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Ausgabe vom 25. August 2014
- „Täubchen“-Stimmung in Jackson Hole
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„Täubchen“-Stimmung in Jackson Hole
von Martina Bisdorf
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL Like Follow
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
es ist genau so gekommen, wie die meisten Experten vermutet hatten, allen voran mein Kollege Cliff Michel, Chefredakteur des Smart Money Investor, der Ihnen am Freitag bereits prophezeit hat, dass sich an der lockeren Zinspolitik der Fed erst einmal nichts ändern werde: „Janet Yellen wird zu den ‚Obertäubchen‘ in der Fed gezählt, weil sie sich bisher nicht so positiv zu den Entwicklungen am Arbeitsmarkt geäußert hat und eher davon ausgeht, dass die guten Zahlen eine schlechte Basis haben. So wird sie die expansive Geldpolitik wohl erst einmal weiterführen.“
„Obertäubchen“ reagiert wie erwartet
Die Fed will ihren seit Jahren extrem niedrigen Leitzins nicht überstürzt anheben. Ein zu schnelles Vorgehen könne die Erholung auf dem Arbeitsmarkt hemmen, äußerte sich Fed-Chefin Janet Yellen auf der hochrangig besetzten Zentralbanker-Konferenz am Freitag in Jackson Hole/Wyoming. Sie erteilte damit auch Forderungen aus den eigenen Reihen eine Absage, die Zügel schon jetzt anzuziehen, weil die weltgrößte Volkswirtschaft angeblich wieder auf Touren sei und keine Unterstützung mehr brauche.
Die meisten Notenbanker befürworteten es auf der Konferenz, mit einer Anhebung noch zu warten, bis sich der Aufschwung weiter gefestigt hat. Aber es regte sich auch zunehmend Kritik an Yellens Zinspolitik: Die im Zinsausschuss nicht stimmberechtigte Chefin der Fed-Filiale von Kansas City, Esther George, plädierte offen für höhere Zinsen. Sie mahnte, nicht zu spät zu reagieren. Das Ziel der Vollbeschäftigung sei nah und das Preisniveau stabil. Der Chef der Fed von Atlanta, Dennis Lockhart, sagte, der zuständige Offenmarktausschuss müsse bei einer seiner nächsten Treffen mehr Klarheit zum Zeitplan schaffen.
Yellen hält Kritikern US-Arbeitsmarkt entgegen
Janet Yellen betonte, dass ihr der Arbeitsmarkt noch Sorgen bereite. Die Arbeitslosenquote in den USA ist zwar auf 6,2% gefallen - damit aber noch nicht im Bereich der angestrebten Vollbeschäftigung. Am Markt wird daher erst für Mitte 2015 mit einer Zinserhöhung gerechnet. Die Fed hält den Schlüsselzins seit Ende 2008 auf dem historisch niedrigen Niveau von 0 bis 0,25%. Die Notenbank hat ihre Bilanz durch zahlreiche Stützungsmaßnahmen nach der Finanzkrise auf mehr als 4,5 Bio. Dollar aufgebläht. Im Herbst sollen die letzten milliardenschweren Geldspritzen auslaufen.
Die Wachstumsschwäche in Europa wird in den USA zunehmend als Risiko für die Weltwirtschaft gesehen. Fed-Mitglied James Bullard kritisierte, die EZB müsse auf das Warnsignal der anhaltend niedrigen Inflation reagieren und sich entschiedener gegen eine Rezession stemmen. Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Chef Mario Draghi, räumte ein, dass ein weiterer Rückgang der Inflation Risiken für die Preisstabilität mit sich bringe. Darauf werde man aber antworten. Die geringe Teuerung sei hauptsächlich auf temporäre Faktoren zurückzuführen, wie etwa die Energiepreise und die Ukraine-Krise, so Draghi weiter.
Wachstumsschwäche in Europa als Risiko für die Weltwirtschaft?
Die Inflationsrate in den 18 Euro-Ländern war im Juli auf 0,4% gefallen und lag damit deutlich unter dem EZB-Ziel von knapp 2%. Für den August erwarten Analysten sogar nur 0,3%. Auf breiter Front fallende Preise können die Wirtschaft generell auf lange Zeit lähmen. Verbraucher konsumieren dann weniger, weil sie mit noch niedrigeren Preisen in der Zukunft rechnen. Unternehmen schieben Investitionen auf.
Japan kämpft zum Beispiel seit 20 Jahren immer wieder gegen eine solche Deflation. Der Chef der dortigen Notenbank, Haruhiko Kuroda, sagte in Wyoming, er werde den aggressiven Kurs mit den milliardenschweren Geldspritzen noch einige Zeit fortführen müssen. Die Maßnahmen zeigten bereits Wirkung.
EZB wartet ab und setzt weiter auf Geldspritzen
Auch EZB-Chef Mario Draghi betonte, zunächst abwarten zu wollen. Er sei zuversichtlich, dass die von der EZB im Sommer in Aussicht gestellten zusätzlichen Geldspritzen für eine stärkere Kreditvergabe der Banken sorgen würden. Zudem werde sich der Euro-Wechselkurs positiv auswirken.
Dieser liege gegenüber dem Dollar derzeit auf dem niedrigsten Stand seit September 2013. Die EZB sei bei Bedarf zu weiteren - auch unkonventionellen Maßnahmen - bereit. Auf Forderungen von einigen Politikern und Ökonomen nach massiven Wertpapierkäufen ging Draghi nicht ein. Es bleibt also, als hätten wir es nicht geahnt, erst einmal alles beim Alten.
Damit wünsche ich Ihnen einen guten Start in die Woche und grüße Sie herzlich,
Ihre
Martina Bisdorf
PS: Bleiben wir bei der Kaufkraft, dem wohl entscheidenden Faktor für die Konjunktur: Eine Studie des IW Köln hat aktuell belegt, wo im Wohlstandsland Deutschland die größte Armut herrscht: Dabei ist Köln mit 26% verarmter Bevölkerung der Spitzenreiter, gefolgt von Dortmund vor West-Berlin. Aber auch in den als Wirtschaftsmetropolen geltenden Städten ist das Ergebnis erschreckend: So leben in Frankfurt und Düsseldorf 23% der Einwohner in Armut.
Ihre BÖRSEN-SPIEGEL-Woche im Überblick
Montag, 25. August 2014
Konjunkturdaten:
10:00 Deutschland: Ifo-Geschäftsklimaindex 08/14
11:30 Deutschland: Geldmarktpapiere, Laufzeit: 12 Jahre
14:30 USA: CFNA-Index 07/14
16:00 USA: Verkauf neuer Häuser 07/1
Hinweis:
Großbritannien: Feiertag, Börse geschlossen
Dienstag, 26. August 2014
Konjunkturdaten:
14:30 USA: Auftragseingang langlebige Güter 07/14
15:00 USA: Case Shiller Index 06/14
16:00 USA: Verbrauchervertrauen 08/14
Unternehmensdaten:
Europa:
Schweiz: Straumann: Halbjahreszahlen (07:00)
Österreich: Vienna Insurance: Halbjahreszahlen (08:00)
USA:
Best Buy: Q2-Zahlen
Sonstige Termine:
Weißrussland: Gipfel der Eurasischen Zollunion, Treffen von Putin mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko. Erwartet werden auch die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sowie Energiekommissar Günther Oettinger und Handelskommissar Karel De Gucht, Minsk
Mittwoch, 27. August 2014
Konjunkturdaten:
Deutschland: Statistisches Bundesamt: Außenhandelspreise 07/14 (08:00)
Deutschland: GfK-Konsumklima 09/14 (08:00)
16:30 USA: Energieministerium Ölbericht (Woche)
Unternehmensdaten:
Deutschland:
Schaeffler: Q2-Zahlen
CTS Eventim: Halbjahreszahlen
Europa:
Schweiz: Emmi: Halbjahreszahlen 07:00
Schweiz: Flughafen Zürich: Halbjahreszahlen 07:00
Italien: De Longhi: Halbjahreszahlen
USA:
Tiffany & Co: Q2-Zahlen
Donnerstag, 28. August 2014
Konjunkturdaten:
Deutschland: Arbeitslosenzahlen 08/14 (09:55)
14:00 Deutschland: Statistisches Bundesamt: Verbraucherpreise 08/14 (vorläufig)
10:00 EU: Geldmenge M3 07/14
11:00 EU: Verbrauchervertrauen 08/14 (endgültig)
11:00 EU: Geschäftsklima 08/14
11:00 EU: Wirtschaftsvertrauen 08/14
14:30 USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe (Woche)
14:30 USA: BIP Q2/14 (2. Veröffentlichung)
16:00 USA: Schwebende Hausverkäufe 07/14
Unternehmensdaten:
Deutschland:
Fielmann: Q2-Zahlen (endgültig) (07:30)
Bijou Brigitte: Halbjahreszahlen
NordLB: Halbjahreszahlen
Europa:
Schweiz: Baloise: Halbjahreszahlen (07:00)
Schweiz: Givaudan: Halbjahres-Pk, Zürich (10:00)
Frankreich: Vivendi: Q2-Zahlen (07:30)
Frankreich: Bouygues: Q2-Zahlen (07:30)
Frankreich: Veolia: Halbjahreszahlen (08:30)
Frankreich: Pernod-Ricard: Jahreszahlen und -umsatz
Österreich: C.A.T. Oil: Q2-Zahlen
USA:
Abercrombie & Fitch: Q2-Zahlen
Sonstige Termine:
11:00 Deutschland: Elektronikmesse IFA (05. bis 10.09.) Pk zu nationaler Marktentwicklung und Produkten, Berlin
Freitag, 29. August 2014
Konjunkturdaten:
08:00 Deutschland: Statistisches Bundesamt: Einzelhandelsumsatz 07/14
08:00 Deutschland: Statistisches Bundesamt: Großhandelsumsatz Q2/14
11:00 EU: Arbeitslosenzahlen 07/14
11:00 EU: Verbraucherpreise 08/14
14:30 USA: Persönliche Einkommen und Ausgaben 07/14
15:45 USA: Chicago Einkaufsmanagerindex 08/14
15:55 USA: Uni Michigan Verbrauchervertrauen 08/14
Unternehmensdaten:
Deutschland:
Fielmann: Analystenkonferenz
Bertelsmann: Halbjahreszahlen
DZ Bank: Halbjahreszahlen
Capital Stage: Halbjahreszahlen
Hermle: Halbjahreszahlen
Alno: Q2-Zahlen
Europa:
Österreich: Strabag: Q2-Zahlen (07:30)
Frankreich: Hermes: Halbjahreszahlen
Sonstige Termine:
11:00 Deutschland: Eröffnungs-Pk zum Start der Freizeitmesse Caravan Salon 2014, (bis 07.09.) Düsseldorf
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