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Ausgabe vom 07. Oktober 2014
- Bill Gross kostet die Allianz 4 Milliarden Euro
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Bill Gross kostet die Allianz 4 Milliarden Euro
von Cindy Ullmann
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL Like Follow
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
aus aktuellem Anlass möchte ich mich heute einer weiteren Börsen-Legende zuwenden. Einfach damit Sie sehen, welche Schlagkraft diese Spezies Mensch an den Finanzmärkten haben kann.
Denn, wenn sich eine lebende Börsen-Legende aus einem Unternehmen verabschiedet, das sie selbst gegründet und für das sie immerhin vier Jahrzehnte in der Führungsspitze gearbeitet hat, kann es ganz schön im Getriebe krachen.
Bond-König Bill Gross verlässt Pimco nach 40 Jahren
So geschehen bei der Investmentfonds-Gesellschaft Pimco, die immer noch mit dem Abgang ihres Star-Investors Bill Gross zu kämpfen hat. Denn am 26.09. hat der „Bond-König“ die Gesellschaft überraschend verlassen, um bei der Janus Capital Group den vergleichsweise winzigen Janus Global Unconstrained Bond (12,9 Mio. Dollar) zu betreuen.
Zum Vergleich: Der Pimco Total Return, den Gross 27 Jahre lang führte und mit dem er den Markt lange Zeit locker schlug, kommt auf ein Volumen von 202 Mrd. Dollar. Ja, wenn Gross den Daumen über bestimmten Staatsanleihen oder Hypothekenpapieren senkte, dann bewegte das die Kurse rund um den Globus. Die Anleger liefen ihm in den besten Zeiten die Türe ein.
Leider lief der Fonds in den letzten Jahren nicht mehr so erfolgreich und viele Investoren zogen ihre Gelder ab. Darüber hinaus oder auch deswegen gab es Unstimmigkeiten zwischen Gross und anderen Pimco-Fondsmanagern. Viele wollten Gross lieber heute als morgen auf der Straße sehen.
Doch welchen Einfluss sich Gross als erfolgreicher und hoch angesehener Investor in den über 40 Jahren bei Pimco aufgebaut hat, sieht man jetzt: Laut Morningstar ist die Loyalität zu Gross um einiges größer als die zu Pimco. Deshalb wundert es keinen, dass Anleger seit Bekanntgabe des Wechsels bereits 23,5 Mrd. Dollar aus dem Flaggschiff-Fonds Pimco Total Return abgezogen haben. Und das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange.
Die Janus Capital Group dürfte es freuen. Ihr Aktienkurs stieg nach Veröffentlichung des Wechsels um satte 45% nach oben.
Doch was macht den „Bond-König“ eigentlich aus?
Wenn man sich das Leben von Bill Gross so anschaut, erkennt man auf den ersten Blick nichts Außergewöhnliches. Er wird 1944 in Ohio geboren. Studiert dann mithilfe eines Stipendiums Psychologie an der berühmten Elite-Universität Duke University in Durham, die auch einfach „Harvard of the South“ genannt wird.
Nach einem einjährigen Militärdienst beginnt Gross das MBA-Programm der University of California in Los Angeles und schließt 1971 mit dem MBA ab. Außergewöhnlich ist sicher, dass er sich sein Studium als professioneller Black-Jack-Spieler in Las Vegas verdient hat. Ein Buch über Black-Jack verhalf ihm dazu, in nur vier Monaten aus 200 Dollar 10.000 Dollar zu machen.
1971 wird er dann Analyst beim Versicherer Pacific Mutual Life. Sein Anfangsgehalt beträgt 11.000 Dollar pro Jahr. Der Rest ist Geschichte.
Eine schnurgerade Uni-Karriere also? Vielleicht. Kennzeichnend ist sicher die fast manische Arbeitsweise, täglich das Beste aus sich herauszuholen.
Noch bei Pimco sah sein Tag so aus: Aufgestanden ist er um 3 Uhr morgens. Sofort sichtete er die asiatischen Märkte, da die Chinesen die größten Käufer von US-Staatsanleihen sind. Bereits gegen 7 Uhr saß Gross an seinem Schreibtisch in der Firmenzentrale. Gross hatte immer extrem hohe Ansprüche an sich selbst, aber auch an seine Mitarbeiter, die schon um 4.30 Uhr die ersten US-Börsenöffnungen beobachten mussten. Sein Motto:
„Die Herausforderung besteht jeden Tag aufs Neue darin, den Wettstreit gegen die Märkte zu gewinnen“
An dieser Lebensweise wird sich nicht viel geändert haben. Manisch ist auch sein Hang zu Briefmarken: Denn Gross ist einer der größten Briefmarkensammler weltweit. Die Sammlung ist so einmalig, dass das Smithsonian National Postal Museum 2013 die William H. Gross Stamp Gallery eröffnete. Der sportbesessene und gesundheitsbewusste Gross will einfach stets der Beste sein. Einmal rannte er sechs Marathon-Läufe in sechs Tagen.
Niemand hat jemals mehr Geld verwaltet als er. George Soros nicht und auch nicht Warren Buffett. Zwischen Soros und Gross gibt es einige Ähnlichkeiten. Beide sind „Anlage-Philosophen“, mit dem Unterschied, dass Soros seine Anlagestrategie nicht offen legt. Gross hingegen tut es. Obwohl Brancheninsider behaupten: „Gross tut, als ob er alle Karten offen legt, aber als weltgrößter Bond-Investor hat er viel mehr Karten als ein normaler Pokerspieler.“ Die besten Anlageideen habe er nach Yogasitzungen, sagt Gross:
„Wenn ich mich versenke und alles Nebensächliche wegschiebe, tritt das Wichtige hervor“
Nur eins mag er nicht: Reisen. Und so empfängt Investment-Legende Gross all seine Kunden in seinem Wohnort Newport Beach, einer kleinen Stadt eine halbe Flugstunde entfernt von Los Angeles. Nicht einmal für seinen deutschen Chef macht er hier eine Ausnahme.
Doch warum erzähle ich Ihnen dies alles? Ganz einfach, denn wie Sie vielleicht schon gehört haben, gehört Pimco seit 2000 zu 70% einem deutschen Versicherungskonzern, der Allianz. Diese stieg mit dem Kauf auf einen Schlag zum weltgrößten Vermögensverwalter auf.
Gross‘ Weggang kostet die Allianz 4 Milliarden Euro
Und hier liegt auch die Krux, denn die Allianz-Aktie stürzte am Tag der Bekanntgabe um 6% nach unten. Innerhalb von einer Stunde waren mehr als 4 Mrd. Euro an Börsenwert vernichtet worden. So schnell haben die Finanzmärkte auf den Weggang von Gross reagiert.
Eigentlich wäre dieses Szenario nicht allzu dramatisch. Trotzdem möchte man auf dieses Zubrot ungern verzichten. Denn je weniger Anlagegelder Pimco verwaltet, desto weniger Gebühren nimmt der Fonds ein - und desto geringer dürfte normalerweise auch der Gewinn sein, der Jahr für Jahr aus Kalifornien nach München überwiesen wird, auch wenn dies vielleicht nur Peanuts für die Allianz sind.
Wie bitter der Abgang von Gross für den Allianz-Konzern wirklich ist und welche Pfeile die Allianz noch im Köcher hat, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Smart Money Investor. Denn dort hat Chefredakteur Cliff Michel den Allianz-Konzern sehr genau unter die Lupe genommen. Lesen Sie sein Research jetzt in der aktuellen Ausgabe des Smart Money Investor. Jetzt den Smart Money Investor 30 Tage kostenlos testen!
Herzliche Grüße
Ihre
Cindy Ullmann
PS: In Zeiten von Niedrigzinsen befindet sich die Allianz ständig auf der Suche nach lukrativen Investments. Gerade wurde bekannt, dass der Konzern plant, in deutsche Autobahnen zu investieren, um hier die marode Infrastruktur etwas auf Vordermann zu bringen. 7% Rendite sind das Ziel. Der erste Schritt ist hier bereits getan, denn Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat den Allianz-Vorstand schon ins Beratergremium berufen. Jetzt Smart Money Investor 30 Tage kostenlos zum Test anfordern!
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