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Ausgabe vom 17. November 2015
- „Peace for Paris“ und auf welche Unternehmen Warren Buffett aktuell setzt
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„Peace for Paris“ und auf welche Unternehmen Warren Buffett aktuell setzt
von Cindy Ullmann
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL Like Follow
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
heute ist bereits Tag 4 nach den schweren Terrorangriffen in Paris. Weltweites Entsetzen und große Betroffenheit herrscht rund um den Globus. Meine Kollegin Martina Bisdorf ist auf die schrecklichen Ereignisse ja schon gestern ausführlich eingegangen. Daher werde ich mich kurz halten. Hier jedoch etwas zum Nachdenken:
„Ich kann nur sagen, dass in all dem Horror etwas Positives steckt, nämlich dass sich die Menschen jetzt im Zeichen der Eintracht und des Friedens versammeln.“
Dies sagte der Grafiker Jean Jullien in einem Interview mit dem Time-Magazin. Bekannt geworden ist Jullien durch sein Bild „Peace for Paris“ (Ein Peace-Zeichen mit Eiffelturm), das er noch am Abend des Anschlags auf Instagram eingestellt hatte. Dieses Bild hat sich in den sozialen Netzen rasend schnell als Friedens-Symbol gegen den Terror verbreitet.
Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber mich haben seine Worte sofort angesprochen. Europa und die Welt wachsen zusammen, um den Terror nicht gewinnen zu lassen.
Wie Google, Apple und Co. Ihre Anteilnahme zeigen
Wie so ein Zusammenhalt und die Anteilnahme konkret aussehen können, zeigten die Aktionen der Tech-Giganten dieser Welt bereits am letzten Wochenende, die sich ihrer sozialen Verantwortung wohl bewusst sind.
Mit Krisen-Webseiten, der Möglichkeit kostenlose Anrufe zu tätigen oder ganz banalen Spenden wollten sie Opfer und Angehörige spontan unterstützen.
So zeigten einige Tech-Giganten Ihre Solidarität durch schwarze Schleifen (Google, Apple, Zalando), französische Flaggen (Youtube, Apple) oder schwarze Header (Amazon). Ebay spendete sogar 5% der europäischen Umsätze an die Opfer des Terrorschlags und schaltet immer noch das Bild „Peace for Paris“ auf seiner Startseite.
Vom Sicherheitscheck bis zur kostenlosen Unterkunft wird alles geboten
Bei Facebook können die Nutzer Ihre Solidarität durch eine transparente Tricolore im Profilfoto ausdrücken. Darüber hinaus stellte Facebook erstmalig nach einer Terrorattacke den Sicherheitscheck „Katastrophen und Krisen“ zur Verfügung. Hier können Nutzer sehen, ob es ihren Freunden in Krisengebieten gut geht. Mit der Entwicklung wurde nach der Atom-Katastrophe von Fukushima (Japan) im Jahre 2011 begonnen. 2014 wurde die Funktion eingeführt.
Bei Google und Microsoft Skype sind Telefonate über Hangouts ins Fest- und Mobilfunknetz von und nach Frankreich kostenlos. Das Vermittlungsportal für private Unterkünfte airbnb bietet eine Katastrophenseite an, auf der Menschen eine kostenlose Unterkunft in Paris finden.
Auch der Kurznachrichten-Dienst Twitter wurde von seinen Nutzern mit dem Hashtag #PorteOuverte („offene Tür“) dazu genutzt, um Menschen auf den Pariser Straßen schnell einen Unterschlupf anbieten zu können und sie so in Sicherheit zu bringen.
Ich finde das alles sind schöne Gesten, die unser Miteinander in diesen schlimmen Zeiten etwas menschlicher machen.
Trotz der Terroranschläge bleibt an der Börse und bei Warren Buffett alles wie gehabt
Und was hat das alles mit der Börse zu tun? Anscheinend nicht viel, denn im Gegensatz zu 9/11 zeigten die Kursbarometer keinerlei Ausschläge nach unten.
Trotzdem macht es in solchen Situationen Sinn, sich anzuschauen, was die lebende Investmentlegende Warren Buffett tut. Und der denkt nicht im Traum daran, seine Investmentstrategie nach den Vorfällen in Paris zu ändern: „Ich werde wegen der Vorfälle von Paris nicht eine einzige Position verkaufen“, sagte Buffett im Interview mit CNBC.
13-F-Tag legt die letzten Coups von Warren Buffett offen
Zumal gestern 13-F-Tag war. Das ist der Tag an dem 100-Mio.-Dollar-Portfolios ihre Käufe und Verkäufe offen legen müssen. Einmal im Quartal müssen der US-Börsenaufsicht SEC im sogenannten 13-F-Formular die Zahlen vorgelegt werden. Zu den 100 Mio.-Dollar-Portfolios gehört auch Warren Buffett, wie Sie wissen.
Der Tag wird von vielen Anlegern heiß ersehnt, weil dadurch viele Anleger Informationen über Buffetts letzte Coups erhalten. Hier sind die Ergebnisse:
1) Buffett setzt zukünftig auf Öl, Mobilfunk, Pharma und Medien
Der Mann mit dem guten Börsenriecher investierte im dritten Quartal wieder in Öl- und Gaskonzern Phillips 66, von dem er sich im zweiten Quartal verabschiedet hatte. Auch bei AT&T ist Buffett in großem Stil eingestiegen. Hier hat er 60 Mio. Aktien im Wert von 1,75 Mrd. Euro gekauft. Zudem hat er beim Pharma-Forschungsunternehmen DaVita Clinical Research und beim Medienkonzern Liberty Media zugeschlagen.
2) Aufgestockt hat er bei Axalta Coating, Charter Communications, General Motors, Suncor und Twenty-First Century Fox
Den Beschichtungsspezialist Axalta Coating hat er um ganze 16% aufgestockt. Auch der Anteil des Kabelbetreibers Charter Communications wuchs um ganze 20%. Ähnlich war es bei General Motors. Plus 34% sind es beim kanadischen Energieunternehmen Suncor. Und plus 40% kaufte er beim Medienkonzern Twenty-First Century Fox zu.
3) Buffett verkleinert Goldman-Sachs, Bank of New York Mellon, Chicago Bridge und Deere & Company, General Electric, Graham Holding, Media General, M&T Bank, Sanofi und WABCO Holdings
So besaß Buffett Ende Juli 2015 noch 12,63 Mio. Goldman- Sachs Titel im Wert von 2,64 Mrd. Dollar. Ende September waren es nur noch 10,96 Mio. Papiere (=1,9 Mrd. Dollar). Auch die Anteile der Bank of New York Mellon reduzierten sich um 3%. Den Anlagenbauer für die Chemie- und Ölindustrie Chicago Bridge reduzierte er sogar um 80%. Nur minus 5,7% bzw. 7,4% waren es beim Traktorhersteller Deere & Company und General Electric. Ganze 50% der Anteile verkaufte Buffett bei Graham Holding, der ehemaligen Dachgesellschaft der Zeitung Washington Post.
4) Adieu Walmart, Munich Re und Swiss Re sowie Viacom, Johnsons & Johnson, Mondelez International, UPS und National Oilwell Varco
Auch Walmart fiel aus dem Depot von Warren Buffett. Aber nur, weil er Cash für den Kauf des Industriekonzerns Precision Castparts (PCC) benötigte, der ihn 32 Mio. Dollar kostet. Vielleicht fielen deshalb auch die Rückversicherer Munich Re und Swiss Re aus dem Depot. Ähnlich ging es übrigens dem US-Medienkonzern Viacom. Genauso wie dem texanischen Ölunternehmen National Oilwell Varco. Johnson & Johnson macht nur noch 1% seiner bisherigen Anteile aus. Beim Paketdienstleister UPS sind es geringe 10 Prozent.
5) Unverändert blieben die Dickschiffe American Express, Coca-Cola, IBM und Wells Fargo, aber auch der US-Groß- und Einzelhändler Costco, Lee Enterprises, Liberty Global, Mastercard, Moody's, Now Inc., Procter & Gamble, Restaurant Brands, Torchmark, Twenty-First Century Fox, US Bancorp, USG Corp., Verisign, Verisk Analytics, Verizon, Visa und Kraft Heinz
American Express bildet zusammen mit Coca-Cola, IBM und Wells Fargo 60% seines Depots.
Was die anderen Super-Investoren jetzt so kaufen und verkaufen, erfahren Sie in einer der nächsten BÖRSEN-SPIEGELdaily-Ausgaben.
Ich wünsche Ihnen eine schöne und hoffentlich friedliche Woche.
Herzliche Grüße
Ihre
Cindy Ullmann
PS: Wissen Sie, welches Investment Warren Buffett verabscheut? Gold! In Buffetts Augen ist dieses Investment faul, weil es keinerlei Gewinn erwirtschaftet, wie zum Beispiel ein Unternehmen. Eigentlich schade, denn das Krisenmetall zieht gerade an.
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