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Ausgabe vom 14. August 2014



  • Das Forward-Darlehen – Für wen und wann lohnt es sich? 
     

 



Das Forward-Darlehen –
Für wen und wann lohnt es sich? 





 


von Martina Bisdorf
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow

Liebe Leserinnen, liebe Leser,    

wer träumt nicht irgendwann vom Eigenheim? Viele von Ihnen haben sich diesen Traum vielleicht schon erfüllt oder denken gerade über eine Immobilie als Wertanlage nach. Abgesehen von der Kapitalanlage in Aktien, die – wie gestern von mir erläutert - nach wie vor alternativlos bleibt, ist das sicher kein schlechter Gedanke. Schließlich hat das eigene Zuhause auch einen ideellen Wert.

Momentan sind ja die Hypothekenzinsen relativ niedrig. Es gibt Angebote, die unter 2% liegen. Doch, wie die Vergangenheit gezeigt hat, muss das nicht so bleiben. Denn wenn sich die konjunkturelle Lage wieder ändern sollte, werden die Hypothekenzinsen auch wieder steigen. Das macht auch die nachstehende Grafik deutlich, die eine Entwicklung der Hypothekenzinsen der letzten 40 Jahre abbildet.




Um sich den Niedrigzins für eine Anschlussfinanzierung zu sichern, hatte 1996 ein gewisser Dr. Klein eine gute Idee: Er erfand das Forward-Darlehen, mit dem man sich heute schon heute die günstigen Zinsen für morgen sichert. Das Forward-Darlehen stellt eine besondere Form der Anschlussfinanzierung dar. Es zeichnet sich in erster Linie durch zwei Merkmale aus:

Zum einen handelt es sich um ein Annuitäten-Darlehen, bei dem die monatliche Rate über die gesamte Laufzeit hinweg konstant bleibt. Zum anderen wird der Darlehensbetrag nicht direkt nach Vertragsabschluss ausgezahlt, sondern erst nach einer bestimmten Vorlaufzeit. Diese sogenannte Forward-Periode kann bis zu 60 Monate betragen.

Dies bedeutet: Mit dem Forward-Darlehen können Sie sich die heute günstigen Zinsen bis zu fünf Jahre vor Ablauf Ihrer aktuellen Zinsbindung für Ihre Anschlussfinanzierung sichern. Wenn für die Zukunft mit einem steigenden Zinsniveau zu rechnen ist, dann ist das Forward-Darlehen die passende Anschlussfinanzierung.


Das Prinzip

Das Funktionsprinzip des Forward-Darlehens ist folgendes: Der Kunde unterschreibt den Darlehensvertrag heute, ruft das Geld aber erst innerhalb nächsten 60 Monate ab. Für jeden Monat Wartezeit verlangen die Kreditgeber traditionell einen Zinsaufschlag. Üblich sind zur Zeit 0,02 bis 0,04 Prozentpunkte pro Monat Vorlaufzeit. Dieser sogenannte Forward-Aufschlag ist ein Aufschlag auf den aktuellen Zinssatz.

Beispiel: Ist der Zehn-Jahressatz derzeit bei 2,5% nominal p.a., dann käme für ein Forward-Darlehen ein Aufschlag von meist 0,025 % pro Monat dazu. Wenn also das Forward-Darlehen für 12 Monate abgeschlossen würde, wäre der Zinsaufschlag dann 12 x 0,025 % = 0,3 %. Und der Zinssatz demnach 2,8% nominal.


Lohnt ein Forward-Darlehen?

Das lohnt sich dann, wenn mit steigenden Zinsen zu rechnen ist, und der Forward-Aufschlag niedrig ist. Viele Immobilienbauer oder -besitzer kümmern sich nachweislich erst in letzter Minute um einen Kredit beziehungsweise um eine notwendige Anschlussfinanzierung. „Der frühe Vogel fängt den Wurm“, könnte in diesem Bereich jedoch ein hilfreicher Sinnspruch sein. Denn gerade in einer Tiefzinsphase kann frühzeitiges Handeln für die Zukunft einen enormen Gewinn bedeuten, welcher wiederum zur Reduzierung monatlicher Belastungen oder für eine erhöhte Tilgung und damit eine verminderte Restlaufzeit eingesetzt werden könnte.

Nachdenken sollte man aber auch über mögliche Nachteile eines Forward-Darlehens: Niemand kann in die Zukunft schauen. Und innerhalb einer sehr lang gewählten Vorlaufzeit kann viel geschehen. Vorzeitige Darlehenskündigungen sind nur in Sonderfällen möglich und beinhalten in der Regel auch Vorfälligkeitsentschädigungen. Experten raten deshalb in der Regel dazu, die Forward-Periode geringer und damit überschaubarer zu halten als maximal möglich.


Tipps der Experten

Baufinanzierungsexperte Friedrich Brönner rechnet mittelfristig mit wieder steigenden Zinsen und rät, wenn in den nächsten 6 bis 60 Monaten eine Anschlussfinanzierung nötig werden sollte, solle man sich besser an einen Vermittler wenden als direkt an eine Bank - diese hat nur eine Kondition, der Baufinanzierungsvermittler hat immer eine größere Auswahl an Bankpartnern, die Forward-Darlehen anbieten.

Der Finanzexperte Max Herbst kommentiert die derzeitige Lage so: „Mit Forward-Darlehen ist es so eine Sache: Je höher der Zinsaufschlag beim Hypothekenzins wird, den man erst in der Zukunft in Anspruch nehmen will, desto unattraktiver erscheint das Vorgehen für Immobilienbesitzer. Leider haben alle Banken die Aufschläge für Forward-Darlehen erhöht: Lange Zinsbindungszeiten sind zurzeit um einiges teurer als kurze Laufzeiten.“


Fazit

Rechtzeitiges Vergleichen kann sich lohnen. Das Internet bietet viele Möglichkeiten, sich die Bauzinsen unzähliger Banken vergleichsweise gegenüberstellen zu lassen. Desweiteren werden Bauzinsrechner angeboten, um kostenfrei unverbindliche Beispielrechnungen durchzuführen. Wer bereits weiß, wann ein Baukredit oder eine Anschlussfinanzierung benötigt wird, sollte sich frühzeitig mit dem aktuellen Zinsniveau auseinandersetzen. So kann auch die Möglichkeit eines Forward-Darlehens zur Zinssicherung rechtzeitig in Erwägung gezogen werden.

Herzliche Grüße

Ihre
Martina Bisdorf

PS: Die deutsche Wirtschaft ist im Frühjahr erstmals seit gut einem Jahr geschrumpft. Das Statistische Bundesamt teilte heute mit, dass wegen des schwächelnden Außenhandels und sinkender Investitionen das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen April und Juni um 0,2% zum Vorquartal gesunken sei.




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