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Ausgabe vom 08. Januar 2015
- Internationaler Pressespiegel -
Rohölpreis auch anno 2015 im freien Fall
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Internationaler Pressespiegel -
Rohölpreis auch anno 2015 im freien Fall
von Martina Bisdorf
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL Like Follow
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
bevor ich heute darauf eingehe, wie die Experten den Ölpreisverfall für die Märkte werten, ist es mir ein Bedürfnis, im Namen unserer gesamten Redaktion unser Mitgefühl für die Opfer des Terroranschlags auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo sowie deren Angehörige auszudrücken.
Wir verurteilen diesen Anschlag auf das Schärfste. Die Meinungs- und Pressefreiheit ist ein zentrales Element der Demokratie und darf nicht erschüttert werden. Wir verneigen uns vor den 12 Todesopfern, unter denen sich zehn Redakteure und zwei Polizisten befinden, und erklären uns solidarisch mit allen Journalisten-Kollegen: „Nous sommes Charlie.“
Der Rohölpreis weiter im freien Fall – Was sind die Auswirkungen?
Bereits im vergangenen Jahr machte der frei fallende Rohölpreis jede Menge von sich reden. Was uns an der Tankstelle seit Wochen freut, macht einigen Unternehmen und Volkswirtschaften gehörig zu schaffen.
Lesen Sie hier, was die Experten von renommierten Finanzmagazinen rund um den Globus am Jahresbeginn zu diesem Thema zu sagen haben:
Das meinen die Experten rund um den Globus:
Platow Emerging Markets
Vom 08. Januar 2015
Öl verändert die Hackordnung in den Schwellenländern
„Wie der Westen, so teilen sich auch die Schwellenländer in Gewinner und Verlierer des fallenden Ölpreises auf. Vor allem die großen Energieimporteure werden gewinnen. Dazu zählen Indien und Indonesien, wie überhaupt Asien zusätzliche Wachstumseffekte erzielen sollte, denn die meisten Länder dieses Kontinents zählen zu den Nettokäufern von Öl. Selbst China, dessen Wachstumsaussichten für 2015 von den meisten Analysten etwas zurückgestuft wurde, dürfte nun unverhofft profitieren. Als einer der hungrigsten Öl- und Rohstoffimporteure verbilligt sich die Importrechnung für Peking ganz erheblich. Doch China gewinnt auch indirekt. Viele Abnehmer des Exportriesen China können für ihre Einkäufe mehr Geld locker machen. Wenn die Konsumenten vor allem in den westlichen Einkaufshochburgen in Kauflaune geraten, kommt dies zumeist auch den Unternehmen aus China zugute. Auf Länder wie Nigeria, Russland und Venezuela wirft der fallende Ölpreis jedoch tiefe Schatten. Ihre Devisenreserven schmelzen dahin. Große Teile des Überschusses kamen in den vergangenen Jahren durch das Öl in die Kasse. Damit ist es nun erst einmal vorbei. Die Haushalte geraten in Schieflage. Diese veränderte Lage innerhalb der EM (Emerging Markets; d. Red.), die beileibe keine Eintagsfliege sein wird, beeinflusst auch das Rating einzelner Staaten und Unternehmen und dadurch deren Chancen am Kapitalmarkt.“
The Wall Street Journal
Vom 06. Januar 2015
Ölpreis bestimmt die Märkte im Wesentlichen
(Aus dem Englischen übersetzt; die Red.)
„Der Ölpreisfall hat sich am Dienstag verschärft, bei US-Preisen, die erstmals seit fast sechs Jahren unter 50 Dollar pro Barrel schlossen. Das schürt Ängste, dass der Markt in absehbarer Zeit regelrecht mit dem Rohstoff überflutet wird. Der sechs Monate andauernde Ausverkauf im Ölmarkt hat im neuen Jahr einen weiteren Höhepunkt erreicht, mit einem Preisverfall um 10% seit dem 31. Dezember. Bis vor Kurzem wurde der Preisrückgang hauptsächlich durch das unerwartet starke US-Output angeheizt. Allerdings wächst bei vielen Investoren die Sorge, dass die Volkswirtschaften in Europa und Asien, die ohnehin ihren Kampf haben, weniger Rohstoff als erwartet brauchen, was die globale Schwemme noch verschlechtern könnte. Der tiefe Fall des Ölpreises ließ die Finanzmärkte erzittern. Viele Anleger stiegen aus Öl-Bonds und –Aktien aus. ‚Öl ist der Wert, der augenblicklich die Finanzmärkte im Wesentlichen bestimmt,‘ äußerte Jeffrey Sherman, Porfolio-Manager bei DoubleLine Capital LP. ‚Dadurch realisiert der Markt besonders, dass sich das globale Wachstum voraussichtlich verlangsamen wird.‘“
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Ihr BNP Paribas Team
Zürcher Trend
Vom 06. Januar 2015
Billiges Öl führt zu Kollateralschäden
„Einen Öl-Bond am Markt zu platzieren, ist derzeit ein Ding der Unmöglichkeit. Niemand fasst diesen Bereich an, da die Rate der Veränderung beim Ölpreis zu erheblichen Kollateralschäden führt. Wir erwarten eine Reihe von kleineren bis mittleren Konkursen in den kommenden Quartalen. Konkret: 37 von 38 amerikanischen Fracking-Feldern arbeiten aktuell unter ihrem Break-even. Das ist die ernüchternde Bilanz zum Jahresbeginn, die nichts anderes als 1:0 für die OPEC bedeutet. Die Konsequenzen sind leicht absehbar, denn die Öl-Branche ist nichts für Zartbesaitete. Arbeitet ein privat betriebenes Ölfeld nicht mehr gewinnbringend, wird das Bohrloch verschlossen und das Tor abgeschlossen. Es gibt bereits erste Prognosen, die für den Bundesstaat Texas eine Rezession in 2015 vorhersehen. Anders als der Rest der Börse sehen wir in dieser Situation jedoch nicht die Risiken, sondern vor allem Chancen. Denn der Abverkauf der Öl-Bonds wird auch eine Reihe von sehr guten Öl-Unternehmen treffen, deren Anleihen dann auf dem Tief zu Schnäppchenkursen aufgesammelt werden können.“
Darauf können wir uns einstellen
Die Redaktion von Platow Emerging Markets geht immerhin so weit, zu behaupten, Öl verändere die Hackordnung der Schwellenländer und Emerging Markets. Nun, das ist unschwer nachzuvollziehen.
Das Wall Street Journal befürchtet das Schrumpfen der globalen Weltwirtschaft durch den niedrigen Rohölpreis.
Einzig die Schweizer scheinen das Szenario, wie so häufig, gelassener zu nehmen. Die Experten vom Zürcher Trend wähnen zwar den Öl-Staat Texas bald in einer Rezession, womit die OPEC das Spiel gewonnen hätte, sehen aber gleichzeitig auch neue Chancen für Anleger hinter dem Horizont auftauchen. Denn nach dem verstärkten Abverkauf von Öl-Bonds sollten sich neue, günstige Einstiegschancen ergeben.
Rohstoffvorkommen und Branchenzugehörigkeit geben den Ausschlag
Wie man anhand der Experteneinschätzungen erkennen kann, hat der niedrige Rohölpreis sehr unterschiedliche Auswirkungen auf die einzelnen Volkswirtschaften und Märkte. Was bedeutet das für Börse und Wirtschaft? Nun, je nach Geographie, Im- oder Exportlastigkeit und natürlich nach nationalen Rohstoffressourcen kann es auf- oder abwärts gehen. Hier gilt es weiterhin, die Märkte genau, kritisch und sehr differenziert zu beobachten.
Für die Unternehmen werden die Auswirkungen vor allem branchenabhängig rüberkommen. Dass Ölkonzerne und Energieversorger wesentlich stärker und direkter von den Rohstoffpreisen abhängig sind als etwa die IT-Branche oder die Pharmaindustrie, erklärt sich von selbst.
Mit diesen Experteneinschätzungen wünsche ich Ihnen einen schönen Tag. Wir bleiben für Sie dran und beobachten die Entwicklung ganz genau.
Herzliche Grüße
Ihre
Martina Bisdorf
PS: Es gibt heute auch Positives zu vermelden: Die Aussicht auf eine allmähliche Straffung der Geldpolitik in den USA versetzte die Anleger in Jubellaune. Bereits vom Start weg konnte der DAX heute deutlich zulegen. Am Vormittag betrug das Plus rund 1,1%, ein Anstieg auf 9.620 Punkte. Damit bewegt sich der deutsche Leitindex weiter auf Erholungskurs.
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