 23. Juni.“
Der Aktionär:
Vom: 22. Juni 2016
Historischer Moment
„Wenn
man sich in den sozialen Medien so umsieht, muss man feststellen, dass
der breiten Masse der Blick für das Wesentliche fehlt. Was wurde darüber
philosophiert, dass Bundes-Jogi im Spiel gegen die Ukraine einem
Juckreiz nachgegangen ist. Was solls, für 80 Prozent der Männer eine
völlig normale Sache, wie unsere Nummer 10 es mit dem typischen
Poldi-Witz auf den Punkt brachte. Wenige juckte dagegen der Moment, als
die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe erstmals unter die Nulllinie
sank. Der 13. Juni 2016, 9:24 Uhr, wird dennoch als historischer Moment
in die Annalen der deutschen Finanzgeschichte eingehen. Die Anleger
flüchten angesichts des am 23. Juni stattfindenden Referendums in
Großbritannien über den Verbleib in der EU in Sicherheit. Die
Brexit-Angst geht um, das große Geld fließt sowohl aus dem Euro als auch
dem Pfund in vermeintlich sicherere Häfen und raus aus Aktien. Kapital
ist eben scheu wie ein Reh, beim geringsten Anzeichen einer Gefahr sucht
es das Weite. Eine seriöse Prognose über den Ausgang des
Brexit-Referendums abzugeben, ist unmöglich. Ebenso wenig, was am ,Day
After' im Brexitfall passieren wird. Es wurde viel darüber gemutmaßt,
wie schlimm es dem Pfund und der Wirtschaft im UK ergehen wird. Fakt
ist: Danach würde es Verhandlungen mit der EU geben, die Briten werden
alles Positive wie den freien Handel behalten wollen und entledigen sich
der Zahlungen an die EU und dämmen den Flüchtlingsstrom ein. Das klingt
nicht nach einem grundsätzlich falschen Plan. ,Lebbe geht weider' -
alte Fußballweisheit nach ,Stepi' Stepanovic. Die gilt eben auch für das
Wirtschaftsleben. der Aktionär sieht in einem Brexit sogar eine neue
Kaufchance.“
Und nun entlasse ich Sie mit Spannung und
Neugier in den verbleibenden Börsentag. Wir dürfen gespannt sein, wie
die Briten wählen, doch fürchten müssen wir uns nicht. Die Welt wird
sich auch morgen noch weiterdrehen. Freuen wir uns also auf ein
Sommerwochenende im Zeichen der Fußball-EM.
Herzliche Grüße
Ihre
Cindy Ullmann
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