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Ausgabe vom 03. September 2014
- Smart geht es auf der Internationalen Funkausstellung zu
- Zitat der Woche
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Smart geht es auf der Internationalen Funkausstellung zu
von Martina Bisdorf
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL Like Follow
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
dass mir die Technik an sich eher ein Gräuel ist, wissen meine Kollegen bereits zur Genüge. Nicht selten gibt das bei uns Anlass zu Späßen. (Die Hilfe kommt dann aber auch prompt!) Spätestens nach einer Systemumstellung in unserem Haus letzte Woche fühlte ich mich in meiner IT-Aversion bestätigt. Es dauert halt immer ein wenig, bis es so funktioniert wie es soll. Aber dann läuft alles viel schneller und einfacher. Ich sehe es ja ein und habe auch schon in den paar Tagen die Vorzüge der Neuerungen zu schätzen gelernt.
Da inzwischen die meisten Menschen nicht mehr auf die Annehmlichkeiten der modernen Technik verzichten möchten, gibt es auch genügend positive Meldungen und Innovationen aus der IT-Branche. Genau deshalb ist mir die Internationale Funkausstellung (Ifa) heute einen Blick wert, die diesen Freitag in Berlin ihre Pforten für die Öffentlichkeit öffnet. Schauen wir mal vorab, mit welchen technischen Neuheiten die weltgrößte Unterhaltungselektronik-Messe dieses Jahr aufwartet.
Hauptsache vernetzt – Smart is trendy
Eines steht jetzt schon fest: Die Ifa war noch nie so smart wie in diesem Jahr. Denn „mit dem Internet vernetzt“ (deutsche Bedeutung von smart) ist nahezu alles geworden, was uns umgibt: vom Mega-Fernseher über Haushaltsgeräte, Kleidungsstücke und intelligente Zahnbürsten. Neben dem Trend zur Vernetzung werden dort auch technologische Neuheiten wie Fernseher in vierfacher HD-Qualität präsentiert. Ferner setzen die Hersteller vor allem im Haushaltsbereich auf energiesparende Geräte. Doch über allem schwebt der Lifestyle.
Lifestyle im Fokus der Aussteller
Die internationalen Technik-Anbieter stellen zum Teil geheimnisumwoben ihre Neuerungen vor und setzen dabei vor allem auf Lifestyle und Mobilität. Jeder will zu jeder Zeit alles bedienen können, über alles verfügen können und möglichst alles unter Kontrolle haben. So scheint der chinesische Computerspezialist Lenovo Apple imitieren zu wollen, indem er geheimnisvoll auf seine Einladungen zur Pressekonferenz druckt: „Wir können auch nichts sagen.“ Denn auch Apple-Chef Jim Cook ließ sich ja noch nichts Konkretes für den 09. September entlocken. Folglich dürften die Chinesen einen Nachfolger des Smartphones VibeX im Gepäck haben. Man kann es nur ahnen…
Mehr Leichtigkeit - Mehr Lebensgefühl
Nicht nur mobil, sondern auch bequem wollen es die Menschen. So werden die Tablets immer dünner und lassen sich auf einer Fingerkuppe balancieren, wie Samsung mit einem gigantischen Poster demonstriert. Um das zu beweisen, hat der Elektronikkonzern eine 1.000 Quadratmeter große Lichtinstallation mitten in Berlin anbringen lassen, auf der das neue TabS präsentiert wird. 30 LED-Spots, -Fluter und -Bars lassen das Plakat dreidimensional erscheinen. Neben dem neuen TabS dürfte Samsung das Hybridgerät Note4 vorstellen – halb Tablet, halb Telefon mit einem Display von knapp sechs Zoll.
Smart is beautiful - Und gesund
Die smarten Fitness-Assistenten für´s Handgelenk, die für viele beim Joggen oder Fahrradfahren nicht mehr wegzudenken sind, sind inzwischen vom Taucherausrüstungs-Look zum schicken Accessoire mutiert. So machte die französische Firma Withings im Juni dieses Jahres mit der in der Schweiz gefertigten Uhr Activité den Anfang. Diese kann allerdings nicht viel mehr als die Vitalfunktionen überwachen.
Jetzt legt Samsung mit seiner Smartwatch nach. Die Gear 2 ist ein richtiges Smartphone am Handgelenk mit Mobilfunkchip und GPS-Satellitenortung. Es bietet Echtzeitfußgängernavigation mit Karten von Here (Nokia), dient als Fitnesstracker und bietet Funktionen wie Nike Running.
Lebensart dank filigraner Technik
Anfang 2014 kaufte Google bekanntermaßen die Firma Nest, die auf die Ausrüstung des „Smart Home“, also der intelligenten Steuerung für das durch und durch optimierte Zuhause spezialisiert ist, für 3,2 Mrd. Dollar. Und das hatte gute Gründe, denn das Haus der Zukunft ist voll vernetzt. Und da will man als Internet-Gigant natürlich von Anfang an dabei sein. Aber auch kleinere Firmen profitieren vom „Internet der Dinge“. So hat beispielweise das Münchner Unternehmen Tado eine Smartphone-App entwickelt, die die Raumtemperatur anpasst, wenn die Bewohner das Haus verlassen und die Heizung oder Klimaanlage startet, wenn sie auf dem Nachhauseweg sind.
Neben der praktischen Seite der Vernetzung sind es aber auch im Home-Bereich der Wunsch nach Schönem, das uns umgibt, nach Wellness-Effekten am Feierabend und das Gefühl, auch zu Hause an Lifestyle und Trends angebunden zu sein. Ob Musik- und Lichteffekte beim Öffnen des Wasserventils in der Dusche oder die Fernsteuerung von Jalousien und Leuchten, das Lebensgefühl zählt. Diverse Technologie-Unternehmen demonstrieren die Vernetzung sämtlicher Geräte im Haushalt über die bestehenden Stromleitungen. Diese funktioniert mittels kleiner Chips, die vom Computer oder Smartphone aus konfiguriert werden können.
Ob die neue Fernseh-Produklinie von Loewe oder der iPad-gesteuerte Kaffeeautomat von Philips… Selbst die Edelstahl-Küchen-Hightech mit samt den neusten Dampgarern, alles kommt intelligent und mit veredeltem Antlitz daher. Mal sehen, wann die neuen elektronischen Haushaltshilfen nach Aussehen bestellt werden können…
Energie-effiziente und genügsame Haushaltshilfen
Noch zählt für die Roboter im Putz-Einsatz als erstes die Effizienz. Und die Nachfrage steigt. Vor einigen Jahren galt die Firma iRobot noch als Exot auf der Funkausstellung. Inzwischen gibt es in diesem Bereich einige Anbieter. Und die genügsamen Arbeiter saugen unter den heimischen Sofas Staub und Krümel, finden ihre Ladestationen wieder und erkennen Stufen. Roboter haben inzwischen einen festen Platz im Ifa-Angebot. Das dürfte Kuka und Co. freuen.
Alles in allem dürfte sich ein Ausflug nach Berlin lohnen, nicht nur um das eigene Zuhause neu zu stylen. Sicher bekommt man dort auch ein Gefühl dafür, wie all diese technischen Innovationen die IT- und Technik-Unternehmen beflügeln dürften. Die namhaftesten unter den hier genannten finden Sie alle in den Depots unserer Publikationen: BÖRSEN-SPIEGEL und Das 100%-DEPOT.
Es grüßt Sie herzlich und kritisch zur Wochenmitte,
Ihre
Martina Bisdorf
PS: Gerade läuft die Meldung über den Ticker, dass sich die EU-Kommission Infineon vorgeknöpft hat. Wegen Preisabsprachen bei Spezialchips muss der Münchner Elektronik-Konzern laut den Medienangaben eine Strafe von 83 Mio. Euro zahlen. Der Halbleiter-Spezialist habe gegen das Wettbewerbsrecht verstoßen, teilte die Brüsseler Behörde mit. Immerhin dürften die oben genannten neuen Marktnischen auch dem Chiphersteller zugute kommen.
Zitat der Woche
„Eine Maschine kann die Arbeit von fünfzig gewöhnlichen Menschen leisten, aber sie kann nicht einen einzigen außergewöhnlichen ersetzen.“
Elbert Hubbard (amerikanischer Schriftsteller und Verleger, gest. 1915)
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