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Ausgabe vom 15. Juni 2016
WWCD – Bei Apples Update-Show geht es um den nächsten Traum…
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WWCD – Bei Apples Update-Show geht es um den nächsten Traum…
von Martina Bisdorf
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL Like Follow
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
„Ego-Shooter treffen auf die Trauer von Orlando“, diese Schlagzeile des Handelsblatts hat mich heute Morgen erschreckt. Eigentlich geschmacklos in Zeiten wie diesen, wo wir fast tagtäglich mit echten Terrornachrichten konfrontiert werden, wie aus Orlando oder vorgestern aus Frankreich. Denn es handelt sich hier nur um die Überschrift für einen Bericht über die Gamingmesse E3, die jährliche Leistungsshow der interaktiven Unterhaltungsindustrie, in Los Angeles, die mit der Präsentation von Ballerspielen unglücklicher nicht hätte beginnen können.
Ballerspiele kommen in Zeiten von Terroranschlägen geschmacklos daher
Die digitale Unterhaltungsindustrie sucht offensichtlich zwischen echten Massakern und virtueller Realität die neue Zukunft. Funktionieren soll das Ganze mit der Oculus Rift-3-D-Brille von Facebook, der Vive von HTC und Sonys VR-Brille. Im Hintergrund werden dann superstarke Windows-Rechner laufen oder Sonys Playstation 4. Apple-Computer und Microsofts XboxOne-Konsole bleiben hier außen vor.
Ganz und gar nicht außen vor bleibt Apple allerdings bei seinen vielversprechenden Neuerungen, die die iPhone-Schmiede ihren Fans am Montagabend auf der Eröffnung der Entwicklerkonferenz WWCD, die noch bis Freitag andauert, präsentierte. Kein neues iPhone, sondern der Sprachassistent Siri bzw. dessen gigantische Weiterentwicklung stand im Vordergrund der Präsentation.
WWCD setzt auf Updates - Tim Cook zeigt sich angriffslustig
Apple-Chef Tim Cook erschien vor fast 6.000 Besuchern im Bill Graham Civic Center in San Francisco, darunter Entwickler, Journalisten, Analysten und Gäste, so zu sagen im Angriffsmodus. Denn er setzt bei der Bedienung der Apple-Geräte künftig viel stärker auf Sprache. Es sieht so aus, als wolle Apple hier mit seinen Rivalen Google und Amazon mitziehen bzw. an ihnen vorbeiziehen.
Bei der Keynote ging es also nicht um ganz neue Errungenschaften, sondern um Updates, jede Menge Updates. So hat das Apple-Management wie erwartet eine neue Version seines Mobile-Betriebssystems iOS präsentiert.
Großes Kino für kleine Texte
Das neue Mobile-Betriebssystem iOS 10 kommt mit einigen neuen Features daher und soll ab Herbst 2016 verfügbar sein. Dabei präsentierte Apple unter anderem eine neue Übersetzungsfunktion für Sprachnachrichten. Damit können Anwender hinterlassene Sprachnachrichten nicht nur anhören, sondern auch lesen. Mit dieser Weiterentwicklung folgt Apple anderen Services wie Google Voice, wo ein solcher Service schon verfügbar ist.
Auch die Benachrichtigungsfunktion (Notifications) und das Control Center in iOS 10 wurden überarbeitet. Eine neue Home App, die im Control Center integriert ist, erlaubt eine Steuerung von angeschlossenen Connected Home Systemen im Haus. Nicht zu kurz kommt auch der Spaßfaktor: Sehr ausführlich wurde gezeigt, wie man seine Chats mit Bildeffekten und Animationen aufpeppt oder etwa wütende Beiträge groß und wackelnd darstellen lässt.
Mehr Spaß mit neuer Software – Größere Smilies und intelligente Fotoshows
Allein das Thema Emojis beschäftigte die Präsentatoren minutenlang. So werden Emojis in der neuen Nachrichten-App dreimal größer dargestellt als bisher, was deren gefühlter Wichtigkeit entsprechen dürfte. Vor allem aber kann die Software geschriebene Worte jetzt auf Wunsch selbst in Emojis umwandeln. Wer braucht schon Text, wenn man Bildchen hat?
Für alle Nicht-Whats-App-Nutzer unter Ihnen: Die sogenannten Emojis sind Ideogramme, die in SMS und Chats längere Begriffe ersetzen. Die wohl bekanntesten sind die niedlichen Smilies, die lachen, weinen oder sonstige Emotionen zeigen können, die den Gemütszustand des Schreibenden widerspiegeln.
Die Foto-App auf dem iPhone bekommt eine eigene Gesichtserkennung, die auf dem Gerät selbst läuft und Bilder einer Person zusammenfassen kann. Zudem sollen Fotos, die auf irgendeine Weise zusammenhängen, von einer künstlichen Intelligenz zusammengesucht und sortiert werden. Als Ergebnis dieser Bildanalyse soll die Software außerdem automatisch kleine Fotoshows zusammenstellen, etwa von einem Ausflug oder einer Party.
Apple Maps: Mehr als sich orientieren, Apple Music: Mehr als hören,
Activity App: Mehr als laufen
Auch Apple Maps wurde kräftig überarbeitet, es soll beispielsweise je nach Tageszeit und Ort aktiv Vorschläge machen, was man gerade tun könnte. Die Darstellung von Suchergebnissen in einer Karte, etwa Restaurants, wurde übersichtlicher gestaltet, ebenso wie die Darstellung im Navigationsmodus. Außerdem können Drittanbieter ihre Angebote jetzt direkt in Maps einbinden. So kann man etwa in Maps ein Taxi bestellen oder einen Tisch im Restaurant reservieren.
Apple Music bekommt ein komplett neues Interface mit größerer Schrift und größeren Covern. Unter anderem können zu Songs jetzt die Texte angezeigt werden. Die Playlists, die im Bereich „For You" angeboten werden, sollen besser an den Nutzer, die Uhrzeit und den Tag angepasst werden. Die neue Optik macht auf den ersten Blick einen gelungenen Eindruck, ob die Bedienung wirklich leichter und besser funktioniert, das wird sich noch herausstellen.
Viel Arbeit wurde in die Aktivitäten-App der Apple Watch gesteckt. Zum einen gibt es nun ein Ziffernblatt, das Aktivitätsdaten ständig anzeigt. Den Wettbewerbsaspekt soll die Funktion Activity Sharing verstärken. Sie ermöglicht es Apple-Watch-Nutzern, ihre Workouts miteinander zu vergleichen. Zudem wurde die App für Rollstuhlfahrer angepasst, deren Bewegungen nun auch gemessen werden. Analog zur Aufsteh-Erinnerung in der normalen Version werden Gehbehinderte daran erinnert, regelmäßig mit dem Rollstuhl herumzufahren. Der Star des Abends aber war eindeutig Siri.
Star des Abends - Siri redet jetzt überall mit
Doch das Hauptaugenmerk lag bei der Präsentation eindeutig auf der sprachgesteuerten Assistenzfunktion Siri, der die Apple-Ingenieure einige neue Tricks beigebracht haben. Als virtuelle Assistentin wird Siri zur zentralen Kommunikationsplattform ausgebaut und für Entwickler geöffnet.
Wie erwartet, kommt Siri jetzt auch auf Macs. Die Assistentin ist in die universelle Suche Spotlight integriert und kann viele Funktionen nach einem Sprachbefehl ausführen. Sie arbeitet außerdem geräteübergreifend zwischen iPhones, iPads und Macs. Auf Apple TV kann man Siri jetzt sogar einfach nach Filmen fragen, etwa so: „Finde High-School-Komödien aus den Achtzigerjahren."
Auch im noch jungen Geschäft mit dem vernetzten Haushalt geht Apple mit seiner neuen App Home, über die sich die kompatible Technik von Lampen bis hin zum Garagentor steuern lässt, in die Offensive. Hier soll Siri ebenfalls zum Einsatz kommen.
Apple Pay expandiert in Europa –
Schweizer und Franzosen können bald mit dem iPhone zahlen
Neben allen Software-Aufhübschungen wäre noch der mobile Bezahldienst Apple Pay zu erwähnen. Er weitet sein Geschäft in Europa aus. Demnächst sollen Schweizer und Franzosen mobil mit ihren iPhones bezahlen können. Auf den Internetseiten für die Schweiz und Frankreich finden sich bereits nähere Informationen. Wichtigste Voraussetzung ist demnach der Besitz einer Kreditkarte oder einer Prepaid-Kreditkarte von Visa oder Mastercard.
Mit diesem Einblick in die neue digitale Welt, der wir uns wohl alle früher oder später stellen müssen, grüße ich Sie herzlich und kritisch zur Wochenmitte,
Ihre
Martina Bisdorf
PS: Bislang ist Apple Pay nur in den USA, Großbritannien, Kanada, Australien, China und Singapur verfügbar. Zu einem Eintritt in den deutschen Markt wurden keine Angaben gemacht. Wir informieren Sie, wenn es auch bei uns so weit ist.
Zitat der Woche
„Wir wetten lieber auf unsere Vision als Nachahmer-Produkte anzubieten. Das sollen andere Firmen machen. Für uns geht es um den nächsten Traum.“
Steve Jobs (verst. 2011, legendärer Apple-Gründer und ehemaliger Firmenchef,) 1984 zur Einführung des ersten Macintosh
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