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Ausgabe vom 21. April 2016


  • Pressepiegel: Wohin dreht der Ölmarkt nach dem Knock-out des Ölförderabkommens?
     


Pressepiegel:
Wohin dreht der Ölmarkt nach dem Knock-out des Ölförderabkommens?


  

 

von Martina Bisdorf

Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wie ich Ihnen am Dienstag berichtet habe, will das Ölförderland Saudi-Arabien wohl mit der Flutung des Ölmarktes hauptsächlich bezwecken, die unliebsame amerikanische Konkurrenz zu verdrängen. Ganz „nebenbei“ bedeutet der niedrige Ölpreis, dass die Iraner schwerer wieder in den Markt zurückfinden dürften. Und das ist ein wichtiges Nebeninteresse der Saudis: ihre ungeliebten „Vettern“ auf Distanz zu halten.

Ölrennen oder schon Ölkrieg? 

Davon abgesehen haben auch die USA ihre Nebenkriegsschauplätze, etwa in Mittelamerika, speziell in Venezuela, aber auch in Russland. Der Ölkampf zeigt sich multipolar, und jeder Big Player im weltweiten Poker um den Ölpreis hat seinen Streitwagen ins Rennen geschickt. Wobei zwischenzeitlich der saudische Wagen der einzige war, der noch keine akute Crashgefährdung aufwies. Ein Etappensieg, sozusagen.

Die Saudis haben hoch gepokert

Allerdings haben sich die Saudis diesen Vorsprung teuer erkauft. Über 190 Mrd. Dollar hat der Golfstaat bereits in diesen Ölkrieg investiert. Das liegt vor allem daran, dass der Staatshaushalt und das großzügige Sozialsystem zu einem großen Teil am Tropf der Ölexporte hängen. Damit trifft der Ölpreisverfall das Land nun besonders hart. Denn die hohen Ausgaben in Riad waren nicht für solch niedrige Ölpreis ausgelegt, wie wir sie nun schon seit Monaten haben.


Wie andere Experten aus renommierten Finanz- und Wirtschaftsmedien die arabische Blockade sehen und wie sie den Ölmarkt in Zukunft einschätzen, dazu habe ich Ihnen einen aussagekräftigen Pressespiegel zusammengesellt.

Das meinen die Experten:

Focus Money
Vom 20. April 2016

Ölpreis – Ende der Talfahrt in Sicht  

„Zum ersten Mal seit knapp zwei Jahren überwand der Preis für ein Barrel (159 Liter) Rohöl wieder die 200-Tage-Linie. Für Charttechniker ist das ein Indiz für ein Ende der Talfahrt und für eine Stabilisierung des schwarzen Goldes. Selbst Kurse um 52 Dollar sind jetzt vorstellbar, trifft Rohöl der Marke Brent doch erst dort auf große Widerstände. Dort könnte der starke Anstieg seit Januar dieses Jahres enden. So weit die Gedanken der kurvendeutenden Zunft, die Autofahrer zum zügigen Volltanken auffordern. Diese Gedanken stehen im krassen Gegensatz zu Expertenaussagen, die in der Vergangenheit bereits auf Ölpreise um 20 Dollar gesetzt hatten. Die Internationale Energieagentur geht mittlerweile von einer Stabilisierung des internationalen Ölmarkts aus. In der zweiten Jahreshälfte soll das Überangebot an Rohöl fast vollständig verschwunden sein. Der Schieferölboom in den USA stockt. Das dürfte zum stärksten Rückgang der Rohölproduktion außerhalb der Opec seit 1992 führen. Ein weiterer Punkt, der auf eine Stabilisierung des Ölpreises hindeutet, ist natürlich die Opec. Die Organisation sprach am vergangenen Sonntag mit einem der anderen großen Spieler auf dem Ölmarkt, mit Russland, über Preise oder Fördermengen. Eine Einigung der grundverschiedenen Teilnehmer würde den Ölpreis unterstützen.“

Zürcher Finanzbrief
Vom 20. April 2016

Doha war ein Reinfall - natürlich

„Die Bedingungen für einen Erfolg waren klar definiert und im Vorfeld schon nicht erfüllt. Saudi-Arabien ist mit der Vorbedingung in die Gespräche gegangen, dass insbesondere auch der Iran unter die geplante Kappung der Ölproduktion fällt. Der Iran hatte das mit dem Hinweis abgelehnt, dass man gerade erst die Produktion steigern konnte, nachdem die Sanktionen im vergangenen Sommer gefallen waren und blieb den Doha-Gesprächen in der Konsequenz gänzlich fern. Die Hedge Funds haben sich zu weit aus dem Fenster gelehnt. Der Preis für WTI Rohöl wurde vom Tief im Februar um mehr als 62% nach oben getrieben und die spekulativsten Investoren waren natürlich von Anfang an mit dabei. Der jüngste Sprung im April war jedoch zu viel des Guten und wäre nur gerechtfertigt gewesen, wenn Doha Aussichten auf Erfolg gehabt hätte. Ohne einen Deal verschiebt sich nun das Erreichen des neuen Gleichgewichtspreises am Ölmarkt um weitere sechs Monate auf Mitte 2017. Die Bodenbildung verläuft klassisch - volatil und scheinbar unbeständig. Wir bleiben dabei, dass das Ende der Öl-Baisse im 1. Quartal erreicht wurde und sich die Preisbildung nun in einer groben Spanne von 20 bis 40 Dollar/Barrel einpendeln wird.“

Börse am Sonntag
Vom 17. April 2016

Kuriositäten des Ölmarktes – Streik treibt Preise hoch

„Kurioses ereignet sich derzeit am Ölmarkt: Das Branchenkartell Opec zankt sich über eine Begrenzung der Förderung, scheitert damit und pumpt weiter deutlich mehr Öl aus dem Boden als nachgefragt wird – doch der Ölpreis steigt. Nach dem Scheitern der Verhandlungen waren die Preise – wie von vielen Beobachtern erwartet – um zeitweise fast 7% abgestürzt, erholten sich jedoch in weniger als zwei Tagen. Der Grund für die Kurswende ist in Kuwait zu finden, dem viertgrößten Förderland der Opec. Dort streiken Ölarbeiter am Dienstag den dritten Tag infolge wegen geplanter Lohnkürzungen. Die Ölförderung des Landes treffen sie damit empfindlich. Ein Sprecher verkündete über das soziale Netzwerk Instagram, dass nicht nur die Raffinerien im Norden des Landes laufen, sondern auch im Südosten wieder hochgefahren werden.“


Stabilisierung des Ölmarktes absehbar?

Zwar gingen nicht viele von einer Einigung der großen Ölproduzenten am Sonntag in Doha aus, die Hoffnung auf eine Begrenzung der Fördermengen war dennoch da. In den zwei Tagen seit meiner Berichterstattung ist einiges passiert. Inzwischen wird sogar auf eine Stabilisierung des Ölpreises spekuliert.

Und wie jetzt der Irak verkündete, der mit 4,55 Mio. Barrel auf Rekordniveau produziert, will das Land die Gespräche über eine Begrenzung auf dem nächsten Opec-Treffen im Juni fortsetzen. Experten bezweifeln jedoch, dass dies etwas bringen wird. Manche Analysten begrüßen den Nicht-Kompromiss der Opec sogar, da das dem Rohstoff zu einer Balance verhelfe, die vom tatsächlichen Angebot-Nachfrage-Verhältnis getrieben werde.

Auf jeden Fall bleibt das Ölfeld ein interessantes und das Thema wird uns noch lange begleiten. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.

Herzliche Grüße

Ihre

Martina Bisdorf

PS: Mittlerweile hat Russland angekündigt, die Gespräche mit Saudi-Arabien über eine Begrenzung der Förderung fortzusetzen. Russland hatte im März mit 10,9 Mio. Barrel zuletzt so viel gefördert wie seit Zeiten der Sowjetunion nicht mehr.

 

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