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Ausgabe vom 20. Juni 2016


  • Der Brexit ist ein „Brech-Shit“ 
  • Ihre BÖRSEN-SPIEGEL-Woche im Überblick

Der Brexit ist ein „Brech-Shit“  
 

von Jürgen Schmitt
Herausgeber BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

allmählich kann ich das ganze Gezeter um das mögliche Ausscheiden Großbritanniens aus der EU nicht mehr hören. Nachdem uns die Medien monatelang damit gequält haben, dass uns das marode Griechenland in den Abgrund reißt, abgelöst von den Flüchtlingen, die unsere gesamte Gesellschaftsordnung durcheinanderbringen, sind es aktuell die Engländer, die Schuld daran haben, dass uns in ein paar Tagen der Himmel auf den Kopf fällt. Am 23. Juni sind die Briten dazu aufgerufen, darüber abzustimmen, ob sie noch länger der Europäischen Union und ihrer so wahnsinnig modernen Bürokratie angehören wollen oder ob sie lieber wieder allein „rumwurschteln“. Ich brauche Ihnen sicherlich nicht erzählen, wie ein solches Referendum hierzulande ausgehen würde.

Übrigens gehören weder die Schweiz, noch Norwegen, die USA oder China der EU an, ohne dass diese Länder in der Steinzeit zurückgeblieben sind, noch dass wir mit diesen Wirtschaftsräumen keinen Handel betreiben. Zumindest ist das mein aktueller Kenntnisstand. Dennoch wird Ihnen und mir derzeit weisgemacht, dass der Brexit schwerwiegende Folgen für Europa haben könnte. Das erinnert mich irgendwie an den Jahrtausendwechsel, als ähnliche Horrorszenarien die Runde machten. Damals drohte der Welt das Licht auszugehen, da die Computer angeblich nicht auf den Jahrtausendwechsel eingestellt waren (die Computeruhren sprangen von 99 auf 00!) und somit weltweite Zusammenbrüche der Netzwerke, Versorgungssysteme etc. möglich wären. Passiert ist bekanntlich rein gar nichts.


Es passiert unter dem Strich fast nichts, wenn die Briten die EU verlassen

Halten wir also nüchtern fest: Natürlich sind die Probleme in Griechenland ebenso wenig von der Hand zu weisen wie die Probleme, die der Flüchtlingsstrom mit sich bringt. All dies ist nicht schön, darf auch nicht schön geredet werden und erfordert zur Lösung sicherlich auch noch mehr konstruktive Anstrengungen als sie unsere Romantik-Politiker derzeit leisten. Und mit dem Brexit ist es nicht viel anders. Zunächst ist es ja noch nicht einmal sicher, ob sich die Briten tatsächlich aus der EU verabschieden, die aktuellen Umfragen sehen mal die Befürworter, mal die Gegner vorn. Und wenn es doch so kommt, ändert sich auch erst einmal nichts. Dann wird sicherlich erst einmal monate- oder eher jahrelang verhandelt, wie man künftig miteinander handelt.

Fazit: Es wird weitergehen, ob in oder außerhalb der EU – und wir werden auch weiterhin mit vielen anderen Ländern außerhalb der EU bestmögliche Wirtschaftsbeziehungen pflegen. Warum denn auch nicht? Ein Brexit hätte für manche Unternehmen und auch manche Arbeitnehmer sicherlich Nachteile, andere würden wiederum davon profitieren. Vielleicht käme es zu Firmenverlagerungen, vielleicht würde auch eine dann im Außenwert stärkere britische Währung die eine oder andere „Wunde“ verursachen. Das aber sind alles Spekulationen auf kurzfristige Reaktionen. Auf lange Sicht wird sich nicht nur die Erde weiterdrehen, sondern auch die Wirtschaft in Großbritannien und Resteuropa.


Sie haben es selbst in der Hand, die richtigen Weichen zu stellen

Was sich allerdings ebenso wenig ändern wird, ist das Niedrigzinsumfeld, das in der letzten Woche sogar zu dem Absurdum geführt hat, dass erstmals in der Geschichte eine deutsche, zehnjährige Staatsanleihe mit einer Negativverzinsung platziert wurde. Am Ende bekommt der Staat Deutschland also sogar Geld dafür, dass große Investoren unserem Land sozusagen einen Kredit gegeben haben. Das wiederum wird den Druck noch weiter erhöhen, aus Geldwerten (also Sparbuch, kapitalbildende Lebensversicherung etc.) in Sachwerte zu wechseln. Inzwischen wollen sogar schon Krankenkassen vom Gesetzgeber das OK bekommen, in Aktien investieren zu dürfen. Das alles hat übrigens auch nichts mit dem Brexit zu tun, sondern schlicht und ergreifend mit der inzwischen angehäuften Schuldenlast der großen Industrienationen. Und diese Schulden sind zum großen Teil auch Ihre Sparguthaben. Deutschland & Co. sind derzeit und auch künftig einfach gar nicht in der Lage, dafür ordentliche Zinsen zu zahlen. Warum auch, wenn es ja anders geht – wie die Gegenwart zeigt.

Sie allein haben es in der Hand, passend darauf zu reagieren, anstatt sich nur über den Umstand zu ärgern, dass Sie keine Zinsen mehr bekommen. Niemand zwingt Sie dazu, ein Sparbuch zu haben, niemand verlangt von Ihnen, Ihre Altersvorsorge auf einen Riester-Plan oder eine kapitalbildende Lebensversicherung zu gründen. Sie sind frei im Denken und auch frei im Handeln. Das sollten Sie zu Ihren Gunsten auch nutzen.

Darüber sollten Sie nachdenken.
 

Herzliche Grüße

Ihr
Jürgen Schmitt
(Chefredakteur BÖRSEN-SPIEGEL)

PS: Ob der grausame Anschlag, dem die Labour-Abgeordnete und Befürworterin des Verbleibs Großbritanniens in der EU, Jo Cox, am vergangenen Dienstag zum Opfer gefallen ist, Auswirkungen auf das Referendum hat, ist noch ungewiss. Zumindest wurde der ewig leidige Wahlkampf der Brexit-Befürworter und –Gegner einmal für eine Weile ausgesetzt. Schlimm genug, dass immer erst etwas passieren muss, damit die Menschen zur Vernunft kommen. Am Donnerstag wissen wir mehr…  


 


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Ihre BÖRSEN-SPIEGEL-Woche im Überblick



Montag, 20. Juni 2016

Sonstige Termine:
Deutschland: Bundesfinanzministerium Monatsbericht 06/15

09:00: Deutschland: Deutsch-Amerikanischer Wirtschaftstag zu transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen, IHK Frankfurt

Luxemburg: Treffen der EU-Umweltminister und EU-Außenminister


Dienstag, 21. Juni 2016

Konjunkturdaten:
11:00 Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen 06/16

Unternehmensdaten:

Europa:

Niederlande: Qiagen: Hauptversammlung (10:30)
Frankreich: Axa: Investor Day

Sonstige Termine:  
USA: Fed-Chefin Yellen vor Bankenauschuss des Senates

Deutschland: Das Bundesverfassungsgericht verkündet ein Urteil über die weitreichenden Maßnahmen der EZB in der Euro-Schuldenkrise.

14:00 Deutschland: Telekom Presseworkshop „Internet der Dinge“, Berlin Die Telekom stellt ihre Digitalisierungsstrategie vor und zeigt verschiedene Anwendungsszenarien etwa aus der Robotik oder Smart Fashion

17:30 Deutschland: Vortrag Prof. Isabel Schnabel zur EZB-Zinspolitik: Rettung Europas oder Enteignung der Sparer? Die Bonner Professorin ist Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Wirtschaftsentwicklung, München

Deutschland: Fachmesse „Automatica" für Automaten und Mechatronik mit dem Schwerpunkt Serviceroboter (bis 24.06.)


Mittwoch, 22. Juni 2016

Konjunkturdaten:
11:30 Deutschland: Anleihen: Volumen: 1 Mrd. Euro; Laufzeit: 30 Jahre
16:00 EU: Verbrauchervertrauen 06/16 (vorab)
16:00 USA: Wiederverkäufe Häuer 05/16
16:30 USA: Energieministerium Ölbericht (Woche)

Unternehmensdaten:

Deutschland:

Volkswagen: Hauptversammlung, Hannover (10:00)
Dt. Wohnen: Hauptversammlung, Frankfurt (10:00)
DZ Bank: Hauptversammlung mit Beschlüssen zur Fusion mit der WGZ Bank, Frankfurt
Zeal Network: Hauptversammlung

Europa:
Schweden: Hennes & Mauritz: Q2-Zahlen (08:00)
Österreich: Zumtobel: Jahreszahlen

Welt:
Kanada: Blackberry: Hauptversammlung

Sonstige Termine:
10:00 Deutschland: Industrietagung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin; 10:15: Präsentation DIW-Konjunkturprognose Sommergrundlinien 2016


Donnerstag, 23. Juni 2016

Konjunkturdaten:
09:30 Deutschland: PMI Verarbeitendes Gewerbe und Dienste 06/16 (1. Veröffentlichung)
10:00 EU: PMI Verarbeitendes Gewerbe und Dienste 06/16 (1. Veröffentlichung)
08:00 EU: Acea: Nfz-Neuzulassungen 05/16
14:30 USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe (Woche)
14:30 USA: CFNA-Index 05/16
15:45 USA: Markit PMI Verarbeitendes Gewerbe 06/16 (1. Veröffentlichung)
16:00 USA: Verkauf neuer Häuser 05/16
16:00 USA: Frühindikator 05/16

Unternehmensdaten:

Deutschland:

Ströer: Hauptversammlung, Köln (10:00)
Scout24: Hauptversammlung, Berlin (10:00)

Welt:
Kanada: Blackberry: Q1-Zahlen (13:00)

Sonstige Termine:
Großbritannien: Referendum in Großbritannien zum Austritt oder Verbleib in der EU Die Wahllokale sind von 08:00 bis 23:00 MESZ geöffnet.

EU: Ablauf der Gültigkeit von EU-Sanktionen, die infolge von Russlands Annexion der Krim erlassen wurden.

Freitag, 24. Juni 2016

Konjunkturdaten:
08:00 Deutschland: Bauhauptgewerbe 04/16
10:00 Deutschland: ifo-Geschäftsklima 06/16
14:30 USA: Auftragseingang langlebiger Güter 05/16
16:00 USA: Uni Michigan Verbrauchervertrauen 06/16

08:45 Frankreich: BIP Q1/16 (endgültig)
18:00 Frankreich: Arbeitslosenzahlen 05/16
10:00 Italien: Einzelhandelsumsatz 04/16
Großbritannien: Brexit Ergebnisse des Referendums
EU: Moody's Ratingergebnis Deutschland, Österreich, Griechenland

Unternehmensdaten:

Deutschland:
10:00 Sixt: Hauptversammlung
Dürr: Capital Markets Day

Sonstige Termine:
12:00 Belgien: Vertreter von EU-Staaten sollen erneut über mögliche Verlängerung der Glyphosat-Zulassung abstimmen.

Deutschland: Gespräche über Gehaltskürzungen bei Eon-Kraftwerkskonzern Uniper mit Gewerkschaft IGBCE, Hannover

10:00 Deutschland: Eröffnung neue Siemens-Konzernzentrale mit CEO Kaeser, bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU), Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU), Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD)




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