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      18. Mai 2016


  • Chinesische Einkaufstouren überlagern Berichtssaison –
    Welche Einflüsse zählen? 
     
  •  Zitat der Woche


Chinesische Einkaufstouren überlagern Berichtssaison –
Welche Einflüsse zählen?  


von Cindy Ullmann

Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow

Liebe Leserinnen, liebe Leser, 

die Quartalsberichtssaison ist allmählich ausgelaufen. Diese Woche ziehen noch einige wenige Unternehmen mit der Veröffentlichung ihrer Bilanzen nach. Richtig Aufschwung wollte diese Berichtssaison nicht bringen. Der DAX kratzt inzwischen nicht einmal mehr an der 10.000-Punkte-Marke. Einzig im Mittelwerteindex MDAX war heute eine leichte Stütze erkennbar. Und das auch nur durch den Kurssprung, den die Aktien des Roboter- und Anlagenbauers Kuka aufgrund der chinesischen Übernahmepläne hingelegt haben.

Da stellt sich mir schon die Frage nach dem wachsenden Einfluss der einkaufshungrigen Chinesen auf unsere Aktienmärkte. Denn längst nicht nur an mittelständigen Familienbetrieben ist man im Reich der Mitte interessiert, sondern auch in zunehmender Größenordung an gestandenen börsennotierten Konzernen.  


Chinesische Einkaufstouren haben großen Einfluss auf die Aktienmärkte

Dass Kuka ins Interesse der Chinesen geraten ist, hat das Papier der Augsburger auch in den Fokus der Anleger gerückt. Jüngsten Medienberichten zufolge will der chinesische Klimaanlagen- und Haushaltsgeräte-Hersteller Midea seine derzeitige 13,5-%-Beteiligung an Kuka kräftig aufstocken und gemeinsam mit den Schwaben den Markt für die Automatisierung von Logistik aufrollen.

Über ihre Tochter Mecca International gaben die Asiaten heute ein öffentliches Übernahmeangebot ab: Pro Kuka-Aktie bieten sie demnach 115 Euro - das entspricht einem Unternehmenswert von knapp 4,6 Mrd. Euro. Midea will sich nach eigenen Angaben – so die Bedingung für das Übernahmeangebot – mindestens 30% an dem Robo-Spezialisten, der den Trend in Richtung „Industrie 4.0“ voll im Blick hat, sichern. Die Kontrolle über Kuka wolle man aber auch als dann größter Einzelaktionär nicht übernehmen. Der Vorstand um Till Reuter habe weiterhin freie Hand.


Auftaktquartal bei Kuka mit Gewinnplus

Dabei verlief das erste Jahresquartal für Kuka ausgesprochen gut. Zwar sank der Umsatz um 12,6% auf 629 Mio. Euro, was jedoch im Großen und Ganzen darauf zurückzuführen war, dass Kunden größere Aufträge erst in den Folgequartalen umsetzen werden. Das Ergebnis nach Steuern fiel mit 20,9 Mio. Euro um knapp 37% höher aus als im Vorjahresquartal. Für das laufende Jahr erwartet der Konzern höhere Aufwendungen für die Entwicklung und Einführung von neuen Produkten. Den Umsatz will man nach 2,97 Mrd. Euro im Vorjahr auf mehr als 3 Mrd. Euro erhöhen.

Damit gehört der im MDAX notierte Wert auf alle Fälle zu den Gewinnern der diesjährigen Berichtssaison. Die Belohnung für die Aktie kam aber erst mit dem Interesse der Chinesen an dem Unternehmen. Übernahmefantasien beflügeln enorm, wie auch etliche Beispiele aus der Vergangenheit zeigen. Wieder ist es hier der psychologische Effekt, der für die Anleger entscheidender ist als nüchternes Zahlenwerk. Interesse weckt eben Interesse. Dabei ist die erste Berichtssaison für dieses Jahr allgemein gar nicht so schlecht gelaufen, wie sie geredet wird.


Berichtssaison mit besseren Ergebnissen als suggeriert

Die meisten DAX-Konzerne haben ihre Zwischenberichte für das Auftaktquartal 2016 präsentiert - und dabei rein nach Zahlen überwiegend die Markterwartungen erfüllt oder gar übertroffen. Das fällt vielen Anlegern schwer zu glauben, wenn man sieht, wie lustlos die Märkte vor sich hindümpeln. „Es gab bislang doppelt so viele positive wie negative Überraschungen“, bilanziert etwa Aktienstratege Ralf Zimmermann vom Bankhaus Lampe. „Die bereinigten Gewinne sind relativ stabil und brechen nicht weg.“ Allerdings räumt der Analyst ein, dass die Gewinnschätzungen zuvor schon deutlich gesenkt worden seien, womit „die Unternehmen leichter übers Stöckchen springen konnten.“

Ein ähnliches Fazit zieht Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer, nachdem bis jetzt 90% der DAX-Zwischenberichte vorliegen. „Rund 40% der Unternehmen haben unsere Erwartungen übertroffen, 44% entsprachen den Erwartungen, 16% lagen darunter“, so seine Rechnung. Insgesamt hätten weniger Unternehmen positiv überrascht als im ersten Quartal des Vorjahres, was allerdings der Euro-Stärke gegenüber dem Dollar zu schulden sein. „Offenbar leiden die Unternehmensergebnisse darunter, dass der Euro seit Jahresanfang gegenüber dem Dollar aufgewertet hat“, so Krämer.


Volkswirtschaftliche Aspekte wiegen schwer 

Und wieder bringt der Volkswirt China ins Spiel, allerdings dieses Mal unter einem anderen Gesichtspunkt: „Außerdem belastet das nachlassende Wachstum in China. Für das Gesamtjahr zeichnet sich ab, dass die Gewinne der DAX-Unternehmen um knapp 5% sinken.“ Aber es gab auch etliche positive Impulse. Diese kamen beispielsweise von den Versorgern, insbesondere von RWE, das mit guten Zahlen aufwartete.

Belastend wirkten sich wiederum Spekulationen über mögliche Übernahmen im Agrarchemiebereich aus. Lampe-Stratege Zimmermann glaubt, dass die Quartalsberichte im weiteren Jahresverlauf allein weiter nicht ausreichen würden, um den Leitindex signifikant nach oben zu treiben. „Die von vielen erwartete Gewinnbeschleunigung im zweiten Halbjahr und 2017 dürfte aufgrund der verhaltenen globalen Konjunktur so nicht kommen.“

Märkte zeigen sich weiterhin durchwachsen

Es sieht also weiterhin durchwachsen aus. Wie sich die Unternehmen im Hinblick auf die angepeilten Jahresprognosen entwickeln, darüber halten wir Sie stets in unseren Börsenpublikationen
BÖRSEN-SPIEGEL smart money, 100%-DEPOT und TURNAROUND-BRIEF auf dem Laufenden.

Herzliche Grüße zur Wochenmitte

Ihre

Cindy Ullmann

PS: Die chinesische Regierung hat die Automatisierung zu einer Schlüsselbranche erklärt. Im Strategieplan „China 2025“ hat Peking ausformuliert, wie die Volksrepublik zu Industrieländern aufschließen soll. Dazu braucht China viele neue Roboter und die Technik dazu. Bleibt trotzdem die Frage: Muss ein deutsches Unternehmen wie Kuka sich erst von einer chinesischen Firma übernehmen lassen, um auf dem verlockenden Markt Erfolg zu haben? Vielleicht sollte man sich in manchen Punkten einfach mehr zutrauen…





Zitat der Woche



„Wer sich selbst alles zutraut, wird andere übertreffen.“


Chinesisches Sprichwort



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