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Ausgabe vom 27. Mai 2016
Pressespiegel: Deutsche Aktienmuffel und ihre Ängste
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Pressespiegel: Deutsche Aktienmuffel und ihre Ängste
von Martina Bisdorf
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL Like Follow
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
dass wir Deutschen gemeinhin als „Aktienmuffel“ bezeichnet werden, ist keine Neuigkeit. Wir berichten hier aus der Redaktion regelmäßig über die völlig unverständliche deutsche Aktienmüdigkeit, die bisweilen übertriebene Züge annimmt, bis hin zur regelrechten Aktienangst. Wenn ich jemandem erzähle, wo ich arbeite, ist oft die Reaktion: „Und so was Gefährliches (gemeint sind Aktien!) empfehlt ihr den Leuten?“
Sicherheitsdenken ja, Sparbuch nein!
Da kann ich nur antworten, was wir hier schon seit Monaten predigen: „Und so was Gefährliches wie ein Sparbuch oder eine kapitalbildende Lebensversicherung hast du immer noch? Willst du, dass dein Geld verdunstet ist, bis du es im Alter brauchst?“ Sie als regelmäßige BÖRSEN-SPIEGELdaily-Leser wissen seit Langem, dass die Aktienanlage alternativlos ist, wenn man sich das Zinsumfeld anschaut.
Bei vielen unserer Mitbürger, die im Sicherheitsdenken uralter Muster stecken geblieben sind, ist das allerdings leider noch nicht angekommen. Sie befinden sich gedanklich wohl immer noch in den Zeiten, in denen die „hohe Kante“ in Form von diversen Sparmodellen wegen hoher Zinsen noch rentabel war.
Die Aktie ist ein Sachwert!
Nur dass die „hohe Kante“ jetzt die Anlage in Sachwerte bedeutet, denn Zinsen für´s Ersparte sind auf lange Sicht nicht mehr zu erwarten. Und, ich kann es nur zum xten Mal wiederholen: Zu den Sachwerten gehören auch Anteile an soliden, gewinnbringenden Unternehmen mit gesunden Strukturen und Perspektiven. Denn diese werden auch Krisenzeiten überstehen.
Genau deshalb entspricht es dem zeitgemäßen Sicherheitsdenken, sein Geld – neben Immobilien und Rohstoffen – in Aktien anzulegen. Was aber lässt gerade die Deutschen im Gegensatz zu ihren internationalen Nachbarn so stark vor Aktieninvestments zurückschrecken? Schließlich sind gut 60% der DAX-Aktien in ausländischer Hand, Tendenz steigend.
Lesen Sie hier, wie die Experten aus renommierten Börsenpublikationen die sprichwörtliche „German Aktien-Angst“ erklären und was sie dagegen halten.
Das meinen die Experten:
Hanseatischer Börsendienst
Vom 24. Mai 2016
Krisenängste sind übertrieben – Börsen haben sich immer wieder stabilisiert
„Warum trauen sich immer noch viele Anleger nicht an Aktien heran, obwohl die klassischen Sparformen längst keine Zinsen mehr abwerfen? Ein Grund: Der normale Sparer will Sicherheit und klar kalkulierbare Erträge, er hasst Unsicherheit. Doch Unsicherheit ist ein steter Wegbegleiter an der Börse und dies wird sich auch in den kommenden Wochen ganz sicher nicht ändern. Da ist zum einen die steigende Wahrscheinlichkeit für weitere Anhebungen der Leitzinsen in den USA. Die Aktienmärkte mögen bekanntlich keine steigenden Zinsen. Damit hätte man bereits einen Grund, sich zu fürchten. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor liegt in dem drohenden Ausstieg der Briten aus der EU. Wir schätzen die Auswirkungen auf den Aktienmarkt durch ein mögliches Nein der Briten als weniger drastisch ein. Bereits jetzt dürfte ein Großteil des Risikos in den Aktienkursen eingearbeitet sein. Schließlich ist die Börse regelmäßig mit verschiedensten Risiken konfrontiert. Es gab die Eurokrise, die Griechenland-Pleite, den Russland-Ukraine-Konflikt, einen Asche spuckenden Vulkan in Island, einen Ölpreis-Einbruch, die Schweinegrippe, eine Wachstumsschwäche in China und Terroranschläge. Derartige Risikofaktoren hat es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gegeben. Und was hat die Börse in all diesen Jahrzehnten mit überraschend hoher Zuverlässigkeit trotz dieser Belastungen im langfristigen Trend immer und immer wieder gemacht? Sie ist letztlich weiter gestiegen.“
Actien-Börse
Vom 21. Mai 2016
German Angst als Risikofaktor
„Weder China noch Brexit sind ernsthafte Hindernisse für eine objektive Einschätzung von Investments in Qualitäts-Aktien in Deutschland. Dennoch steckt im Brexit ein typisch deutsches Risiko, das man in London ,German Angst‘ nennt. Die objektiven Gründe können Sie täglich nachvollziehen. In keinem Quartalsbericht spielt China eine nachhaltige Rolle in der Entwicklung der Geschäfte oder Gewinne. Es ist eine wichtige Neben-, aber keine Hauptrolle. Der Auftragseingang für die Industrie und die Zahlen der deutschen Exporte wurden soeben vorgelegt. Einziger Unsicherheitsfaktor sind Wechselkursveränderungen, die nie die Menge berühren, aber den Nettoerlös. Nun geht sogar BaFin-Chef Felix Hufeld auf die Barrikaden und beschreibt die Gefahren für alle, die von den verheerenden Folgen der 0%-Politik akut in Gefahr geraten, von Lebensversicherungen über Pensionsfonds bis hin zu den Banken und Sparkassen. Sogar der IMF schließt sich dieser Meinung an. Der Brexit ist deshalb nur ein technisches Risiko, das wir deshalb nicht unterschätzen, weil die deutsche Börse auf solche Ereignisse überproportional reagiert. So im Fall der Griechen-Krise im August 2012 oder im China-Schock des letzten Jahres, jeweils ohne Sinn, aber unter dem Begriff ,German Angst‘. Das lässt sich nutzen! Der Asset-Wechsel wird dennoch geradezu zwingend. Vor dem Hintergrund solider Aktienzahlen und vor dem Hintergrund der prekären europäischen Zinskonstellation sagen wir ein spannendes zweites Halbjahr voraus.“
Zürcher Trend
Vom 25. Mai 2016
Brexit-Wette reduziert Aktivitäten
„Die Diskussionen belasten den deutschen Markt zweifellos am stärksten. Denn Deutschland ist für Großbritannien nun einmal der wichtigste Geschäftspartner. Das Problem ist ein neues Wort, womit man dies in London umschreibt: German Angst. Das lässt sich leider nicht vermeiden oder umgehen. Der DAX hat in dieser Konstellation zwei Optionen: Einen deutlichen Ansatz für einen positiven Verlauf, wenn die Angst schwindet oder durch politische Erklärungen klargestellt wird. Wird auf deutsche Art negativ gewettet, steigt das Risiko auf 5 bis maximal 10%, im DAX gerechnet. Die Bandbreite der Worst-Case- Kurse unterstellt eine Stabilisierung des DAX in der Range von 9.300 bis 9.500 Zählern. Ein negativer Ausrutscher in noch tiefere Regionen wäre eine absolut überzogene Reaktion, die man nicht voraussehen kann. Da der deutsche Markt aber vom Ausland dominiert wird, insbesondere aus London, und mithin auch in größeren Beträgen disponiert wird, ist auch ein Blitzschlag nicht auszuschließen. Das wäre der Idealfall, was wir ausdrücklich betonen.“
Kluge Anleger brauchen Mut
Bei diesen Experten-Einschätzungen wird klar, warum der wohl erfolgreichste Aktien-Investor aller Zeiten, Warren Buffett, keinen Wert auf Marktprognosen legt. Er investiert seine Zeit und seine Intelligenz lieber darauf, in die richtigen Unternehmen zu investieren. Buffet machte sich dabei nie viele Gedanken darüber, wie die Börse vielleicht am nächsten Tag, in einer Woche, einem Monat oder in einem Jahr stehen könnte.
Vielleicht müssen die deutschen Anleger einfach mehr Mut aufbringen und es dem Starinvestor gleichtun. Wir sollten uns durch kurzfristige Unsicherheiten nicht davon abbringen lassen, langfristig in preiswerte Aktien mit guter Qualität zu investieren. Ihm jedenfalls hat diese spezielle Sicht auf den Aktienmarkt nicht geschadet, schließlich hat er unerschrocken mit Aktien ein Milliardenvermögen aufgebaut.
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Mit diesen Eindrücken zur Aktienanlage und der oft unbegründeten Angst davor wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende und erfolgreiche Investments.
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Herzliche Grüße
Ihre
Martina Bisdorf
PS: Es könnte zum Wochenausklang noch einmal spannend werden. Der Grund: In den USA stehen neue Hinweise auf die Zinswende an. So hält Fed-Chefin Janet Yellen am Nachmittag eine Rede an der Harvard Universität. Die Märkte erhoffen sich mit Blick auf die Juni-Sitzung des für die Zinsen zuständigen Offenmarktausschusses der Fed Andeutungen über den weiteren Kurs der Währungshüter. Sichern Sie sich hier Ihre kostenlose Wochenendlektüre zum Thema „Währungs-Krieg“ und wie Sie sich davor schützen können.
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