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Ausgabe vom 15. September 2015
- Es ist die Woche der Entscheidungen – Nicht nur bei den Autobauern
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Es ist die Woche der Entscheidungen – Nicht nur bei den Autobauern
von Dieter Wendt
Chefredakteur 100%-DEPOT Like Follow
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
diese Woche hat es börsentechnisch gesehen in sich. Alle Welt blickt gespannt auf Donnerstag. Denn dann tagt wieder die Fed. Die Frage, die sich alle stellen: Hebt die Fed die US-Zinssätze an oder nicht? Zurzeit gehen 75% der Experten davon aus, dass sie es angesichts der aktuellen Wirtschaftszahlen nicht tut. Meiner Meinung nach lohnt es hier wenig zu spekulieren. Fakten müssen auf den Tisch. Wir werden sehen, wie das Täubchen Janet Yellen sich entscheidet.
Am Freitag ist dann großer September-Verfallstag. Je nachdem wie sich die Fed am Donnerstag entscheidet, werden sich die Marktteilnehmer positionieren. Und das i-Tüpfelchen sind dann noch die Neuwahlen in Griechenland, die am Sonntag stattfinden. Ach ja, Griechenland. War da mal etwas? Interessiert sich angesichts der Flüchtlingskrise überhaupt noch jemand für das Thema?
Diese Woche hat es in sich: Bleiben Sie gelassen an der Seitenlinie stehen
Angesichts dieser Events rate ich Ihnen eines: Bleiben Sie diese Woche gelassen an der Seitenlinie stehen und verfolgen Sie alles aus der Ferne. Manchmal ist es einfach besser, die Füße still zu halten. Nur so vermeiden Sie unbesonnene Fehlhandlungen.
Des Deutschen liebstes Kind fährt bald allein
Gottseidank gibt es ja genug Ablenkung. Zum Beispiel, die Internationale Automobil-Ausstellung, kurz IAA, die ihre Schatten weit voraus wirft. Immerhin ist das Auto immer noch des Deutschen liebstes Kind, auch wenn er es bald nicht mehr selbst fahren darf. Unter dem Motto „Mobilität verbindet“ öffnet die Leit-Messe der Automobilindustrie am Donnerstag zum 66. Mal ihre Pforten in Frankfurt am Main.
Doch schon heute wurde deutlich, unter welch starkem Druck die traditionelle Autoindustrie steht. So brach der neue BMW-Chef Harald Krüger kurz nach Beginn seiner Rede bei der heutigen Pressekonferenz auf der IAA zusammen. Wir wünschen ihm alles Gute und hoffen, dass die Bestrebungen von Google nicht Schuld am Zusammenbruch sind.
Auf der IAA heißt es Autoindustrie gegen Tech-Giganten
Noch kurz vor Beginn der IAA sagte Krüger, der mögliche Eintritt neuer Wettbewerber wie Google und Apple werde die Automobilindustrie stark verändern. Die Digitalisierung werde die Branche umkrempeln – „mehr als wir uns das heute möglicherweise vorstellen können." Für Führungskräfte und Mitarbeiter bedeute dies: „Wir müssen an vielen Stellen schneller werden."
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BNP Paribas präsentiert: „Rendezvous mit Harry" vom 14.09.2015
„Bärische Flagge", „Stumpfe Winkel". Top-Trader Harry Weygand sieht die Märkte derzeit in einer „Schockstarre". Dazu kommt natürlich die Zurückhaltung aufgrund der bevorstehenden Fed-Entscheidung am Donnerstag. Auch special guestRocco Gräfe, der nach Monaten mal wieder in der Sendung „Rendezvous mit Harry" teilnahm, bleibt skeptisch. Dazu zogen die beiden auch den US-Volatilitätsindex VIX hervor.
Aber, wie meinte ein Teilnehmer: „Man kann ja auch mit Short-Produkten Gewinne machen." „Short", so das Motto von Rocco auch bei der Aktie von Continental. Während Apple schon wieder interessant sein kann. Im Vorfeld der Zins-Entscheidung stand auch der Wechselkurs Euro/Dollar im Blickpunkt. Kommt es zu einer Entscheidung, könnte dies starke Auswirkungen auf den Dollar haben. Die Sendung „Rendezvous mit Harry" wurde wie immer moderiert von Volker Meinel.
Wer die Sendung noch einmal hören und sehen möchte, einfach ab Dienstagnachmittag hier klicken. Die nächste Sendung von „Rendezvous mit Harry“ findet am Montag, 21. September, wie immer um 19 Uhr statt.
Die Stars der IAA heißen Bordcomputer und App
Obwohl Google & Co. gar nicht auf der IAA vertreten sind, stehen sie doch mehr als im Mittelpunkt der weltgrößten Leitmesse. So haben die Veranstalter dem Thema „Datenvernetzte Welt" eine eigene Halle gewidmet. Die Stars sind nicht mehr Karosserie und Motorleistung, sondern der Bordcomputer und die App.
Machte die Elektronik bisher nur etwas mehr als 30% der Wertschöpfung eines Autos aus, steigt dieser Wert unaufhörlich. Das Verhältnis könnte sich durchaus umkehren, denn im vernetzten und autonom fahrenden Auto spielen Software und Sensoren eine immer entscheidendere Rolle. Die Angst geht bei den Autobauern um, dass Sie schon bald nur noch als Hardware-Lieferanten dienen.
Diese Angst ist meiner Meinung nach nicht ganz unbegründet. Google arbeitet bereits seit über sechs Jahren an selbstfahrenden Autos. Obwohl Google mit den Worten „Google ist ein Partner der Automobilindustrie", immer wieder betont, keine Autos bauen zu wollen, zeigt die Praxis etwas anderes:
2 Gründe, warum Google es mit seinem selbstfahrenden Auto ernst meint
Erstens wurde bekannt, dass Google anstatt wie geplant nur ein paar Dutzend, ein paar Hundert autonome Fahrzeuge bauen will. Diese Autos möchte Google dann auch außerhalb von Kalifornien einsetzen.
Noch darf das bisherige Google-Auto zwar nicht schneller als 25 Meilen pro Stunde fahren, weil dafür kein Crashtest und somit teure Sicherheitsentwicklung in den USA notwendig sind, aber auch das kann sich schnell ändern.
Zweitens wurde John Krafcik gerade zum CEO des Google Auto-Projekts ernannt. John Krafcik ist ein echter Auto-Veteran. Er arbeitete lange Zeit als Ingenieur bei Ford und leitete fünf Jahre lang sehr erfolgreich den US-Markt für Hyundai. Diese Berufung zeigt, wie ernst es Google mit dem Auto-Projekt ist. Vielleicht wird dieser Geschäftsbereich schon bald als eigenständiges Unternehmen ausgegliedert.
Doch auch die anderen Tech-Giganten stehen in den Startlöchern und wollen selbstfahrende Autos auf den Markt bringen. Die Experten sind sich einig: Alle, die verstehen wie Vernetzung funktioniert, werden zu potentiellen neuen Konkurrenten. Die Autoindustrie muss sich also warm anziehen. Ich bin gespannt, wer am Ende das Rennen macht.
Die Hightech-Giganten sind meine erste Wahl
Und da kommt mir noch eine andere Frage in den Sinn: Warum sollte zum Beispiel das reichste Unternehmen der Welt nicht ein bisschen Geld in die Hand nehmen und sich einfach einen Autobauer kaufen?
In welche Hightech-Giganten Sie jetzt noch einsteigen sollten, erfahren Sie in meiner heute erscheinenden 100%-DEPOT-Ausgabe. Jetzt für 3 Monate zum Sparpreis von 79 Euro (anstatt 199 Euro) bestellen.
Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche.
Herzliche Grüße
Ihr
Dieter Wendt
Chefredakteur 100%-DEPOT
PS: Übrigens sind Menschen die schwierigste Variable für die Google Cars, denn sie halten sich nicht immer an die Verkehrsregeln. Das lässt den Schluss zu, dass ein computergesteuertes Auto nur in einer Welt unter seinesgleichen perfekt funktioniert: einem vollkommen automatisierten Verkehr. Wir können uns bald selbst ein Bild davon machen. Alles weitere zu den Highlights der IAA lesen Sie morgen ausführlich hier im BÖRSEN-SPIEGELdaily.
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