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Ausgabe vom 30. September 2015
- Macht Geld glücklich – Oder beruhigt es nur?
Zitat der Woche
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Macht Geld glücklich –
Oder beruhigt es nur?
von Martina Bisdorf
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL Like Follow
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
macht Geld doch glücklich? Diese Frage stellen sich die Ökonomen schon seit Langem. Und laut neuesten Forschungsergebnissen haben die Verfechter der Theorie, dass steigender Reichtum für höhere Zufriedenheit sorgt, Rückenwind erhalten. Das belegen sowohl der aktuelle Global Wealth Report, den die Allianz gestern präsentiert hat, als auch eine Studie der britischen Statistikbehörde ONS. Beginnen wir mit den brandaktuellen Zahlen der Allianz.
Laut der alljährlichen Studie des Versicherers zum weltweiten Vermögensaufkommen und dessen Verteilung steigt der globale Reichtum stetig. Mit dem derzeitigen Volumen könnten die privaten Haushalte laut dem Bericht sämtliche Staatsschulden der Welt tilgen! Das Manko: Die Vermögen sind – wie eh und je - sehr ungleich verteilt.
Weltbevölkerung so reich wie nie – Nur an der Verteilung hapert es
„Durchschnittlich entfallen in den von uns untersuchten 53 Ländern auf die ärmere Bevölkerungshälfte nur etwa 5% der Vermögenswerte“, erfahren wir in der Studie. Auch das regionale Vermögenswachstum war sehr unterschiedlich. Den größten Vermögenszuwachs konnte wie auch schon zuvor die Region Asien verbuchen. Hier legte das Netto-Geldvermögen um 18,2% zu. Das ist sehr stark auf den rasanten Anstieg des Wertpapiervermögens besonders in China zurückzuführen.
In den beiden weiteren Wachstumsregionen, Lateinamerika und Osteuropa, verlief die Entwicklung dagegen deutlich langsamer. Hier erhöhte sich das Netto-Geldvermögen nur um 4,2% (Lateinamerika) und 8,6% (Osteuropa).
In Deutschland legte das private Brutto-Geldvermögen mit 4,2% etwas langsamer zu. Das zeigt, wie risikoscheu die deutschen Haushalte bei der Kapitalanlage weiterhin sind. Doch auch hierzulande häufen die Menschen ungeachtet der mickrigen Zinsen immer größere Geldvermögen an. Nach Zahlen der Bundesbank stieg das private Geldvermögen von 5,072 Bio. Euro Ende 2014 im ersten Quartal 2015 kräftig auf 5,212 Bio. Euro.
Privatvermögen übertrifft erstmals Wert aller börsengelisteten Unternehmen!
Mit 136 Bio. Euro übertrifft das Privatvermögen erstmals den Wert aller weltweit an der Börse gelisteten Unternehmen. Michael Heise, Chef-Volkswirt der Allianz, gab dazu folgendes Statement ab: „Viele Beobachter werden diese Zahl als Beleg für die viel beschworene Ersparnisflut interpretieren.“
Dabei jagt ein Rekord den nächsten: Das private Vermögen weltweit übersteigt erstmals die Marke von 100 Billionen Euro! Chinas privates Vermögen übertrifft das von Japan und erstmals gehören mehr als eine Milliarde Menschen zur Vermögensmittelklasse.
Finanzielle Sicherheit erhöht das Wohlbefinden
Wie auch immer man die Allianz-Studie interpretieren mag, eines geht gewiss daraus hervor: Finanzielle Sicherheit und die entsprechenden Rücklagen haben bei den Menschen in der heutigen Zeit einen enorm hohen Stellenwert. Das belegt auch die neueste ONS-Studie der britischen Statistikbehörde.
Die Quintessenz aus der empirischen Studie: Aktienbesitz und Bargeld machen uns zufriedener als andere materielle Güter! Hier ist er, der Zusammenhang zwischen Wohlstand und Wohlbefinden. Laut der Studie sind Lebenszufriedenheit und Selbstwertgefühl größer, die Ängstlichkeit dagegen geringer, wenn der Wohlstand eines Haushalts steigt.
Das ist durchaus nachvollziehbar. Jeder, der schon einmal – wenn auch nur ansatzweise – Existenzangst erlebt hat, weiß, wovon die Ökonomen sprechen. Den größten Effekt auf die Gemütslage hat demnach das Nettovermögen. Das können Aktien, Spareinlagen oder schlicht Scheine unter dem Kopfkissen sein. Auch bereinigt um Faktoren wie Alter, Geschlecht oder Ethnie, bleibt das Regressionsergebnis statistisch signifikant.
Schmunzeleffekt zum Glücklichsein
Neben dem beruhigenden Gefühl der materiellen Sicherheit spielt übrigens auch der Neideffekt eine erhebliche Rolle. „Ausschlaggebend für das persönliche Glücksempfinden ist immer auch die Referenzgruppe“, betonen die Ökonomen in der Untersuchung. Anders ausgedrückt: Wir freuen uns nicht wirklich über eine Gehaltserhöhung, wenn der Kollege nebenan das Doppelte obendraufbekommt. Aber die Interepretation des Neideffekts will ich lieber jedem selbst überlassen.
Die Fakten sprechen jedenfalls für einen gesunden Rückhalt, das berühmte Polster, das einen ruhig schlafen lässt. Unsere Meinung dazu kennen Sie: Wir sind – ungeachtet aller Turbulenzen an den weltweiten Märkten – der festen Überzeugung, dass an Aktien kein Weg vorbeiführt.
Wenn Sie, wie die meisten unserer Landsleute, dabei auf Nummer sicher gehen wollen, dann sollten Sie Ihre Kapitaleinlagen breit streuen, wie z.B. in unserem Multi-Asset-Fonds MS Global One.
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BNP Paribas präsentierte: „Rendezvous mit Harry" vom 28. September
„Alles short, oder was"? Die Sendung Rendezvous mit Harry stand deutlich im Zeichen negativer Tendenzen weltweit. Im Schnelldurchlauf analysierte Harry Weygand diverse Aktien aus dem DAX. Unter anderem entdeckte er dabei „kleine Lichtblicke" bei Münchener Rück, Beiersdorf und aus der zweiten Reihe Südzucker. Besonders den Pharmabereich sieht Harry derzeit düster, weshalb er auch eine Short-Position im NYSE Arca Biotech eingegangen ist. Kemal Bagci von BNP Paribas konnte hier den Schein direkt vorstellen. Ebenso ein weiteres Papier auf den MSCI Emerging Markets, mit dem Trader an fallenden Kursen partizipieren können. Am Tag, als alles fiel, war nur Euro/Dollar im grünen Bereich. Was das für die weitere Entwicklung bedeutet, analysierte Harry in der Sendung.
Wer die Sendung, moderiert von Volker Meinel, noch einmal hören und sehen möchte, einfach hier klicken. Die nächste Sendung von Rendezvous mit Harry findet am Montag, 5. Oktober, gewohnt um 19 Uhr statt.
Das Glück liegt im Moment
Zum Schluss will ich Ihnen nicht vorenthalten, dass Glück für mich ist, wenn ich einen schönen Sonnenuntergang erleben darf oder ein Kinderlachen höre. Wahres Glück liegt im Moment – schön, wenn man dabei ein sicheres Gefühl hat, um diesen wirklich genießen zu können.
Mit diesem philosophisch-wirtschaftlichen Ausflug grüße ich Sie herzlich und kritisch zur Wochenmitte und wünsche Ihnen viel Glück!
Herzliche Grüße
Ihre
Martina Bisdorf
PS: Weiter geht es im VW-Skandal um manipulierte Abgas-Messwerte. Nachdem die Klagewelle zu Wochenbeginn ins Rollen kam (ich berichtete am Montag) hat nun der erste US-Landkreis den Wolfsburger Autokonzern verklagt. Harris County in Texas fordert wegen Luftverpestung durch mindestens 6.000 in der Region verkaufte VW-Diesel mehr als 100 Mio. Dollar (89 Mio. Euro).
Zitat der Woche
„Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das Große vergebens warten.“
Pearl S. Buck, amerikanische Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin (1892 – 1973)
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