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Ausgabe vom 09. April 2015


  • Pressespiegel: Der griechischen Tragödie zweiter Akt
     



 


Pressespiegel:
Der griechischen Tragödie zweiter Akt
  




 

von Martina Bisdorf
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

mein Kollege, der renommierte Börsenanalyst Marcus Neugebauer, äußerte in einem gemeinsamen Gespräch gestern, dass ein möglicher Grexit (Austritt Griechenlands aus der europäischen Gemeinschaftswährung) für ihn keinesfalls ein Horrorszenario sei. Die Medien würden zwar predigen, dass uns dieser Austritt extrem teuer käme, was sicher nicht ganz von der Hand zu weisen sei. Dennoch sieht er bei dieser Variante einen entscheidenden Vorteil, nämlich dass die Handlungsfähigkeit und Reputation der Europäischen Gemeinschaft enorm gestärkt würden.

Diese Überlegung hat mich nachdenklich gestimmt. Denn Herr Neugebauer ist nicht allein mit seiner Meinung. Selbst Starinvestor Warren Buffet hat sich diesbezüglich ähnlich geäußert. Auch er hält inzwischen den Austritt der Hellenen aus der europäischen Währungsgemeinschaft für denkbar und sogar positiv besetzt.


Durchatmen oder Vorhang auf zum zweiten Akt?

Nun, heute haben zwar die Politiker erst einmal aufgeatmet, allen voran der Präsident des EU-Parlaments Martin Schulz, und sich erleichtert über das gestrige Treffen Tsipras-Putin gezeigt. Außer einer engeren Zusammenarbeit in Sachen Energieversorgung ist ja nicht allzu viel dabei herausgekommen. Aber, wer hätte auch erwartet, dass Vladimir Putin den Geldbeutel für seine „griechischen Freunde“ locker macht? Ihm steht ja selbst das Wasser bis zum Hals. Und wo kein Geld fließt, da ist das so eine Sache mit der politischen Freundschaft…

Lesen Sie hier, was die Experten renommierter Finanzpublikationen dazu meinen.


Das meinen die Experten:

Handelsblatt
Vom 09. April 2015

Kurzes Durchatmen in Griechenland-Krise

„Kurzes Durchatmen in Griechenland und bei seinen Geldgebern: Am Donnerstag hat Athen nach Regierungsangaben fristgemäß einen Kredit von rund 450 Mio. Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückgezahlt. Kreise des Finanzministeriums bestätigten am Vormittag gegenüber der halbamtlichen griechischen Nachrichtenagentur ANA-MPA, das Geld sei an den IWF überwiesen worden. Wäre dies nicht erfolgt, wäre das Euro-Krisenland als bankrott eingestuft worden. Offen ist, wie lange das Geld in Athen noch reicht. Ohne rasche Hilfen droht schon bald die Staatspleite. Die Geldgeber von Europäischer Zentralbank (EZB), EU-Kommission und IWF verlangen eine umfassende Reformliste. Erst wenn es mit Griechenland eine Einigung auf eine solche Liste gibt, können blockierte und von Athen dringend benötigte Hilfen von 7,2 Mrd. Euro fließen. Staatsminister Alekos Flambouraris erklärte am Donnerstag im griechischen Fernsehen, seine Regierung wolle die Verhandlungen mit Experten der Geldgeber bis zum 24. April abschließen. An dem Tag kommen die Euro-Finanzminister zu einem schon länger geplanten Treffen im lettischen Riga zusammen. Die konservative Athener Zeitung Kathimerini berichtete am Donnerstag von einem Ultimatum der Geldgeber an Athen, die konkrete Reformliste müsse vor dem 24. April fertig sein. Der griechische Vertreter in der Arbeitsgruppe der Eurogruppe (Eurogroup Working Group), Nikos Theocharakis, habe seinen Kollegen am Mittwoch gesagt, Athen habe noch Geld bis zum 24. April.“

BÖRSEN-SPIEGEL
Vom 06. April 2015

Griechenlands Verhalten spielt für die Märkte keine große Rolle

„Die Meldung des Tages kommt wieder einmal aus Griechenland. Das Euro-Land, das sich am Rande der Zahlungsunfähigkeit bewegt, spricht nun offen darüber, von Deutschland Reparationsforderungen in Höhe von rund 280 Mrd. Euro zu fordern. Gleichzeitig reist der neue griechische Regierungs-Chef Tsipras nach Russland und droht unterschwellig damit, notfalls auch Hilfe von Putin in Anspruch zu nehmen. Sogar von Neuwahlen ist inzwischen die Rede, um den Europäern endgültig zu beweisen, dass das griechische Volk den aus meiner Sicht völlig irren Kurs der amtierenden Regierung stützt. Wie lange will sich das Brüssel eigentlich noch gefallen lassen? Inzwischen hat sich übrigens sogar auch Warren Buffett zu der ,griechischen Tragödie‘ zu Wort gemeldet und einen immer wahrscheinlicheren Grexit eher als positiv für den Euro bewertet. Die wahren Schuldigen des ganzen Dramas, die superreichen Griechen, sind ohnehin völlig entspannt. Sie haben ihre Vermögenswerte längst im Ausland und bereiten sich auf die verbilligte Einkaufstour nach der Wiedereinführung der Drachme vor. Ob Griechenland doch noch einlenkt und sich zu Reformen durchringt oder nicht, spielt für die Marktteilnehmer offensichtlich keine große Rolle mehr. Die Risiken erscheinen inzwischen überschaubar und systemtechnisch auch in den Griff zu bekommen.“

WirtschaftsWoche online
Vom 09. April 2015

Woher haben die klammen Griechen das Geld für die Rückzahlung?

„Griechenland hat große Finanzprobleme. Das Land sitzt auf gewaltigen Schulden und steht vor der Pleite. Seinen Zahlungsverpflichtungen kann das Land seit 2010 nur mit Hilfskrediten und Garantien des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Euro-Partner nachkommen. Die bisherigen Hilfen für Griechenland belaufen sich auf 240 Mrd. Euro, etwa 55 Mrd. Euro entfallen auf Deutschland. Der Schuldenberg des Landes beträgt 320 Mrd. Euro. Weil die Griechen Reformversprechen zum wiederholten Male nicht eingehalten haben, liegen fest eingeplante Anschlusskredite auf Eis. Die Euro-Partner und der IWF haben Auszahlungen von 7,2 Mrd. Euro gestoppt, weil die angeforderte Reformliste aus Athen als nicht ausreichend angesehen wurde. Griechenland hat sich deshalb am Mittwochnachmittag am Finanzmarkt 1,1 Mrd. Euro beschafft und damit seine Finanznöte etwas gelindert. Das Land begab kurzlaufende Staatspapiere (T-Bills) mit einer Laufzeit von sechs Monaten. Vize-Finanzminister Dimitris Mardas sprach dennoch von einer ,erfolgreichen Emission‘. Inländische Investoren hätten das gesamte Ausgabevolumen übernommen. Es ist immens wichtig, dass Griechenland den IWF-Kredit bedient. Eine Verzögerung wäre als teilweiser Zahlungsausfall gewertet worden und hätte das Land endgültig in die Pleite rutschen lassen können. Das Bedrohungsszenario aber bleibt. Noch in diesem Monat muss das Krisenland weitere rund 2,4 Mrd. Euro an auslaufenden Kurzfrist-Krediten zurückzahlen beziehungsweise ersetzen, am 1. und 12. Mai müssen beim IWF weitere Kredite über 195 Mio. bzw. 746 Mio. Euro abgelöst werden. Dies wird wohl wieder mit T-Bills versucht. T-Bills sind momentan die einzige Quelle, aus der sich der griechische Staat finanzieren kann. Ruhe in Griechenland dürfte nur einkehren, wenn Europa und der IWF die Tranchen aus dem aktuellen Rettungspaket freigeben - und perspektivisch einem dritten Hilfspaket zustimmen. Das aber ist - aus guten Gründen - ungewisser denn je.“


Das Vabanquespiel geht weiter

Eines muss man dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras zugute halten: Er hat seine Bindung an die EU nicht an Russland „verraten“. Das ist wohl auch besser für ihn, denn vielleicht finden ja EU und Griechenland doch noch einen Ausweg aus der Krise. Das Ganze bleibt aber ein Vabanquespiel.

Immerhin hat die Regierung aus Athen nun eine Reformliste vorgelegt und die Europäische Zentralbank ließ heute abermals verlauten, dass ein Austritt Athens aus dem Euro keine Option sei. Außerdem haben die Griechen laut Medienberichten heute die 450 Mio. Euro für einen IWF-Kredit fristgerecht zurückbezahlt. Es bleibt also, auch im zweiten Akt der griechischen Tragödie – nach dem Kreml-Besuch, spannend.

Herzliche Grüße

Ihre
Martina Bisdorf

PS: Wenn Sie wissen wollen, was BÖRSEN-SPIEGEL-Chefredakteur Jürgen Schmitt,
dessen Kommentar zur Griechenland-Krise Sie hier lesen konnten, sonst noch über die Marktlage denkt und welche Handlungsweise er Ihnen aufgrund dessen empfiehlt, dann testen Sie unseren Börsendigest BÖRSEN-SPIEGEL mit dem Schnupperabo. Die wöchentliche Lektüre lohnt sich!





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