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Ausgabe vom 14. Oktober 2015


  • Weltweite Übernahmewelle erfasst nahezu alle Branchen

  • Zitat der Woche
     

 

Weltweite Übernahmewelle erfasst nahezu alle Branchen 



von Martina Bisdorf
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

weltweit schließen sich mehr Unternehmen zusammen als je zuvor. Die Übernahmewelle breitet sich rasant über den Globus aus. Allein die Deutschen sind mal wieder besonders vorsichtig, so scheint es. Denn sie machen im Vergleich bisher kaum mit. Doch der Druck steigt.

Vernunft-Ehe im Immobilien-Sektor

So lief heute Früh die Meldung über den Ticker, dass der größte deutsche Immobilienkonzern Vonovia, die ehemalige Deutsche Annington, den zweitgrößten Wohnungsanbieter Deutsche Wohnen schlucken will. Summe: Knapp 9 Mrd. Euro. In Expertenkreisen heißt es, damit wolle der Wohnungsbaukonzern, der erst kürzlich als erster und einziger Konzern aus dem Immobiliensektor in den DAX aufgestiegen ist und mehr als 350.000 Wohnungen im Bestand hat, die Übernahme von LEG Immobilien (110.000 Wohnungen) durch Deutsche Wohnen (knapp 142.000 Wohnungen) verhindern.

Über die Übernahmebedingungen für die Aktionäre habe ich Sie im heutigen Daily Post auf unserer Homepage
www.boersenspiegel.com ausführlich informiert. Die Aktie von Dt. Wohnen machte auf die Übernahmeankündigung hin einen Satz um 5% nach oben.

Übernahmebedingungen gut wie nie

Gestern wurde bekannt, dass sich die beiden Brauerei-Giganten AnheuserBusch Inbev und SABMiller handelseinig geworden sind. Wie die Unternehmen mitteilten, sollen die SABMiller-Aktionäre 44 Britische Pfund je Aktie erhalten. Der britische Konzern sei nun bereit, die Offerte den Aktionären zu empfehlen. Der Deal umfasst eine Größenordnung von etwa 90 Mrd. Euro!

Die Bedingungen für Zukäufe sind derzeit gut wie nie. Der schwache Euro und die niedrigen Zinsen heizen milliardenschwere Elefanten-Hochzeiten an. Zwar sind die Preise gestiegen, in den ersten neun Monaten waren Unternehmen durchschnittlich mit mehr als dem 15-Fachen ihres Ergebnisses vor Zinsen und Abschreibungen bewertet. Wegen der historisch niedrigen Zinsen vergeben Banken aber gern und günstig Kredite. Da US-Firmen Käufe oft mit eigenen Aktien bezahlen, profitieren sie zudem von der guten Entwicklung des eigenen Kurses. Auch kommen Kaufpläne bei den eigenen Aktionären gut an.


Deutsche Manager bestellen lieber Sparmenü statt großes Fressen

Bei zwei Dritteln der Unternehmen weltweit stieg der Aktienkurs nach Bekanntgabe eines Akquisitionsplans. Das macht Manager selbstbewusst, sie trauen sich größere Käufe zu. Jedoch nicht in Deutschland. Der Gesamtwert der Transaktionen mit deutscher Beteiligung liegt mit 86 Mrd. Euro unter dem Vorjahr. „Deutsche Manager agieren sehr sorgfältig und risikobewusst und sind deshalb besonders sensibel für Unsicherheit und Volatilität", sagt Berthold Fürst, der bei der Deutschen Bank das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen in Deutschland leitet.

So interessierte sich der Konsumgüterhersteller Henkel beispielsweise heftig für die Procter & Gamble-Tochter Wella, ließ dann aber dem US-Konkurrenten Coty den Vortritt. Allerdings mit gutem Grund: Wella war schlicht zu teuer.

Dabei stehen deutsche Unternehmen an sich stark da. Nach der Krise 2008 haben sie intern aufgeräumt, ihr Geschäft stabilisiert und schrittweise ausgebaut. „Mittlerweile stoßen etliche an die Grenzen organischen Wachstums", sagt Kai Tschöke, Mitglied der Geschäftsführung bei der Investmentbank Rothschild. Eine Welle richtig großer Übernahmen erwartet er dennoch nicht. Es sind aber auch durchaus die „kleineren Deals“ in einstelliger Milliardenhöhe, die für Furore sorgen.


Fusionen bewirken in Zukunft Neuordnungen ganzer Branchen  

In einer für Deutschland hohen Größenklasse spielt beispielsweise der Erwerb der italienischen Italcementi durch HeidelbergCement. Andere Großprojekte sind kaum über eine erste Annäherung hinausgekommen. So waren die Gespräche zwischen Axel Springer und ProSiebenSat.1 beendet, bevor sie richtig angefangen hatten.

Dabei hatten einige größere Zukäufe für ein Zwischenhoch gesorgt. Besonders rund ging es hier in der deutschen Pharmabranche. So kaufte Bayer dem US-Konkurrenten Merck das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten ab und trennte sich im Gegenzug von der Kunststoffsparte Covestro. Dafür übernahm Merck den Laborausrüster Sigma-Aldrich, und der Softwarehersteller SAP verleibte sich Concur ein, einen Spezialisten für Reiseabrechnungen. Die USA erweisen sich somit als attraktives Zielland.




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BNP Paribas präsentierte:
"Rendezvous mit Harry": DAX - Chance eines neuen Jahreshochs
 

Rene Berteit nahm diesmal in der Sendung Rendezvouz mit Harry die Rolle von Top-Trader Harry Weygand ein. Und Berteit ging gleich richtig zur Sache: Nach Analyse des DAX - hier sprach Berteit gar von der Chance eines neuen Jahreshochs - kamen die beiden derzeit meist beachteten DAX-Aktien RWE und VW auf die Chartanalyse-Bank. Bei reger Fragestellung der Teilnehmer kam es auch zur Betrachtung von Fresenius, HeidelbergerDruck und Bayer.

Am Ende wurde das WTI Öl besprochen. Dabei konnte
Kemal Bagci von BNP Paribas seine jahrelange Öl-Expertise einbringen. Außerdem ging er auf das gerade emittierte Zertifikat auf den "Senior Care Index" (WKN: PS9SEN) ein. Dabei geht es darum, sich auf die zunehmend alternde Bevölkerung einzustellen und an dem Erfolg der Unternehmen, die sich dieser Branche widmen, zu partizipieren. Wer die Sendung, die wieder von Volker Meinel moderiert wurde, noch einmal hören und sehen möchte, einfachhier klicken.

Die nächste Sendung von
Rendezvous mit Harry
findet am Montag 19. Oktober, gewohnt um 19 Uhr statt.





Druck auf alte Geschäftsmodelle dürfte zu weiteren Deals führen

Gerade für deutsche Unternehmen zählt bei Übernahmen oft das Ziel, die eigenen Produktsparte zu ergänzen. Das gilt insbesondere für die Autozulieferer, die deutlich sparsamere Motoren und Ausrüstung für Elektroautos liefern müssen. Aber auch staatliche Eingriffe fördern die Neuordnung ganzer Branchen. Neben den Energieversorgern trifft das vor allem die Banken. So hat die Deutsche Bank angekündigt, sich 2016 von der Postbank zu trennen. Auch um den Verkauf des verbliebenen Staatsanteils an der Commerzbank gibt es immer wieder Spekulationen.

Die Unsicherheit über die Weltkonjunktur könnte das deutsche Fusionsgeschäft etwas beleben. Seit dem Höchststand sind die Aktienkurse um 20% gefallen. Noch haben die Verkäufer ihre Preiserwartungen nicht angepasst. Wenn das jedoch geschieht, könnten auch deutsche Vorstände erkennen, dass sie sich aller Sparsamkeit zum Trotz einen größeren Einkauf leisten können.

Wie die Börsenexperten aus verschiedenen Wirtschafts- und Finanzmagazinen das Geschäft mit dem Fressen und Gefressenwerden bewerten, darüber werde ich Ihnen morgen einen Pressespiegel zusammenstellen. Sie werden staunen, wie kritisch beispielsweise meine Kollegen
Dieter Wendt (100%-DEPOT) und Cliff Michel (Smart Money Investor) die mächtige Übernahmewelle sehen.

Es grüßt Sie herzlich und kritisch zur Wochenmitte,

Ihre

Martina Bisdorf

PS: Auch im Technologiebereich tut sich einiges. So wurde gestern bekannt, dass der Computerkonzern Dell mit dem Kauf des Speicher-Spezialisten EMC für 67 Mrd. Dollar die teuerste Übernahme in der Technologie-Geschichte plant. Der Preis werde in bar und in Aktien gezahlt, teilten beide US-Konzerne mit. Durch den Zusammenschluss entstehe ein Großanbieter auf dem Markt für Geschäftskundenanwendungen.





Zitat der Woche



„Fed-Präsidentin Janet Yellen zögert derzeit mit einer Erhöhung des Leitzinses, weil sie weiß, dass sie die Zinsen an den Finanzmärkten eigentlich gar nicht kontrollieren kann.“

Eugene Fama, US-Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger


  



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