Börse, Wirtschaft, Lifestyle- Was Anleger & Börsenprofis bewegt
Ausgabe vom 14. April 2016
Wie nachhaltig ist ökonomisches Denken? -
Oder: Was ist gegen eine gute Dividende einzuwenden?
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Wie nachhaltig ist ökonomisches Denken? - Oder: Was ist gegen eine gute Dividende einzuwenden?
von Martina Bisdorf
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL Like Follow
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
gestern Abend war ich bei einer Talkrunde in einem gemütlichen Café unseres Heimatstädtchens Fulda. Thema: Philosophie. Ok, mögen Sie jetzt denken, philosophiert haben Frau Bisdorf und Frau Ullmann bereits am Mittwoch genug an dieser Stelle. Fehlanzeige. Denn, erstens kann man nicht genug über die Sinnhaftigkeit der Dinge nachdenken und zweitens wurde es gestern Abend schnell brisant, als das Thema „Werteverfall in Europa" aufkam.
Denn nach den Worten des PhilosophenDr. Christoph Quarch, der an derHochschule Fuldalehrt, ist der „Homo Oeconomicus“ (maßgeblich) schuld an dem Dilemma des drohenden Zerfalls der Europäischen Union. Warum? Weil wir Menschen seit dem 17. Jahrhundert, als der französische PhilosophRené Descartesdiesen Begriff prägte, als rein rationale, wirtschaftlich denkende und auf Nutzenmaximierung bedachte Wesen unterwegs seien - und dabei die Seele der Gemeinschaft und Nachhaltigkeit vernachlässigen würden.
Ist der Homo Oeconomicus jetzt schuld an allem Übel?
Gut, dachte ich mir, das mag Ansichtssache sein, aber als Wirtschaftsredakteurin fühlte ich mich im ersten Moment doch etwas angegriffen. Ist dem so? Sind wir Börsen-affinen Menschen, wir Anleger und am wirtschaftlichen Aufschwung Interessierten so vom Egoismus geprägt, dass dabei sämtliche Werte vergessen werden? Ganz klar: Nein. Denn, nur wer sich an den Grundwerten der Menschlichkeit und des fruchtbaren Miteinanders orientiert, kann schließlich nachhaltiges Wachstum und damit einen gesunden Wohlstand erreichen.
Das gilt sowohl für die diversen Formen der Kapitalanlage als auch für die transparente und kontinuierliche Begleitung unserer Leser mit unseren Börsenpublikationen. Und selbstverständlich auch für die wirklich profitablen Unternehmen, die sich seit Jahrzehnten – vielen Krisen zum Trotz – am Markt halten und somit Arbeitsplätze und Fortschritt gewährleisten.
Oder ist etwa derjenige der bessere Mensch, der – weil nicht ökonomisch denkend – immer noch auf das Sparbuch setzt, während ein anderer – vielleicht klügerer – Zeitgenosse längst erkannt hat, dass es sinnvollere Anlagemöglichkeiten gibt? Diese Frage lasse ich einmal so im Raum stehen, nicht nur für die „Philosophen“ unter Ihnen.
Dividenden-Perlen des DAX stehen für Werthaltigkeit
Dass es sie gibt, die Urgesteine unter den Unternehmen, die inzwischen verlässlicher als jedes Sparbuch etwas abwerfen und gleichzeitig für Werthaltigkeit stehen, das sehen wir allein daran, wie viele Dividendenperlen es an der Börse gibt, die ihren Aktionären Jahr für Jahr, also nachhaltig und sicher, stattliche Anteile auszahlen. Wie eine Auswertung desHandelsblattszeigt, werden die DAX-Unternehmen 2016 so viel Geld an ihre Anteilseigner auszahlen wie nie zuvor. Im Schnitt beträgt die Rendite 2,7%!
Pünktlich zum Beginn der diesjährigen Dividendensaison will ich Ihnen deshalb heute zeigen, dass es sich gerade jetzt lohnt, auf Aktien zu setzen – und zwar mit reinem Gewissen. Denn die Dividenden sind die Zinsen von heute. Lesen Sie hier, welche Dickschiffe auf der Liste der potenziellen Dividendenkönige dieses Jahr ganz oben stehen:
Das sind die nominierten Dividendenkönige 2016
Auf Platz eins mit 5,8% Rendite dürfteE.ONkommen. Allerdings gab es hier bereits anfangs des Jahres Debatten um künftige Dividendenzahlungen. Ganz oben auf der Liste der Favoriten stehen auch dieses Jahr wieder die Versicherer:Allianzmit einer Prognose von 7,30 Euro pro Anteilschein (Vorjahr: 6,85 Euro) bei einer Rendite von 5,2%. Die Hauptversammlung von Europas größtem Versicherer ist für den 04. Mai anberaumt.
Der Rückversicherer Munich Remit voraussichtlich 8,25 Euro pro Aktie (2015: 7,75 Euro) und damit 4,7% Rendite zählt mit Sicherheit ebenfalls wieder zu den Erstplatzierten. Die Hauptversammlung findet am 27. April statt. Bereits letztes Jahr belegten die beiden Dickschiffe aus dem Versicherungssektor Platz eins und zwei im DAX. Für beide Unternehmen gilt laut eigenen Angaben der Ausspruch:„Die Dividende ist heilig.“
Die folgenden DAX-Werte, unter denen vor allemSiemensund der ChemierieseBASFals verlässliche Dividendenzahler gelten, zeigen sich wie folgt: Daimler(4.9%),BASF(4,5%),BMW(4.1%),ProSiebenSat1(4%),Siemens(3,85%). Dt.Lufthansa,Dt. TelekomundDt. Postdürften mit rund 3,5% etwa gleich auf liegen. Die Termine der jeweiligen Hauptversammlungen, die traditionell im Zeitraum von April bis Juni eines jeden Jahres stattfinden, können Sie immermontagsin der Rubrik „Ihre BÖRSEN-SPIEGEL-Woche im Überblick“nachlesen.
Mit diesen ebenso philosophischen wie pragmatischen Einblicken wünsche ich uns allen, ob „Homo Oeconomicus“ oder „Gutmensch“, einen schönen Tag. Über Post von Ihnen zum Thema, wie auch immer Sie es beleuchten, freue ich mich.
Schreiben Sie mir eine E-Mail an:Martina.Bisdorf@boersenspiegel.com Gerne gebe ich Ihnen hier auch Auskunft zu unseren Publikationen.
Herzliche Grüße
Ihre
Martina Bisdorf
PS: Die deutsche Wirtschaft wächst weiter – wenn auch nur moderat, so prognostiziert es das Frühjahrsgutachten der führenden Wirtschaftsforscher. Der Arbeitsmarkt steuert demnach auf goldene Zeiten zu und der DAX hält sich über 10.000 Punkten. Was wollen wir heute mehr – an Nachhaltigkeit und Stabilität?
Zitat der Woche
„Zur Erkenntnis der Dinge braucht man nur Zweierlei in Betracht zu ziehen, nämlich uns, die wir erkennen, und die Dinge selbst, die es zu erkennen gilt.“
René Descartes(1596 - 1650), französischer Philosoph, Mathematiker, Naturforscher und Begründer des Rationalismus
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