Börse, Wirtschaft, Lifestyle - Was Anleger & Börsenprofis bewegt
Ausgabe vom 19. August 2015
- Das Innovationsfieber grassiert weltweit – Welche Megatrends kommen auf uns zu und wer profitiert davon?
- Zitat der Woche
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
was haben Axel Springer, ProSiebenSat1., Google und Tesla Motors gemeinsam? Nun, sicher nicht die Branche, aber etwas ganz Entscheidendes: Innovationswillen! Und dazu fehlt es in keinem der genannten Unternehmen an guten und gewinnbringenden Ideen.
Noch nie war das Umfeld für bahnbrechende Innovationen besser
So haben sich die beiden deutschen Medienkonzerne gerade zusammengetan, zunächst nur um gemeinsam an die Ticketbörse zu gehen… Sie übernehmen jeweils 20% an der Online-Ticketbörse myticket.de. Gezahlt wird nicht mit Geld, sondern mit Platz für Werbespots. So darf der Konzertticket-Anbieter myticket in den Programmen von ProSiebenSat.1 kostenlos Werbung schalten und sich bei Springer im BILD-Zeitungsformat präsentieren (auf bild.de).
Über die innovative Neugründung der Google-Dachgesellschaft Alphabet, die dazu angetan ist, nicht nur die Strukturen der Internet-Branche zu revolutionieren, habe ich Ihnen am Montag an dieser Stelle ausführlich berichtet. Und Tesla Motors mit seinen bahnbrechenden Vorstößen in Sachen Elektroauto hat meine Kollegin Cindy Ullmann gestern hier für Sie unter die Lupe genommen. Das Umfeld für Innovationen ist derzeit optimal, dennoch bringt der Fortschritt bisweilen auch für den einen oder anderen Nachteile mit sich.
Fortschritt hat auch Schattenseiten
Zunächst einmal darf man nicht ausblenden, dass mit fortschreitender Digitalisierung der Wirtschaft auch die Produktivität in vielen Teilen der Erde sinkt. Einige Branchen hat der technische Fortschritt besonders hart getroffen.
Beispiel Musikindustrie: Die Möglichkeit, Songs und Alben übers Internet herunter zuladen, läutete den Untergang im Geschäft mit CDs und Blu-rays ein. Die Filmszene ächzt unter dem Streaming- Anbieter Netflix, die Verlagsbranche kämpft gegen den E-Book-Boom und die Telekomanbieter verlieren Kunden an Skype und WhatsApp.
Der Gewinn liegt darin, den Fortschritt nicht zu verschlafen
Die Liste ließe sich durchaus fortsetzen. Aber unter dem Strich gibt es weit mehr Gewinner, vor allem wenn die Vertreter der betroffenen Branchen sich den wachsenden Veränderungen anpassen und nach neuen Wegen suchen.
Wird die Online-Wohnbörse AirBnB zum Problem für die Hotelbranche, verlieren Stellenmärkte Kunden an LinkedIn oder die Kameraindustrie an Apple & Co. mit ihren hervorragenden Smartphone-Kameras, so sind diese wiederum eindeutig Profiteure des technischen Fortschritts.
Fakt ist, dass die kommenden Megatrends aus der Hochtechnologie die Wirtschaft neu aufstellen und dabei alte Strukturen und Technologien konsequent vernichten werden. Innovationen wie das selbstfahrende Auto, fliegende Paketdrohnen, intelligente Datenverarbeitung, Biosimilars oder die Herstellung von Flüssiggas – der große Energiespender der Zukunft - sprechen für sich. Die größten Gewinner sind aber laut Experteneinschätzungen vor allem wir Verbraucher.
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BNP Paribas präsentierte: „Rendezvous mit Harry“ vom 17.08.2015
Im Zeichen Chinas stand am Montag die Sendung „Rendezvous mit Harry". Neben Top-Trader Harry Weygand und Moderator Volker Meinel war auch Grégoire Toublanc von BNP Paribas wieder mit dabei. Einer ausführlichen Analyse zum DAX folgte ein Blick auf den EuroStoxx50. Außerdem wurde Harrys Trade aus der vorherigen Sendung (Unlimited Long auf SAP) verfolgt und dabei die SAP-Aktie analysiert. Aus dem DAX auch interessant der starke Kursverfall der RWE-Aktie. Harry sieht hier kein Halten. Auf der Suche nach dem Boden ist der Experte auch seit Wochen beim Ölpreis WTI.
Wer die Sendung noch einmal hören und sehen möchte, einfach ab Dienstagnachmittag hier klicken. Die nächste Sendung von „Rendezvous mit Harry" findet am Montag, 24. August, natürlich wieder um 19 Uhr statt.
Wir Verbraucher sind die größten Profiteure der neuen Megatrends
So schätzt der Ökonom und Yale-Professor William Nordhaus, dass der Wohlfahrtsnutzen aus den US-Innovationen zwischen 1948 und 2001 nur zu 3,7% bei den Unternehmen hängenblieb. Der große Rest von mehr als 96% kam den Konsumenten zugute – in Form besserer Produkte, größerer Auswahl und niedrigerer Kosten.
Eigentlich sind wir ja auch schon mittendrin: Fliegende Kameras, führerlose Autos, maschinelle Entscheider – alles längst keine ferne Zukunftsmusik mehr, denn Innovationen verbreiten sich immer schneller.
Innovationen nehmen rasendes Tempo auf und treiben sich gegenseitig an
Brauchte die Elektrizität einst fast 50 Jahre, um ein Viertel der US-Bevölkerung zu erreichen, benötigte der PC nicht mal 15 Jahre dazu. Bei Facebook war es nur noch ein Drittel dieser Zeit. Der Fall des Eisernen Vorhangs, die Öffnung Chinas, sinkende Reisekosten, höhere Bildungsstandards und der Beginn des Internet- und Smartphone-Zeitalters – all das trug dazu bei, dass sich Menschen vernetzten und integrierten.
Ende 2015 werden 43% der Menschen online sein – gegenüber 6,5% noch in 2000. Laut Experten wird die Zahl der Kontakte via Smartphone in den kommenden sechs Jahren um das Dreifache auf 6 Mrd. Menschen steigen. Und mehr Kontakte bedeuten neue Märkte, mehr Hilfsprogramme, mehr Intelligenz, die freigesetzt und genutzt werden kann – alles Treiber, die den Wettlauf um die nächste Innovation anheizen.
Das Datenaufkommen wird sich künftig laut Spezialisteneinschätzung alle 18 Monate verdoppeln! Ein gigantischer Pool an Informationen, der Unternehmen die Möglichkeit eröffnet, frühzeitig zu erkennen, ob Produkte und Services funktionieren oder korrigiert werden müssen. Ein Riesen-Markt also für die Technologiebranche, die derzeit denkbar günstige Voraussetzungen für Neuentwicklungen hat, denn auch die Kosten für Innovationen sinken.
Kosten für Innovationen sinken
Der Preis etwa für Computer-Power ist seit Jahren auf dem Rückmarsch. Aber erst die Erfindung der Cloud – das Buchen von Software aus dem Web – revolutionierte den Markt. Experten rechnen vor, dass sich der Preis für Cloud-Lösungen seit 2006 alle drei Jahre halbierte. Damit wird das Internet für Unternehmen zum günstigen Vertriebs- und Marketingkanal.
Der Kurznachrichtendienst WhatsApp, den Facebook letztes Jahr für eine spektakuläre Summe aufgekauft hat, macht´s vor: Er startete mit 250.000 Dollar in der Kasse und 55 Angestellten. Nach nur sechs Jahren am Markt hat die Facebook-Tochter 700 Mio. Kunden!
Mit diesen innovativen Eindrücken grüße ich Sie herzlich und kritisch zur Wochenmitte.
Ihre
Martina Bisdorf
PS: Außerdem steht immer mehr Finanzierungskapital zur Verfügung: Mit 59 Mrd. Dollar investierten die Kapitalgeber so viel wie seit der Dot.com-Ära nicht mehr!
Zitat der Woche
„Wenn wir ein paar Jahrhunderte zurück gingen, würde uns das, was wir heute als selbstverständlich betrachten, vorkommen wie Magie – sich über große Entfernungen hinweg unterhalten zu können, Bilder zu verschicken, Fliegen, auf riesige Datenvolumen zugreifen zu können. All dies hätte man vor einigen hundert Jahren als Wunder bezeichnet.“
Elon Musk, Gründer und Chef von Tesla Motors
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