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11. März 2016
- Willkommen in der Nullzinswelt –
Jetzt führt kein Weg mehr an Aktien vorbei
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Willkommen in der Nullzinswelt – Jetzt führt kein Weg mehr an Aktien vorbei
von Cindy Ullmann
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL Like Follow
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
auch wir hier in der BÖRSEN-SPIEGEL-Redaktion haben mit Spannung auf den gestrigen Tag gewartet. Auch wir waren fest davon überzeugt, dass EZB-Chef Mario Draghi liefern würde. Aber dass er es in einem solchen Ausmaß tun würde, hat anscheinend nicht nur uns überrascht. Die Börsenwelt steht Kopf angesichts seiner weitreichenden Maßnahmen.
Nachdem der gestrige Donnerstag nach einem fulminanten Aufwärtstrieb mit herben Verlusten geendet hatte, kehren die Anleger heute wieder aufs Parkett zurück. Mit fast 3% Plus holt der DAX seine gesamten Verluste des Vortags wieder ein.
Super-Mario zündet die letzte Bazooka
Der Vollständigkeit halber hier noch einmal die Eckdaten, die an der Börse für die reinste Achterbahn gesorgt haben. So will die EZB das Anleihekaufprogramm von jetzt monatlich 60 Mrd. Euro auf 80 Mrd. Euro ausweiten. Neu daran ist, zukünftig sollen auch Unternehmensanleihen aufgekauft werden. Der Strafzins, den Banken zu zahlen haben, wenn sie ihr Geld parken, wird von jetzt minus 0,3 auf minus 0,4% gesenkt.
Die eigentliche Überraschung war aber sicherlich für alle Marktteilnehmer die Senkung des Leitzinses auf null Prozent! Das ist erstmalig in der Geschichte der EZB so. Damit ist der Zins jetzt endgültig abgeschafft.
Dies scheint der letzte, verzweifelte Versuch zu sein, die Deflation in den Griff zu bekommen und die Finanzinstitute davon zu überzeugen, mehr Kredite zu vergeben, um die europäische Konjunktur anzuschieben.
So sorgte ein neuerlicher Preisrückgang in der Euro-Zone am Anfang der Woche für eine Überraschung. Die europäische Statistikbehörde Eurostat in Luxemburg meldete, dass die Verbraucherpreise im Februar erstmals seit einem halben Jahr wieder und zwar um 0,2% gefallen sind.
Was die Abschaffung der Zinsen für Ihre Geldanlage bedeutet
Spätestens jetzt müssen Sie, lieber Sparer, aufwachen. Denn ab heute können Sie nur verlieren, wenn Sie Ihr Geld aufs Sparbuch legen. Was wir vom Sparbuch halten, wissen Sie schon lange, nämlich nichts, aber seit gestern ist es praktisch amtlich. Es gibt nur noch 0% Zinsen, mehr nicht. Und das wird sich in den nächsten Jahren auch kaum ändern.
Und die durch das Anleihekaufprogramm entfachte Geldschwemme sorgt zusätzlich dafür, dass die Banken null Interesse daran haben, Sie als Kunden mit attraktiven Verzinsungen anzulocken.
„Parkgebühren“ werden jetzt eins zu eins an die Kunden weitergereicht
Auf der anderen Seite hat ein sehr wirtschaftlich denkendes Unternehmen wie ein Bankhaus ein gesteigertes Interesse daran, die Strafzinsen, die sie beim Parken von Geld bei der EZB entrichten müssen, eins zu eins an ihre Kunden weiterzugeben. Natürlich nicht offensichtlich.
Das würde viel zu viele Kunden verärgern. Es wird also sehr versteckt ablaufen. Richten Sie sich also schon jetzt auf höhere Kontoführungsgebühren und andere zusätzliche Gebühren ein. Auf höhere Kosten müssen sich übrigens auch Privatkrankenkassenversicherte einstellen. Bedenken Sie, auch private Krankenversicherungen müssen Strafzinsen zahlen.
Was des Sparers leid, ist des Hauskäufers Freud
Nullzinsen machen Kredite unschlagbar billig. Das wird die Immobilienpreise gerade in den Ballungsgebieten weiter anheizen. Ist Baugeld doch so billig wie nie. In einigen Regionen sind die Preise für Immobilien bereits so stark angezogen, dass einige Experten schon von Blasenbildung sprechen. Schauen Sie jedoch nur nach London und New York. Da ist noch viel Luft drin.
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DZ BANK präsentiert: Webinar
Zinsen runter, Aktien rauf – Alles ganz einfach?
Mit der neuerlichen Zinssenkung und der Ausweitung des Ankaufprogramms seitens der EZB ging es an den europäischen Aktienmärkten zunächst steil aufwärts, aber schnell beruhigte sich der Markt wieder. Ob die Geldpolitik tatsächlich nachhaltige Wirkungen auf die Konjunktur in der Eurozone hat?
Wiedermal ist Abwarten angesagt. Die Experten für Technische Analyse der Tradinggruppe 2.0 sehen zunächst die Bullen vorne – mit welchen Kurslevels Sie im EuroStoxx50 in den nächsten Monaten rechnen könnten, erfahren Sie im DZ BANK-Webinar am Montag, 14.3., ab 19 Uhr. Schalten Sie sich ein!
Aktien sind jetzt erste Wahl
Kommen wir zu den Aktien. Auch wenn die Märkte gestern erst mit himmelhochjauchzend und dann zu Tode betrübt auf die EZB-Entscheidung reagiert haben, führt unserer Meinung nach kein Weg an Aktien vorbei.
Alle Marktteilnehmer sind spätestens seit gestern gezwungen, nun endgültig in Aktien umzuschichten, wenn sie am Ende des Jahres eine positive Performance erzielen wollen. Das gilt übrigens auch für Pensionskassen und Lebensversicherer, die ihren Kunden am Ende ihrer Laufzeit das versprochene Plus liefern müssen.
Viele Experten sind jedoch gerade jetzt skeptisch für Aktien. Zu hoch bewertet, zu teuer. Das sehen wir ganz anders. Nehmen wir als Beispiel nur mal die Apple-Aktie. Ja, Apple ist im letzten Jahr etwas zurückgekommen. Sie steht jetzt bei 100 Dollar. Das verunsichert einige Anleger, weil sie denken, dass es mit dem Apple-Hype nun vorbei ist.
Aber gehen Sie doch einfach mal sieben Jahre zurück. Anfang 2009 konnten Sie Apple noch für 12 Dollar kaufen. Seitdem hat Apple einen wahnsinnigen Aufwärtstrend vollzogen. Natürlich gehören hierzu auch immer wieder Rücksetzer. Das ist ganz normal. Aber ist das ein Grund, nicht in Aktien zu investieren? Wir finden: Nein!
Dennoch gilt es gerade in diesen Zeiten, jedes Investment sehr genau zu analysieren und auf Krisenfestigkeit zu prüfen. Sie können sicher sein, dass unsere Chefredakteure Jürgen Schmitt, Cliff Michel und Dieter Wendt ihre Checklisten noch gewissenhafter abarbeiten, als sie es bisher getan haben.
Doch eins steht für alle drei Chefredakteure fest: Es gibt ein Investment, das ganz besonders von den aktuellen EZB-Maßnahmen profitieren wird: Gold!
Lassen Sie sich die Goldrally nicht entgehen
Denn Gold ist der sichere Hafen für all jene Anleger, die nicht blindlings zusehen wollen, wie ihr Vermögen mehr und mehr von der Nullzinspolitik aufgefressen wird. Dieses Verhalten wird sich besonders positiv auf die Goldminen auswirken, die in den letzten Jahren aufgrund des Rückgangs des Goldpreises sehr gelitten haben.
Bedenken Sie, nach der Konsolidierung befinden sich jetzt am Markt nur noch die stärksten Goldminen-Unternehmen. Und diese werden überproportional vom steigenden Goldpreis profitieren.
Lassen Sie sich diese Gold-Rally also nicht entgehen. Welche Goldminen wir hier in der BÖRSEN-SPIEGEL-Redaktion favorisieren, erfahren Sie in unseren Börsenpublikationen: BÖRSEN-SPIEGEL smart money, Smart Money Investor und 100%-DEPOT.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Herzliche Grüße
Ihre
Cindy Ullmann
PS: Die EZB hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. In den USA wird Fed-Chefin Janet Yellen nächste Woche angesichts der EZB-Maßnahmen vielleicht etwas deutlicher werden, wie die Zinsentwicklung in den USA aussehen könnte. Viele Experten gehen hier von einer weiteren Zinserhöhung aus. Es bleibt also weiter spannend. Gerne begleiten wir Sie durch den Börsen-Dschungel.
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