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Ausgabe vom 12. Januar 2015


  • Chinesische Unternehmen befinden sich im Shoppingfieber       


Chinesische Unternehmen befinden sich im Shoppingfieber     


von Cindy Ullmann

Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow

Liebe Leserinnen, liebe Leser, 

China lässt uns irgendwie nicht los. Nach dem erneuten Kursrutsch gestern erholten sich die Kurse in China dann gottseidank über Nacht. Diese positiven Vorgaben schlagen sich heute auch gleich im DAX nieder. Gerade steht er bei 2,36 % Plus.

Während die ganze Welt darüber spekuliert, ob uns China in die nächste Weltwirtschaftskrise stürzen wird, vollzieht sich im Reich der Mitte klamm und heimlich ein Umbruch.


China will weg vom Massengeschäft - Hin zu Premiumprodukten

Denn Chinas Firmen setzen nicht mehr auf Billigproduktionen, sondern möchten mit hochwertigen Produkten ganz oben am Weltmarkt mitspielen. Dazu brauchen sie Know-how.

Die Aussicht auf die schlechter werdende Konjunktur in Asien beschleunigt diese Entwicklung in China nur. Zahlreiche chinesische Unternehmen sehen sich gerade verstärkt nach lukrativen Übernahmekandidaten um. Und zwar nicht in ihrem eigenen Land, sondern weltweit.


Chinesische Unternehmen auf Einkaufstour

Heute erst wurde verkündigt, dass die chinesische Wanda-Group das kalifornische Filmstudio „Legendary Entertainment“ für 3,5 Mrd. Dollar erworben hat, um die Fühler nach Hollywood auszustrecken. Zur Info, bei Legendary wurden Blockbuster wie „Jurassic Park“, „Batman“, „Godzilla“ oder „Inception“ produziert.

Ja, selbst auf dem Kinomarkt ist China auf dem Vormarsch. Zurzeit belegt es weltweit Platz 2. Bereits in wenigen Jahren, so schätzen Experten, wird China die USA als größter Kinomarkt der Welt überholen.


Der größte Kinobetreiber Chinas expandiert nach Hollywood

Doch noch kann der chinesische Kinomarkt nicht mithalten. Chinas Filmindustrie hinkt 30 bis 50 Jahre hinter den USA hinterher.

Die Wanda-Group aus Dalian ist bereits der größte Kinobetreiber weltweit. 2012 hat das Unternehmen mit AMC Entertainment die zweitgrößte Filmtheaterkette in den USA erworben. Mit Legendary erweitert Wanda sein internationales Portfolio.


„Chinas bislang größte grenzüberschreitende Übernahme im Kulturbereich“Wang Jianlin

Inhaber der Wanda-Group ist Wang Jianlin, einer der reichsten Chinesen im Reich der Mitte. Allein in 2015 hat der Umsatz an den Kinokassen in der Volksrepublik, wo Wanda die größte Kinokette betreibt, um fast 50% zugelegt.

Damit ist die Einkaufstour der Wanda Group sicher nicht beendet. Schauen Sie sich nur die lange Liste der letzten Einkäufe an. Im August 2015 erwarb das Unternehmen für 650 Mio. Dollar die Marke „Ironman“ und die World Triathlon Corporation. Vor einem Jahr machte der Konzern mit dem Einstieg beim spanischen Fußballclub Atlético Madrid von sich reden. Das Unternehmen kaufte 20% der Anteile für 45 Mio. Euro. Und für gut 1 Mrd. Euro wurde der Sportvermarkter Infront im Schweizer Zug gekauft.


„Made in Germany“ erfreut sich China großer Beliebtheit

Doch auch deutsche Unternehmen scheinen in China sehr beliebt zu sein. So wurde erst gestern vermeldet, dass der 200 Jahre alte deutsche Spezial-Maschinenbauer Krauss Maffei für rund 925 Mio. Euro an die staatliche chinesische National Chemical Corporation (ChemChina) verkauft wurde.

Der deutsche Konzern steht neben dem privaten österreichischen Konzern Engel weltweit an der Spitze der Kunststoffmaschinenproduzenten.

Das deutsche Traditionsunternehmen, das hauptsächlich für die Autoindustrie produziert, hat in den letzten Jahren mehrere Besitzerwechsel erfahren. Mannesmann, Siemens, Finanzinvestor KKR, Madison und letztendlich Onex gaben das Unternehmen immer weiter.

Der neue chinesische Eigentümer sei nun an einem technologisch und wirtschaftlich sich gut entwickelnden Unternehmen in Deutschland und Europa interessiert, sagte der Krauss-Maffei-Chef in einem Interview. Mit diesem Know-how könne dann auch die Produktion in China ausgebaut und neue Kunden gefunden werden.


Vorzeigeunternehmen für das Staatsprogramm „Made in China 2025"

Auch ChemChina befindet sich schon seit Längerem auf Einkaufstour in Europa. Erst 2015 erwarb das Unternehmen den Reifenhersteller Pirelli.

Der Einstieg bei Krauss Maffei ist der bislang größte Firmenzukauf von Chinesen in Deutschland nach der Übernahme des Betonpumpenherstellers Putzmeister Anfang 2012.


Rekord: 2015 wurden 36 deutsche Unternehmen von China übernommen

Laut einer Analyse des Beratungsunternehmen Ginkgo Tree Advisors war das Interesse der Investoren aus dem Reich der Mitte 2015 so groß wie nie zuvor: 36 deutsche Unternehmen wurden durch chinesische Firmen übernommen. 2014 waren es noch 30 Übernahmen gewesen.

Immer mehr Mittelständler halten Ausschau nach deutschen Unternehmen

Doch selbst hier ändert sich etwas: Waren es zuerst die staatseigenen und staatsnahen Industriegiganten, die den Schritt nach Europa gewagt haben, kommen jetzt vermehrt  chinesische Mittelständler, um zuzukaufen.

Besonders gefragt sind Unternehmen, die das eigene Geschäftsrisiko diversifizieren. Von den 36 registrierten Geschäften entfielen allein 15 auf die Branchen Maschinenbau, Industrieausrüster und Automobilzulieferer.

Und die Chinesen sind bei dem deutschen Mittelstand beliebt. Zahlen sie doch 20 bis 30% mehr als andere Bieter.

Putzmeister, Kion und Kiekert sind nur drei Beispiele deutscher Traditionsunternehmen, die sich in chinesischen Händen solide weiterentwickelten.


Adidas erzielt Umsatzrekord in China

Doch es gibt auch deutsche Unternehmen, die gerade im letzten Jahr in China sehr erfolgreich waren. Nehmen Sie nur den Sportartikelhersteller Adidas. Er hat in 2015 in China so viel abgesetzt wie noch nie und einen Umsatzrekord von mehr als 2 Mrd. Euro aufgestellt. Nicht umsonst ist Adidas Top-Gewinner im DAX des Börsenjahres 2015.

Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche.

Herzliche Grüße

Ihre
Cindy Ullmann

PS: Save the Date: Treffen Sie Jürgen Schmitt und Cliff Michel nächsten Samstag (16.01.2016) auf dem BörsenTag Dresden. Er findet von 09.30 Uhr bis 17.30 Uhr im Maritim Kongresszentrum Dresden, Ostra-Ufer 2, 01067 Dresden statt.




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