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Ausgabe vom 25. November 2015
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Los Angeles Auto Show: Connection moves - Fahrspaß mit Wellnessprogramm
von Martina Bisdorf
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL Like Follow
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
sicher, man könnte heute wieder über die bedrohlichen Ereignisse rund um den Terror in dieser Welt reden und schreiben. Die Spannungen zwischen der Türkei und Russland, die durch den gestrigen Abschuss eines russischen Militärflugzeugs über türkischem Gebiet entbrannt sind, tragen gewiss nicht dazu bei, dass wir uns nun sicherer fühlen. Nichtsdestotrotz will ich Ihnen heute einfach mal ein angenehmes Thema anbieten. Unsere Gedanken müssen sich zwischendurch erholen dürfen.
Besuchen wir also gemeinsam die Los Angeles Auto Show, die derzeit ihre Pforten geöffnet hat und auf der interessierte Besucher aus aller Welt bis zum Sonntag die neusten Trends aus der Autobranche bestaunen können. Sie werden sich wundern, wie unterschiedlich und vermeintlich gegensätzlich diese Trends sind…
Lassen Sie sich entführen in die „heile Welt“ der Autobranche…
…, auch wenn diese nicht ganz so heil ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Denn bei unserem Ausflug kann der VW-Abgas-Skandal natürlich nicht ganz ausgeklammert werden. Er lässt dem Konzern keine Verschnaufpause. Nun geben auch die sportlich-hübschen Töchter Porsche und Audi zu, bereits seit 2009 eine Software eingebaut zu haben, die für niedrigere Abgaswerte sorgte und nach US-Gesetz unzulässig ist. Immerhin: In Europa gibt es erste Fortschritte bei der Krisenbewältigung.
Allerdings bleibt weiter zu erwarten, dass sich die Volkswagen-Aktie gut über Wasser halten wird. Gestern, an einem Tag, an dem der DAX durch die Spannungen zwischen der Türkei und Russland rasant eingebrochen ist, präsentierte sich die VW-Vorszugsaktie gegen den Trend als stärkster Wert im deutschen Leitindex. Die Gewinne der Wolfsburger lagen bei 5%. Das zeigt erneut, dass sich solide Unternehmen nicht so leicht aus der Bahn werfen lassen, was – nebenbei bemerkt – wieder für die Anlage in Aktien spricht.
Gegensätzliche Trends bestimmen die Zukunft der Automobilbranche
Nun, wie versprochen, zur L.A. Auto Show: Dort könnten dieses Jahr die Gegensätze kaum krasser ausfallen. Links debütiert das Brennstoffzellen-Auto der Zukunft, rechts steht ein höllisch starker Verbrenner mit über 700 PS und reichlich Durst nach fossilem Brennstoff. Aber dennoch. Beide Konzepte haben ihren Reiz.
In Sachen Neuheiten hat die Los Angeles Auto Show 2015 insgesamt 30 Welt- und rund 50 US-Premieren zu bieten. Dabei stehen sowohl Serienfahrzeuge als auch Fahrzeugkonzepte in den Wachstumssegmenten Luxus-/Sportwagen, Mittelklasse-Crossover sowie Elektro-Fahrzeuge und High-Tech im Mittelpunkt. Die Neuheiten reichen von Luxus-SUVs über die Topmodelle der Oberklasse bis hin zu aktuellen Kompakt-Limousinen.
Edles und Sportliches ist weiterhin gefragt
So zeigt Nissans Edelmarke Infiniti in Kalifornien den brandneuen QX 30 Crossover und Porsche seinen neuen Clubsportrennwagen auf Basis des Cayman GT4. Die Toyota-Tochter Scion hat ein neues Conceptcar vorgefahren, Mazda bringt den neuen CX-9 mit. Die Italiener enthüllen in L.A den neuen 124 Fiat-Spider auf Mazda MX-5-Basis. Und Land Rover präsentiert sein Cabrio Evoque.
Und, und, und… Interessant ist vor allem, dass lange nicht alle Hersteller auf dem Energiespartrip sind. Im Gegenteil, gerade im Luxus- und Sportbereich steht vor allem der Fahrspaß im Vordergrund. Nicht überall wird da auf den Verbrauch geachtet.
In die Zukunft geblickt – Vernetztes und autonomes Fahren auf dem Vormarsch
Im Rahmen der L.A. Auto Show findet auch die dritte Connected Car Expo (CCE) statt, eine der wichtigsten Plattformen der Automobilindustrie für innovative Mobilitätslösungen und das vernetzte Automobil. Sie eröffnet Perspektiven, wie Fahrzeuge in Zukunft gebaut, verkauft, bedient und genutzt werden. Die CCE ist ein Branchenforum für die neue Automobilindustrie und präsentiert zukunftsweisende Produkte.
Weiterentwickelt zeigt sich die traditionelle Design Challenge, die sich allmählich zur Design- und Developer-Challenge wandelt. Unter dem Motto „Autonome Fahrzeuge - Das Fahrerlebnis der neuen Art 2050" sollen die teilnehmenden Design-Teams Visionen entwickeln, wie Technologie, Daten, Vernetzung und Inhalte das moderne Fahrzeug-Design revolutionieren.
Autonomes Fahren attraktiv gemacht – Interessante Studienergebnisse auf der Autoshow
Die französische Firma Faurecia, einer der weltweit größten Automobilzulieferer, und das Centre for Design Research der Stanford University haben eine Partnerschaft vereinbart, um gemeinsam mögliche Verhaltensänderungen bei Passagieren autonomer Fahrzeuge zu untersuchen. Die beiden Kooperationspartner gaben im Rahmen der Los Angeles Auto Show auf der Connected Car Expo bereits vergangene Woche erste interessante Forschungsergebnisse bekannt.
Ziel der Studie ist es, herauszufiltern, woran die Autohersteller noch arbeiten müssen, um Vorbehalte der Verbraucher gegenüber den Möglichkeiten des autonomen Fahrens abzubauen. Denn diese sind laut neusten Erkenntnissen noch sehr stark. Nun, ich selbst gehöre zu den vielen Skeptikern durchaus dazu. Fällt es mir schon schwer, mich neben einen Fahrer zu setzen, dessen Fahrkünste ich nicht einschätzen kann (oder gerade doch…), wie soll ich mich da der bloßen Technik anvertrauen?
Auch die Wünsche an das autonome Fahren sind gegensätzlich –
Vom Kontrollwahn bis zum Lesen während der Fahrt
Die Forschungsergebnisse der Stanford University und Faurecia weisen darauf hin, dass ein erhöhtes Situationsbewusstsein Fahrer von autonomen Fahrzeugen dabei unterstützt, ein Gefühl der Sicherheit zu entwickeln und dem System zu vertrauen. Technologien wie Hinweise aus Fahrerassistenzsystemen können bei richtiger Anwendung wichtige Informationen über Fahrzeugaktivitäten liefern.
Es hat sich außerdem als sehr wichtig erwiesen, dafür zu sorgen, dass der Fahrer aufmerksam bleibt und stets bereit ist, die Steuerung des Fahrzeugs zu übernehmen. Daher müssen neue Wege zur Bereitstellung von Informationen untersucht werden, die schnell Aufmerksamkeit erregen und das Situationsbewusstsein der Fahrer erhöhen. Das vermittelt das Gefühl der Kontrolle, das für uns Menschen bei der Fortbewegung außerordentlich wichtig ist.
Die Studie hat andererseits gezeigt, dass Nutzer von autonomen Fahrzeugen erwarten, während der Fahrt lesen oder mobile Geräte nutzen zu können. Diese Beschäftigungen können bekanntermaßen zu Reiseübelkeit führen. Laut Faurecia sind die Auslöser für Reisekrankheit bekannt und der Autozulieferer arbeitet jetzt aktiv an Innovationen, die das Auftreten der Symptome lindern oder ganz verhindern.
Verlockende Aussichten mit „Connection“ – Fahren, Gesundheit, Wellness…
Die Ansprüche der Kunden sind hoch. Und Faurecia und die Stanford University sind davon überzeugt, dass diese und andere Faktoren bei der zukünftigen Entwicklung autonomer Fahrzeuge eine immer wichtigere Rolle spielen werden, wobei das Geschehen im Fahrzeuginnenraum zunehmend mehr Aufmerksamkeit erhalten wird.
Auf der Connected Car Expo diskutiert Faurecia über mögliche Technologieansätze für Innenraumsysteme von autonomen Fahrzeugen und stellt zudem Active WellnessTM vor, ein Sitzsystem, das entwickelt wurde, um den Komfort und das Wohlbefinden der Insassen zu verbessern und das möglicherweise auch helfen kann, die potenziellen emotionalen und biologischen Probleme zu lösen. Es ist bislang das erste Fahrzeugsitzsystem, das in der Lage ist, mittels integrierter Sensoren den Herzrhythmus und die Atmung des Fahrers zu messen und so Stress und andere körperliche Reaktionen zu erfassen.
Basierend auf diesen Messwerten kann das System Gegenmaßnahmen einleiten, - z.B. eine gezielte Massagetherapie anwenden oder die Sitzbelüftung erhöhen - um das Wohlbefinden des Fahrers zu verbessern. Letztendlich kann Active WellnessTM möglicherweise dazu beitragen, bei den Passagieren vernetzter oder autonomer Fahrzeuge das Stressniveau zu senken… Das nenne ich mal verlockende Aussichten, die sogar mich über den autonomen Fahrspaß nachdenken lassen.
Ich grüße Sie herzlich und kritisch zur Wochenmitte,
Ihre
Martina Bisdorf
PS: Besonders deutsche Autofans lieben den Luxus. Laut jüngsten Erhebungen der Benchmarkstudie Fanfocus stehen die Deutschen nach wie vor auf Edelkarossen – und einen Asiaten... Dabei halten sie besonders BMW die Treue, gefolgt von Audi. Auf Rang drei folgen allerdings die wohl eher nüchtern denkenden Autofahrer mit Toyota.
Zitat der Woche
„Die Anleger haben die Anschläge weggesteckt, weil sie aus den vergangenen Terrorakten gelernt haben.“
Ralf Zimmermann vom Bankhaus Lampe
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