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Ausgabe vom 05. Februar 2015
- Pressespiegel: Mindestlohn – Konjunkturtreiber oder Unternehmensbremse?
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Pressespiegel: Mindestlohn – Konjunkturtreiber oder Unternehmensbremse?
von Martina Bisdorf
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL Like Follow
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
heute lege ich einen Informationstag für Sie ein, damit wir uns hier einmal mit einem Thema beschäftigen können, das bei den aktuellen Krisenszenarien rund um Griechenland und die Ukraine völlig in den Hintergrund getreten ist, aber dennoch Auswirkungen auf unsere heimischen Märkte hat: Der Mindestlohn – Seit 01. Januar dieses Jahres wurde er in Deutschland flächendeckend eingeführt. Hier und da gab es auch Meinungsäußerungen dazu. Über mögliche Auswirkungen zeigte man sich bisher verhalten. Nicht zuletzt eben deswegen, weil einfach andere Themen die Wirtschafts- und Finanznachrichten dominieren.
Hier die nüchternen Fakten: Die Höhe des Mindestlohns beträgt ab dem 01. Januar 2015 brutto 8,50 Euro je Zeitstunde. Die Höhe des Mindestlohns kann auf Vorschlag der Mindestlohnkommission durch Rechtsverordnung der Bundesregierung geändert werden. Vereinbarungen, die den Anspruch auf Mindestlohn unterschreiten oder seine Geltendmachung beschränken oder ausschließen, sind unwirksam. Der Mindestlohn gilt auch für geringfügig Beschäftigte (450-Euro-Job).
Wo Branchenverträge repräsentativer Tarifpartner existieren, die weniger als 8,50 Euro vorsehen, bleiben diese nach wie vor gültig. Ab dem 01. Januar 2017 müssen dann abweichende Regelungen in diesem Sinne mindestens ein Entgelt von brutto 8,50 Euro je Zeitstunde vorsehen. Höhere Branchenmindestlöhne gehen immer vor. Die Ausnahmen: Praktikanten, Kinder und Jugendliche ohne abgeschlossene Berufsausbildung, Auszubildende, ehrenamtlich Tätige, Langzeitarbeitslose, Zeitungszusteller, Saisonarbeiter und Erntehelfer; grundsätzlich alle kurzfristig Beschäftigten.
Das meinen die Experten:
Focus Online
Vom 03. Februar 2015
Mindestlohn verhindert Rückgang der Schattenwirtschaft
„Der seit Januar geltende Mindestlohn erhöht die Schattenwirtschaft in Deutschland einer Studie zufolge in diesem Jahr um 1,5 Mrd. Euro - und verhindert so erstmals seit Jahren einen weiteren Rückgang von Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung. Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) bleibt daher unverändert bei 12,2%, wie aus einer veröffentlichten Studie des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) und der Universität Linz hervorgeht. Demnach war der Wert hierzulande mit Ausnahme des Krisenjahrs 2009 bisher seit Jahren rückläufig.,Die aktuelle Entwicklung ist auch durch den Mindestlohn bedingt‘, erklärte IAW-Direktor Bernhard Boockmann. Für sich genommen hätten die robuste Konjunktur und Lage auf dem Arbeitsmarkt laut der Prognose für einen Rückgang der Schattenwirtschaft gesorgt. Mit dem Begriff werden sowohl Schwarzarbeit als auch illegale Beschäftigung und kriminelle Aktivitäten wie Hehlerei und Betrug bezeichnet. Nach Schätzung der Experten dürfte tatsächlich aber nur ein vergleichsweise kleiner Teil des Minimallohns durch Schwarzarbeit umgangen werden. Denn die notwendigen Lohnsteigerungen in den dafür typischen Branchen liegen den Fachleuten zufolge insgesamt bei etwa 7 Mrd. Euro. Der erwartete Anstieg der Schattenwirtschaft von 1,5 Mrd. Euro durch den Mindestlohn ist wesentlich geringer.“
Fuchs-Briefe
Vom 29. Januar 2015
Löhne treiben Preise
„Die deutsche Wirtschaft wird zur Inflationslokomotive im Euro-Raum und erleichtert der EZB die Arbeit. EZB-Chef Mario Draghi kommt die Preisentwicklung in Deutschland wie gerufen. Denn ohne einen Preisanstieg in der größten Volkswirtschaft Europas wäre die gewünschte Zielmarke von 2% in der Eurozone 2015/16 ohnehin unerreichbar. Die deutsche Arbeitsmarktpolitik hilft beim Ankurbeln der Inflation. Den größten Effekt hat die Einführung des flächendeckenden Mindestlohns von 8,50 Euro je Stunde. Diese neue Lohnuntergrenze gibt vor allem den binnenorientierten Dienstleistungen einen Preisschub. Das Bundeswirtschaftsministerium kommentiert: ,Die Preise für Dienstleistungen steigen stärker als der Verbraucherpreisindex.‘ Die Löhne sind der größte Preistreiber. Sie sollen laut Bundesregierung je Arbeitnehmer um 3,2% nach 2,7% (2014) und 2,1% (2013) zulegen. Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte wächst beschleunigt um 2,7% nach 2,2% und damit stärker als der Durchschnitt zwischen 2000 und 2014 mit 2%.“
Handelsblatt
Vom 05. Februar 2015
Mindestlohn ja, aber nicht so
„Nach diesem Motto soll Arbeitsministerin Nahles die Regeln völlig umbauen, fordert die Union. Eine Umfrage stützt die Kritik. Selbst SPD-Wähler fürchten die Mindestlohn-Bürokratie. Mehr als vier von zehn Bundesbürgern (44%) sind davon überzeugt, dass der Mindestlohn die Bürokratie in kleinen und mittleren Unternehmen vergrößern wird. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Insa im Auftrag mittelständische Wirtschaft (BVMW), die am Donnerstag veröffentlicht wird und dem Handelsblatt (Online-Ausgabe) vorab vorlag. Noch deutlicher fällt das Ergebnis beim Blick auf die Anhängerschaft der Koalitionsparteien aus. 53% der Unions-Wähler und 42% der SPD-Wähler erwarten demnach durch den Mindestlohn mehr Bürokratie im Mittelstand. Viele Bundesbürger erwarten auch negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. So befürchtet mehr als ein Drittel der 2.013 Befragten (36%), dass ein gleicher Mindestlohn über alle Branchen und Regionen hinweg Arbeitsplätze gefährdet. Vor allem Befragte zwischen 25 und 34 Jahren (41%) sehen diese Gefahr. Auch bei den Wählern von CDU/CSU (52%), AfD (51%) und FDP (47%) ist die Sorge vor Arbeitsplatzverlusten besonders groß.“
Inflationstreiber und Angstmacher zugleich
Erstaunlicherweise kann man aus diesen drei Expertenbeiträgen herauslesen, dass es auf Arbeitnehmerseite mehr Bedenken gegen den Mindestlohn gibt, als von Seiten der Wirtschaft, die die Lohnerhöhungen als Preistreiber sieht, der EZB-Chef Mario Draghi in die Karten spielt, um die Inflation voranzutreiben. Was sicher in der Realitität noch anzumerken ist, ist der hohe bürokratische Aufwand, der auf die Unternehmen zugekommen ist. Aber so ist das eben bei Neuerungen.
Wahrscheinlich regiert auch hier die Angst: Viele Menschen würden eher für weniger Geld arbeiten, als auf ihren Arbeitsplatz zu verzichten. Wie denken Sie über den Mindestlohn? Ihre Meinung interessiert mich wie immer unter: Martina.Bisdorf@boersenspiegel.com.
Mit diesen Eindrücken wünsche ich Ihnen einen schönen Tag.
Herzliche Grüße
Ihre
Martina Bisdorf
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