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Ausgabe vom 22. Juli 2015
- Betreuungsgeld ade – Wohin mit den Millionen?
- Zitat der Woche
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
seit gestern ist es amtlich: Das Betreuungsgeld ist laut Bundesverfassungsgericht verfassungswidrig und nichtig. Die trockene Argumentation aus Karlsruhe, die eigentlich von vornherein bekannt war: Der Bund habe nicht die Kompetenz für das 2013 eingeführte Gesetz gehabt. Jetzt sind also die Länder gefragt. Bei aller Aufregung, die sich rund um Horst Seehofer (CSU) breit macht, der „seine Errungenschaft für die Familien“ unbedingt beibehalten will, muss ich mich hier einmal als Frau und Mutter zum Thema äußern.
Vorweg will ich allerdings noch sagen, dass ich während meiner Elternzeit vor rund zwanzig Jahren weder in den Genuss von Betreuungsgeld noch in den einer einigermaßen vernünftigen Infrastruktur mit Kitas gekommen bin. Unser Kindergarten hatte damals von 9 bis 12 Uhr geöffnet! Deshalb gehöre ich zu den „Pionieren“ des Home-Office, das es mir, wie vielen anderen Müttern – und heute Gott sei Dank auch Vätern! – ermöglichte, wenigstens in einem gewissen Rahmen arbeiten zu können.
Die Schnapsidee mit dem Taschengeld
Meiner Meinung nach war der Ansatz, ein Betreuungsgeld von 150 Euro zu zahlen, dafür dass sich eine Frau bereit erklärt, eine für die Gesellschaft so wichtige Aufgabe zu übernehmen, ein Kind zu erziehen und dafür auf den lückenlosen Anschluss im Job verzichtet, sowieso eine Schnapsidee.
Denn, wo bitte ist da die Wahlfreiheit zwischen Kinderbetreuung und Job, wenn ich mit einem kleinen Taschengeld abgespeist werde? Eine echte Alternative war das nie. Böse Zungen behaupten ja, dass unser Staat das Betreuungsgeld seinerzeit nur eingeführt hat, um dem Dilemma zu entgehen, die rechtlich zugesicherten Kita-Plätze bis Sommer 2013 nicht anbieten zu können. Und so kam es ja dann auch. Etliche Familien blieben auf der Strecke und bekamen keinen Krippenplatz – dafür aber die „Herdprämie“.
150 Euro oder Anschluss im Job – Wo ist hier die Wahlfreiheit?
Heute, wo ich selbst zwei erwachsene Töchter habe, auf die das Thema Kinderbetreuung wahrscheinlich irgendwann auch einmal zukommen wird, bin ich froh, dass die Infrastruktur so weit fortgeschritten ist, dass die jungen Frauen auch mit Kindern zumindest in Teilzeit weiterarbeiten können, insbesondere um den Anschluss an den Job nicht zu verlieren.
Und wie mir meine jüngeren Kolleginnen hier in der Redaktion bestätigen, geht es schließlich auch darum, während der Kindererziehungsphase mal rauszukommen und Sozialkontakte auf einer anderen Ebene und mit ganz anderen Themen zu pflegen. Das erfrischt den Geist und das Gemüt, um für die Kinder dann wieder genügend Energie und Geduld zu haben.
Jede Entscheidung verdient Hochachtung
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe Hochachtung vor jeder Frau – oder jedem Mann, die/der sich bewusst dafür entscheidet, sich in den ersten Jahren ausschließlich den Kindern zu widmen. Ich habe es schließlich selbst so gemacht. Und ich sage Ihnen, das ist ein stressiger Fulltime-Job. Diese Entscheidung ist sehr mutig und ich finde es ganz und gar Fehl am Platz, dass sich eine Mutter in der heutigen Zeit dafür rechtfertigen muss. Der Wettkampf zwischen „Rabenmutter“ und „Heimchen am Herd“ sollte nun endgültig der Vergangenheit angehören.
Hier gibt es keine falsche Entscheidung, sie muss nur passen. Und das ist sehr individuell, jede Familie ist anders aufgestellt, ganz abgesehen von Alleinerziehenden, die in unserem „modernen“ Land leider nach wie vor das Nachsehen haben. Traurig!
Und genau hier sollte die Politik ansetzen: Wo ist die echte Alternative zum Geldverdienen? Nicht der 150-Euro-Alibi-Betrag, sondern vielleicht eine 450-Euro-Lösung, ähnlich wie beim Minijob, wäre vielleicht ein brauchbarer Ansatz. Und das ist noch tief gegriffen für die Arbeit die man in der Kindererziehung rund um die Uhr leistet.
Fazit: Man braucht dem Betreuungsgeld nicht nachzuweinen
Um die 150 Euro ist es somit nicht schade. Nun muss man aber aufpassen, dass das Geld nicht im Haushalt des Bundesfinanzministers versickert, sondern sinnvoll verwendet wird, sei es für den Ausbau von weiteren Kita-Plätzen oder zur echten Entlastung von Familien, die sich dafür entscheiden, die Kinderbetreuung selbst zu übernehmen.
Der Städte- und Gemeindebund fordert, das Geld müsse in den Ausbau von Kindertagesstätten gesteckt werden. Dort werde der Bedarf steigen, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung. Auch Bildungsökonomen wollen nicht, dass nach dem Stopp die Millionen einfach im Bundeshaushalt verdunsten. Katharina Spieß vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung ist der Meinung, dass die Mittel, die jetzt frei werden, für die Steigerung der Qualität der Kitas verwendet werden sollen. „Mehr Erzieher, bessere Fortbildungen, einheitliche pädagogische Standards“, so führt Spieß ihre Wünsche aus.
Wohin mit den frei gewordenen Mitteln?
Wie auch immer, das Geld wird schon Kanäle finden, in die es fließt, jedoch hoffentlich nicht versickert. Bekanntermaßen mahlen die Mühlen der Politik langsam. Wie schön wäre es, wenn sich die Politiker ein Beispiel nehmen würden an etlichen soliden Unternehmen, die die Sache mit der Kinderbetreuung längst selbst in die Hand genommen haben, um das Potenzial ihrer jungen Mitarbeiterinnen nicht versauern zu lassen.
Dazu gab es vor ziemlich genau einem Jahr eine Umfrage des DIHK (Deutscher Industrie- und Handelskammertag) der zufolge die meisten Unternehmen der Meinung waren, das staatliche Angebot für Kinderbetreuung reiche nicht aus, sodass man den Arbeitnehmern selbst unter die Arme greifen wolle. So wundert es mich nicht, dass die Vorreiter hier wieder einmal namhafte Unternehmen sind, darunter viele börsennotierte.
Unternehmen setzen auf ihre Mitarbeiterfamilien – Und unterstützen sie tatkräftig
Ein positives Beispiel ist unser BÖRSEN-SPIEGEL-Musterdepotwert BASF mit seinem Zentrum für Work-Life-Management LuMit. Unter dem Logo LuKids bietet der Ludwigshafener Chemiekonzern 250 Betreuungsplätze für Kinder im Alter von 6 Monaten bis 3 Jahre mit flexiblen Öffnungszeiten und variablen Betreuungskontingenten an. Und nicht nur das, das Unternehmen setzt auch auf frühkindliche Förderung. Es gibt ein Bildungskonzept mit Kunst und Musik, Bewegung und Wahrnehmung sowie bilingualer Erziehung (deutsch-englisch).
Das ist nur ein Beispiel von vielen, an dem sich zeigt, dass nachhaltiges, zukunftsorientiertes unternehmerisches Denken politische Maßnahmen um Längen schlägt. Genauso ist das auch mit der Kapitalanlage. Auch hier ist man am besten beraten, wenn man auf solide Unternehmen mit weitsichtigem Management setzt. Haben Sie Anteil an deren Aufschwung - in Form von Aktien!
Setzen auch Sie auf die Weitsicht solider Unternehmen
Wenn Ihnen das zu unsicher, zu unüberschaubar oder zu mühsam ist, können Sie auch über einen Fonds, der vorwiegend auf die besten Unternehmen der Welt setzt, am Erfolg dieser Gewinnbringer teilhaben.
Auf der soliden Seite sind Sie hier mit unserem Multi-Asset-Fonds MS Global One, auf den seit seiner Initiierung Ende letzten Jahres schon zahlreiche unserer Leser gesetzt haben. Und es kommen gerade jetzt, wo der Markt so unberechenbar scheint, immer mehr dazu, die auf die erfahrenen Börsenexperten und Fonds-Initiatoren Jürgen Schmitt und Cliff Michel vertrauen.
Rufen Sie uns an (0661 480 499 0) oder schreiben Sie uns eine E-Mail an Martina.Bisdorf@boersenspiegel.com, um etwas über unsere momentan günstigen Sonderkonditionen zum Einstieg in den MS Global One zu erfahren.
Außerdem bin ich gespannt auf Ihre Meinung zum Thema Betreuungsgeld. Ich freue mich auf Ihre E-Mail mit Ihrer Meinung und Ihren Erfahrungen dazu.
Es grüßt Sie herzlich und kritisch zur Wochenmitte
Ihre
Martina Bisdorf
PS: Ein Thema, das der Wirtschaft derzeit unter den Nägeln brennt, ist die Beendigung des Atomstreits mit dem Iran, woraus immense Möglichkeiten für die westliche Exportwirtschaft zu wachsen scheinen. Aber, ist dem wirklich so? Erfahren Sie mehr darüber in der morgigen Ausgabe des BÖRSEN-SPIEGELdaily, in dem ich Ihnen einen interessanten Pressespiegel zum Thema zusammenstellen werde.
Zitat der Woche
„Alle beteiligten Politiker hätten damit rechnen können, dass das Betreuungsgeld in Karlsruhe landet.“
Prof. Dr. Joachim Wieland, Juraprofessor Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften, Speyer
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