Börse, Wirtschaft, Lifestyle- Was Anleger & Börsenprofis bewegt
Ausgabe vom 07. März 2016
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Die große Macht der Psychologie
von Jürgen Schmitt
Herausgeber BÖRSEN-SPIEGEL Like Follow
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
kaum hatte Philipp Lahm vom FC Bayern München die Aussage getroffen, mit einem Sieg in Mainz und dann am Wochenende in Dortmund die Meisterschaft unter Dach und Fach zu bringen, umschlich mich der Gedanke, dass er diese Äußerung lieber nicht hätte machen sollen. Denn nach der Heimpleite gegen Mainz könnte nun eine weitere Niederlage im Spitzenspiel am Samstag in Dortmund (nach diesem Bericht!) die in den Medien eigentlich schon besiegelte 26. Meisterschaft der Bayern noch einmal in Frage stellen. Statt des von Lahm erhofften 11-Punkte-Vorsprungs nach dem nächsten Spieltag könnten es dann nur noch mickrige zwei Pünktchen sein. Vor diesem Hintergrund wird die Psychologie eine ganz entscheidende Rolle spielen.
Auch an den Kapitalmärkten kommt der Psychologie immer wieder eine ganz entscheidende Rolle zu. Sie sorgt vor allem regelmäßig dafür, dass es zu massiven Übertreibungen kommt – sowohl nach oben als auch nach unten. Das konnten wir zuletzt wieder einmal an den Aktienmärkten sehen, die derart rasant in die Knie gegangen waren, dass man daraus eigentlich ableiten musste, dass wir auf dem besten Weg in eine massive Weltwirtschaftskrise abdriften. Und gleich kamen Heerscharen an Untergangs-Romantikern aus ihren depressiven Höhlen heraus und überschütteten uns mit dramatischen Zukunfts-Visionen.
Lassen Sie sich nicht permanent verunsichern
Seien Sie mir nicht böse, aber ich weigere mich aus diesen „Studien“ zu zitieren, die im Grunde genommen ja nur auf eines zielen: Angst zu wecken und nervöse Menschen dazu zu treiben, Geld auszugeben, um „wertvolle“ Tipps zu bekommen, wie man sich vor dem bevorstehenden Armageddon schützen kann. Doch wollen Sie wirklich Lebensmittel bunkern, sich bewaffnen, Gold vergraben, um am Tag X wieder Tauschhandel zu betreiben wie im tiefsten Mittelalter? Ich jedenfalls nicht!
Übrigens trieb die Angst im Anschluss an die Finanzkrise 2008/2009 den Goldpreis in bis dato ungeahnte Höhen. Auch hier spielte die Psychologie eine ganz entscheidende Rolle. Urplötzlich galt das Edelmetall wieder als der Hort der Sicherheit, als das Perpetuum Mobile der langfristigen Wertschöpfung. Vergessen waren Jahrzehnte, in denen Gold dahinsiechte wie Konservendosen im tiefsten Keller.
Ich erinnere mich noch gut daran, als in einigen Großstädten sogar Automaten aufgestellt wurden, in denen man zu Wucherpreisen kleine Nuggets kaufen konnte. Die Tresor-Branche feierte eine regelrechte Renaissance. Und auf der eigentlichen Aktien-Anlegermesse INVEST in Stuttgart ging es bei 70% der Aussteller ausschließlich um das Thema Gold. Der plötzliche deutsche Gold-Hype lockte sogar einige zweifelhafte kleine Explorer-Gesellschaften aus Übersee nach Stuttgart, um sich einen Teil des „stupid German money“ einzustreichen. Und selbst die altehrwürdige DEGUSSA hatte einen Stand auf der Messe, wo Besucher Schlange standen, um – natürlich mit völlig irren Aufschlägen – ein paar kleine Nuggets oder Münzen aus Gold zu erstehen. Übrigens markierte die Feinunze Gold just zu diesem Zeitpunkt ein Rekordhoch bei fast 2.000 Dollar.
Aktuell ist es wieder an der Zeit, über Gold nachzudenken
Es kam, was angesichts der überbordenden Gold-Euphorie kommen musste und worauf ich mit einigen meiner Branchenkollegen Wetten abschloss: Der Goldpreis sackte in der Folgezeit dramatisch ab und halbierte sich nahezu. Und parallel zur überfälligen Korrektur verflog auch die Euphorie nahezu gänzlich, auch wenn hartgesottene Gold-Fans gar nicht so recht mitbekommen haben, dass sie eigentlich massive Einbußen erlitten haben. Schließlich sind ja ihre Nuggets und (Mini-)Barren nach wie vor in den teuren Tresors verstaut.
Doch ich habe einen Trost für diese Spezies: Aktuell setzt der Goldpreis wieder zur Trendwende an – natürlich just zu einem Zeitpunkt, als die ersten Analysten den Absturz unter 1.000 Dollar je Feinunze nur als „Beginn einer langfristigen Erosion“ bezeichneten. Genau auf solche Extrempunkte zielen wir übrigens in unseren Börsenbriefen und auch in unserem Investment-Fonds ab. Dann machen wir nämlich genau das Gegenteil von dem, was viel zu spät auf einmal einen breiten Konsens findet. Was lernen wir daraus? Nicht nur im Fußball, sondern auch an den Kapitalmärkten kommt es meistens anders als man denkt.
Darüber sollten Sie nachdenken.
Herzliche Grüße
Ihr
Jürgen Schmitt
Chefredakteur BÖRSEN-SPIEGEL
PS: Von den unten stehenden Terminen der Woche ist vor allem derEZB-Zinsentscheidam Donnerstag von Belang. Aufgrund der allgemeinen Gemengelage rechnen wir zwar mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik. Die Anleger jedoch dürften sich bis dahin weiter in Wartestellung zeigen.
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Ihre BÖRSEN-SPIEGEL-Woche im Überblick
Montag, 07. März 2016
Konjunkturdaten:
08:00 Deutschland: Auftragseingang Industrie 01/16
10:30 Deutschland: sentix Konjunkturindex 03/16
15:45 EU: EZB Monatsbericht 02/16
Sonstige Termine:
15:30 Deutschland: VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh spricht im niedersächsischen Landtag über die Situation bei Europas größtem Autobauer Volkswagen Osterlohs Gastvortrag unter dem Motto "Volkswagen als gesellschaftlicher Akteur" soll einen Einblick in die Strukturen des Konzerns geben und dabei auch auf die aktuelle Abgas-Krise abzielen.
Deutschland: Euroforum-Frühjahrstagung „Bankenaufsicht aktuell" (bis 09.03.)
Deutschland: BMW-Jubiläumsfeier anlässlich des 100-jährigen Bestehens
Brüssel: EU-Sondergipfel mit der Türkei zur Flüchtlingskrise
Brüssel: Treffen der Eurogruppe: Auslaufendes Hilfsprogramm für Zypern, laufende Überprüfung des Hilfsprogramms für Griechenland, Konjunkturlage in der Eurozone, laufende Budget- und Wirtschaftskontrolle
Dienstag, 08. März 2016
Konjunkturdaten:
08:00 Deutschland: Industrieproduktion 01/16
11:30 Deutschland: Anleihen; Laufzeit: 10 Jahre; Volumen: 0,5 Mrd. Euro
12:30 EU: ESM Geldmarktpapiere; Laufzeit: 3 Monate
11:00 EU: BIP Q4/15 (2. Veröffentlichung)
Unternehmensdaten:
Deutschland:
Merck KGaA: Jahreszahlen (07:00)
Symrise: Jahreszahlen (10:00 Pk) (07:00)
RWE: Jahreszahlen (endgültig) (07:00)
Dialog Semiconductor: Jahreszahlen (10:30) (07:30)
Air Berlin: Verkehrszahlen 02/16 (08:45)
Europa:
Schweiz: Lindt & Sprüngli: Jahreszahlen (07:00)
Frankreich: Air France-KLM: Verkehrszahlen 02/16
Schweden: Hennes & Mauritz: ao Hauptversammlung
Sonstige Termine:
Deutschland: Der BGH verhandelt über die zwangsweise Umschuldung griechischer Staatsanleihen in der Finanzkrise, Karlsruhe
10:00 Belgien: Treffen der EU-Finanzminister Themen u.a.: Laufende Budget- und Wirtschaftskontrolle für 28 Mitgliedstaaten, Steuerthemen
Deutschland: Studie der Allianz Baufinanzierung und des Wirtschaftsinstituts Prognos zur Entwicklung der Wohnungsmärkte in den nächsten 30 Jahren, München
Hinweis:
Russland: Feiertag, Börse geschlossen
Mittwoch, 09. März 2016
Konjunkturdaten:
11:00 EU: ESM Anleihen; Laufzeit: 4 Jahre; Volumen: 1 Mrd. Euro
11:30 Deutschland: Anleihen: Laufzeit: 2 Jahre; Volumen: 4 Mrd Euro
16:30 USA: Energieministerium Ölbericht (Woche)
Unternehmensdaten:
Deutschland:
Dt. Post: Jahreszahlen (07:00)
Drägerwerk: Jahreszahlen (endgültig) (07:30)
E.ON: Jahreszahlen (07:30)
Dt. Lufthansa: Verkehrszahlen 02/16 (03:00)
Europa:
Schweiz: Adecco: Q4-Zahlen (07:00)
Spanien: Inditex: Jahreszahlen (07:00)
Frankreich: Crédit Agricole: Investor Day
Sonstige Termine:
Deutschland: Reisemesse Internationale Tourismus-Börse (ITB) (bis 13.03.), Berlin
Donnerstag, 10. März 2016
Konjunkturdaten:
08:00 Deutschland: Arbeitskostenindex Q4/15
08:00 Deutschland: Handelsbilanz 01/16
13:45 Deutschland: EZB Zinsentscheid (13:45)
14:30 USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe (Woche)
14:30 USA: Im- und Exportpreise 02/16
Unternehmensdaten:
Deutschland:
Fraport: Verkehrszahlen 02/16 (07:00)
K+S: Jahreszahlen (10:00) (07:00)
LEG Immobilien: Jahreszahlen (11:30) (07:15)
Hugo Boss: Jahreszahlen (endgültig) (07:30)
Linde: Jahreszahlen (10:00) (07:30)
Hannover Rück: Jahreszahlen (07:45)
DMG Mori Seiki: Bilanz-Pk, Frankfurt (10:00)
Ahlers: Jahreszahlen (11:00)
Schaltbau: Jahreszahlen
Telefonica Deutschland: Geschäftsbericht
Gea Group: Geschäftsbericht
Europa:
Luxemburg: RTL Group Jahreszahlen
Swatch Group: Bilanz-Pk + Geschäftsbericht (10:30)
Luxemburg: ArcelorMittal: ao Hauptversammlung
Freitag, 11. März 2016
Konjunkturdaten:
08:00 Deutschland: Verbraucherpreise 02/16 (endgültig)
08:00 Deutschland: Großhandelspreise 02/16
08:00 Deutschland: Insolvenzen 12/15
EU: Moody's Ratingergebnis EU
EU: Fitch Ratingergebnis Griechenland
Unternehmensdaten:
Deutschland:
Porsche: Bilanz-Pk, Stuttgart (10:00)
MAN: Geschäftsbericht
Allianz: Geschäftsbericht
Dt. Bank: Geschäftsbericht
Commerzbank: Geschäftsbericht
Europa:
Luxemburg: SAF Holland Jahreszahlen (07:30)

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