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Ausgabe vom 28. August 2014



  • United Internet steigt bei den Samwer-Brüdern ein
     


 



United Internet steigt bei den Samwer-Brüdern ein
   



 


von Martina Bisdorf
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die aktuelle Top-Empfehlung des
BÖRSEN-SPIEGEL, United Internet, macht in letzter Zeit vor allem durch den Einstieg bei der Online-Holding Rocket Internet von sich reden. Die 11%-Beteiligung an der Start-up-Schmiede der „berühmt berüchtigten“ Samwer-Brüder, für die United Internet-Vorstandschef Ralph Dommermuth 435 Mio Euro locker gemacht hat, ist allen Börsenmagazinen eine Meldung wert. Der Einstieg beim zentralen Unternehmen der derzeit erfolgreichsten deutschen Jungunternehmer wird für United Internet durchweg positiv bewertet.

Das meinen die Experten zur Synergie des Internet-Deals

Egbert Prior berichtet in seinem Börsendienst Prior Börse: „Wenn’s gut läuft, fährt Dommermuth einen dicken Gewinn ein. Ganz offensichtlich verspricht er sich von dem Rocket-Portfolio eine langfristig gute Wertentwicklung. Auch dürfte er zwischen Rocket und United Synergien erwarten.“

Jürgen Schmitt, Chefredakteur des
BÖRSEN-SPIEGEL und sein Team kommentieren den Deal so: „Die Beteiligung an Rocket Internet erachten wir aus strategischer Sicht als sinnvoll, da sich im Hinblick auf das Know-how des Start-up-Unternehmens insbesondere in den Schwellenländern zahlreiche Perspektiven ergeben sollten.“

In der WirtschaftsWoche ist über das „finanzakrobatische Meisterstück“ von United Internet zu lesen: „Auf dem Papier musste United Internet die stolze Summe von 435 Mio. Euro für das Aktienpaket berappen. Einen Teil davon – nämlich 102 Mio Euro – zahlte das Unternehmen aber nicht bar. Stattdessen erhielt Rocket Internet allerlei Start-up-Beteiligungen. In den eigenen Büchern hatte United Internet diese Anteile nicht mit 102 Mio. Euro bewertet, sondern nur mit 30 Mio. Euro. Davon profitieren auch die Samwers. Denn auch sie gaben ihre gemeinsam mit United Internet gehaltenen Anteile an den Start-ups im Tausch gegen zusätzliche Rocket-Internet-Aktien ab – ein klassischer Samwer-Deal.“

Also, von allen Seiten betrachtet kann man sagen, es stecken eine ganze Menge Synergie-Effekte in dem Geschäft, die durch den im September geplanten Börsengang von Rocket Internet beflügelt werden dürften.


Was verbirgt sich hinter Rocket Internet?

Die nüchterne Definition des Unternehmens lautet: Rocket Internet ist ein deutscher Inernetinkubator mit Beteiligungen an unterschiedlichen Internet-Start-ups, darunter beispielsweise Groupon oder die Partnerbörse eDarling. Rocket Internet geht Beteiligungen an jungen Internetunternehmen in deren Gründungsphase ein und stellt unterschiedliche Infrastrukturdienstleistungen (Büroräume, IT-Unterstützung, Marketingdienstleistungen etc.) sowie den Zugang zu einem Netzwerk aus Investoren bereit. Zum Geschäft gehört das Halten, Verwalten und gegebenenfalls Verkaufen der Beteiligungen.

Weniger kopflastig könnte man sagen: Rocket Internet sind „die Samwer-Brüder“ – respektive deren gigantische Start-up-Push-Maschine. Es ist die derzeitige „Erfolgsgeschichte made in Germany“ schlechthin. Die ebenso erfolgreichen wie umstrittenen Brüder Marc, Oliver und Alexander Samwer gründeten die Online-Holding 2007. Das Geschäftsmodell basiert auf dem systematischen Kopieren meist US-amerikanischer Erfolgsmodelle, dem Ausrollen und schnellen Weiterverkaufen der erprobten Online-Konzepte. Die Blaupause dazu lieferte das erste Unternehmen des Trios, Alando, das sie 1999 gründeten.


Globales Agieren bringt den Erfolg

Inzwischen erstreckt sich das „Samwer-Reich“ über den ganzen Globus und erweist sich als besonders gewinnbringend in den Schwellenländern, wo Start-ups groß im Kommen sind. Wie man in der Dokumentation von Frontal21 am Dienstagabend im ZDF hören konnte, gelingt es ihnen allerdings in den USA kaum Fuß zu fassen.

Dort sind die Kölner Brüder unbeliebt, weil sie nicht mit eigenen Ideen voran gehen, sondern sich auf das Kopieren bereits vorhandener Modelle spezialisiert haben. Das gilt in den USA, wo Start-ups mit eigenen, innovativen Ideen ein hohes Ansehen genießen und auch entsprechend gefördert werden, als nicht salonfähig. Demzufolge heißt es dort in Expertenkreisen, durch die skrupellose Vorgehensweise der Samwers eile deutschen Unternehmensgründern in Übersee generell ein schlechter Ruf voraus.
 
Erfolg macht eben nicht nur beliebt. Immerhin hat laut der Frontal21-Reportage kein deutscher Unternehmer-Clan in den vergangenen Jahren einen ähnlich steilen Aufstieg geschafft wie das „Patentrio“ der Web-Szene. Nicht umsonst heißt das frisch erschienene Buch über den Samwer-Clan „Die Paten des Internets“, geschrieben von Joel Kaczmarek, der jahrelang Wegbegleiter und enger Vertrauter der Brüder war.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und grüße Sie herzlich,

Ihre
Martina Bisdorf

PS: Wenn Sie mehr über die Biografie und das Erfolgsgeheimnis der Rocket Internet-Inhaber erfahren möchte, empfehle ich Ihnen, die Serie meiner Kollegin Cindy Ullmann über „Investoren-Legenden“, die am Dienstag hier im BÖRSEN-SPIEGELdaily mit Carl Icahn gestartet ist, aufmerksam zu verfolgen. Denn obwohl man die Samwer-Brüder sicher noch nicht zu den „Legenden“ unter den Investoren zählen kann, ist nicht auszuschließen, dass sie zu den Warren Buffetts von morgen zählen werden.

 



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