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Ausgabe vom 02. Oktober 2014
- Der Dispozins ist leider nicht im Keller
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Der Dispozins ist leider
nicht im Keller
von Martina Bisdorf
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL Like Follow
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
alle reden davon, dass die Zinsen im Keller sind und man für sein Erspartes noch nicht einmal eine Rendite bekommt, die die momentane Inflation ausgleicht und man am Ende des Tages durch die niedrigere Kaufkraft ein Minus am Konto hat. Doch ein Zinsobjekt liegt immer noch in schwindelerregender Höhe und zwar der Dispozins. Es ist der Zins der Banken von ihren Kunden verlangen, wenn diese ihre Girokonten überziehen.
Verbraucherschützer rüffeln Abzocke
Bei einer Untersuchung der Stiftung Warentest Mitte September 2014 wurde festgestellt, dass der Dispozins von rund 1.500 untersuchten Banken im Schnitt über 10% lag. Damit haben die Banken in keinster Weise darauf reagiert, dass sie sich das Geld aktuell praktisch umsonst bei der Europäischen Zentralbank (EZB) leihen können. Ein zweistelliger Dispozinssatz sei nach Meinung der Verbraucherschützer eindeutig zu hoch. Sie bemängelten zudem die fehlende Transparenz der Geldinstitute. In manchen Filialen sind die Preisaushänge demnach unauffindbar und auch im Internet veröffentlichen sehr viele Banken den Dispozins nicht.
Gesetz für Transparenzverpflichtung
Angesichts dieser Tatsachen droht Bundesjustizminister Heiko Maas den Banken jetzt mit einem Gesetz. Dieses Gesetz soll die Banken verpflichten, ihre Dispozinssätze auf ihren Internetseiten zu veröffentlichen. Mit dieser geplanten Transparenzverpflichtung wird es dann nach Ansicht von Maas nicht lange dauern, bis es die ersten Vergleichsportale gibt, die für den Verbraucher sehr nachvollziehbar machen, was er wo zahlt. Über solche Portale ist es dann auch für den Kunden leichter, sich für die Bank zu entscheiden, die im Verhältnis auch angemessene Zinsen verlangt. Außerdem will der Justizminister die Banken, Sparkassen und Volksbanken gesetzlich zu Beratungsgesprächen mit den Kunden verpflichten, die mit ihrem Konto ständig im Minus sind. Sie sollen dabei den Kunden „Wege aus der Dispofalle“ aufzeigen.
Klar, der Vorteil eines Dispokredits ist, dass er in der Regel nicht erst beantragt werden muss, sondern sofort verfügbar ist. Die Zinszahlungen verringern sich zudem mit jedem Zahlungseingang auf dem Girokonto; es gibt keine festen monatlichen Raten zur Rückzahlung. Nachteil ist allerdings die Zinshöhe. Außerdem können Banken Dispokredite kurzfristig kündigen und zurückfordern, etwa wenn sie Zweifel an der Zahlungsfähigkeit eines Kunden bekommen.
Überprüfen Sie grundsätzlich die Höhe Ihrer Kontogebühren
Als Kunde können Sie mit ihrem Institut vereinbaren, dass ein Konto nicht überzogen werden darf. Finanzexperten raten aber dazu, zumindest einen Dispo-Rahmen von 500 Euro einzurichten. So ist es möglich, dass regelmäßig fällige Beträge wie Telefonrechnungen auch während einer Urlaubsreise abgebucht werden können. Dadurch lassen sich unter Umständen teure Mahngebühren sparen, welche die Kosten für Dispozinsen eventuell übersteigen. Zudem ist es Bankkunden gestattet, auch über die Höhe des Dispozinssatzes zu verhandeln. Zudem gibt es spezielle Girokonto-Typen wie Kinderkonten, die als reine Guthabenkonten angeboten werden und nicht überzogen werden können. Die jungen Bankkunden können somit nicht ins Minus rutschen.
Bei größeren Ausgaben raten Verbraucherschützer aber davon ab, das Girokonto dauerhaft zu überziehen. Sie empfehlen einen Raten- oder Abrufkredit mit niedrigeren Zinsen. Ratenkredite sind Darlehen über eine bestimmte Summe und einen bestimmten Zinssatz, die in einem festen Zeitraum zurückgezahlt werden. Abrufkredite funktionieren ähnlich wie Dispokredite mit einem Kreditrahmen, jedoch muss meist monatlich ein bestimmter Betrag zurückgezahlt werden.
Zum Schluss
Dass es bereits heute, ohne Gesetz, Möglichkeiten gibt, günstige Dispozinsen zu bekommen, zeigen einige überregionale Banken, wie z.B.: Deutsche Skatbank (4,9%), Evangelische Darlehensgenossenschaft (6,02%), Pax-Bank (6,79%). Bei einem Vergleich des Dispozins, sollte man aber nicht die sonstigen Kontogebühren außer acht lassen. Denn manche Banken haben verschiedene Kontotypen mit unterschiedlichen Zinsvarianten,
die teilweise auch schon unter 10% liegen, aber dafür nehmen sie extrem hohe sonstige Kontogebühren. Achten Sie daher immer auf die gesamte Gebührenstruktur Ihres Kontos.
Ich wünsche Ihnen einen erholsamen Tag der Deutschen Einheit und ein sonniges Wochenende
Ihre
Martina Bisdorf
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