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Ausgabe vom 20. November 2015
- Das sind die Aktien, die lebende Investmentlegenden jetzt kaufen
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Das sind die Aktien, die lebende Investmentlegenden jetzt kaufen
von Cindy Ullmann
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL Like Follow
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ich hatte letzten Dienstag versprochen, Ihnen noch diese Woche weitere 13F-filings der 100-Millionen-Portfolios vorzustellen. Zur Erinnerung: Einmal im Quartal müssen Anleger der amerikanischen Börsenaufsicht SEC, deren Depot größer als 100 Mio. Dollar ist, anhand des 13F-Formular Käufe und Verkäufe offenlegen. Diese Offenlegung wird von vielen Investoren heiß erwartet, um ihre eigenen Depots entsprechend anzupassen. Natürlich sollte man diese Informationen nicht eins zu eins kopieren, aber die vierteljährliche Offenlegung kann Ihnen neue Investmentideen für Ihr Depot bringen. Und hier sind sie:
Carl Icahn trennt sich von Ebay
Als erstes schauen wir uns das Depot von Carl Icahn an. Sie wissen ja, dass wir auf diesen unbequemen Investor immer ein Auge haben, da er ähnlich investiert ist, wie wir hier in der BÖRSEN-SPIEGEL-Redaktion.
Apple gehört genauso in sein Deppt wie PayPal. Icahn gehört zur Spezies der aktivistischen Investoren und ist bekannt dafür, sich einzumischen. Wie oft Icahn beispielsweise Apple-Chef Tim Cook schlaflose Nächte bereitete, konnten Sie an dieser Stelle schon mehrfach lesen. Wegen seiner Art gilt er als eines der Vorbilder für den von Michael Douglas verkörperten skrupellosen Investor Gordon Gecko. Icahns TWA-Deal aus dem Jahre 1985 fand Regisseur Oliver Stone so inspirierend, dass er daraus einen Film über die von ihm beklagte Unmoral der Finanzmärkte machte.
Doch genau diese Einmischung scheint auch das Erfolgsgeheimnis seines Reichtums zu sein. Sein Spezialgebiet sind unter anderem Unternehmen, die kurz vor der Pleite stehen. Er kauft genau den Anteil eines Unternehmen, der nötig ist, um im Management mitzumischen. Durch seine „Mitarbeit“ macht er das Unternehmen wertvoller, um es dann zu einem höheren Preis wieder zu verkaufen.
„Icahn-Lift“ hat schon viele Unternehmen nach oben befördert
Nicht umsonst spricht man in Finanzkreisen auch vom „Icahn-Lift“. Unternehmen, die Icahn in die Mangel nimmt, steigen für gewöhnlich an Wert. Daher ist es hier umso wichtiger zu schauen, welche Unternehmen Icahn gerade abstößt oder zukauft.
Icahns Portfolio beläuft sich Stand 30.September 2015 auf einen Wert von fast 28 Mrd. Dollar. 48% seines Depots besteht aus genau zwei Positionen: Erstens aus seinem eigenen Unternehmen Icahn Enterprises L.P. und zweitens aus Apple. 6 Mrd. Dollar hat Icahn allein in Apple investiert. Für Apple sind das natürlich Peanuts. Macht es gerade mal 1% von Apples Unternehmenswert aus. Und trotzdem macht er, wie oben schon erwähnt, CEO Tim Cook das Leben schwer, indem er beispielsweise schon mehrfach den Rückkauf von Aktien forderte.
Großinvestoren lieben PayPal
Doch kommen wir auf Carl Icahns Käufe und Verkäufe zurück. Wichtigste Änderung in Icahns Depot ist sicherlich der Verkauf aller Ebay-Aktien. Nach der Aufspaltung von Ebay und PayPal, an der Icahn übrigens nicht ganz unbeteiligt war, hat er all seine Ebay-Anteile abgestoßen und in PayPal investiert. PayPal ist nun mit 46,3 Mio. Anteilen seine viertgrößte Position im Depot. Dies entspricht einem Anteil von rund 3,8%. Er fand es nicht mehr zeitgemäß, dass eine E-Commerce-Plattform mit einem elektronischen Zahlungsanbieter unter einem Dach fungiert. Jetzt fordert er sogar, dass PayPal einen anderen Zahlungsanbieter übernehmen solle, um seine Markt-Position zu stärken.
Neben PayPal stockte Icahn auch seine Anteile beim US-Energiekonzern Cheniere Energy auf. Das ist augenblicklich seine fünftgrößte Position im Depot. Im Moment läuft es nicht ganz rund bei Cheniere Energy. Um das Unternehmen wieder auf gesunde Füße zu stellen, hat er daher zwei seiner Mitarbeiter ins board of directors (Verwaltungsrat des Unternehmens) entsandt.
Neu im Depot sind auch der Kupfer- und Goldproduzent Freeport-McMoRan, der Versicherer American International Group Inc.(AIG) und die Erdölraffinerie CVR Refining LP. Ende Oktober 2015 sorgte Icahn mit einem Brief an den AIG-Vorstandschef für einen Eklat. Er forderte die Aufspaltung des größten nordamerikanischen Versicherers AIG. Der Konzern solle in drei getrennte und an der Börse gehandelte Bereiche zerlegt werden. Icahn hält 1,36 Mio. Aktien von AIG. Und von was hat sich Icahn getrennt? Neben Ebay steht der Medizingerätehersteller Hologic auf Icahns Verkaufsliste.
Und was treiben Soros und Ackman?
George Soros setzt wie Icahn ebenfalls auf PayPal. Soros hält 4,4 Mio. Aktien des Bezahldienstes PayPal im Wert von insgesamt 157 Mio. Dollar. Im Gegensatz zu Icahn hat Soros aber auch die Papiere des Online-Auktionshauses Ebay aufgestockt. Laut der Auflistung besitzt Soros 5,4 Mio. Ebay-Aktien. Das sei ein Plus von 2,2 Mio. Stück im Vergleich zum Vorquartal. Der Gesamtwert des Ebay-Paketes belaufe sich auf knapp 154 Mio. Dollar. Darüber hinaus hält Soros Positionen an Herbalife, Alcoa, United Continental and Valeant Pharmaceuticals. Neu hinzugekommen sind Amazon, Tripadvisor und Netflix. Aufgestockt hat er bei Chesapeake Energy. Verkauft hat er Anteile des Unternehmens Mondelez International.
Der Hedgefondsmanager Bill Ackman hat bei Mondelez International stark aufgestockt. Besonders interessant war für die Anleger die Position Valeant Pharmaceuticals International. Der Pharmakonzern steht unter dem Verdacht, Bilanzbetrug betrieben zu haben. Laut Auflistung hat Bill Ackman seine Position beibehalten, obwohl der Aktienkurs des Unternehmens seit August um 70% gefallen ist.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Herzliche Grüße
Ihre
Cindy Ullmann
PS: Carl Icahn wird übrigens als heißer Kandidat für das Amt des Finanzministers gehandelt, wenn Donald Trump als Sieger hervorgehen sollte. Schon jetzt fordert Icahn, dass große Firmen wie Apple Ihre Vermögen wieder nach Amerika holen sollten, um die Wirtschaft anzukurbeln. Seine erste Amtshandlung wären dann wohl Steuererleichterungen für Tech-Giganten.
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