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Ausgabe vom 23. September 2015



  • Herbstball an der Börse – Allen Unkenrufen zum Trotz legen Unternehmen flotte Sohle aufs Parkett

  • Zitat der Woche



 

Herbstball an der Börse –
Allen Unkenrufen zum Trotz legen Unternehmen flotte Sohle aufs Parkett



von Martina Bisdorf
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

pünktlich zum heutigen Herbstanfang geht es an der Börse heiß zu, genauso wie gestern in unserer Redaktionssprechstunde, was zu erwarten war. Das Telefon stand nicht still. Nun, dass die VW-Aktie auch heute weiter abgestürzt ist, zum heutigen Börsenbeginn unter den psychologisch wichtigen Wert von 100 Euro, wissen Sie. Es scheint kein anderes Thema mehr zu geben…

Bleiben Sie gelassen!

Um dies nicht ganz zu übergehen, lasse ich mich kurz darauf ein und gebe Ihnen das Statement unserer Redaktion dazu: Wir sind der Meinung, dass das ganze Ausmaß des Skandals sicher noch nicht absehbar ist. Dennoch: Ein Weltkonzern mit über 600.000 Mitarbeitern, zu dem auch Marken wie Audi und Porsche zählen, wird diesen Skandal überstehen, auch wenn er viele Milliarden kosten wird. Daran zu zweifeln, wäre purer Unsinn.

Noch größerer Unsinn sind in unseren Augen Aussagen, wonach die gesamte deutsche Industrie, also „made in Germany“, einen Kollateralschaden erleiden wird. Das ist ein Medienthema, das uns ein paar Wochen begleiten wird, ähnlich wie Griechenland oder damals der ADAC – mehr nicht. Also lassen wir die Kirche im Dorf: Grundsätzlich war eine finale Korrekturwelle, wie wir sie jetzt erleben, ja wünschenswert. Ab Oktober werden die Uhren dann wieder neu gestellt, auch wenn daran immer weniger glauben. Und genau deswegen können Sie für Ihre weiteren Engagements in Aktien zuversichtlich sein! Bleiben Sie also gelassen.


Die Börse bittet zum Herbstball aufs Parkett

Diese Einstellung bekräftigt auch mein eigentliches Thema heute: Die vielen Börsengänge, die in diesem Herbst und darüber hinaus anstehen. Noch einmal kurz zur Erinnerung: Von einem Initial Public Offering (IPO), also einer Neuemission oder einem Börsengang, wird gesprochen, wenn Unternehmen erstmals ihre Aktien an der Börse platzieren.

Dabei bildet sich die erste Preisspanne dieser Aktien vor dem eigentlichen IPO in der so genannten Bookbuilding-Phase. Nach Abschluss des Bookbuildings erfolgt die Notiz an der Börse (erster Handelstag).

Nachdem der Neue Markt um die Jahrtausendwende aufgelöst wurde, hat sich auch die Anzahl der Börsengänge stark abgeschwächt. So strebten im Jahr 1999 165 deutsche Unternehmen an die Börse, während 2012 nur noch sieben deutsche Neuemissionen zu verzeichnen waren. Seit letztem Jahr ist nun wieder ein deutliches Aufstreben erkennbar.


Es streben wieder deutlich mehr Unternehmen an die Börse

Gerade der heute beginnende Herbst bringt einige Unternehmen aufs Parkett. Welche flotte Sohle dann dort hingelegt wird, bleibt jedes Mal spannend. Denn nicht immer werden die gesetzten Ziele erreicht.

Etliche Unternehmen haben erst einmal Anlaufschwierigkeiten. Das ist nichts Ungewöhnliches. So legte beispielsweise Sixt Leasing, die einstige Tochter des Autovermieters Sixt, seit der Erstemission im Mai dieses Jahres eine Performance von -9% hin. Auch der Ebay-Bezahldienst PayPal kann mit 20% Minus nicht glänzen, ebenso wenig Rocket Internet, das seit ziemlich genau einem Jahr an der Börse ist, und fast 50% im Minus liegt. Auch der wohl spektakulärste Börsengang jüngster Zeit mit der „chinesischen Amazon-Aktie“ Alibaba endete nach großem Jubel jetzt über 20% im Minus.


Immobilienboom schlägt sich auch auf Aktien nieder

Besonders punkten konnte allerdings die boomende Immobililenbranche. Hier gab es im vergangenen Jahr sehr erfolgreiche IPOs: Im Oktober wagte sich TLG Immobilien aufs Parkett und kann sich mit einer Performance von gut 50% durchaus sehen lassen. LEG Immobilien liegt seit seinem Börsengang 2013 mit 64% im Plus. Ganz zu schweigen von DAX-Aufsteiger Vonovia, der im Juli 2013 als Dt. Annington den Schritt wagte und jetzt mit einer Performance von 100% der erste und einzige Immobilienkonzern im deutschen Leitindex ist.

Vorgestern begannen die Vorbereitungen zum Börsengang des beliebten Internet-Portals Scout24. Sie kennen es alle, egal ob Sie eine Wohnung, eine neue Arbeit, einen Gebrauchtwagen oder einen Partner suchen, der Scout findet alles…


Scout24 - Börsengang am Start

Der Börsengang der Internet-Kleinanzeigenbörse soll bis zu 1,63 Mrd. Euro schwer werden. Das Münchner Unternehmen und seine Eigentümer legten die Preisspanne für die Aktien auf 26,50 bis 33 Euro fest. Scout selbst begnügt sich bei der Emission mit rund 225 Mio. Euro, die zum Abbau der fast 1 Mrd. Euro schweren Schuldenlast verwendet werden sollen.

Die drei Anteilseigner, die Finanzinvestoren Hellman & Friedman und Blackstone sowie die Dt. Telekom, wollen mindestens 21 Mio. emittieren. Die Telekom will ihren 30%-Anteil an Scout24 auf maximal noch 14% abbauen, die beiden Finanzinvestoren halten nach dem Börsengang noch bis zu 49%. Die Erstnotiz an der Frankfurter Börse ist für den 01. Oktober geplant.


Bayer-Tochter Covestro soll´s richten

Das fällt zusammen mit der Börsenpremiere der Bayer-Kunststoffsparte Covestro. Wobei diese Terminierung kein Zufall sein dürfte… Der Chemie-Riese will mit dem Börsengang seiner Kunststofftochter Milliarden einnehmen. Die Aktien von Covestro sollen laut Insider-Informationen zum Preis von 26,50 bis 35,50 Euro ausgegeben werden. Der Konzern bietet im Rahmen einer Kapitalerhöhung zwischen 70,4 bis 94,3 Mio. Aktien an. Angestrebt wird demnach ein Bruttoerlös von rund 2,5 Mrd. Euro, wobei sich die Zahl der auszugebenden Aktien nach dem Ausgabepreis richtet.

Den Erlös aus dem Börsengang wird Covestro überwiegend zur Rückzahlung seiner Schulden an Bayer verwenden. Diese sollen sich unmittelbar nach der Kapitalerhöhung zusammen mit Pensionsverpflichtungen auf rund 4 Mrd. Euro belaufen. Die Zeichnungsfrist für die Papiere läuft seit 21. September bis voraussichtlich zum 01. Oktober. Die Erstnotiz ist dann für den Folgetag geplant.


Geplante und verschobene Börsengänge

Aber auch etliche weitere Börsengänge sind noch für dieses Jahr geplant. Dabei hat die Reederei Hapag Lloyd ihren für Oktober geplanten IPO auf nächstes Jahr verschoben. Dafür nehmen es noch im nächsten Monat weniger bekannte Unternehmen in Angriff: So z.B. HelloFresh, das Kochboxen versendet, ebenso wie der Automobilzulieferer Schaeffler. Von der Postbank wird zumindest eine Entscheidung über den Börsengang noch in diesem Jahr erwartet.

Auch in Übersee tut sich was. Der Computerspezialist Hewlett-Packard will sich in einem Spin-off zeitnah von seiner angeschlagenen PC- und Druckersparte trennen. Ein konkreter Termin hierzu wurde allerdings bislang noch nicht genannt.

Mit diesem Ausblick auf unsere neuen Börsenkandidaten grüße ich Sie herzlich und kritisch, sowie trotz allem sehr zuversichtlich, zur Wochenmitte.

Ihre

Martina Bisdorf 

PS: Mit Uniper, einer Abspaltung des Energieriesen E.ON und dem IT-Sicherheitsunternehmen Veritas, dessen Branche auch große Zukunft haben dürfte, geht es Anfang nächsten Jahres weiter mit den Neuzeichnungen. Die Parfümeriekette Douglas hingegen hält sich mit einem Termin noch bedeckt. Wir halten Sie auf dem Laufenden.





Zitat der Woche


„Das letzte Auto, das gebaut werden wird, wird ein Sportwagen sein.“

Ferdinand „Ferry“ Porsche





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